¬Der¬ Streit des Cardinals Nicolaus von Cusa mit dem Herzoge Sigmund von Österreich als Grafen von Tirol : ein Bruchstück aus den Kämpfen der weltlichen und kirchlichen Gewalt nach dem Concilium von Basel
daß Herzog Sigmund so große Nachgiebigkeit gegen den Cardinal an den Tag legte. Herzog Sigmund war nämlich seit beut Anfange des Jahres 1455 in mancherlei andere Verlegenheiten gerathen. So hatte er sich mit seinem Vetter dem Erzherzoge Albrecht wegen der Verwaltung der vorderösterreichischen Länder, und wegen der Brüder Vigilius nnd Bernhard Gradner, die mit unverschämtem Eigennutze seine Herzensgute zu großem Nachtheile des öster reichischen Hauses ausbeuteten, zerschlagen. Das Zerwnrsniß kam
erbitterten Tiroler Land- stände gesteckt, und die Seele der Agitation war der Bischof von Brixen, der Cardmal Cnsanus. 4 ) Da war es nun begreiflich, daß Herzog Sigmund sich gegen einen so einslußsuchenden wie gefährlichen Mann nachgiebig zeigen mußte und wollte; darum begann seit dieser Zeit, Herbst 1455, die Reihe der im vorigen Capitel erwähnten Schritte nnd Briefe voll Gefälligkeiten gegen den Cardinal. Bald gesellten sich zu dieser Ursache der Nachgiebigkeit auch noch andere. Uni
sich mit seinem Vetter dem Erzherzoge Albrecht aus- znsöhnen, war Herzog Sigmund ani 22. Dezember mit demselben in Füßen zusammengekommen; beide verständigten sich daselbst nicht nur über die Ver- Anstoß erregte der Artikel übet bic Wahl einer neuen Äbtissin: „Gnädiger Herr!' schrieben sie an Herzog Sigmund, „darein können wir nicht willigen; auch befremdet uns diese Zumuthung an unserm Herrn dem Cardinal sehr, der sonst vermeint große Gottesfurcht zu haben, und ein hoch, gelehrter Herr ist. Sollte eine Äbtissin
ihnen völlig undc. greiflich', denn einmal sei Afra nicht ihre Verweserin, und habe keine Gewalt Richter einzusehen; ^.veiienö bedürft eS hierüber keiner neuen Nebereinkunft, denn eé bestehe noch der zwischen dem Bischöfe Johann und dem stifte geschlossene Vertrags und dauere noch mehrere Jahre; und sie werden ihn treu einhalten, wie sie ihn bisher eingehalten. Mifsiv-Buch p. 335. 41 Siehe meine Abhandlung uà jr bic Fehde der Gradner gegen den Herzog Sigmund' in dem IX. Bde. der Denkschriften der kaiser