¬Der¬ Deutschthümler : eine Erzählung aus dem Tiroler Volksleben
132 Nmche Herbstwinde. Der October im Jahre 1848 war in Wien rauh, sehr rauh, wie noch nie, nicht einmal zu den Türken-Zeiten, wo doch der Halbmond Wien umlagerte. Da kein Reichsrath mehr war, so wollten die Wiener auf ihre Faust reichsrathen und reichsthaten, für was waren sie die Hauptstädtler. Keck erhoben sie ihre Häupter und kümmerten sich weder um den Kaiser noch Radetzky; wie sollten sie sich mit einer Nationalgarde von mehr als M,i)W Mann commandieren und schikanieren lassen
- mählig um Wien. Da wendete sich die Wuih der Rothen gegen den Kriegsminister Latour; er war ja auch so ein Wsenfresser, der imstande wäre, auf das Volk schießen zu lassen. Nieder mit dein Tyrannen! Wo ist er? so lautete' die Parole der Blutdürstigen. — Und eine unabsehbare Menge von Wiener Narricaden-Mänuern strömte mit roth glühenden Gesichtern dem Kriegsmiu!sterinins-Gebäude am Hofe zu; das waren keine gemüthlichen Wiener mehr, sondern Männer und Weiber gleich den entfesselten Höllen- furien
, nicht Menschen waren es, sondern heulende, nach Blut lechzende Hyänen, Wien gab das Bild der Greuelseenen in Paris wieder. Latour horte das Brüllen vor den Fenstern: An die Laterne mit ihm! Sein Kaiser, seine Schützer waren ferne von ihm, er stand allein, wehr los. der glühende Strom schwoll heran, schon hörte er sein wildes Rauschen ; er floh entsetzt vor der rasenden Menge