¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
OPTIONSFRAGE UND WIRTSCHAFTLICHE VERHÄLTNISSE 181 sionen, die in Bozen und Merari gemischtsprachig zusammentraten, brachen Streitigkeiten aus, so daß sie schließlich aufgelöst werden mußten, und nur die rein deutschen Kommissionen in Bruneck, Brixen und Sehl anders arbeiteten ohne Störung, rief en ab er mit ihren Entscheidungen auf italienischer Seite Mißfallen hervor. Der Zudrang der Deutschen zur Option war stark, und das erweckte wieder den heftigen Unwillen der Vorkämpfer der Ilalianitat
, die am liebsten jeden Nordtiroler und Österreicher über die Brenner grenze abgeschoben hätten. Über diese Deutschen, die sich ent schlossen, in der neuen Heimat zu verbleiben, wurde von Tolomei und seinen Anhängern das Wort in Umlauf gebracht, das die wah ren Motive der Option offenbaren sollte: „Wir werden das troja nische Pferd im Schöße des italienischen Südtirol sein. Der Ab schluß dieser in das Privatleben der deutschen Bewohner tief ein greifenden Optionsangelegenheit zog sich über die nächsten Jahre
hin und hielt sie in ständiger Unruhe. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse verlangten eine entschie denere Stellungnahme des Staates, und hinsichtlich dieses Punktes halten die Deutschen in den Trentinern hilfsbereite Bundesgenos sen, ja vielfach hatten diese bei den wirtschaftlichen Beschwerden die Führung. Es war weniger in einer planvollen Politik als in dem für das Italien der Nachkriegszeit charakteristischen Schwanken begründet, daß Regierung wie Generalkommissariat
nach wie vor alle durchgreifenden Maßnahmen unterließen, und wenn einmal etwas geschah wie die Errichtung eines Kreditinstituts für die Ve nezia Tridentina, die im November in aller Stille erfolgte, so war die Anstalt dadurch gekennzeichnet, daß die Deutschen im Kura torium unvertreten blieben. Die Fragen der Aufwertung der öster reichischen Anleihen und der Behandlung der Kriegsanleihe-Beleh nung blieben ungeordnet und das wirkte um so nachteiliger, als das Wirtschaftsleben schweren Stockungen ausgesetzt