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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1925]
¬Die¬ schönsten Erzählungen.- (Langens Auswahbände ; 22)
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Seite 255 von 291
Autor: Steub, Ludwig / von Ludwig Steub
Ort: München
Verlag: Langen
Umfang: 280 S.. - 1. - 5. Tsd.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 61.715
Intern-ID: 93461
Der alte Hechenplaickner und seine bleiche Tochter traten also ein und wurden mit schweigsamer Würde empfangen. Der Tochter, die auch dem Landrichter sehr angegriffen schien, bot dieser einen Stuhl — eine Ehre, welche eigentlich nur die Honoratioren anzusprechen haben. Rosi setzte sich und sah traurig auf den Boden. Der Florian war noch nicht da, weil er noch mit dem Va lentin zu reden hatte. Doch klopfte es sehr bald und er trat mit bescheidenem Gruße in das Amtszimmer. Sein erster Blick siel

auf die junge Gegnerin, welche sich bei seinem Eintritt lang sam erhob; sie wußte wohl selbst nicht warum; aber Florian konnte es immerhin als eine ehrenvolle Begrüßung gelten lassen. Die eine Hand legte sie auf die Lehne des Stuhls, um sich zu stützen, aber ihn sah sie nicht an, sondern schlug die Augen nieder und schloß sie fast. Unser Florian hatte das Mädchen, wie wir wissen, zwar schon einmal gesehen, aber nur flüchtig und unter Umständen, die eine ruhige Betrachtung doch fast aus schlössen

. Jetzt dagegen war die Gelegenheit ungemein günstig — er schaute mit offenen Augen und sah vor sich die herrliche Gestalt, die tadellos war vom Scheitel bis zur Ferse. Auch trug sie ihre schönsten Feiertags- kleider, den Niedern, breitkrempigen Hut mit der goldnen Schnur und Duaste, den feinen weißen Spitzenkragen, die goldene Halskette mit dem goldenen Kreuze, das samtne Mieder, den schwarzseidenen Rock mit der grün seidenen Schürze und die feinen glänzenden Schuhe. Als nun der Florian in des Mädchens edles

Antlitz sah, das von der Pracht des Gewandes fast noch ge hoben wurde, als er ihre verweinten Augen, die tiefe Trauer und das tiefe Leid, das auf ihren Zügen lag, be trachtete, da wurde ihm weh ums Herz und er dachte: An all diesem Elend ist doch nur einer schuld, und der bin ich; Nun begann der Herr Landrichter mit ruhigem Ernst: „Heute, den siebenten August, ist Verhandlung in der Sache des Thomas Hechenplaickner von der Sewi als Vertreters sein er Tochter Rosa gegen den Florian Weiten- moser

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1925]
¬Die¬ schönsten Erzählungen.- (Langens Auswahbände ; 22)
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Seite 250 von 291
Autor: Steub, Ludwig / von Ludwig Steub
Ort: München
Verlag: Langen
Umfang: 280 S.. - 1. - 5. Tsd.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 61.715
Intern-ID: 93461
—' „Und mir noch lieber!' „Möcht' nur wissen, warum sie alle so gern haben?' „Ich weiß 'g schon, seitdem ich sie gesehen Hab'!' „Und nach allem, was ich hör', sagen ihr die recht schaffenen Leut nicht das mindeste nach und darum sag' ich: Geh, Heirat' s, Florian, Heirat' s! Jetzt hat sie einmal den Schimpf; ein andrer stoßt sich dran; der, der's tan hat, braucht ihn nicht zu scheuen.' „Darfst mir nicht zureden, Mutter! Ich denk' an nichts andres.' „Und mit ihrem Schimpf vergeht auch der deinige. Jetzt ist die arme

Haut so tief Herunken, daß sie jede Mistdirn' auslacht, und du kannst sie wieder heben auf die höchste Höhe. Und das mußt du tun, Florian!' Da erhob sich die stattliche Frau, um zu gehen, und reichte ihm in mütterlicher Würde noch die Hand. Er druckte einen warmen Kuß darauf, was zwar unter Bauernleuten fönst nicht vorkommt, aber vielleicht für diesesmal durch seine „halbgebildete' Aufregung ent schuldigt werden kann. Als aber die Mutter schlafen gegangen, kam die Leni, die Kellnerin, herein

und über gab dem Florian einen „Brief' vom Landgericht, den der Gerichtsdiener schon vorige Woche gebracht habe. Der Brief war aber eine Vorladung zum k. k. Land gericht Kufftein auf den siebenten August um neun Uhr morgens in Sachen Rosa Hechenplaickner, vertreten durch ihren Vater Thomas Hechenplaickner, Wirt in der Sewi, gegen Florian Weitenmoser, Wirt zu Langkampfen, wegen Schmerzensgeld zu dreihundert Gulden, wegen Ehren- kränkung und Abbitte. Die Klageschrift, die damals in der Sewi verfaßt worden

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