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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 137 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Nationalitäten; in dem gleichen Sinne nahm der bisherige Bozener Zivilkommissar Peter iongo Stellung, der sich wegen seiner versöhnlichen Haltung bei der deutschen Bevölkerung aufrichtige Sympathien erworben hatte und eben deswegen ins Generalkommissariat gezogen wurde. So fand eine Deputation der Meran er Deutschen in Trient ein williges Ohr, als sie gleich nach Credaros Amtsantritt die Öffnung der Sperre am Brenner, die staatliche Unterstützung der deutschen Mittelschulen und die Wahrung der im Gebrauch

befindlichen Selbstverwaltungs einrichtungen erbat. Ein Alpdruck fiel von der deutschen Bevölke rung, als der hermetische Abschluß ein Ende nahm, als Nordtiroler und andere Zeitungen wieder ins Land kamen und als in Südtirol selbst auch die deutsche Presse sich wieder frei und nahezu unbe schränkt äußern durfte. Den entscheidenden Schritt tat Credaro dann mit dem Entschluß, die italienischen Namen der Eisenbahn stationen zurückzuziehen und die alten deutschen Namen, wenn auch teilweise unter Hinzufügung

der italienischen Umbenennung, wieder einzusetzen. Auch sonst trat die deutsche Sprache in die frühere Geltung zurück. Das Generalkommissariat selbst bediente sich in seinen dienstlichen Schreiben und Weisungen an die Behörden im deutschen Sprachgebiet der deutschen Aufschrift. Die Post nahm wieder ein völlig deutsches Gesicht an und auch an dem deutschen

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 317 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Feststellung, wenn der mutige Mann dahin der Wahrheit die Ehre gab, daß Südtirol seit i3oo Jahren von Deut schen beherrscht und bevölkert sei, daß die vorangegangene römi sche Herrschaft wenig tiefe Spuren hinterlassen habe und daß Italien heute mit Deutschen in seinem Hause rechnen müsse. Die Brenner grenze erklärte auch Guerrini aus strategischen Gründen für erforder lich, aber dadurch würden völkisch-politische Fragen in keiner Weise berührt und noch weniger beseitigt. Wie sollten nun die im italieni

schen Hause eingeschlossenen Deutschen behandelt werden? Ein Ir- redentismus und eine Verbindung der deutschen Bevölkerung mit dem deutschen Reich sei nicht zu dulden. „Wenn aber diese Deut schen sich damit begnügen, ihre eigene Sprache, ihre Kultur, ihren deutschen Charakter, die eigenen Überlieferungen zu verteidigen, so kann und muß das ihnen zugebilligt werden, denn es ist in keiner Weise schlecht.' Mißtrauen in einen zukünftigen Irredentismus sei unangebracht und Unterdrückung

im österreichischen Sinne sei dem italienischen Ansehen schädlich. Er sage vielmehr : „Solange die Deutschen im Etschlande geistig und kulturell Deutsche bleiben, braucht Italien kriegerischen Angriff vom Brenner wenig zu fürch ten. An dem Tage jedoch, da diese Deutschen Italiener an Gesin nung, Herz und Willen werden, wird der Brenner uns gefährlicher, weil ein eventueller deutscher Einbruch durch jenes alte Einfalltor ein gewaltiges Hindernis weniger vorfände.' Im weiteren kam der General auf den Zusammenhang

von Volkstum und Politik zu spre chen, und er bestritt, daß insbesondere zwischen Sprache und Politik ein notwendiger Zusammenhang bestehe, wobei er auf das Beispiel Preußen contra Österreich und das Gegenbeispiel der Zuneigung der französischen Bewohner des Aostatales zu Italien hinwies. Daraus seien klare Schlußfolgerungen zu ziehen; „Nach meiner Auffassung wird die gegenüber den deutschen Etschländern einzuschlagende Po- Ii er re, Südtirol 20

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 194 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
, das in dem königlichen De kret vom 18. November 1920 seine Formulierung erhielt und nach Abschluß des Rap allo-V er träges auch auf die adriatischen Gebiete ausgedehnt wurde, ließ diese Frage noch offen. Erst am 10. März 1921 fiel die Entscheidung. Das Wahlkreisdekret war ein ausge sprochenes Kompromiß zwischen den deutschen und den Trenlinep Forderungen. Noch zuletzt waren die beiden Lager in lauten Kund gebungen einander gegenübergetreten: in Trient hatten die Tren- tiner Gemeindevorsteher getagt, in Neumarkt

die deutschen Ver treter. Schließlich erfolgte die Regelung in der Weise, daß ent gegen den Wünschen der Trentiner und ihrer nationalistischen Hin termänner in Alt-Italien aus dem Südtiroler Gebiet zwei Wahlkreise gemacht wurden, aber auch den Forderungen der Deutschen wurde nicht voll entsprochen, indem das ladinische Gebiet dem italienisch- sprachigen zugeschlagen wurde. Immerhin hatten die Deutschen erreicht, daß das deutsche Sprachgebiet nördlich der Salurner Klause als Wahlkreis Bozen eine eigene

Vertretung von vier Kan didaten eingeräumt erhielt, so daß das sogenannte „gemischt-spra chige' Unterland ihnen zugerechnet war; ein schwerer Schlag für Tolomei, der die Entscheidung auch so empfand. Der größeren Einwohnerzahl entsprechend, waren dem Wahlkreis Trient, der ne ben dem ladinischen Gebiet auch die deutschen Sprachinseln süd-

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 19 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
genommen, so besaßen auch der Adel und die Städte des Südens in den Landständen das Überge wicht. Die kleinen Kommunen im Etsch- und Eisacktal waren reich und erfreuten sich einer ausgezeichneten Verwaltung. Der Südti roler Adel aber war besonders zahlreich und mächtig und Träger einer hochstehenden deutschen Kultur. Minnesang und ritterliches Leben blühten in den Burgen, die in dichtem Kranze die Lachenden Fluren umgaben. Das politische Leben Tirols hatte hier seinen Mit telpunkt

, und selbst als nach dem Aussterben des alten Grafenge schlechts die Regierung von Meran nach Innsbruck übersiedelte, blieb im Meraner Burggrafenamt das Schwergewicht des Landes. Inzwischen war die Besiedlung des Landes weiter vorgeschritten. In friedlichem Zusammenleben mit der räto-romanischen Bevöl kerung zogen die Deutschen, immer weiter in die Täler und Berge hinaufsteigend, die letzten Reste unbebauten Gebietes in die Kultur arbeit. Hatten die Räto-Romanen meist in Dörfern ihren Platz, so siedelten die Deutschen vorwiegend

in Einzelhöfen, und wie die Dorf- und Flurnamen demgemäß meist der räto-romanischen oder ladinischen Sprache angehören, so weisen die Hofnamen fast immer deutschen Charakter auf. Auch die Übernahme ladinischer Flur namen in die deutsche Sprache läßt darauf schließen, daß die vor dringenden Deutschen in friedlicher Expansion die ladinischen Ele mente in sich aufnahmen. So ergab sich als das Produkt einer mehr hundertjährigen Entwicklung, die in einzelnen Gebieten, wie im Vintschgau, erst im siebzehnten

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 195 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
KAMPF UM DIE WAHLKREISEINTEILUNG 183 lieh der Salurner Klause umfaßte, sieben Vertreter zuerkannt. Wa ren mit dieser Abgrenzung der Wahlkreise auch die Linien bezeich net, nach denen die Teilung des Gebietes in zwei Provinzen erfolgen sollte? Die Trentiner fürchteten es, nicht weniger aber auch die Deutschen, deren Forderungen über die Wahlkreisgrenzen hinaus griffen und die deshalb am 10. März noch zu dem Beschluß ge langt waren, dem einzigen Wahlkreis den Vorzug zu geben

, damit der endgültigen Festlegung der Verwaltungsgrenzen nicht vorge griffen würde. Die Entscheidung in der Wahlkreisfrage ließ offen, welche Partei sich größere Hoffnungen machen konnte. Vollends nach dem durch die Rede des Ministers Simons her vorgerufenen Zwischenfall, der das Vorhandensein eines deutschen Irredentismus enthüllt haben sollte, zeigten sich die Vorkämpfer der Italianität entschlossen, die unbefriedigenden Verhältnisse in Südtirol umzustürzen. So führte Tolomei unbeirrt seinen Kampf gegen das matte

System in Rom und Trient fort. So standen ihm die Italiener, die im deutschen Sprachgebiet der Etsch und Eisack saßen oder sich ansässig gemacht hatten, nach wie vor getreulich zur Seite. So schlug die nationalistische Presse immer entschiede nere Töne gegen den Widerstandswillen der Deutschen und ihren Rückhalt am deutschen Volkstum jenseits des Brenner an. Vor al lem aber warfen sich nun, wie in Alt-Italien so auch in Südtirol, die Mannen Mussolinis zu kampfbereiten Verfechtern der natio nalen

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 337 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
NEUE FASCHISTISCHE OFFENSIVE 325 erste Verwarnung, die ihn der Gefahr aussetzte, von dem scharfen Pressedekret des Vorjahres betroffen zu werden. Gleichzeitig ging man gegen die geheimen Verbände vor. Es fanden zahlreiche Haus suchungen bei faschistenfeindlichen Persönlichkeiten statt, im gro ßen und ganzen ohne Erfolg, und unter leeren Verdächtigungen wandte man sich gegen den deutschen Bauernbund, der eine Unter suchung über seine Tätigkeit und Vermögensverwaltung über sich ergehen lassen

ein, die, aus den gemeinsamen lokalen Interessen hervorgewachsen, eine Verständigung zwischen den beiden Bevölkerungsteilen erstrebte. Es erregte in den faschisti schen Kreisen nicht wenig Entrüstung, daß zu Jahresbeginn etwa hundert italienische Mitglieder aus der Bozener Handelskammer aus traten und eine neue wirtschaftliche Vereinigung bildeten, die sich die Zusammenarbeit mit der deutschen Kaufmannschaft zur Auf gabe machte. Vertreter der deutschen Handelskreise reichten ihnen die Hand, und es war immerhin

ein bedeutsamer Vorgang, daß Ende Januar eine gemischte Kommission unter Führung des deutschen Abgeordneten Dr. Tinzl und des faschistischen Abgeordneten Bar- duzzi sich nach Rom begab, um mit Mussolini und den einzelnen Fachministern über wichtige wirtschaftliche Fragen Südtirols Rück sprache zu nehmen. Es wurden insbesondere Wünsche hinsichtlich der Verlegung des Bozener Bahnhofs, des Baues der Stilfser Joch- und Vintschgaubahn, der Anlage von Automobilstraßen nach Bozen, Meran und dem Brenner

, der Gleichstellung der Bozener Handels schule mit den staatlichen Schulen, der Erleichterung einzelner in dustrieller Unternehmen und der Berücksichtigung der Südtiroler Erzeugnisse bei den Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland vorgebracht. Tinzl betonte bei dieser Gelegenheit von neuem die Bereitwilligkeit der deutschen Bevölkerung zur Mitarbeit an den

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 250 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
wieder die Initiative. Am 6. April bildete sich in Trient eine faschistische Provinzialvereinigung, die im Sinne der Trienter Einheitsprovinz mit italienischer Staats sprache und italienischem Unterricht auch hinsichtlich der Schulen alle autonomistischen deutschen Ansprüche zurückwies. Zahlreiche örtliche Demonstrationen, die sich in der gleichen Richtung beweg ten, gingen daneben her, und der Leiter des Zentralamts, Salata, wurde in Trient auf der Durchreise ausgepfiffen. In einer weiteren Versammlung wurde

in einer Osterbetrachtung der Auslegung ent gegentrat, daß die Südtiroler Deutschen die Vorkämpfer eines staatsgefährlichen „Pangermanismus' seien, und wenn er für sie lediglich den Begriff der Deutschtiroler oder der „Immer-Deut- schen' gelten ließ, die abseits von allem politischen Kampfe nur ihr Volkstum wahren wollten. Es besagte ebensowenig, daß die pro visorische Provinzialverwaltung Mitte Mai in übereinstimmendem Votum der Trienter und der deutschen Vertreter von neuem für die Provinzialautonomie eintrat

, und daß man in politisch einsichtigen Kreisen Alt-Italiens nach wie vor zwar keine Autonomie, wohl aber Dezentraiismus forderte. Mit dem vordringenden Nationalismus und Faschismus gewann der alte Zentralismus die Alleinherrschaft zu rück, und die autonomistischen Hoffnungen zerflatterten. Vollends die der Deutschen, Die neuen Kundgebungen gegen Italien, die im

7
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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 24 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
und seine Kultur, indem sie sich vielfach mit diesem mischten und die deut sche Sprache annahmen. Diese italienischen Sprachinseln auf deut schem Kulturboden hätten mühelos zurückgewonnen werden kön nen, wenn planvolle Abwehrmaßnahmen gegen die gefährliche Zu wanderung getroffen worden waren und wenn sich die Schutz bestrebungen der deutschen Verbände ihnen systematisch zugewandt hätten, die sich statt dessen auf die deutschen Sprachinseln südlich der Salurner Klause konzentrierten Auf dieser Grundlage führte

Tirol mit seinem Trienter Anhängsel in den letzten Jahrhunderten sein Dasein *, auf dieser Grundlage ent wickelte sich die Stammesart des deutschen Tirolers. Ein biederer Menschenschlag bäuerlichen Charakters formte sich zu einem festen und geschlossenen Typus. In dem schweren Kampfe mit den Ele menten des Hochgebirges erfüllte sich dieses urwüchsige Volk mit einer echt feindlichen Frömmigkeit und einem schlichten christ lichen Glauben, die in der engen Gemeinschaft zwischen Volk und Geistlichkeit

wie der als der mutige und opferwillige Verteidiger seines Landes, und zumal in dem Kampfe gegen Napoleon und seine Trabanten loderte der Freiheitsdrang eines selbstbewußten Gebirgsvolkes in hellen Flammen empor. Andreas Hofer, der Volksheld aus dem Passeicr- tal. gehört als der echte Ausdruck seines Tiroler Stammes der ganzen deutschen Nation, und von ihm als dem Symbol eines gegen die

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 165 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
LH ZZ ATT IS VERSPRECHUNG UND TRENTINER GEGENDRUCK 153 sei, daß inzwischen eine Autonomie dem deutschen Sonderleben gerecht werden solle und daß die angesehensten italienischen Staatsmänner die Dinge im Grunde nicht anders beurteilten als sie selbst. Bis in die Wahlperiode von 1921 und darüber hinaus spielten Luzzattis Äußerungen eine große Rolle: das gesamte Ver halten der Deutschen kann nur mit ihrer Kenntnis verstanden wer den, und es geht nicht an, diesen um ihr Volkstum ringenden Men schen

man mit Feuereifer daran, die Volksseele in Wallung zu bringen. Eine heftige Protestbewegung wurde eingeleitet, die auch nach Alt-Italien hinübergetragen wurde. In lauten Kundgebungen führte man darüber Klage, daß die Regie rung sich nur an die Deutschen gewandt habe, und es wurde ge fordert, daß weder eine Frage von konstitutioneller Bedeutung vor den Wahlen erledigt, noch daß ein Beschluß ohne die Zustimmung der Vertreter des Trentino gefaßt werde. Und wieder das gleiche Schauspiel! Auf die ihm überreichte

Protesterklärung erwiderte Gredaro, daß die Regierung „weit entfernt' sei, irgendeine be stimmte Entscheidung getroffen zu haben, und daß er die Forde rungen des Trentino unterstützen werde. Aber auch die deutsche Bevölkerung war nicht stille. Kaum hatten sich diese Vorgänge in Trient abgespielt, so versammelten sich am 9. Mai in Meran vor dem Denkmal Andreas Hofers 5ooo Personen, die sich mit Ti roler und deutschen Kokarden geschmückt hatten. In heftigen Re den wurde gegen die Vereinigung mit dem Trentino

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 216 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Achtes Kapitel WACHSENDE ENTFREMDUNG September bis Dezember 1921 Auf der Grundlage einer zunehmenden Verstimmung in Italien über die Entwickelung der Südtiroler Verhältnisse nahmen die Dinge ihren folgerichtigen Fortgang. Auch auf Salata und Gredaro selbst begannen die nationalen Kundgebungen Eindruck zu machen und die ablehnende Haltung der Deutschen kam dem entgegen. Sie fanden ihre guten Absichten mit Undank gelohnt und ließen sich so Schritt für Schritt für die Auffassung gewinnen

beitrug. Anfang September kam Salata nach Trienl und beriet mit den dortigen Senatoren und Abgeordneten in Gegenwart Credaros über die Gestaltung der zukünftigen Verhältnisse. Deutsche Vertreter waren zu der Besprechung geladen, blieben ihr aber fern. Auf die heftigen Angriffe der Trienter erwiderte Salata mit der Ableugnung der dem deutschen Verbände zuerkannten Autorität. Die unklugen Versprechungen, von denen die Rede sei, gingen nicht von der Re gierung aus; die sie im Munde führten

, würden der Bevölkerung gegenüber noch in eine unangenehme Lage kommen. Hinsichtlich der zukünftigen Verwaltungsregelung gab er die Erklärung, daß es bei dem Generalkommissariat in Trient, mit der Möglichkeit vonVize- kömmissaren im italienischen und deutschen Sprachgebiet, bleiben werde. Außerordentliche Landesausschüsse, die von der Regierung ernannt würden, sollten die den früheren Landtagen obliegenden Angelegenheiten zu erledigen haben. Gemeindewahlen sollten inner halb von vier Monaten nach allgemeinem gleichen

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 220 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
208 VlIL WACHSENDE ENTFREMDUNG „Zankapfel' zwischen Italien und Deutschland niemals zur Ruhe kommen zu lassen. Auch die österreichische Frage erhielt durch die Bildung der Kleinen Entente kein freundlicheres Gesicht, denn für Italien entstand durch sie eine unbequeme Konkurrenz in seinen Protektoratsbestrebungen gegenüber dem deutschen Rumpfstaat. Das kam bereits gelegentlich des Protokolls von Venedig Mitte Ok tober zum Ausdruck, als die römische Regierung zwischen Öster reich und Ungarn

hinsichtlich der Burgenlandfrage vermitteln wollte und dabei auf die vorbereitende Arbeit der Tschechoslowakei traf. Eben deshalb hätten gute Beziehungen zu Deutschland für Ita lien nur noch eine gesteigerte Bedeutung gewinnen müssen, aber im mer wieder wurde vergessen, daß Italien als Mittelmeerstaat nicht mit den Deutschen, sondern mit den Engländern, Franzosen und Slawen als Hauptgegnern zu rechnen hatte. In schicksalhaftem Fort schreiten wurde Südtirol der Angelpunkt der deutsch-italienischen

, sondern auch die Italiener selbst an den unbefriedigenden Verhältnissen Schuld seien; man sei zu faul und habe nur geschwatzt. Er verwarf dann die faschistischen Me thoden und empfahl ein vernünftiges, planvolles Vorgehen. „Es ist ein Wahnsinn, auf die Deutschen loszugehen, weil sie Deutsche sind, und eine Lächerlichkeit, zu glauben, sie würden sich in Kürze

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 266 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
254 X. DIE ANFÄNGE DER FASCHISTISCHEN HERRSCHAFT tober nahmen Salata und Credaro ihre Entlassung, doch versah der letzlere in Trient sein Ami weiter, bis die Nachfolgefrage ge regelt war. Ein Ministerrat beschloß, die Staatsautorität im Ober- etscher Gebiet um jeden Preis aufrecht zu erhalten und für Ende Oktober die Kammer einzuberufen. Einige Tage später wurde die Umwandlung des Trienter Gouvernements in eine Präfektur be schlossen, und es war eine belanglose Konzession an die deutschen

hatte die Vorgänge widerspruchslos hingenommen. Ohne Abwehrmittel mußte sie das verfassungswid rige Vorgehen der Faschisten dulden, und nur in Worten durfte sie der Hoffnung Ausdruck geben, daß andere Zeiten kommen würden. Insbesondere die Abgeordneten riefen zu besonnenem Verhalten auf, bezeichneten das friedliche Nebeneinanderleben der deutschen und italienischen Bevölkerung als die Richtschnur ihres Handelns und gaben der Erwartung Ausdruck, daß die Regierung doch einmal die Hand zu wirklichem Einvernehmen

dem italienischen Staat, forderte aber von der Regierung auch die unbedingte Wahrung der öffentlichen Ruhe und gesetzlichen Ordnung, da nur unter der geordneten Herrschaft des Gesetzes innerer Frieden und wirtschaftliche Blüte zu erreichen sei. Demgemäß verkündete man folgende Grundsätze: auf natio nalem Gebiete die ungeschmälerte Erhaltung des deutschen Volks-

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 50 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
selbst werde sich der Angliederung an Italien nicht widersetzen. Die Italiener im Trentino drängten zum italienischen Vaterlande, auch die Ladiner. Die Deutschen aber wür den sich zwar ungern einverleiben lassen, doch, einmal zu Italien gehörig, würden sie sich bald „versüdlichen'. Ihre Liebe zu Öster reich sei nicht allzu groß, und der Krieg werde sie mürbe machen ; auch werde man ihre aulonomistischen Neigungen benutzen können. Eine Erhebung im Stile des sympathischen Andreas Hofer sei nicht zu befürchten

, wenn man die religiösen Gefühle dieser Bergmen schen schone: „die Tiroler Bauern erwarten die Ankunft der Ita liener mit ruhigem Gemüt.' Selbstverständlich wird dabei die Zahl der Deutschen gegenüber derjenigen der Italiener und Ladiner noch geflissentlich herabgemindert; die einhundertaehtzigtausend Deut schen in Südtirol, mit denen auf italienischer Seite fortan operiert wurde, sind Tolomeis Erfindung. Mit besonderem Nachdruck behandelt Tolomei schließlich das militar-politische Problem. Zumal

unter dem strategischen Gesichts punkte sei die Brennergrenze unerläßlich. Ein geschlagenes, aber nicht gedemütigtes Deutschland möge sich mit den deutschen Pro vinzen Österreichs entschädigen ; Italien seinerseits müsse unweiger lich die natürlichen Grenzen erreichen. Die napoleonische Linie habe sich zwar auf der Grenze des reindeutschen und gemischtspra chigen Gebietes bewegt, und ihr entspreche einigermaßen die Grenze zwischen den Diözesen Trient und Brixen, aber jeder Italiener müsse hoffen, daß man dereinst

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 328 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
. Bei einem solchen Verfahren konnte es nicht wundernehmen, daß von 65 Abiturienten nur 5 die Prüfung bestan den. Dieses Resultat zu erzielen war offenbar der Zweck der Übung. Die Fragen, die den deutschen Prüflingen gestellt wurden, waren pädagogische Unsinnigkeiten. Wie sollte ein achtzehnjähriger jun ger Mann in der Lage sein, ein Thema wie „Politische Freiheit und nationale Einheit' schriftlich zu bearbeiten? Wie sollte er im stande sein, im mündlichen Examen sich über die Bahnen der äußer sten Monde, der Planeten

Uranus und Neptun zu äußern und dar über Auskunft zu geben, was die Figuren in San Vitale in Ravenna darstellen, was für Fresken Giottos sich in der Sakristei der Domini kanerkirche in Bozen befinden, wie die Märtyrer von Belfiore (1862) heißen, und welcher Unterschied zwischen der Ethik des Aristoteles und der Christi besteht. Es mußte Erbitterung hervorrufen, wenn die Schulverwaltung angesichts dieses provozierten Ergebnisses drohte, die deutschen Mittelschulen zu schließen, falls bei der nächsten

Unterricht in die zweite Klasse der Volksschulen vor, und neu hinzu trat die Schlie ßung sämtlicher deutscher Kindergärten. Zwar ging diese über den Wortlaut des Präfekturdekrcts vom 3. Mai hinaus, das die Anwen dung der fremden Sprache im Wechsel mit der italienischen aus drücklich da erlaubte, wo auch fremdsprachige Kinder die Kinder gärten besuchten, aber nicht einmal bei dieser Ungesetzlichkeit hatte es sein Bewenden. Auch die deutschen Spielstuben, von denen in

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 285 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
HINTERTREIBUNG DES AUSGLEICHS DURCH TRIENT 273 Das Programm war offensichtlich vom Willen zur Verständigung beherrscht und seine loyale Verwirklichung hätte wohl ein fried liches Zusammenleben der beiden Völker möglich gemacht. Mochte auf italienischer Seite die Rechnung dahinter stehen, daß man in nerhalb des so geschaffenen Rahmens, im langsamen Tempo der moralischen Eroberung, der 200000 Deutschen werde Herr wer den können; mochte auf deutscher Seite mancher berechtigte An spruch unerfüllt

. Barbesinos Vorgehen wurde von den nationalistisch-irredentistischen Kreisen Trients scharf kritisiert, und die faschistischen höheren Stellen sahen sich veranlaßt, in den Streit einzugreifen und die Angelegenheit vor den großen Rat der Partei zu bringen. Aber nicht so sehr faschistische Instanzen misch ten sich ein, sondern — wie es eine Kundgebung des Deutschen Ver bandes ausdrückte — vor allem ,.jene Kreise der Provinz Trient, für die die Fortdauer von Beunruhigung, Zank und Streit die po litische

in den Weg stellte. Tatsächlich gelang es ihm, den „Großen Rat' für seinen Standpunkt zu gewinnen, und in der Sitzung vom i4- März wurde das in Bozen zustande gekommene Abkommen ver worfen. Als Vorwand für diesen Beschluß konnte auch noch der Wahlkompromiß in Anspruch genommen werden, den Barbesino mit den Deutschen abgeschlossen hatte; der Provinzialsekretär Her re, Südtirol 18

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