Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
Prinz Eugen. 119 Herbste Pause mache. Dingelstedt gab das Stück noch der Gesell schaft zu Liebe ein paarmal, namentlich als die Erzherzogin Valerie zum erstenmale das Theater besuchte, dann blieb es liegen. Am 15. Mai 1881 starb Freiherr v. Dingelstedt, nach kurzem Interregnum folgte Adolf Wilbrandt als Direktor, dessen ganze dichterische Anschauung und Kunstübung zu dem schlichten, ernsten Greif einen Gegensah bildete. Er wollte von ihm nichts wissen und sandte ihm z. B. die „Francesca
da Rimini sofort mit dem gedruckten Zettel zurück. Wilbrandt hatte für die Litteratur der Gegenwart ebenso wenig Na um und Ver ständnis als Dingelstedt, urteilt der bekannte Schriftsteller Adam Müller-Guttenbrunn/) Ich taste indessen Wilbrandts undDingel- stedts bedeutende Verdienste um das Burgtheater gewiß nicht an, allein dem vertrauensseligen Greif gegenüber handelten diese Männer gelinde gesagt unaufrichtig. Als das 200 jährige Jubiläum der Be freiung Wiens von den Türken auch auf den Brettern
der Hofbühne entsprechend gefeiert werden sollte, brachte Greif bei dein Direktor sein Stück persönlich in Erinnerung und bat um dessen Wieder- aufführung bei jener Gelegenheit, für die es ursprünglich bestimmt gewesen. Wilbrandt lehnte ab, obwohl der damalige General- intendant Baron Hofmann dafür eingenommen war; er rief den Kaffenrapport zu Hilfe, der jedoch günstig war, und erst jetzt sagte er, seine eiskalte Förmlichkeit ablegend, zu. Als Greif das Bureau verließ, meinte Wilbrandt: „Ich Pflege
mein Wort zu halten und nicht nur zu geben.' Als Greif auf private Mit- Teilungen von neuen Ilmtrieben den Direktor zu bindenden Ansagen drängte, antwortete dieser folgendes: Wien, 20. April 83. Geehrter Herr, ich müßte unendlich viel mehr Zeit haben, als mir leider zur Verfügung steht, wenn ich über Dmge, die bereits abgemacht sind, mich auf immer neue — schriftliche oder 1) Zuletzt in den „Tramawrgischen Gängen', Dresden 1892, S. 45.