Walther von der Vogelweide in seiner Stellung zu Kaisertum und Hierarchie : ein Vortrag
deutschen Gut nur seinen welschen Schrein füllen. Damit habe er Alles, was er sonst Gutes gedichtet, selbst zu Richte gemacht. Mit dieser einen Rede seien Tausende betört worden, daß sie Gottes und des Papstes Gebot überhört hätten^). Aber wie mutig auch Walther für Kaiser und Reich gegen das Hierarchische Papsttum auftrat, wie viele er auch für dm nationalen Gedanken begeistern mochte, die Liebe zu Otto's Kaisertum hat er nicht in den deutschen Gemütern zu festigen vermocht. Wir erinnern
uns dabei, daß der Dichter ja auch selbst die Idee des Kaisertums ohne besondere Rücksicht auf den persönlichen Träger der Krone vertrat. Und des Welfen unredliche, aller edleren, ritterlichen Tugenden baare Persönlich keit war nicht gerade dazu geeignet, den deutschen Dichter, der mit so vielem Ernst in so vielen Liedern deutsche Zucht, deutsche Sitte und Ehrlichkeit predigte, an sich zu fesseln. Trotzdem scheint er lange zu ihm gehalten zu haben, auch dann noch, als längst dem jungen König Friedrich