Briefe aus und über Tirol geschrieben in den Jahren 1843 bis 1845 : ein Beitrag zur näheren Charakteristik dieses Alpenlandes im Allgemeinen und der Meraner Gegend insbesondere
Wie grofs, aber der Glaube an die Wunderwirkung dieser Orte ist, beweist nicht allein der sehr häufige Gebrauch der Wallfahrten, sondern man geht so weit, im Verhinderungsfälle, durch Andere solche Wallfahrten ausführen zu lassen. So ist es in Bötzen gar nichts Seltenes, dafs man, wenn etwa ein Kind erkrankt ist, oder auch, wenn man als Dank irgend eine Wall fahrt gelobt hat — was auch sehr häufig vorkommt ein paar alte Frauen, die schon eigends dafür bekannt sind, annimmt, und diese das Werk
der Danksagung oder der Fürbitte in Kal tem oder Weissenstein ableisten läfst, was noch, da dies ge wöhnlich arme, arbeitsunfähige Leute sind, für ein verdienstli ches Werk der Barmherzigkeit gilt. — Für eine Wallfahrt nach Weissenstein wird in der Hegel 1 Star (9 Metze») Blenden (Buchweizen), oft auch Geld gegeben. — Das sind nun freilich Dinge, die man nur begreifen kann, wenn man sich ganz in den mittelalterlichen Geist dieser Leute versetzt, die nun einmal aus dem Zauberkreise .-der sie magisch umgiebt