St. Korbinian : eine Legende mit eingefügten historisch-archäologischen Anmerkungen
. Da gerieth die Frau dermasseu in Wuth, daß sie gegen den Capitan die Fäuste ballte und schrie : „Ver wegener, willst du mich höhnen? Ist solch BeuZelkraam meiner würdig? Zur Stelle laß alles Getreide in das Meer werfen, Zur Stelle, hörst du?' Der Capitän sagte: „Frau, bedenket, àas Ihr sprecht; Gottesgabe ist es und der hungrigen Augen Trost, was Ihr da zu zerstören befehlet.' Sie jedoch schrie noch grimmer: „Schweige, Thor, und thue ungesäumt, was ich haben will; in''s Wasser mit dem nichtsnutzigen
Zeuge, in/s Wasser!' Und sie ließ nimmer nach, bis das liebe Korn, das so vielen Armen den Hnnger abgenommen hätte, in das tiefe Meer ge schüttet war, alles, alles. Da erhob der Capitän die rechte Hand Zum Himmel und sprach: „Gott verzeiht es nicht, wenn man gegen die Armulh grausam ist; Er kann Euch für disse große Sunde schwer strafen und Euch in gleiches Elend führen, gegen welches Ihr so gar kein Erbarmen Zeigt!' Die Frau aber lachte voll Hohn überlaut auf, nahm einen goldnen Ring vom Finger
und sprach: „Ich bin es so gewiß, daß ichniemals in Armuth gerathen werde, als ich gewiß bin, daß dieser Ring, welchen ich jetzt in die Wogen schleudre, nie wieder aus dem dunklen Schooße des Meeres Zurückkehren wird!' Mit diesen Worten warf sie stolz den Ring in die blaue Fluth, und kehrte, als der letzte Sack mit Getreide in das Wasser versenkt war, Zurück in ihr Hans. Einige Zeit nachher kaufte sie zu einem Gastmahle einen großen, schönen Fisch, und als man ihn aus weidete, fand sich in seinem Innern