Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
und nicht glauben, daß ich unnützer Weise einige Zeit hin durch einen weitern Gesichtskreis wähle. Die Periode also, in die wir jetzt eintreten, ist die des welthisto rischen Kampfes zwischen den Deutschen und Römern, in Folge dessen die Zertrümmerung des römischen Reiches und die Besetzung seiner Provinzen mit neuen Völkerstämmen eintrat. Die Geschichte dieses Kampfes hat, wie bekannt, drei Epochen; die Epoche, in welcher Sieg und Eroberung auf Seite der Römer war; die zweite, in welcher der Kampf
mit so ziemlich gleichen Erfol gen geschah; und die dritte, in welcher Sieg und Eroberung auf Seite der Deutschen war. — Die erste Epoche war kurz, wie ein Traum; sie endete schon mit Kermsmieus, Sohn deS vrusus, welcher im I. IS n. Chr. von Kaiser FibermZ durch Gift aus dem Wege geräumt wurde. Er war eine feste Säule gewesen des römischen Staatsgebäu des, welche Ukerws ohne Rücksicht für den Bau mit kaltem Blute niederbrechen ließ, weil der Schatten ihm unbequem war, den sie auf ihn warf. — Die zweite Epoche
ist eben die, welche wir jetzt vornehmen wer den, jene Epoche, wo ohne entscheidende Erfolge, aber unter fortwah rendem Kampfe, die Wagschalen des Kriegsglückes abwechselnd san ken und stiegen. Die dritte Epoche ist jene, ebenfalls kurze, in welcher die Römer unterlagen. Die Ursache aber, welche diese Erscheinungen begleitete und be dingte, ist einfach viese: so lange die Deutschen in zahllose kleine Stämme zersplittert waren, wurden sie besiegt; als sie sich in größere Völkerschaften sammelten
, hielten sie dem Römerreiche die Wage; und als endlich die Massen mit ihrer gestimmten Wucht andrängten, da brach das Reich in Trümmer. — Um Sie über dieses Verhältniß in's Klare zu setzen, muß ich