Festschrift zu Ehren Emil von Ottenthals.- (Schlern-Schriften ; 9)
wenigstens anfänglich einen Standpunkt eingenommen hatte, der jenem der oberitalienischen Bischöfe verwandt war, so könnte man vermuten, daß Fortunatas, der sich, vielleicht zu stark in dieser Sache exponiert hatte und der kaiserlichen Regierung in Italien mißliebig geworden war, sich auch aus diesen Gründen ins Franken reich begab. Fortunatas trat nach R 1 und R 2 seine Reise in Ravenna an, über schritt Po, Etsch und Brenta und begab sich zunächst in seine Heimat in der Gegend von Treviso
. Daß Fortunatas den Weg über die Ost alp e ji wählte und nicht den anscheinend empfehlenswerteren über das westliche Oberitalien und die Provence einschlug, der ihn mit Vermeidung des Barbarenlandes nur über romanisches Kulturgebiet nach Tours hätte bringen können, müßte an sich nicht notwendig auf eine von Anfang an bestehende Absicht, mit König Sigibert zusammenzutreffen, gedeutet werden 3 ). Da wir des Fortunatas Heimat im Venetianischen in der Gegend von Treviso und Ceneda zu suchen
haben und in derselben nahe Verwandte und Freunde des Dichters lebten, wie uns R 2 angibt, so liegt es nahe, daß er, der von Ravenna aus seine Reise antrat, noch von den Lieben in seiner Heimat Abschied nehmen wollte ; waren doch die Gefahren einer solchen Reise groß und die Rückkehr unsicher. Von der Trevisane! Gegend aus den Weg über die Ostalpen zu nehmen, um nach Tours zu gelangen, ist dann schon weit weniger auffallend, als von Ravenna aus diesen Weg ins Auge zu fassen. Der nächstliegende Weg, um aus der Trevisaner
Gegend nach Bayern und an die Donau zu gelangen, war die alte via Claudia Augusta. Der eine Zweig derselben führte von Altinum über Tarvisium nach Feltre und Trient, um hier mit dem andern Zweig, der von Hostilìa aus Po ausging, zusammenzutreffen. Von Trient folgte die Straße der Etsch aufwärts bis zum Reschen-Sch eideck, stieg von hier ins Imitai und ging dann über den Fern ins Alpenvorland und nach Augsburg, das ') Vgl. hierüber unten S. 400. 2 ) Vgl. Vita Martini V. 662 ; MG. Àuct, antiqu