59 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_264_object_4425390.png
Seite 264 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
248 11. November. Der hl. Martin, Bischof. antwortete: „Ich bin noch nie ruhiger gewesen, als gerade jetzt; denn gerade in Gefahren zeigt sich Gottes Barmherzigkeit gegen seine Kinder am größten. Du aber hast Alles zu fürchten, weil du dich durch deine Räubereien der Barmherzigkeit unwürdig machst.' Martin belehrte nun den Räuber, der dann Christ und Mönch ward. Die Absicht, weßhalb Martin nach Ungarn gereist war, nämlich seine Angehörigen zum katholischen Glauben zu bekehren, erreichte

er theilweise, indem seine Mutter und noch einige andere Personen zum Christenthum sich bringen ließen; hingegen sein Vater blieb hartnäckig ein Heide. Damals war die Ketzerei des Arius auch in Ungarn eingedrungen und die Bischöfe daselbst hingen derselben an; Martin kämpfte mit großer Kühnheit dagegen, wurde aber dafür grausam geschlagen und ausgewiesen. Auch Bischof Hilarius war unterdessen von den Arianern vertrieben worden, darum wanderte Martin nach Mailand; aber auch hier war ein arianischer Bischt

eingesetzt, welcher den eifrig katholischen Martin verfolgte und aus der Stadt zagte. Nun begab er sich mit einem frommen Priester auf eine kleine öde Insel bei Genua, führte daselbst ein Einsiedler leben und nährte sich von Wurzeln und Kräutern. Nach einiger Zeit besserten sich die Angelegenheiten der Kirche .« und der hl. Hilarius durfte wieder nach Poitiers zurückkehren, wo ihn Martin, seinem Versprechen gemäß, nach fünfjähriger Abwesen heit wieder aufsuchte. Nahe bei der Stadt gründete

nun der hl. Martin ein Kloster, das erste im Land, dem er sechs Jahre lang vorstand und zugleich in der Umgegend predigte und christliche Gemeinden gründete. Wie weit er damals schon in der Heiligkeit gestiegen war, zeigte der Umstand, daß einige Todte auf sein Gebet erweckt wurden. Als nun in der Stadt Toms der dortige Bischof starb, so wurde List und Gewalt angewandt, um den hl. Martin Zur U ebernah me des bischöflichen Amtes zu bewegen. Aber auch als Bischof wollte Martin das klösterliche Leben nicht aufgeben

; er errichtete in der Nähe von Tours ein Kloster und nahm selbst seine Wohnung darin, um in aller Strenge und Demuth ein abgetödtetes Leben zu führen. Nur am Abend wurde ein gemeinsames Mahl gehalten, Wein trank Niemand, so lange er gesund war, die Kleidung war aus groben Kameelhaaren. Einst wollte der hl. Martin eine Angelegenheit dem Kaiser

1
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_263_object_4425387.png
Seite 263 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
il. November. Der hl. Martin, Bischof. 247 à in eine Kirche verwandelt; man zeigt jetzt noch in der Stadt Amiens den Platz davon» Aus dem spätern Leben des hl. Mar lin erzählt man eine Geschichte, wornach er auch dem Teufel ein mal ein Geschenk gemacht habe. Dieser habe nämlich die Gestalt eines Bettlers angenommen und den hl. Martin um ein Almosen angesprochen und es auch bekommen. Da habe sich der Teufel zu erkennen gegeben und den Heiligen darüber verspottet, daß er dem Teufel ein Almosen

gegeben. Der hl. Martin habe aber einfach gesagt: „Was thut es? Ich habe dieß aus Liebe zu Christus ge- than.' -— Das Geben war dem hl. Martin eine solche Herzens sache, daß er einmal beim Anblick eines geschorenen Schafts sagte: ,/Sehet, es hat die Vorschrift des Evangeliums erfüllt und einen seiner Röcke hergegeben; thun wir deßgleichen.' Um sich nun einem gottseligen Leben widmen zu können, be gehrte Martin seinen Abschied von dem römischen Feld Herrn. Dieser wurde darüber höchst aufgebracht

und machte ihm den Vorwurf, baß er aus Furcht vor der Schlacht, welche den andern Tag gegen die Deutschen (Germanen) stattfinden sollte, und nicht wegen der Religion austreten wolle. Martin sprach: „Ich will Zeigen, daß der-Glaube, nicht aber Feigheit mich veranlaßt den Kriegsdienst aus- Mkünden, ich werde mich morgen ohne Waffen an die Spitze der Armee stellen, und im Namen Jesu bloß mit dem Kreuzzeichen dem Feind entgegen gehen.' Der Feldherr nahm ihn beim Wort und ließ ihn in's Gefängniß setzen

, um ihn den andern Tag den Schwertern des Feindes entgegenzustellen. Allein Gott fügte es anders; statt den Kampf Zu beginnen, erboten sich die Deutschen zum Frieden. Nun wurde Martin ungehindert entlassen. Der junge Mann suchte nun den hl. Hilarius auf, um durch Tehre und Beispiel dieses heiligen Bischofes in der Gottseligkeit vor wärts zu kommen. Dieser nöthigte ihn, sich die Niedern Weihen geben zu lassen; dann aber begehrte der hl. Martin nach Ungarn zu seinen Angehörigen Zu reisen, was ihm Hilarius

unter der Bedingung ge stattete, daß er wieder zu ihm zurückkehre. Auf der weiten beschwerlichen Reise fiel Martin den Räubern in die Hände; da sie aber gerade noch auf andern Raub ausgingen, so wurden ihm die Hände gebunden und nur ein einziger Räuber blieb bei ihm, um ihn Zu bewachen. Der Räuber fragte den hl. Martin, ob er sich nicht fürchte. Martin

2
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_268_object_4425403.png
Seite 268 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
352 11. November. Der hl. Martin, Bischof. anzeigen, daß der Priesterstand der höchste von allen sei, den ein Mensch auf Erden bekleiden kann. Ungeachtet seiner großen Demuth ließ sich der hl. Bischof darum auch ein anderes Mal dazu bewegen, daß die Kaiserin selbst ihn beim Essen bediente. Er sah gewiß diese Ehrenbezeugung an als erwiesen der hohen heiligen Würde des Priesterthums. Anderseits zeigte der hl. Martin auch wieder, was für einen großen Werth die Iungfrauschast in seinen Augen

habe. Einst ging er an einem Landhause vorüber, in welchem schon mehrere Jahre eine gottselige Jungfrau lebte. Da man von den großen Tugenden derselben sprach, kehrte Martin auf seinem Wege um und wollte ihre Verdienste ehren durch seinen Besuch. Allein diese Jungfrau blieb so streng bei ihrem Vorhaben, nie Besuche von männlichen Personen anzunehmen, daß sie den berühmten Bischof und den großen Heiligen vor der Thüre durch eine Frau bitten ließ, nicht bei ihr einzutreten. Wie nahm der hl. Martin

dieses Benehmen auf? Der Freund des hl. Martin, von welchem seine Geschichte ge-' schrieben ist, sagt: „O preiswürdige Jungfrau, welche sich nicht ein mal von Martin sehen wollte- lassen; seliger Martin, welcher nicht als Beleidigung diese Abweisung ansah, sondern mit inniger Freude die Tugend dieser Jungfrau lobte und sich wegen einer solchen Musterhaftigkeit glücklich pries!' Auch durch ein Gleichniß /lehrte er einst seine Zünger, was die Iungfrauschast zu bedeuten habe. Er zeigte ihnen eine' Wiese

, wo ein Theil von den Ochsen und Kühen abgeweidet war, einen Theil hatten die Schweine durchwühlt und ein Theil war unversehrt geblieben und mit zahllosen Frühlingsblumen anmuthig geschmückt. Der Theil, sagte der hl. Martin, welcher noch grün ist, wo aber die Blumen abgeweidet sind, ist das Bild des Ehestandes. Der Theil, welcher von den Schweinen zerwühlt ist, sinnbildet die Unzucht» Der anmuthige blumenreiche Theil hin gegen ist die Jungfräulichkeit. Die Unzucht verdient schwere Strafe, die Ehe gehört

Zu dem Erlaubten, die Jungfräulichkeit ist Sache des Ruhmes. Der Freund des hl. Martin, Sulpitius, welcher das Leben des Heiligen sehr umständlich geschrieben hat, sagt am Schlüsse seines ^ Werkes von ihm: „Keine Stunde verging, ohne daß er sich dem Gebete weihte oder in heilige Lesung vertiefte; ja selbst im Lesen

3
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_265_object_4425392.png
Seite 265 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
11. November. Der hl. Martin, Bischof. 249 Walentmian vorbringen. Allein dieser war ein harter zornmüthiger Mann, ließ sich aufhetzen von seiner Gemahlin, die der arianischen Ketzerei anhing, und verweigerte streng dem Bischöfe eine Audienz. Da wiederholte Versuche nichts nützten, wandte Martin das stärkste Mittel an, um seine Absicht zu erreichen. Er zog ein Bußkleid an, streute Asche auf sein Haupt und betete und fastete unaufhörlich. Am siebenten Tage hatte er eine Erscheinung; ein Engel

hieß ihn furchtlos zu dem Kaiser gehen. Ungeachtet der Kaiser den Befehl gegeben hatte ihn nicht vorzulassen, schritt Martin ungehindert bis bor den Kaiser. Als dieser ihn kommen sah, erfaßte ihn große Wuth — aber auf einmal brach Feuer aus an dem kaiserlichen Thron, so daß er wider Willen aufstehen mußte, und plötzlich war sein Herz ganz verändert, er umarmte .den Bischof, gewährte chm alle seine Bitten und lud ihn ein öfters zu ihm zu kommen. Als der hl. Martin einst in die Kirche ging, bat

ihn ein halbnackter Mensch um ein Kleidungsstück; da es Winter war, be fahl er seinem Hülfspriester, alsbald dem Armen Bekleidung anzu schaffen, und hielt sich unterdessen in der Sakristei auf. Nach einiger Zeit kam der Arine vor Frost zitternd in die Sakristei und beklagte sich, daß er nichts bekommen habe. Voll Mitleid zog nun der hl. Martin fein Gewand aus, gab es dem Armen und bedeckte sich nur mit seinem weiten Mantel; nach einiger Zeit kam der Hülfs priester und meldete, daß es Zeit sei den Gottesdienst

zu beginnen. Der hl. Martin erklärte, es müsse vorher der Arme bekleidet werden, sonst könne er nicht an den Altar. Der Hülfspriester ant wortete, der Bettler sei nicht mehr zu finden; darauf bemerkte der hl. Martin, man solle das Kleid nur bringen, er werde den Armen schon finden. Darauf eilte der Hülfspriester in einen benachbarten Kleiderladen und kaufte ein grobes kurzes Gewand und brachte es seinem Bischöfe, vermeintlich für den Bettler. Da hieß ihn dieser zur Sakristei hinausgehen und legte

nun selbst dieses Kleid an. Der hl. Martin machte als Bischof in seinem Gebiete mannig fache Reisen, zumal da auf dem Lande das Heidenthum noch nicht ganz ausgerottet war. Einst begegnete er einem heidnischen Leichen zug; da er zuerst meinte, daß die Heiden ein Götzenbild daher trügen, so machte er das Kreuzzeichen dagegen. Augenblicklich waren alle Heiden festgebannt, so daß sie nicht mehr von dem Platze

4
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_266_object_4425396.png
Seite 266 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
250 11. November. Der hl. àartin, Bischof. konnten und einander erschrocken ansahen. Als der hl. Martin erkannte, daß sie keinen Götzendienst treiben, sondern einen Todten begraben wollten, erhob er seine Hand abermals und erlaubte ihnen ihren Weg fortzusetzen. — Auch in anderer Weise Zeigte sich die Kraft des hl. Kreuzes. In einem Marktflecken stand eine alte Fichte, welche einem Heidengott geweiht war. Der hl. Martin wollte diesen Gegenstand des Götzendienstes hinwegschaffen; allein

eine Menge Heiden wollten es nicht dulden. Endlich sagte einer derselben zu dem hl. Bischof, sie wollten den Baum selbst umhauen, wenn er sich auf die Seite stellen lasse, wohin der Baum geneigt war; er solle zeigen, ob sein Gott mächtig sei ihn zu schützen. Martin willigte ein, die Heiden banden ihn sodann an die Stelle, wohin der Baum in natürlicher Weise fallen mußte, und fingen an mit ihren Aexten ihn zu fällen. Auf einmal kracht und wankt der Baum und neigt sich dem hl. Martin zu; da erhob

dieser die Hand und machte das Kreuzzeichen, und der Baum wendet sich wie vom Sturm-' wind erfaßt und fällt plötzlich auf die entgegengesetzte Seite. Dieses machte auf die Heiden einen solchen Eindruck, daß sie voll Er staunen den Namen Jesu Christi priesen und insgesammt den hl. Bischof baten, er möge ihnen die Hände auflegen und sie in's Christentum aufnehmen. Einst begegnete dem hl. Martin auf einer Visitationsreise ein Wagen voll Offiziere. Da er einen schwarzen zottigen Mantel an hatte, so wurden

die Maulthiere scheu und verwickelten sich in den langen Riemen der Bespannung, so daß man lange zu thun hatte, bis weiter gefahren werden konnte. Darüber wurden die Kriegs leute so erbost, daß sie den ihnen unbekannten Wanderer mit Geißel- und Stockstreichen mißhandelten; indem aber der hl. Martin in stiller Geduld sich schlagen ließ, hielten sie solches für Verachtung und schlugen ihn, bis er ohnmächtig in seinem Blut auf Erden lag. So fanden ihn seine Jünger, als sie nachkamen. Da aber die Soldaten

wieder fortfahren wollten, waren die Thiere mit aller Gewalt durchaus nicht mehr von der Stelle zu bringen; endlich, nach allen möglichen Versuchen, merkten die rohen Menschen doch, es sei dieß etwas Übernatürliches und eine Strafe für die Mißhand lung an dem fremden Manne. Da sie nun aüf ihre Erkundigung bei Vorübergehenden erfuhren, es sei der Bischof Martin gewesen,

5
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_267_object_4425399.png
Seite 267 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
11. November. Der hl. Martin, Bischof. 251 àftn sie ihm nach, fielen vor ihm nieder und baten ihn unter Vielen Thränen um Verzeihung, was der hl. Martin auch gern gewährte, worauf sie dann ohne ferneres Hinderniß die Reise fori- setzen konnten. Der damalige Statthalter von Tours, Avitian, war ein harter und grausamer Mann. Einmal zog er in die Stadt ein mit einer ganzen Schaar Gefangener, welche er den andern Tag hinrichten wollte lassen. Als erst mitten in der Nacht Martin solches erfuhr, ging

er noch zu dem Gerichtspalast. Allein alle Thurm waren Verschlossen, deßhalb legte er sich auf die Staffeln, um hier abzu warten.. Da hatte Avitian eine Erscheinung, welche ihn weckte mit den Worten: „Der Diener Gottes liegt vor deiner Thüre und du schläfst.' Der Statthalter sprang auf und rief ganz ergriffen seinen Dienern, sie sollten die Thuren aufmachen, der Bischof Martin warte davor. Die Diener öffneten nur die innern Thören, und weil sie Niemand fanden, spotteten sie über den Befehl, als habe ihr Herr einen leeren

Traum gehabt. Allein kaum war Avitian wieder zu Bett gegangen, so wurde er noch heftiger aufgeschreckt. Nun ging er selbst bis zur äußersten Pforte, und fand daselbst den Heiligen; mit größter Ehrfurcht sprach der Statthalter zu ihm: „Ich weiß, was dich mitten in der Nacht hiehergeführt hat, kehre zurück, ich werde morgen alle Gefangenen begnadigen.' Das Leben des hl. Martin ist überaus reich an Thaten der Heiligkeit und großen Wundern. Unter dem Vielen, was sonst noch von ihm erzählt

wird, will ich hier besonders Einiges aus wählen, woran man den richtigen Unterschied kennen lernen kann, Welchen der Christ zwischen den verschiedenen Ständen zu machen hat. Einst wurde Martin von dem Kaiser Marimns nebst dessen Bruder und den vornehmsten Personen zu einem Gastmahl eingeladen. Nun war es damals Sitte, daß em Diener gegen Mitte des Mahles einen Becher Wein dem Angesehensten am Tische reichte, und wenn dieser getrunken hatte, gab er ihn dem, der ihm dem Range nach am nächsten war. Der Mundschenk wendete

sich daher zuerst mit dem Becher an den Kmser; allein dieser befahl ihn zuerst dem hl. Martin darzureichen. Nachdem der heilige Mann den Wein gekostet hatte, gab er ihn nicht dem Kaiser, sondern dem Priester, den er als Begleiter mit sich genommen hatte. Er wollte damit

6
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_262_object_4425384.png
Seite 262 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
246 11. November. Der hl. Martin, Bischof. höherer Offenbarung vorausgesagt, daß er am 10. November ster ben werde. Er brachte die ganze Nacht im Gebete zu und ging dann, obschon sehr schwach, in die Kirche, um die hl. Messe zu lesen. ^ Als er an den Altar kam, zeigte er solche Schwäche, daß man ! ihn mahnte, er solle in die Sakristei gehen. Allein seine Begierde > nach dem hl. Altarsakramente ließ es ihm nicht zu; er machte das Kreuz und sprach: Introiko aà altars Vsi (ich werde eingehen

Zum Altare Gottes). Da der Meßdiener nicht antwortete, weil er sah, daß Avellm zu krank sei, um die Messe lesen zu können, sprach er noch einmal die Eingangsworte. Im Augenblicke nun, wo er es zum drittenmal sprechen wollte, traf ihn der Schlag. Man trug ihn in seine Zelle, wo er dann, obwohl sprachlos, doch bei voller Besinnung die hl. Sakramente empfing, und dann gegen Mit ternacht nach einem so rastlosen Leben einging zur ewigen seligen Ruh^ 11. Novembe r. Der heilige Martin, Bischof

, t (Sààsmlterschied.) ^sn Freiburg ist über einem Stadtthor ein römischer Reiter gemalt, welcher einem nackten Bettler einen Mantel reicht. Es ist dieses der hl. Martin, dessen Gutthat jetzt nach anderthalb tausend Iahren noch auf solche Weise in ehrendem Gedächtniß gehalten wird. Derselbe wurde von seinem Vater schon mit 15 Iahren unter das römische Heer gethan, in der Hoffnung, seinen Sohn dadurch umzustimmen. Der Vater war nämlich noch im Heidenthum, ' Martin hingegen hatte jede Gelegenheit benützt

, den christlichen Unterricht anzuhören, und wollte sich nicht nur taufen lassen, son dern auch als Mönch in die Einöde gehen. Als junger Soldat sah er einmal einen halbnackten Bettler am Weg; die, welche Ueber- fluß hatten, gaben nichts; Martin Hatte nur das Notwendige, ! hingegen ein mitleidiges Herz. Deßhalb zerschnitt er seinen Sol datenmantel und gab die Halste dem Armen; Manche verlachten ihn darüber. In der darauf folgenden Nacht erschien Christus mit der Hälfte des Mantels und sprach zu den Engeln

, welche ihn ! umgaben: „Dieses Gewand hat mir Martin geschenkt.' Später ^ wurde das Haus, wo Martin diese Erscheinung hatte, zum Anden- -

7
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_270_object_4425409.png
Seite 270 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
254 12. November: Der hl. Martin, Papst. stantinopel. Die Kaiser bekannten sich zwar damals zur christlichen Religion. Manche von ihnen wollten aber, in ähnlicher Weise wie der Kaiser von Rußland bei den Russen, zugleich über die Kirche herrschen und ihr Gesetze vorschreiben. Weil aber der Papst sich » dieses nicht gefallen lassen durste, so kam es manchmal zu schwerem Streit. Zu jener Zeit hatte sich die Ketzerei verbreitet, daß Chri stus nur einen einzigen Willen habe, nicht einen göttlichen

und mensche lichen miteinander; Papst Martin hielt deßhalb im Jahre 649 eine große Kirchenversammlung von fünfhundert Bischöfen, worin nach reiflicher Berathung bestimmt wurde, daß jene Behauptung ketzerisch sei und jeder aus der katholischen Kirche ausgeschlossen, der daran ..festhalte. Der Kaiser Eonstans hingegen hatte einen Erlaß hinaus-' gegeben, worin er verbot, daß in den Kirchen über diese Angele genheit Etwas öffentlich gesagt werde. Da er nun erfuhr, daß Papst Martin die Ketzerei nicht ungestört

um sich fressen lasse, sandte er einen hohen Beamten, Namens Olympius, mit dem Auf trag, den Papst entweder gefangen zu nehmen, oder zu tödten. Olpmpius hielt es wahrscheinlich des Volkes wegen nicht für rathsam, offene Gewalt zu brauchen. Er soll einem Diener den Auftrag ge geben haben, den hl. Martin durch Meuchelmord aus der Welt zu schaffen; dieser behauptete aber, er habe plötzlich den Papst nicht mehr gesehen, als er sein Vorhaben vollführen wollte. Als Olpm pius ebenso vergeblich den Papst

und die Bischöfe durch Soldaten zu schrecken gesucht hatte, mußte er schnell nach Sicilien ziehen, wo die kriegerischen Araber eingefallen waren. In einem Treffen mit denselben wurde er geschlagen und schwer verwundet; «einige Tage darauf starb er eines traurigen Todes. Der Kaiser Eonstans war aber über den Papst Martin um so mehr erbost, weil dieser mehrere Bischöfe exkommunizirte, welche sich nicht den Aussprüchen der Kirchenversammlung unterwerfen wollten, und die hingegen dem kaiserlichen Hofe

sehr botmäßig waren. Da her sandte er einen andern Statthalter nach Rom , den Kalliopas. Dieser brauchte den. Vorwand, Papst Martin sei in eine Verschwörung gegen den Kaiser verflochten, nahm ihn gefangen und ließ ihn auf ein Schiff schleppen wie einen Staatsverbrecher; absichtlich wurde die Fahrt recht langsam fortgefetzt und dem Gefangenen mancherlei Entbehrungen und Mißhandlungen Zugedacht, in der Hoffnung, der

8
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_271_object_4425412.png
Seite 271 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
12. November. Der hl. Martin, Papst. 255 alte kränkliche Mann werde sterben. Auf der Insel Naxos wurde er ein ganzes Jahr lang gefangen gehalten und war daselbst lange an der Ruhr krank. Geistliche und andere Leute schickten ihm deßhalb Manches zur Erleichterung seines Zustandes; allein die Wächter nahmen es denen, die es brachten, hinweg, mißhandelten sie mit Schlägen und Beschimpfungen und sagten, wer Mitleiden mit einem solchen Menschen habe, der sei ein Feind der kaiserlichen Regierung

. Endlich wurde der hl» Martin nach Konftantinopel geführt; hier wurde er alsbald in ein Gefängniß geworfen. In einem Brief, welcher noch vorhanden ist, schreibt er: „Schon seit 47 Tagen bekomme ich kein Wasser zum Waschen; ich starre vor Kälte und bin äußerst schwach. Ich habe unaufhörlich die Ruhr; mein Körper kann sich nicht mehr aufrecht halten. Die Nahrung, welche wan mir gibt, ist mir zuwider und ekelhaft. Ich hoffe indeß, daß Gott mich bald von dieser Welt wegnehmen und meinen Verfolgern

bußfertige Gesinnungen einstoßen wird.' Man hatte gehofft, der alte Mann werde solchen Mißhand lungen unterliegen. Da ihn Gott aber dennoch am Leben erhielt, so konnte man nicht mehr wohl ausweichen und mußte ihn vor Ge richt stellen. Martin konnte vor Schwäche nicht mehr gehen, er wurde deßhalb auf einer Bahre in den Gerichtssaal des hohen Rath es getragen. Der Oberrichter legte es darauf ab, die päpstliche Würde recht verächtlich zu behandeln. Der schwer kranke Mann, der nicht mehr auf seinen Füßen

habe. Der hl. Martin sagte zu den Richtern: „Diese Zeugen sind Ungesetzlich; wöget ihr sie immerhin hören und darnach euer Urtheil sprechen; aber lasset sie um Gottes willen keinen Eid schwören zum ewigen Verderben ihrer Seelen.' Nachdem sich die Richter damit begnügt hatten, nur einige

9
Bücher
Kategorie:
Religion, Theologie
Jahr:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/218054/218054_269_object_4425406.png
Seite 269 von 573
Autor: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Ort: Freiburg im Breisgau
Verlag: Herder
Umfang: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: s.Heiliger ; f.Biographie
Signatur: II 61.917/4
Intern-ID: 218054
12. November. Der hl. Martin, Papst. 253 oder in der Verrichtung anderer Beschäftigungen hielt er seine Seele stets in Andacht. Niemanden richtete oder verdammte er, Niemanden vergalt er Böses mit Bösem; er hatte sich mit solcher Geduld gegen alle Beleidigungen bewaffnet, daß er sich als Priester ungestraft von dem niedrigsten der Kirchendiener beleidigen ließ; niemals waren Beleidigungen für ihn ein Grund, ihnen seine Freundschaft oder Dienstleistung zu entziehen. Niemals sah

man ihn aufgebracht oder aufgeregt, niemals traurig oder lachend; immer einer und derselbe, leuchtete in seiner Miene eine göttliche Freude, so daß er den Menschen nicht mehr anzugehören schien. Ueber seine Lippen ging nie etwas Anderes, als Christus; in seinem Herzen war nichts als Frömmigkeit, Friede und Milde. Oesters weinte er selbst über die Sünden Solcher, die gegen ihn lästerten und ihn mit ihren gif tigen Zungen zerfleischten.' Als es mit dem hl. Martin zum Sterben kam, rief er seine geistlichen Brüder

Knecht in die Ruhe ein, an dem rechten Tag, an einem Sonntag. 12. November. Der heilige Marlin > Papk. i- (Kirchenstreil.) Nicht ganz dreihundert Jahre nach dem heiligen Bischof, dessen Leben gestern erzählt worden, lebte ein heiliger Papst, der ebenfalls den Namen Martin trug. Damit aber feine Lebensgeschichte recht verstanden werde, muß etwas von den damaligen Zuständen im römischen Reich gesagt werden. Die römischen Kaiser wohnten nicht mehr in Rom, sondern da, wo jetzt der Sultan regiert, in Kon-

12