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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1876
Handbuch der Gemeinde-Ordnung und Gemeinde-Wahlordnung für die gefürstete Grafschaft Tirol
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Seite 135 von 284
Autor: Hoflacher, Anton [Hrsg.] / erläutert, mit Entscheidungen, Verordnungen und Formularien versehen, dann durch einen Anhang einschlägiger Gesetze ergänzt von Anton Hoflacher
Ort: Innsbruck
Verlag: Wagner
Umfang: 277 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol ; s.Gemeindeordnung ; f.Quelle
Signatur: 668
Intern-ID: 166213
richtungen in der Gemeinde zu leisten haben. Bezüglich der Letzteren liegt eine Entscheidung des Ministeriums des Innern vom 22. No vember 1872 Z. 17.221 über einen speziellen Fall vor, welche die Richtigkeit des Angeführten bestätiget. Umgekehrt wurde aber in einem Falle dem Kanzleivorsteher einer städtischen Sparkasse das Wählbarkeitsrecht zugesprochen. Da es sich hiebei wesentlich um die Stellung und Statuten der be treffenden Sparkasse handelt, wird die einschlägige Entscheidung des Ministeriums

des Innern vom 30. August 1873 Z. 14.920 (öster reichische Zeitschrift für Verwaltung 1873 Nr. 45) hier näher auf geführt: „Denn wenngleich — heißt cs in derselben — die Spar kasse in H. gemäß § 2 der Statuten von der Gemeinde H. unter ihrer Haftung errichtet worden ist, so sagt doch der 8 4 ausdrück lich, daß diese Sparkasse selbstständig und mit der Gemeinde H. nur durch deren Jngcrenz auf die Bestellung des Curatoriums (8 30 der Statuten) verbunden ist, und der 8 32 Punkt 7 be stimmt

, daß die Sparkassebeamten von dem Curatorium und nicht von der Gemeinde ernannt werden. Auch beziehen dieselben ihre Besoldung aus dem Sparkassefonde und nicht aus dem Gemeinde vermögen. JBft ferner« die Geschäfte eines Sparkassebeamten, selbst wenn die Sparkasse als ein Gemeindeinstitut angesehen werden sollte, keine Gemcindegeschäfle im Sinne des 8 10 Punkt 1 der W.-O. sind, so fehlen hier zwei der im Gesetze ausgesprochenen Bedingungen zur Ausnahme von der Wählbarkeit, nämlich die Be sorgung von eigentlichen

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 515 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
Bes ©ü&ciiü Gvidfrucht intctcüitcu, bic hier iu hochgethiirmten Körben zu Millionen cingeschisft wird, und so schweift sein dinge hinüber »ach den Gürten, die sic erzeugen, und die sich hinter der hellschimmernden freundlichen Stadt, welche mit einer glänzenden Palastrcihe bis dicht an die Wellen tritt, anfthiirmen. Terrassenförmig erheben sich die Berge da, >vo sich von der Häuserinasse der Stadt einzelne ummauerte Paläste, Thürme, palinenbesehte Villen, Garienhänser, Winzerhiittcn losläsen

, deren letzte im dichten Grün verschwinden oder sich in dunkel» Waldthnlcrn verlieren. Jener volle dunkle Kranz, der Alles umrahmt, ist gewunden aus den Orangen- haincn Mcssina's, und in sie hinein hat die mönchische Nvmantik des Mittelalters ihre iveitschancnden stolzen Klöster gebaut, deren herrlichstes auf jenem Monte de! Cappnccini mit großem Blick auf Meer und Stadt thront. Aber die Stadt gehört dein Meer, und so drängt sich ihr Leben an diesem zusammen, und ihr Gebiet schneidet

selbst mit scharfer Sichel in dieses hinein. Davon, von dieser geschwungenen Landzunge, hieß die Stadt, welche auf ihrer äußerste» Spitze den Leuchtthurm trägt, iui Mterthmn Zankte. Jetzt nennt sie das stolze Beivnßt- sein ihrer Bürger „Ln. nobile“, wie sich Genova, die norditalische Schivestcr, „La superba“ nennt. Die Stadt ist sich auch ihrer Geschichte gar tvohl bewußt, und der Schmuck ihres Gewandes ist aus tausend alten und ältesten Reminisccnzcn zusammengesetzt. Sie blühte zu Zeiten, da die Hellenen

nach Herren waren, selbst den erobernden Römern galt sie noch als ztvcite Stadt im Lande. Den Arabern tuar sie ein Licblingskind, und sie schmückten sic mit reichen Bauwerken ihrer Kunst. Die Normannen kamen, und Messina war der Edelsteiir in der Krone ihrer Herrscher. Alle Nationen kamen und buhlten um die reizende Mecrsircne, und so tvard sie verwöhnt, launisch und iibermiithig, und will heute, tuo ihr der Brautschleier zerrissen wurde und das Leben der Hausfrau beginnen soll, noch nicht so recht

der Catalfano, rechts der prangende Pellcgrinv, das strahlende Palermo a»S, schaust du von seiner Mauerbrüstung in die durch nichts unterbrochene unbegränztc Ebene des Meeres hinaus, das sich in träumerischer Brandung leise zu deinen Füßen bricht, so magst du wohl die geliebte Ncapolis vergesse», und gibst vielleicht der Stadt an, Mvnte Pellcgrinv die Krone. Die Gemente, ans denen Palermo sich aufbaut, sind dieselben wie bei Neapel: Meer und Land, und Mcnschcmvcrk an und auf jenen. Das Meer erscheint

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Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 98 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
©o urthcilt bn§ heutige Geschlecht und wir haben cS fast darüber vergessen (über dieser einen Gestalt, die ganz der Neuzeit angchört), wie uralt eigentlich die Erinnerungen und der Ruhm dieser stolzen Veste sind, >vic viel andere große Nanren hinter den Wallen Mantna's ihre Heimat suchen. Denn in vollem Maße theilt diese Stadt die Eigenart, die >vir den meisten Städten Obcritalicns vindicirtcn; ihre Geschichte ist mächtiger als die Geschichte so manchen Staätcs. Fast jede zählt Geschlechter

des römischen Kaiserreiches folgten, an all' den Thaten und Leiden, die das Mittelalter über Italien brachte, hatte Mantua seinen vollen Thcil. War cs doch hier, wo Alboin und Antharis das Sccptcr schwangen, wo die deutschen Kaiser, lucnn sic auf ihren Römcrzngen die Lombardei durcheilten, so gerne einen Rasttag hielten! Erbittert stritten um den Besitz der Stadt Heinrich IV. und die Gräfin Mathilde, Hildcbrands mächtige Freundin; blutig ward in den Straßen gekämpft von den mächtigen Adclshänptern

. Betrachten wir die Stadt in ihrer äußeren Lage, so ist sie auf zwei Inseln des Mincio errichtet, der sich hier inächtig nnfgcstnut itnb wie ein Sec die Stadt nmgiirtct. Fünf gewaltige Thvre führen hinaus auf die großen Straßen von Süden und Norden, ein breiter Mühlcndamm führt von der Stadt zur Citadcllc und schwarze hoch- geladene Barken, die bis an's Ufer des Adriatifchen Meeres fahren, liegen in Porto-Catcna vor Anker. Sv zeigt uns denn die Stadt, wie sic mitten im Wasser steht, mit ihren furchtbaren

Forts ein düsteres, ivchrhaftcs Bild; mehr und mehr hat sich der Geist der goldenen Renaissance verflüchtigt und ist dcni Geiste kriegerischer Verschlossenheit geivichcn. Nicht die Schönheit, sondern nur die Stärke >var das Grnndprincip der späteren Entwicklung. lind in der Thal ist Mantua heutzutage eine der fürchterlichsten Festungen, die Europa besitzt, denn ivährend die Stadt selber kannr achtnndztvanzigtauscnd Bctvohncr zählt, reichen ihre Cascmattcn für eine Armee von vicrzigtanscnd Mann; tief

in's Wasser hinein sind doppelte Bolltverkc gebaut, knarrende Zugbrücken führen darüber und jedes der Thorc starrt von neuer Befestigung. Weithin tvcrdcn von hier aus alle Straßen beherrscht, vergeblich belagerten im Juli 1796 die Franzosen den Platz und grauenhaft waren die Opfer, welche der Feind im Zähre 1797, 1799 und 1814 brachte, che Mantua sich ergab. Diese Jahre sind cs recht eigentlich, ivclche der Stadt jene finsteren Furchen in's Antlitz prägten, die tvir heute an ihr gewahren; aber lvic

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 225 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
und der sich nicht gerührt hatte. Die Botschaft brachte ihm der Konsul mit, cs war der Kopf des Hasdrubal, den er den feindlichen Posten hiniverfen ließ. Hannibal erkannte, daß er mnfonst gehofft hatte und daß Alles vorbei war. Viel anziehender sind jedoch jene Bcrgstädte: San Marino, die ewige Republik auf schroff cmporgebänmtem Felsrückcn, der ganze Freistaat mit anderthalb deulschen Geviertmcilen und mit achttanfcnd Einwohnern, die Stadt selbst mit fechzchnhundcrt. Ein wonnevoller Frieden inuthet uns an in den engen

reinlichen Gassen der Stadt, tvo die kleinen, aus rauhgclastcnen Kalksteinen aufgemauerten Häuschen stehen, Urväter Hausrat darin, und die Insassen selbst wie aus mumienhafter Zeit; stolz und genügsam leben sie hier oben, ihnen scheint die ganze Welt zu gehören, die tief unter ihnen sich ausbreitet voll unendlicher Herrlichkeit, und so gab die Stadt Napoleon dem Ersten auf seinen Frcundschaftsanlrag die klassische Antwort: „Die Freundschaft des Consuls nehmen wir an, die Kanonen werden wir bezahlen

, Gcbietsvergrößerung brauchen wir nicht." Urbino, Rafaels Heimal, eine Stadt von siebentausend Einwohnern, eine Stätte von der höchsten geistigen Bedeutung, eine sonntägliche Oase, ans der die Liebe des Himmels ruht. Hoch über dem Strom der Zeiten steht cs noch unversehrt mit dem edelstvlzen Palaste des großen Montefcltro, einein der schönsten Gebäude der Frnhrmaisscmce. Innen Hallenhöfe, herrliche Friese und Kamine, noch ganz mit der alten Bemalung: Gold, Blau und die schimmernde Weiße des Marmors; und ringsum

von der Stadt hinab erschließen sich jene Aussichten über die prachtvoll-schwer- müthigen Bcrglandfchastcn und die reichen Strandebencn, an die fernen Gebirge und das unendliche Meer. In den Kirchen der Stadt sieht man noch die innig schönen, gläubig befangenen Altarbilder des Giovanni

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 260 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
Der gewöhnliche Reisende, der die Größe des Vergangenen nicht saßt, nnd das Werdende aus dem Bestehenden nicht heranszufühlen vermag, fühlt sich in Rom meist sehr cnttänfcht, nnd schwärmt nur in der Pctcrskirchc, oder für die Stadt, wenn er sie als Ganzes aus der Entfernung bewundern kann. Wer aber gute Ohren hat, der hört die Stadt lnachscn. Wein gute Augen getvordcn, dem leuchtet aus dein Auge des Römers eine fonnige Zukuirst, nnd die feinere Nase riecht durch allen Broccoli- nnd Wasfclndnft

hindurch den Hauch eines neuen Frühlings. Ein anderer Hauch aber schtvcbt noch jetzt, und ivic schon immer, über der Stadt: das ist der süße, weiche Hauch philosophischer Rtchc und der Behaglichkeit veredelter Lcdcnsanschaunng, der freundlich einladende Ernst schöner tiefer Geistesarbeit. Und dich bietet keine Stadt der Welt in dem Grade wie Rom. Wer in Rom als Frcnider die Pfade leicht sinniger Gemeinheit wandeln und unthätig, die Manncshände in Taschen, am Lebensmarkte stehen oder sic zu kleinlichen

Spielereien in irgend einer Kunst erheben kann, der verdient überhaupt nicht in Rom zu sein, oder der hat me begriffen, was er in dieser ernsten Stadt will. Die schweigende Vergangenheit, der trancrvollc Ernst ihrer Triinnncr lehrt uns de» Blick nach innen richte», und nichts bunt Zerstreuendes tritt an den Geist, nichts nmnürdig Aufregendes tritt an die Seele heran. Zn diesen stillen Gartcinvohnnngen, in welche nicht einmal das leichte Rauschen der hier nur flachen Tageswellcn dringt, wo nur der Wind

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Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 259 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
nn feinem Orte: einer modcr» z» frisirenden Stadt steht solches Ungeziefer nicht z» Gesicht. Wer da dein Werk mannsrufe: „Nicht lang gefeiert! frisch! die Mauersteine Herbei! Den Kalk, den Mörtel zugefahren!" — wer dein nicht Folge leistet, soll vor die Stadt. Wie schön, mie viel schöner macht sich die Staffage drnttsten int Grünen. Der Maler rmd >ver das Malerische liebt, tvird es am Tage auch dort noch anfsuchen, und sich des Abends der netten Stadt erfreuen. Rom wird und must voin Zeitgeiste

nivellirt werden, seine altmodische Toga des Forums wird sich einst ttiehl mehr von dem neumodischen Fracke der Boulevards und des Westend unterscheiden: aber nur ohne Sorge! Es wird dennoch immer Rom bleiben, und seine Rninen werden nie roth, grün und weiß angestrichen werden, sondern dieselbe altersgraue Farbe behalten, die wir auch in unzähligen kleinen Gassen und Gäßchen der Stadt ttoch manches Zahr bewundern wollen. Stürzt ettch nur einmal in ein solches Quartier der Stadt, wo die frische

, haben sie viel älter, viel zerbrochener und darunt viel malerischer in den wildett Vierteln ihrer heiligen Stadt, und den gleichen volskischen oder sabinischeu Duft noch obendrein. Wandert, uttd tvundert euch über die Freiheit der Arbeit inmitten des hauptstädtischen Schmutzes der engen und engsten Gäßchen; staunt sie an die schwarzen Gebäude mit verrosteten Eisenthoreit, voit denen ihr nicht wißt, ob es einst Prachtpalüste oder düstere, mittelalterliche Gefängnisse waren. Auf schlüpferigem, holprichtem Pflaster

7
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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 100 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
Jahrhunderts die großen Künstler, deren Namen mit dein ihrigen nnanfläslich verknüpft sind. Und dieß fühlte man auch in einem Volke, das so ausgeprägten Sinn für öffentliche Ehre und öffentliche Schinnch besaß; die Stellung, tvclche Giulio Romano am Hofe der Gnnzaga's und bei der Bürgerschaft der Stadt genoß, >var in der That eine glänzende. Denn nicht nur der Adel der Geburt, auch die Gcistesaristokratic errang sich eine gewisse Sonvcrainetüt in jenen „Republiken"; Giulio Romano war nicht der Diener

, sondern der Freund des Herzogs, der ihn berufen, sein Hans Ivard vom Volk geehrt, ivic eine geweihte Stätte, fein Tod ward als nationales Unglück betrauert. „Wir haben unseren Giulio Ronmno verloren, unsere rechte Hand,", schreibt Herkules Gonzaga im Jahre 1546. Und in der That ivard . auch das künstlerische Leben der Stadt fast zugleich begraben mit diesem unersetzlichen Meister; der Letzte aus dem Stamme der Gonzaga starb 1707 in jener ganzen Versunkenheit, die das Erbthcil der Letzten ist, und hinterlicß

, wenn man cs die „moralische Hauptstadt" des Landes- nennt. Was mußte nicht Alles geschehen in Thatcn und Leiden, bis endlich das Vaterland geeinigt nmr, und wenn auch die Begeisterung für diesen Wunsch das ganze Volk dnrchflnthctc, der Löweuantheil an der Arbeit fiel doch dein Norden Italiens zu. Hier vor Allem, in Piemont und bei den Lombarde», war jener nüchterne, strenge Geist, der zum Wollen auch die That fügt, den keine Noth des Erduldcns schreckt, und im Erdulden lvcnigstcns ist keine andere Stadt mit Mailand

vergleichbar. Achtundvicrzigmnl ist cs belagert worden, und achtundzwanzigmal ward es erstürmt; so oft die Wogen des Krieges sich über die lombardische Ebene ergossen, schlugen sie brandend an seine Mauern; ivic ein Fels aus dem Meere ragt Mailand ans der stürniischcn Geschichte des Mittelalters. Aber neben all' dieser Kampfeslust, neben jenem männlichen Trotz, der recht eigentlich die Signatur der Stadt war, blühte doch immer in unerschöpflicher Fülle Kunst und Wissenschaft, Neichthmn und Minnedieiist

, ja, cs entstand sogar im Scherz die Sage, der Raine Mailand bedeiite die „Stadt der Biaideii". So gingen zwei Jahrtausende im Sturnr über dieß kühne Haiipt der Lonibnrdei hin und wir glaiibcn es kam», daß dieselbe Stadt, in der wir die iveißcn Soldaten Radetzky's sahen, die 1859 begeistert rief: „Vittorio Emanuele“, zweihundert Jahre vor Christus schon vuii dm Röiiiern belagert ivard, daß Thcodosius hier Hof hielt und Attila hier seilgte. Furchtbarer aber als dies; Alles mar das Strafgericht Barbarossa

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Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 350 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
in ihrem ganzen Umfange der Fortunatempel ein. Sie ist mit ungeheuer vielem Blute gedüngt worden; denn Rnchbarstadt Roms, blühend und mächtig, in trotziger Selbstständigkeit lebend, erregte sie je und je den Neid der Weltherrscherin. Das gräßlichste Loos aber ward ihr durch Sulla bereitet. Der jüngere Marius warf sich nach Ermordung der Senatoren zu Rom mit seinen flüchtigen Haufen in die Stadt, und Sulla ließ den tüchtigen Ouintus Ofclla zur Belagerung zurück. Viele Heere kanien dem hartbcdrängten Prüneste

zu Hülfe, keinem aber gelang es, sic zu entsetzen. Auch das letzte, das sogar Rom bcdrohcte, und auf welches Marius seine ganze Hoffnung gesetzt, wurde am collinischen Thore geschlagen. Die Köpfe der Anführer flogen über die Mauern Präncste's: da erkannten die Führer, der Konsul Gajus Marius und der Sohn des Pontins, daß cs zu Ende ging, und gaben sich hcldcnmüthig selbst den Tod. Des zürnenden Sulla entzügeltes Heer ergoß sich durch die Thore in die Stadt. Kaum daß mau die Frauen und Kindlein

absvndcrtc, wurde alles Leben im blutigsten Morden durch lange Tage hindurch ausgerottct. Und da es nichts mehr zu morden, nichts mehr zu plündern gab, warf man das Feuer in die Stadt, und hinterließ als Denkmal sullanischcr Rache auf dem Hügel einen gualmendcn Trümmerhaufen, der niit scincin düster» Rauche weithin die Campagna deckte, und den übrigen Neubürgcrstndten ihr gleiches Schicksal verkündete. Rorba, die Stadt am Sumpfe, sah ihn, die schreckliche Kunde drang herüber, und die Bürger, dem blusigen

Opferpriestcr vorgreifcnd, zündeten ihre Stadt an, tudteten ihre Frauen und Kinder und schließlich sich selbst. Wohl mochte dem Sulla später der Dämon des bösen Gewissens gar arg zusctzcn, denn wie zur Sühne baute er die Stadt wieder auf und errichtete in glänzender Pracht den Fortunatempel, der lange Zeit das berühmteste Hciligthum lntinischer Erde blieb. Dadurch erwuchs der Stadt bedeutender Wohlstand, und dieß geschah in erhöhtem Grade, da auch viele Kaiser ihr ihre Gunst zinvandtcn. Augustus liebte

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Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 403 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
, schnsuchtskrank, bis sie wieder zu ihm zurückkchrcn darf. Das fühlt selbst der arme Fischer, der auf sandiger Haide, auf binnenläudischen Höhen, in meerfernen Thälcrn sterben würde, wie die Mövc im Käsig. An diesem Meere, aus dieses Land hat sich ein sorglos glückliches Voll seine Stadt gebaut; eine Stadt, denn kindlichsten Geiste entwachsen. Dieses Volk wollte nichts als ein Dach, eine Herberge der Nacht, eine Zuflucht im Ncgcn, und bauetc denn in leichtem Bemühen seine schmucklosen Häuser, deren Ordnung

dem Zufall, deren Schmuck der Sonne, dein Himmel, dem Meere und vor Allem der Alles umkleidenden Vegetation überlassend. Wer hätte in dieser Stadt für die Ewigkeit bauen sollen, hier, wo man sich nur für die Gaben des heutigen Tages begeisterte. Wer hat hier je an einen Bestand der Dinge geglaubt, auf die Stimmen der Zukunft gelauscht, wer je für die Spiitcrgeborencn gedacht und gesorgt. Wir leben für heute und bauen höchstens für niorgen. So war es hier bereits, als noch die griechische Sprache am Golfe

erklang, so blieb es, als man lateinisch, sarazenisch, normirnnisch, deutsch, spanisch und französisch redete, so wird cs bleiben; ein Aufschwung nach dieser Seite, daß man himmclslürmcndc Dome in dieser Stadt errichtete, wird nie stattfinden. So darf der Blick haltlos über die flachen Dächer dahingleiten, und nur auf den drei grauen Castellen darf er ruhen. Diese nur zeichnen sich durch Größe und Fessigkcit aus, weil in ihnen einst die Gewalt wohnte und sicher schlafen wollte. Aber auch sic

sind nur wenige Jahrhunderte alt, und vergebens suchen wir nach bedeutenden Resten aus griechischer Zeit. Das fiel Alles dahin! Nur die Sonne leuchtet in ewiger Fugend über der Stadt der Gegenwart, nur der Mond ist derselbe geblieben, heute eine moderne Stadt mit seinem WerklärungsUchtc übergießcnd, wie er damals griechische Tempel

10
Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 257 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
wie der Wind durch die Gassen streicht, wandelt auch der Fremde durch die Stadt. Es ist lustiger geworden hier, und leichter athmet, wer in der Erinnerung die Jahre zuruckblättert, >vo er bei einstigein Besuche verhaßten Zwanges schnöde Hinderungen so maunichfaltig und doch geduldig er tragen mußte. Lustiger, wohliger und wohnlicher ist die Stadt geworden, aber der verherrlichende Purpnrstreifen ward der neuen Toga noch nicht aufgenäht, der liegt noch in des Zukunftschneiders Händen. Die Stadt

antiken, mittelalterlichen, neueren und modernen; aber aus Ruinen überall, und das Volk, in diesen Ruinen geboren, mit ihnen verwachsen, ließ verfallen, tvas verfallen wollte. Im päpstlichen Rom rührte keine Hand sich, dem allgemeinen Verfalle irgendwie mit Nagel cmd Kalk entgegenzuarbeiten. Die Wasser aus allen Enden der Stadt, in jedem Hofe, auf allen Plätzen rauschten so verführerisch, so traumerweckend, die 365 Kirchen waren so süße Schlafstätten der müden Seele, daß nian in jahrhundertelangem

Schlafe den Verfall der Stadt nicht wahrnahtn, und schlafwandelnd unter den Ruinen fein dem Epheu ähnliches vegetirendes Dasein fristete. Da kam ein frischer Herbst, und da donnerten eines Morgens die Kanonen vor der Stadt. Ihr Schall übertönte das Rauschen der Wasser, übertönte die Glocken der Kirche und die Stimmen der singenden Mönche. Der Dampf des Geschützes drang scharf in die offenen Tliüren der Kircheir und mar mächtiger als der süße sinnebenehmende Weihrauchsdust. Und der Römer erwachte

Schwesterstüdten. Noch ist es nicht so weit, rmd davon überzeugt uns die erste Wanderung durch die Stadt. Die Wüstenei war im Laufe der Zeit zu tief in ihre Straßen hineingedrungen, die öde Bauernlandschaft der Campagna hatte zu breit sich um ihre Thore gelegt, wie eine Bettlerschar vor die marmornen Palasttreppen - so daß die alte stolze patrizische Stadt mit sammt ihren exclusiven Grafen- und Herzogspalüsten, mit ihren Baronal- und Cardinalsvtllen nahe daran war, gründlich zu ver bauern, nnterzugchen

11
Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 407 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
Herrschaft Roms eine milde; ja cs behandelte die Stadt tvie ein Lieblingskind. Auch die Kaiser wurden der in Neapel noch inimer tvalteudcn griechische» Heiterkeit und Schone froh. Gern weilten sie an dieseni Strande, mit eineni ganz dem Leben sich hingebcnden Volke frohe Feste zu feiern, die ihnen zu Ehren veranstaltet wurden. Wie gern kanl der hellenischem Wesen den Vorzug gebende Angustus! Aber auch Tibcrius liebte diesen Himnicl, und Neapel gegenüber, auf seiner wclteinsamen Znscl, lebte

er lange Jahre. Es kamen Caligula, Claudius, Nero, Marc Aurel — allen tvurdc noch in den prächtigen Tempeln der Ceres, der Diana, des Castvr und Pollux in griechischer Weise geopfert, und die Freude grüßte sic auf allen Wegen. Auch Constantin, dem neuen Glauben an den Gekreuzigten zuneigmd, kniecte noch an den, alten Göttern geweihten Altären. Das Christcnthuni, die Religion der Entsagung, fand zunächst wenig Anhänger in der Stadt des schönen Lebensgenusses. „Zugend und Natur" ivarcn dem Himmel

noch nicht unterthan, sie beherrschten ihn, es war die schöne Zeit: „Als noch Venus heitrer Tempel stand." Auch das Grab der Parthenopc stand noch und edle Frauen der Stadt feierten allhier noch jährlich Elcusiuischc Feste. Als aber die Nichte Constantins, die dcui leidenden Heiland dienende Patrizia, dieses Hciligthum besuchte, machte sie niit dein Finger das Zeichen des Kreuzes auf den Marmor und sprach: Haec requies mea! So erzählt die fromme Sage. Sie reiste ab, aber der Sturm warf ihr Schiff an die Felsen

der alten Gärten Luculls, dort, >vv heute das Ei-Castell steht und ein Brunnen ihren Rainen noch immer führt, und sterbend befahl sie ihren Dienern, ihren Körper dort zu bestatten, wo der Todtenkarren von selbst stillstehen iverde. Zwei weiße Stiere führten, die ganze Stadt umtvandelnd, die Todte zum Grabe Parthcnopcns, und hier ward ihr die letzte Statte bereitet. Eine ihrem Namen gcivcihctc Kirche erhob sich über den vertvittertcn Steinen des Altcrthums, und ihre Frauen kamen zu wohnen an diesem Orte

noch ein Capital, ein einzig übriggcbliebcnes, als Weihwasferbecken. Den Tempel des Castor und Pollux verdrängte die Kirche S. Paolo Maggiore, und nur zivci einsame, düstere Säulen, antike Kancphoren des Gebälkes eines christlichen Olymps, stehen noch aufrecht vor dem Portale, vor dem sich modernes Volk drängt. Auch der herrliche, eines Phidias würdige, broncene Pfcrdckopf, der einst dem Wahrzeichen der Stadt angehvrtc, stammt aus jener schönheitsreichen Zeit. Sonst sind nur Namen geblieben, und wenn wir heute

12
Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 67 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
. Denn jede oblonge Halle, die dem öffentlichen Verkehre einst diente, trug diesen Namen; die griechischen Philosophen und die römischen Richter versamnielten sich in solchen Räumen, längst che die Kirche für ihre Andacht denselben Raum sand. Zn diesem ältesten Sinne ist auch die Basilika des Palladio gedacht; cs ist der eigentliche Palast der Stadt, der Mittelpunkt ihres öffentlichen Lebens, der Höhepunkt ihres bürgerlichen Stolzes. Diesen Gedanken mußten die wcitgeöffncten doppelten Säulenhallen

vor Allem zum Ausdruck bringen und in der glänzenden Erfüllung dieser Aus gabe liegt hier die Meister schaft. Vicenza ist nur ciue (feine Stadt, die keine vicrzig- tausend Bewohner zählt, aber wie mächtig tritt das Bewußtsein eigener Kraft und das Gefühl der Freiheit uns hier entgegen, die man ivohl manchmal besiegen, aber niemals beugen kann. Der gleiche Eindruck be herrscht uns, >vcnn mir das Museo Ciyico betreten (in dessen Saminlimgen sich viele Curiosa finden), oder das Olympische Theater, das in der Mitte

des sechzehnten Znhrhnnderts ge stiftet ward, um die aniike Bühne zu versinnlichen. Aber selbst über den Bannkreis der Stadt hinaus reicht jener künstlerische Geist, wen» wir z. B. an die Billa „La Rotonda" denken, von ivclchcr Goethe in seiner italieni- Kind der Provinz und wenn wir jetzt in seiner Geschichte blättern, so finden wir mehr Leiden als Thaten. Nur die alte Erinnerung lebt und in ihrem Geiste möge das junge Geschlecht gedeihen. Wir stehen vor Padna, in einer Stadt, über deren enges Gewinkel

, die uns in's Auge fielen. Nicht selten dient statt der Thüre nur ein zerrissener Vorhang, durch dessen Falten wir in das Treiben der Stube blicken, ein Zeisig, der von der Decke hernicderhnngt, singt ztviischcrnd seine Weise; an der Maucrecke stehen noch die Demonstrationen von 1866: „Vogliamo Vittorio Emanuele, Vogliamo l’Italia una" etc. And wieder ziehen mir weiter, lange lange an dunklen Häuserreihen, die dicht am Wasser stehen und durch altcrthnmlichc Brücken verbunden sind, denn die ganze Stadt

, liegt hier der Schwerpunkt. Der große Saal, der durch eine Kuppel überwölbt ist, wird durch Oberlicht erleuchtet; doch leider haben die Kugeln der italienischen Kriege nicht wenig davon zerstört. Aber sic trafen nicht blos in die Rotonda, sic trafen in's Herz der Stadt; das stolze Vicenza, das ehedem der Gegner Venedigs und der Visconti war, ist heute nur noch ein stilles

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 178 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
dem versandeten Ufer steigt dann eine Stadt empor, die nicht an Lebensfreude, aber wohl an Ruhm die meisten Mittelstädte Italiens überragt. Ihr Name ist Ravenna. Wer kennt nicht die Hünengestalt des alten Gothenkünigs Thcodvrich, hier sieht sein Grabmal; lvcr sicht ohne Schmerzgefühl den großen Dante in die Verbannung ziehen, hier fand er Ruhe für Zeit und Ewigkeit. Zn Ravenna war cs, wo Thumclicus, der Sohn des Cheruskerfürsten Hermann, als Gladiator hcranwuchs, >vo Gaston de Foix

in einer der blutigsten Schlachten fiel, welche Europa jemals gesehen hat, >vo Byron seinen Frieden suchte am Herzen der schönen Gräfin Guiccioli. Und doch sind das nur einzelne Höhepunkte in den reichen Erinnerungen der Stadt, die Zahrhundertc lang so stürmisch rmd dann Zahrhundcric lang so einsam und weltvergessen dahingelcbl. Was ihre politische Blüthc begründete, das war der Hafen, den Augustus für seine Flotte bei Ravenna errichten ließ; und wenn auch diese Blüthc mit dem Verfall des römischen Reiches naturgemäß

zerfiel, so gibt cs doch eine andere unvergängliche Bedcutuitg, die der Stadt für alle Zeiten gesichert bleibt. Ravenna ist die Schatz kammer und die Metropole für das Studium altchristlicher Kunst. Deitn fast überall sind die Werke, die der Pinsel und die Baukunst im fünften und sechsten Jahrhundert schufen, durch den Vandalismus der folgenden Jahr hunderte wieder vernichtet worden; eine Basilika, wie 3. Apollinare in Classe ist, steht als Unikum unter den Denkmalen der Erde. Wie man vermulhet, ward

sie auf den Trünitnern eines alten Apollotcmpcls erbaut; der Heilige, nach dem sie genannt ist, erlitt schon unter Kaiser Vespasian den Marthrtod. Die Kirche ist jetzt fast eine Sittnde von der inneren Stadt entlegen und der Weg sührt nahe an dem reizenden Pinicnwald vorüber, der auf Byron so ticfeit Eindruck

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 323 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
der Nachwelt und von dichtcni Schutte überdeckt lag auch Ostia, das alte reiche Ostia, der Römerhafcn, jetzt ein Pompeji am Tibcrstrandc. An keinem Orte wohl tritt man in die alte Zeit so mitten hinein, wie hier unter den ansgegrabencn Ruinen dieser Stadt, größer und wichtiger als Pompeji. An feinem Orte umweht uns der Hauch der Wehniuth mehr, als an diesen stillen weidcnnmlmschtm Ufern, die einst die goldene» Schätze aller Länder landen sahen. Pvnipcji ist fröhlich auch im Tode, es ist mitten

in die Stadt cingcbrochcn und haben große Stücke von jener liasaltgepflasterten Hauptstraße verschlungen, und haben zähen Schlamm abgelagert ans den Mosaikfußböden jener reichen Wohnungen und jener Tempel, deren Säulen in tausend Trümmer zerspalten am Boden liegen, deren Marmor, bunt und weiß, in Splittern und Brocken reich dahingcsäet ist. Der giftige Sumpf dringt bis unter die Mauern der heutigen Stadt, und die Fieberluft hat die Bevölkerung bis auf wenige, denen der unheimliche Tod noch nahe bevor steht

der Gegend: kein Halm der lieblichen Ceres beugt sich der san!niclnden Hand des Schnitters, keine schwellende Frucht füllt des Gärtners Hand. Als ich jene Straße im Hochsonnner zog, und im Geiste Vergangenheit und Gegentvari zusnm,»entstell, glaubte ich Chidher zu sein: „und aber nach fünfhundert Jahren Bin ich desselben Wegs gefahren. — Ta fand ich leine Spur der Sladi: Ein einsamer Schäfer blies die Schalmei, Die Heerde wcidrie Laub und Blatt. Ich fragte: wie lang ist die Stadt vorbei? Er sprach

, und blies auf dem Rohre fort: Dieß ist mein ewiger Weidcort — — (Rücken.) Und aber nach fünfhundert Zähren? - Jetzt imponirt zwar der Ort, vom Weiten gesehen, durch sein gewaltig-trotziges mittelalterliches Castell, das seines Gleichen nicht hat, das die einst große Stadt, die frnchtreiche Canipagna und die Tibrrmiindung glcicherivcise kräftig schiitzie, und an welchen, nach und nach sechs Päpste ihre stolzen Marmorwappcu aufgehangen haben — in der Nähe jedoch vermag Ostia sei» bettclhaftcs Gewand

Marmorartcn bilden den Boden, der die stille alte Stadt hinter dem Castell überdeckt. Jede Scholle die

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 443 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
sich gerettet, wanderien nm Stabe der Armnth in das Land hinaus, Pompeji's Name »erschall und seine Stätte kannte nmn nicht mehr. Und Jahrhunderte zagen über die Stadt in der Tiefe dahin. Viele Lenze tvandelten über die Flur, und Luft und Sanne entlockten den: starren Boden tvohl wieder spärliches Kraut und junge Schößlinge der Bäume. Da kamen anch die Menschen wieder und senkten in das Aschenland die Nachkömmlinge antiker Reben, und auch der Minerva Baum schattete ans der sonnigen Fläche

des achtzehnten Säeulnms. Eine Fremde stand sie unter den neugierig herbeidrängenden Menschen, ihre stumme Sprache verstanden nur noch die Gelehrten, die da lauge stritte«, tvelchen Namen sie der anfangs Unbekannten geben sollten. Pompeji ist es, das wohlerhaltene Pompeji. Eine ganze antike Stadt liegt heute vor unser« staunenden Angen, und wir stehen in ihren sauberen Straßen, treten in die geöffneten, menschenleeren Häuser und meinen, die Bevölkerung niüsse jeden Augenblick wieder jubelnd wie einst

zurückkehren, die Räume zu füllen, sie sei nur zu fröh lichem Feste ausgezogen in die Canipagna. Aber Alles bleibt öde, das Leben ist verweht, nur seine schöne Hülle, mir Todtennrneu sind uns geblieben. Von tausend Gefühlen bewegt, sitzen wir auf der blumigen Höhe über der Stadt und klagen mit dem italienischen Dichten Wo jetzt ich sitze, sah man hoch und hehr, Pompeji, einstens deine Mauern ragen — Jetzt gürten breite Felder dich ringsher. Tanz und Gesang erscholl in jenen Tagen

wir wieder und immer wieder: welche Fülle von Schönheiten erschließt sich uns dann. Wir schauen in den Spiegel einer Cultnr, die ans dein Verkehr der Stadt mit schvnheiissrommen Nationen des ganzen Erdkreises, ans der Herrscherkraft Roms, hellenischer Kunsttüchtigkeit, ans der Verbindung aller Tugenden verschiedenster Völker erwachsen, eben nahe daran war, ihre Bliilhe voll zu entfallen, als sie durch die Genmlt der Ereignisse zu Grunde ging. Und darum werden die Forscher, werden die Maler und Architekten

, wird der denkende Wanderer nie müde, immer und immer wieder zu schauen in den Glanz dieses Spiegels, und immer tiefer einzndringen in die Geheimnisse der Wundcrstadt. Eine Stadt ersten Ranges war dieß Pompeji nun wohl nicht. Wer das naheliegende Castellamare kennt, mag es am besten mit diesem vergleichen in Bezug ans die Zahl seiner Einwohner, aber deren Lebensthäiigkeit war ungleich höher. Die Ringmauern, die noch aus Mischer Zeit stammten, konnten in dreiviertel Stunden umgangen werden. Sie gürteten die Stadt

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 496 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
CANOSA ANTICA. herrschenden Fiebers wegen. nls Manfredonia näher der Küste und Häher ne» anfgcbant ward. In S. Niaria Maggiore di Siponto erinnern noch eine zerfallene Kathedrale nnd lucifc Katakombe» daran, daß einst hier eine bedeutende Stadt stand. Von Manfrcdania tiach Süden gleicht die öde flache Klistcnlandschnft ganz den pontinischcn Sümpfen nnd die Gegend von Cannae am Ofnnto nntcrscheidct sich in nichts van ihnen. Trauer, tiefe Trauer ruht auf diesen melancho lischen Fluren

, und von dem einstigen Cannae, das ivvhl nur eine nnbcdcntcndc Stadt >var. ist nichts übrig geblieben. Höchstens stößt des Bauers Hacke noch hin und wieder auf Mancrtrünnncr oder wühlt Münzen nnd Wafscnrcste ans dein sumpfigen Boden. Das größte Drama der Weltgeschichte spielte sich hier ab. nnd den landschaftlichen Hinter grund der Bühne bildet der herrlich geschwungene Golf von Manfrcdonia nnd das dunkel dahinter aussteigendc waldige Garganogcbirge. lieber das elende Canosa, dessen mittelalterliche Burg ans

der Hohe noch an jene trübseligen Baronalzcitcn erinnert, führt die Straße, den Ofanto entlang, an Lavcllo vorüber zu neuen geschichtlichen Erinnerungen nach Mclfi nnd Venosa. Wen sollte das freundliche Venosa. die Wnldstndt auf der Höhe, nicht begeistern, deren Name an die liebliche Venns uub an Horaz erinnert, dessen Geburtsort cs war? Vennsia, das im Mcrthnw hochbcrühwtc! Die Stadt lag an einem der Röinerwclt wichtigen Punkte, auf der Markscheide Sawninms, Lucanicns nnd Apuliens nnd an der großen

Straße zivischcn Samniuni und Tarentuin. Nnd als die Römer 2!)1 v. Ehr. zwanzigtanscnd Colonisten in die Stadt legten nnd diese gegen 200 abermals verstärkten, so tvnrde Venosa ein ivahres Ztvinguri für die um liegenden Landschaften bis tvcit zum Süden hinab. Zn der Nahe ragt der herrliche, weitaus sichtbare, doppelgipfelige Monte Bulturc, ein alter, noch nicht für

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 217 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
mit Entzückm an dcn rcinschönen Linien der kleinen Kuppcllirchcn, die jo malerisch aus hohen Untermauern an den reizenden Buchten der Stadt sich heben oder ans ninlicgcndcn Höhen; innen prangen Fresko- und Tafclgcmäldc, dann Skulpturen und Friese von cchtgriechischer Zartheit. Zn, äußersten Gegensätze dazu ragen ans den weit vorlaugcndcn Hügclstirnen der Stadt jene kolossalen urschlichtcn Schisse der Bcttclordenskirchen ans dunkelbraunen Backsteinen: San Bernardino, San Domenico, zlvischcn

Oelbainnschlnchlcn vorgedrängt an Fclsabstürzc, Sarnzcncnburgcn vergleichbar. Zn Fußen von San Domenico liegt die altersgraue, schon von Dante besungene Foule Branda. Diese Fanten sind eine Eigcnthüiulichkeit von Siena, sind große, hoch iibcnvölbte Qnellbehälter in den Tiefen der Stadt, >vo die Wäger der Berge sich sannneln. Zu ihnen steige» allabcnds die Mädchen hernieder, um Wasser zu schöpfen. Schöne Spitzbogen sprengen sich über dem spiegelnden Wasser, Wildrose» und Farnkräuter dringen aus den Ritzen

. Alles gemahnt uns an altiestantcntliche Bilder, als die Biädchcn am Brunnen vor der Stadt den Wanderer tränkten aus schlankgcformten Erzkriigcn. och schauen die grauen Chklopenmaucrn, die dcn großen Punicr gesehen, von den rings um den See her gelagerten Bergstadtcn herab ans seinen dämmernden Spiegel, der vollkommen ruhig, von keiner Barke «y Damals wogte der Nebel unheimlich und srostig über dem Wasser und über das schmale Sccufcr bei ' '--p- ' Passignano, ivo jetzt hart am Gestade die Eisenbahn hinzieht

Cctona ein Anblick groß ohne Gleichen. Und nordwärts am Rande des Sees lagert breit an den Bcrgabhängen hinauf das »och m't Cyklopcinnmwrn umfaßte Cortona, mit engen, finsteren, sich stark anfstnffelnden Gaffen, darin alte, gespenstige, schwarz- verwitterte Laiidstcinpalästc stehen; oben über der Stadt aus svuuigcr, mit wenigen Oelbäumcn besetzter Fclshöhc die gothische Kirche 8an AnrFftenta, van der man die wundervollste Umschau genießt aus das im Sonnendust schwimmende Wo dereinst die Waffen

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 305 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
Schon sinken die Höhen hinter dem Vatican in schwarze Schatten, schon wirft die Nacht die dunkeln Netze nach den glänzenden Landhäusern da drüben unter den Pinien, aber durch die St. Pcterskuppel schießt das Himmelslicht noch in tausend goldenen Pfeilen und trifft die höchsten Spitzen der Kirchen und Thürmc in^)cr tiefer» Stadt, und leuchtet wie eine Friedensbotschaft von den Kreuzen herab. Ansgcsöhnt scheint nun die Welt. Das ist die Stunde der Verklärung. Fetzt hebt sich am fernsten Horizonte

, über dem Meere, ans der tvitden Cmnpagna eine dunkelviolctte Wolke, und dampft mächtig über die Hügel herein, schivebcnd ob der sinkenden Sonne. Da kommt auch der Abendivind geflogen und schauert durch die Eichen und Lorbccrbämuc und lveht den Dust ans den Blumenkronen über die Stadt hin. An den Gartenbeeten rauschen die kühlen Brunnen. Zni Osten aber, der sinkenden Sonne Wicdcrschein, überzieht rosiges Getvölk den klaren Himmel, ein prächtiger, zauberhafter Hintergrund den feinen, scharfgc,zeichneten

Gruß! Tic Nacht ist da, und unten in der Stadt ivcrdcn die Easlaterncn angczündct. Durch die Gange hier oben ivandeln schöne stolze Frauengcstaltcn, seidene Kleider rausche», die Blumen duften, und die tveichcn Laute der schönsten Sprache der Welt erfüllen unser Ohr. Wie ein dunkler Traum aber liegt die Stadt zu nnsern Flitzen. Fa, das ist das Rom, so lebte cs, als lvir es noch nicht gcschauet in rinsrcr Phantasie, in unsrer hcitzcn Sehnsucht. Das ist das ideale Rom, mtc wir cs nns kühn ans Poesie

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 221 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
lang hingestrecktem, vielverzweigtem Bergka»:m, noch höher als alle die andern Bergstädte und schon der Lage nach alle ändert: beherrschend, Perugia (das alte Perusia), die gewaltigste aller Gruskerstädte, noch jetzt eine Stadt von zwauzigtausend Einwohnern und einst eine so starke Festung, daß sie selbst Haiuübal nach seinem großen Sieg m:t Trasünenersee nicht anzugreifen wagte. Die Stadt ist Siena ähnlich, tritt auch überall mit schönen Kirchen und malerischen Häusergruppen auf die Hügelspitzett

hinaus, aber sie ist doch viel ernsthafter, die Gassen sind enger, schroffer, finsterer, die Lust ist rauher und sturmvoller, die Gegend umher wilder und großformiger; man blickt in die erhabenste Alpennatur, an die mit einigen: Schnee bedeckten Mittelnppen Italiens. Perugia hat nichts von der seelenvollet: Milde von Sietm, und so ist auch feine Geschichte viel schwankender, ivilder und düsterer. Man erzählt sich noch heute vot: der Peruginer Blnt- hochzeit in: Geschlechte der Beherrscher der Stadt

Leiche mit der des Simonetto auf der Gaffe lag, verglichen ihn die Zuschatier und besonders die freiitden Stitdenten mit einem alten Römer, so würdig und groß tvar der Anblick; in Siinonetto fanden sie noch das trotzig Kühne, als hätte ihn selbst der Tod nicht gebändigt. Aber die enironneneit Baglionen santmclien draußen Mannschaft und drangen, Gianpaolv an der Spitze,, des folgenden Tages in die Stadt, wo andere Anhänger schleunig zu ihn, sticßett. Als Grifone in feine Hände fiel, überließ

. Doch auch die neueste Geschichte Perttgia's weist eilte furchtbare Bluithat aus, die Erstürmung der Stadl durch die päpstlichen Schweizertruppet: unter Oberst Schmidt. Wie die ganze Ronmgtm erhob sich atich Perugia, um sich an das einige Italien unter Victor Emmanuel anzuschließen. Ueberall vollzog der Anschluß sich unblutig, aber Oberst Schmidt glaubte mit seinen Schweizern, Ztaliet:er hätten es tücht vermocht, die Stadt ihren: alten Horrt: tun jeden Preis zurückerobern zu müssen. Kaum ist eine Stadt

20
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Kategorie:
Geographie, Reiseführer
Jahr:
1876
Italien : eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna
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Seite 232 von 526
Autor: Stieler, Karl ; Bauernfeind, Gustav [Ill.] / in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden mit Bildern von G. Bauernfeind ...
Ort: Stuttgart
Verlag: Engelhorn
Umfang: 430 S. : zahlr. Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Italien ; f.Reisebericht
Signatur: IV 1.255
Intern-ID: 218519
. Nach Rom. Erhebe dich, schon lodert der Soracie Im Frühroth auf, der siebenfach gezackte, Und heute noch beim Sonnenuntergehen Wirst du die ewige Stadt mit Augen sehen! ier schon beginnt der Schutt der römischen Campagna, der hochatlfliegt um die verödete Weltstadt her, prachtvolle Trümmer bedeckend, aus denen nur noch zulveilen Todtcnstüdte vergangener llrvölkcr, mit halb asiatisch geformten Bronzczicrden, rnthselhaften Schriftzügen und verblassenden Wandbildern schweigsam emporstarren. Zulveilen

ein paar • ärmliche Rohrhütten und zerfallene ntittclalterlichc Thürme. Giftsamiges Unkraut sproßt üppig hervor, Disteln und der edle akanthnsblättrige Bärenklau, als ob die darunter verschütteten Capitäle korinthischer Tempclsäulcn frische Schößlinge getrieben hätten. Drüben Viterbo, die altersgraue Stadt, darin die rauschenden Brunnen sich so schön ausbauen vor den ernsten Palästen, und draußen vor den Thoren der Stadt Ivieder Fclsklüfte mit Grabhöhlenfayaden, herausgenieißelt ans dem natürlichen

Gestein, und verwildernde Villengarten aus der Renaissancczeit. Viterbo ist die Stadt der Päpste, die hier schon so oft Schutz fanden vor den deutschen Kaisern und dem ewig aufrührerischen Volke von Rom. Noch steht burgartig breit und bewehrt ihr hoher Palast, noch stehen die starken braunen Stadtmauern, an denen die deutschen Heere schon so oft höhnend vorübcrzogen, hinein in die römische Cam pagna, Kampf und Wunden, Sumpffieber und den traltrigsten Tod sich zu holen.

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