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Autor:
Steub, Ludwig / von Ludwig Steub
Ort:
Braunschweig
Verlag:
Vieweg
Umfang:
VII, 252, 230, 264 S.. - 2. Ausg.
Sprache:
Deutsch
Anmerkungen:
Bd. 1 - 3 geb. in 1 Bd. - In Fraktur
Signatur:
I 93.250/1-3
Intern-ID:
218453
in das enge Gemach , und malte beiden zarte Rosen auf das bleiche Gesicht. Hier unter diesem Fenster, sagte Jörg, indem er das Mädchen schalkhast anblickte, hier stand ich einst in einer Mondscheinnacht — Bis daZ Fenster klang, unterbrach Walburg, bis das theure Bild — Das dir sehr ähnlich sah — aber gehst du denn um, mein Kind ? Schier möcht' ich's Zugeben, lächelte das Mädchen. In schönen Mondsch einnachten nämlich, wenn die Lüste mild sind, steige ich gerne in den Thurm her auf und sehe
mich an's Fenster und hänge meinen Gedanken nach. Zuweilen lege ich auch den Schleier um und schlüpfe in den weißen Temp'lermantel dort, dm Heinz einst hergebracht. Da komme ich mir dann Me ein übergcbliebeucs, geistgewordenes àrgfràulein aus den Zeiten, da es noch Ritter gab und die Deutschen geil Jerusalem fuhren, so daß mir mitunter ganz schauerlich zu MuH wird und ich mich vox mir selber fürchte. Und so saß ich damals schwärmend ill dem Mondenscheine und hörte plötzlich rufen: Chriemhilde
von Burguudcn, bist du noch am Leben? Das reiht mich auf und ich schaue schnell Zum Fenster hinaus und sehe unten eine Gestalt im Baumschatten stehen, die ich nicht