Zur Tirolischen Literatur.- (Gesammelte Werke ; Bd.12)
. Sie hatte sich mit dem Gatten, einem schlichten, geraden Manne aus alter Fa milie bei Bozen, in früher Jugend Vermählt; bald um gab sie eine Schar blühender Kinder. Blond, mit klaren Augen, schlank und hochgewachsen, war sie die deutsche Frau, an die wir bei Walthers „durchblüemet und durchsüezet' denken dürfen; fröhlich von Natur, ließ sie sich wohl auch auf eine kleine Neckerei ein, ohne daß je ein unreiner Hauch ihr Wesen berührte. Ueber die „gartenlaubige' Prüderie der modernen deutschen Da men, welche ihre Bildung
aus der höheren TöchterschulE holen, hätte sie in ihrer lauteren Unbefangenheit nur gelächelt — eine Prüderie, die man freilich nur dem deutschen Schriftsteller gegenüber heuchelt. Auf ihre Bildung hatte Johannes Schuler, der Gatte ihrer Schwester, wesentlichen Einfluß; mit feinem Gefühle wußte sie zu erkennen und zu unterscheiden, so daß auch Männer auf ihr Wort hörten und ihr Urteil achteten. Ihre Schwägerin war die edle Cornelie Schuler, deren Briefe, reich an Geist und Gemüt, wohl zum Schönsten zählen
, was deutsche Frauenhand schrieb. In der Stadt, wo die Gräfin das Erbhaus der Familie