Wanderbüchlein eines reisenden Gelehrten nach Salzburg, Tirol und der Lombardei
an majestätischer Naturschönheit mit dm schönsten Glet schern der Schweiz sich messen könnte. Aber der gewaltige Großglockner hatte sich uns fürs erste nur auf einen Augenblick, und auch da noch mit umwölktem Gipfel gezeigt. Noch ehe wir nach Heiligen- blut kamen, hatte sich der Himmel umwölkt, und es traf uns noch ein fruchtbarer Regen, bevor wir im Dorfe waren. Kaum aber hatten wir etliche Stündchen in dem ungemein freundlichen Gasthause ausgeruht, in einem Zimmer, dessen Fenster unmittelbar
nach dem Großglock ner zugiengen, da heiterte sich der Himmel auf und es glückte uns, was sehr selten ist, daß wir den herrlichen Berg von da an die ganzen zwei Tage, die wir hier blieben, immer unumwölkt sahen. Wir beschlossen, nach dem wir einige Stunden in jenem herrlichen Anblick, und in Gesellschaft unsrer Nürnberger Freunde, die schon vor uns angekommen waren, geruht hatten, den schönen, reichen Tag noch mit einigen Wanderungen in die un vergleichlich herrliche, großartige Umgegend von Heili genblut
, welches Dorf durch seine innren wie äußren Annehmlichkeiten in meiner Erinnrnng eben so hoch da stehet, als seiner Lage über dem Meeresspiegel nach, welche immerhin eine der höchsten ist die man an irgend einer Dorfschaft der europäischen Gebirgsländer kennt. Am Sonntag, den I5ten Sept., gieng die Sonne klar und unbewölkt über die östliche Gebirgswand auf, und der ganze Himmel war so rein und wolkenlos, daß wir ihn kaum auf unsrer ganzen Reise schöner gesehen. Das war ein ganz besonders günstiger Tag