Reste deutschen Volkstumes südlich der Alpen : eine Studie über die deutschen Sprachinseln in Südtirol und Oberitalien.- (Vereinsschrift ; 1904,3)
Sarntale selber einmal ansehen. Von Bozen fuhr ich mit der Post an den Rebenhügeln und Burgen der Umgegend vorüber in das enge, teilweise schluchtartige Sarntal hinein und kam schließlich auf die grünen Matten von Sarnthein. Mit Interesse betrachtete ich hier diese blauäugigen, rotwangigen „Goten' in ihrer schmucken Tracht, dem kleinen, runden Hütchen, den großen, wie ein Panzer aussehenden Hosenträgern, dem derben Leinenhemde. Minder hübsch erschien mir die Tracht der „Bo tinnen', deren runde
, schwarze Filzhüte, bunte, breite Halstücher, kurze, schwarze Röcke lebhaft an die Tracht der ladinischen Täler erinnern. Das einfache, urkräftige Bauernleben im Sarntale ist freilich durch die moderne Kultur ebenfalls bedroht, und Originale wie der „Sarner Toni', der bei Bozen eine viel besuchte Wirtschaft unterhielt, werden nicht mehr allzu häufig zu finden sein. Doch ist noch genug des Boden ständigen und Volkstümlichen hier zu sehen. Die großen, behaglichen Bauernhäuser hatten meistens abgeschrägte
Geistlichkeit, dem deutschen Orden angehörig, erteilte mir in entgegenkommendster Weise Aufschluß. Nach Bozen zurückgekehrt, setzte ich die Fahrt fort durch das son nige Etschtal weiter gegen Süden. Pfirsich- und Mandelbäume trugen zarten Blütenschmuck; die Obstbäume sahen wie mit bläulichem Schleier umhüllt aus, was von der Bespritzung mit Kupferlösungen gegen die mancherlei pflanzlichen und tierischen Schädlinge herrührte. Branzoll und das von einer malerischen Ruine überragte Salurn, beide stark