. Wo diejenige Grenze in den alpinen Formationen liegt, weiche wir in Deutschland zwischen Muschelkalk und Keuper ziehen, wissen wir desswegen nicht, weil die alpine Facies des Oberen Muschelkalkes (Halobien-Schichten) und der Keuperzeit in jeder Beziehung allzusehr abweicht von der deutschen. Wir haben daher für die alpinen Triasstufen zwischen der Zone mit Ehynchonella decurtata, welche sich durch zahlreiche Versteinerungen als gleichzeitig abgelagert mit dem deutschen oberen Wellenkalk verräth
, und der rhätischen Stufe mit Avicula contorta neue Bezeichnungen annehmen müssen. Die „Halobien-Schichten', unmittelbar aufgelagert dem Wellenkalk sind wahr scheinlich Aequivalente des Friedrichshaller Kalkes. Aber wie hoch hinauf noch der deutsche Muschelkalk in die höheren Glieder der alpinen Trias reicht, wann die Zeit begann, zu welcher in Deutschland die Lettenkohle sich bildete, sind wir bis jetzt nicht im Stande anzugeben. Aber können wir überhaupt irgend eine geologische Grenze für räumlich weit
entfernte Orte zeitlich identifiziren? Sind wir sicher, dass auch nur in Deutschland allerorts die Muschelkalkbildung gleichzeitig aufhörte und diejenige Ablagerung überall gleichzeitig entstand, welche wir Keuper nennen? Im Gregentheil, wir wissen, dass dies nicht der Fall sein kann; es wird absolute Identität niemals gefordert. Wenn wir daher für die Alpen als Grenze zwischen Muschelkalk und Keuper den Einschnitt annehmen, welcher die Halobien-Schichten und den Schierndolomit (resp. Wetterstein
- und Esinokalk) trennt, ein Einschnitt, dessen Bedeutung erhöht wird durch die Ausbrüche der Augitporphyre und den Absatz der St. Cassianer Tuffe, so sind wir uns bewusst, dass diese Grenze nicht ganz genau, sondern nur annähernd denselben Zeitpunkt bestimmt, wie in Deutschland. Diese Erwägungen haben daher die Mehrzahl der Alpen-Geologen bereits bewogen, als Keuper die drei alpinen Stufen Esinokalk, Raibier Schichten und Haupt Dolomit anzusprechen. Nur Mojsisovics hat es vorgezogen, dem alpinen Keuper
einen neuen Namen „Karnische Stufe' zu geben, und den Halobien-Schichten (Oberen Muschelkalk) den Namen „Norische Stufe'; wobei bemerkt sei, dass für die verschiedenen alpinen Faciesprovinzen die zwischen Norischer und Kar- nischer Stufe gezogenen Grenzen ebenso wenig als zeitlich ident nachzuweisen sind, wie die Grenzen zwischen Muschelkalk und Keuper für Deutschland und die Alpen. Die deutsche Trias ist geradeso nur eine besondere Facies dieser Formation, wie es die ver schiedenen alpinen