PALERMO 991 stanza, des Kaisers Gemahlin, in seine Hände ; aber er behandelte sie mit ritterlicher Galanterie und schenkte ihr hochherzig die Freiheit. Es schien als wollte der edle Zweig der Normannen in Tancred wieder aufblühen, denn er selbst hatte zwei Söhne, Roger und Wilhelm. Den Erstgeborenen, einen herrlichen Jüngling, hatte er mit Irene, des griechi schen Kaisers Isaak Angelus Tochter, vermählt und ihn bereits krönen lassen ; da starb Roger plötzlich im Jah re 1193. Dies Leid nahm
sich Tancred so zu Herzen, daß er dem Sohn am 20. Februar 1194 nachstarb. Es blieben nun als Erben sein letzter minderjähriger Sohn Wilhelm übrig, welcher in Palermo gekrönt ward, und drei Töchter Albina, Constanza und Mandonia. Die Vormundschaft führte die Witwe Tancreds, Sibylla. Unter diesen Umständen war es dem Kaiser Heinrich leicht, Sizilien zu erobern. Die Truppen Sibyllas wur den geschlagen, Messina, Catania und Syrakus fielen in des Kaisers Hand, die Barone traten auf seine Seite. Die unglückliche
Königin hatte sich mit ihren Kindern auf die feste Burg Calatabellota gerettet und erwartete hier in Angst die Ereignisse. Am 30.November 1194 war Heinrich in Palermo eingezogen, das ihn festlich empfing, mit Paukenschall und Jubelliedern das neue schwäbische Herrschergeschlecht begrüßend. Hierauf unterhandelte Sibylla, da sie sich treulos verlassen sah. Der junge Prinz Wilhelm, welchem der Kaiser die Grafschaft Lecce und das Fürstentum Tarent feierlich zugesprochen hatte, erschien vor Heinrich
und legte die Krone zu seinen Füßen nieder. Arglos waren die Unglücklichen in die Falle gegangen ; denn kaum hatte sich Heinrich krönen lassen, als er auf das listig aus gesprengte Gerücht einer Verschwörung gegen die An hänger des Normannenhauses und die unselige Fami lie seine barbarische Rache eidvergessen wüten ließ. Viele Barone und Geistliche wurden gemartert und hingerichtet, Sibylla mit ihren Kindern in den Kerker geworfen, der letzte Normanne, Wilhelm, geblendet ; dann wurde jene Königin