S Ü I) T I K 0 Ende einer Odyssee Mit der Rückgabe der Kaumheimer-Porzellansammlung von Seiten der Provinz Trient wurde ein jahrzehntelanges Unrecht aus der Welt geschafft. Die wertvollen Porzellan-Figuren wurden einst dem Juden Julius Kaumheimer auf seiner Flucht vom, Meran nach Amerika abgenommen. Von Joachim Innerhofer Z ufrieden streckt sich der Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde Meran, Federico Steinhaus, in seinem Sessel. Angespannte Monate lie gen hinter ihm. In verschiedenen
amerikanisch-jüdischen Zeitun gen, aber auch in den amerikani schen Kultusgemeinden suchte er nach der Familie Kaumheimer. Gefunden hat Steinhaus die Fa milie schließlich in San Francisco. Grund der Suche: Wertvolle Figu ren aus Meissner Por zellan, die einst dem Patriarchen der Fami lie, Julius Kaumhei mer, gehörten und ihm während seiner Flucht aus Nazi-Deutschland in Italien abgenommen wurden, sollten dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wer den. In einer kleinen Zere monie im Trientner „Castello del
Buoncon- siglio“ fand vor einem Monat die Übergabe statt. Insgesamt 64 Fi guren aus Meissner- Porzellan konnten den Nachkommen über reicht werden. Julius Kaumheimer, der Vater der heute in San Fran cisco lebenden Hans (John) und Grete, begriff in den 30er Jahren, dass es für ihn und seine Famüie in Nazi-Deutschland unerträg lich wird. Die Nürnberger Ras sengesetze brachten das Fass zum Überlaufen: Julius, seine Frau Selma und die Kinder mach ten sich auf die Flucht. Die Fami lie will erst
einmal einen sicheren Hafen anlaufen und dort das Ende der Naziherrschaft in Deutschland abwarten. Das soll te sich aber als großer Irrtum he- rausstellen. Auch in Meran, wo hin Julius Kaumheimer mit sei ner Familie geflüchtet ist, werden sie als Juden laut einem italieni schen Dekret zu unerwünschten Personen. Er muss mit seiner Fa milie erneut die Flucht antreten. Nun steuert Julius Kaumheimer Amerika als neuen Hafen an; für viele Juden damals das „gelobte Land“ und letzte Zufluchtsstätte. Innerlich bereits
vorbereitet, heisst es nun erneut Koffer packen, Ausweise in Ordnung bringen und natürlich ein Ein reisevisum für die Vereinigten Staaten ergattern. Nicht so leicht für eine Familie mit Kin dern und ohne großen finanziel len Rückhalt. Doch einen Schatz kann Julius Kaumheimer doch sein Eigen nennen: eine Figuren-Sammlung aus Meissner-Porzellan. Es dient der Kaumheimer-Familie als Re serve und als Rückversicherung. Eigentlich ist das Meissner-Por zellan für Julius Kaumheimer die große Leidenschaft. Schon