2.806 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/25_06_1903/BZZ_1903_06_25_4_object_365648.png
Seite 4 von 8
Datum: 25.06.1903
Umfang: 8
Ton'e'ä»i,. K-n 37, Juni IW3 In Schlingen des Todes. Roman von B. Feldern. (Nachdruck verboten.) 27 ivort etzun.. „Eine Gefahr weniger,' dachte Norbert, ihn in die Tasche steckend. Der Gesegelte stöhnte und ächzte immer lauter. Norbert hörte es wohl, beachtete es jedoch nicht. Seme ganze Seele war in Ausruhr, sein ganzes Ge- ! miith nur von dem Gedanken an die Geheimnisse er- ' füllt, die er jetzt ergründen sollte. Würde er Spuren ' entdecken, die ihm Aufschluß über das Schicksal Nina's

ein in allen Farben schimmernder, crystallener Kronleuchter iiiederhing. Die ichön getäfelten Wände waren mit allen mcrthvollen Gemälden geschmückt und von ara- nitenem Sockel grüßten marmorne Göttergestauen, welchen längst entschlafene Künstler unsterblich^ Leben verliehen hatten, den staunenden Beschauer. Trotz des harmonischen Läuteus der elektrischen Glocken, deren warnender Rus auch bis in diese Räume drang, schritt Norbert hastig weiter, um den Bewohner der wunderbaren unterirdischen Wohnung zu entdecken

. Ohne Bedenken öffnete er eine nur angelehnte Thür, die aus der Kunstgalerie in einen anstoßenden Raum führte. Eine klangvolle Männer stimme hatte sein Ohr erreicht — er wußte, daß er im nächsten Augenblick dem Gebieter dieser seltsamen, wie es schien, stillen Träumen geweihten Welt gegen überstehen würde. Das Gemach, in welches Norbert von Barren ohne alle Umstände eindrang, war mit sast märchen hafter Pracht ausgestattet. Die hohe gewölbte und prächtig gemalte Decke war ein vollendetes Kunstweck

hervor und traf das Ohr des alten Mannes. „Die Thüren schließen! Die Riegel vorschieben!' rief er der unsichtbaren Person zu. während er Norbert rasch folgte, um diesen, der keinen Widerstand leistete, in den Gang zurückzudrängen. 37. Kapitel. Der Schleier lüftet sich. Um dem Befehl des alten Mannes nachzukommen, trat hinter dem Wandschirm eine weibliche, vom Kopf bis zu den Füßen in einen Schleier gehüllte Gestalt hervor. Wie ein Frühlingshauch glitt sie über den teppichbedeckten Fußboden

hin. obgleich zitternd in Angst und Furcht bei dieser unheimlichen Störung, deren Urheber sie nicht gesehen hatte. Allein das. was sie thun sollte und auch wollte, blieb unausgeführt. Der Klang der Stimme, welcher eben zu ihrem Ohr drang, bannte mit dem ersten Laut ihren Fuß. Norbert hatte sich dem ehrwürdigen Bewohner dieser Räume nicht widersetzt, rief nun jedoch, seinen Athem wieder gewinnend: „Einen Augenblick, mein Herr, einen einzigen Augenblick. Gestatten Sie mir nur. Ihnen meine Gegenwart

1
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/18_06_1903/BZZ_1903_06_18_4_object_365386.png
Seite 4 von 8
Datum: 18.06.1903
Umfang: 8
cm seinen Schreibtisch, um mit einem auseinandergefalteten Briefe zu Norbert zurückzukehren. „Da, lies,' sagte er, „was Dr. Alling uns über das beklageuswerthe Ereigniß schrieb. Du wirst sehen, daß ihr Tod erfolgte, während sie mit dem jungen Arzte und seiner Mutter ruhig im Schloßhofe spaziere« ging. Wenn Du zu Eude gelesen hast, will ich Dir erzählen. waS ich von den Lippen der AllingS hörte, die zu meiner großen Genngthnnng die Leiche meines armen KmdeS begleiteten, und bis zum Schluß

der Beisctzuugsfcierlichkeiten bei unS blieben.' Norbert las den Brief mit trockenen Augen und unbewegten strengen Zügen und gab ihn schweigend dem Baron zurück. Eine Weile saß er, die Augen mit der Hand überschattend, stumm da. „Sagen Sie mir Alles, Vater,' bat er endlich mit tiefem unnatürlichen Ton, „sagen Sie inir AllcS vom Beginn des —, deS —' Seine Lippen weigerten sich, die schrecklichen Worte anSzusprecheu. Bis zu dem Ende, bis zu dem Ende ihres süßen Lebens.' Der Baron gehorchte, nicht ermangelnd, seiner jungen Gattin

das gebührende Lob zu spenden. Schluchzend berichtete er von dem Traneract in der Harding'schen Gruft. „Sah sie sich noch ähnlich?' fragte Norbert, den thränenvollen Blick zu dem Baron erhebend. „Sie war ganz unverändert, das liebliche Gesicht überirdisch schön wie im Leben. Du erinnerst Dich wahrscheinlich noch ihres oft geäußerten Wunsches in Bezug auf ihre Beisetzung, mein Sohn?' Norbert neigte schweigend sein Haupt. „Jene Wünsche,' fuhr der Baron fort, „wurden niit religiöser Gewissenhaftigkeit befolgt

, aber durch das zarte Gewebe des TüllschleierS, der ihr Gesicht ver hüllt, konnte man die himmlische Ruhe der holden Züge erkennen.' „Ich muß sie noch einmal sehen,' rief Norbert ausspringend. „Das Leben hat nur noch einen Reiz für mich: das Andenken an meine verlorene Braut!' Er hielt inne, um seine Bewegung zu beineistern. „Von hieraus', fuhr er fort, „eile ich zu Dr. Wynton. Es wird mir eine schmerzliche Befriedigung gewähren, mit ihm über meinen entschlafenen Engel zusprechen. Er war der Letzte

. In dem Augenblicke, in welchem Norbert v. Barren langsam aus dem Thorwege des Harding'schen Palastes trat, bewegte sich eine dichtverschleierte Frau auf der anderen Seite die Straße entlang. Die Augen der langsam Weiterschreiteuden waren mit fragendem, ängst lich forschendem Blick auf das stolze Herrenhaus ge richtet. Als der junge Mann erschien, ging eine seltsame Veränderung m ihren Zügen vor. Einen Ausruf der Genugthuung unterdrückend, blieb sie eine Weile stehen, wie ungewiß, welchen Weg sie einschlagen

2
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/13_11_1943/BZLZ_1943_11_13_5_object_2101478.png
Seite 5 von 6
Datum: 13.11.1943
Umfang: 6
: Prpipetheits- Verlag, Gröbemell ^Aber der Hohlicht stand wie ein gro ßes Rätsel hinter den Schleiern der Wol- kech denen nur mehr dünn 'rieselnder Regen entströmte. Es war sehr kalt ge worden, ein Anzeichen dafür, daß das Wetter, sich zum Besseren wenden würde.. . Norbert Höchstadler, ging' durch das -verlassene Haus. Küche und Stube,'darin -der Hirt Bracnik zu wohnen pflegte, waren sauber, der Boden gepflegt, und die Fenster schlossen dicht. Neben dem Herd lag ein Stapel trockenen Fichten holzes

. an der. Wand hing eine Sterz pfanne. ^ - Die anderen Räume zeigten die-Ver lassenheit vieler Jahre; Moos und Schwamm wucherten, und in einer Stu be sproßte in dem morschen Boden sogar ein kleines Fichtenbäumlein, dessen, Sa men der Wind durch das offene Fenster hineingetragen haben mochte. Norbert riß es aus und warf es zum Fenster hinaus. . '. • Er mußte über sich selbst lachen, als er dieses unbewußte, gleichsam.-triebhafte Tun bedachte; es wär wie die erste Hand, lung eines, der hier Besitz ergriff

, und war doch noch alles so.unsicher und frag- ^^Recht gut war der Stall erhalten durch dessen ' dicke Wände Regen und Sturm keinen Eintritt gefunden hatten 1 Ein bissel Geld, ein paar Kühe daraus -7 Weide wäre genug, Norbert hatte ^war etwas Erspartes, aber ob es zu einer Kuh langen würde? Wohl hatte er noch etwas Erbteil auf dem Hofe des . Bruders stehen, und Hans würde es »hin gewiß geben wollen. Aber wie war un ter den heutigen Verhältnissen die Zah lung an einen. dem Tode verfallenen Tiroler Kämpfer möglich? Nun, darüber

brauchte er sich jetzt den Kopf noch nicht zerbrc.hen. „Na, wie steht's?' fragte der Förster «Jetzt greif auch zu', wi:,t hungrig sein.' Norbert nahin Speise und Trank. „Das Dach . vom Heustadel ist das schlimmste.: Ein.-einziges: Loch. Aber das macht alles nichts, wenn...', er kaute an seinem Speck, wollte Burgstaller nicht durch Frage nach dem Jägerposten drän- gen. . Der Alte yerstand ihn. „Werden sehen! Ich sag noch nichts, wo ich noch nichts versprechen kann. Tu halt derweil deine Sach

bei der Fxrcherinl Es kann dir nichts schaden, wenn sie dir wohlgesinnt ist.' „Das will ich schon', antwortete Nor bert. Bei sich aber dachte er: der Berg — wie ist der Berg? • Das Dach des Ziegenstalles war ge flickt, und angefaulte Pfosten waren durch neue ersetzt worden. An Stelle des morsch gewordenen Fischkotters nagelte Norbert einen größeren und festeren zusammen, und der Kahn der Gundla vertrug auch einige neue Plankey und Dichtung 'der Fugen durch Baumharz. Draußen schneite es; der Spätwinter ivar

3
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/19_06_1903/BZZ_1903_06_19_4_object_365427.png
Seite 4 von 8
Datum: 19.06.1903
Umfang: 8
Nr. 187 ?cituny' SlidNroler .TaMgtp. Fr^it. den 19. Juni 1903. In Schlingen des Todes. Roman von B. Felder». Nachdruck Verbote».) gorliesung. 30. Capitel. Eine seltsame Entdeckung und eine furchtbare Enthüllung. Dr. Wynton erhob verzweifelnd seine Stimme, aber Norbert achtete keiner Beschwichtigung. „Da, sehen Sie her!' rief er mit heiserer Stimme und außer sich, an der vermeintlichen Leiche Nina's zerrend. „Sehen Sie sich dieses Ding an, — ein Ge bilde aus Wachs, Leder, Holz, Watte und Draht

, mit ausgebreiteten Händen und Norbert's Worte wiederholend, taumelte sie in das Grabgewölbe. „Sie lebt! O. sie lebt!' schluchzte sie. „Wo ist sie? O, geben Sie 'Mir das geliebte Kind, meine süße junge Herrin, zurück!' So überraschend Emmy's Erscheinung wenige Minuten zuvor für Norbert und Dr. Wynton gewesen wäre, in diesem Augenblick der Erregung setzte sie Niemand in Erstaunen. Norbert, dem es eben geglückt war, Dr. Wynton^den schauerlichen Betrug, um den es sich handelte, klar zu machen, warf das Wachsgebilde

,'beruhigteNorbertdieJammernde, ' „und ich, ich werde sie auffinden.' Sein Gemüth klammerte sich mit zäher Festigkeit an diesen Gedanken. „Sie lebt und ist in der Gewalt dieses Weibes!' rief Emmy noch erregter als zuvor. „In den Händm dieses Teufels, denn ein Weib ist das nimmermehr! O, mein Gott, mein Gott!' „Welchen Weibes? Welchen Teufels? Was meinen Sie damit?' keuchte Norbert. Zu der Stimme des jungen Mannes klang ein Ton des Zweifels und des Entsetzens, der sich bis znm Zorn steigerte. „Geben Sie sich nicht falschen Hoffnungen hin, theurer Freund

,' mischte sich der Doctor ein. „Sie ist todt, Zhr Leichnam ist gestohlen worden, und Sie können nur zu leicht errathen, zu welchem Zweck — um anatomische Studien daran zu machen. Es ist ein grauenvoller Gedanke, aber —' Ah, Doctor, das ist einzig!' unterbrach Norbert ihn spottend. „Und Dr. Alling bewachte den Sarg Tag und Nacht, wie Baron von Harding mir erzählte.' „Sollte Dr. Alling selbst dieses Verbrechen begangen haben?' stammelte Wynton. Für einen jungen Arzt, oaS wußte er wohl, mußte

Norbert und Wynton in einem Äthem überrascht, sragend und zweifelnd. „Ja! Die Baronin von Harding,' bestätigte die alte, treue Dienerin, vor Erregung zitternd. „Sie allein ist schuld an der Krankheit und dem sogenannten Irrsinn meines Fräuleins. Ihr schändlicher Plan brachte diesen Sarg hierher. Wenn Sie mir nicht glauben, werde ich Ihnen Beweise liefern Da, Herr Doctor, prüfen Sie dieses Fläschchen.' Und die kleine Crystallflafche, die sie damals unter so großen An strengungen aus Ninä's Schrank

4
Zeitungen & Zeitschriften
Innsbrucker Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3059567-8/1936/04_07_1936/ZDB-3059567-8_1936_07_04_7_object_8065582.png
Seite 7 von 10
Datum: 04.07.1936
Umfang: 10
, ohne Aufregungen und Absonderlichkeiten. Ihr Haar war ergraut und aus ihrem Gesichte lag ein müder, glückloser Zug stiller Entsagung. Ein Ring — ein Name hatten diese bitteren Erin nerungen geweckt Es war ein milder Abend gegen Ende Februar, als Norbert Gerstner mit seinem geschlossenen Daimler aus seinen Vater wartete. Als der alte Herr einge stiegen war, fuhr er, auf kürzestem Wege die Stadt verlassend, dem etwa drei Gehstunden entfernten Dorfe Schönau zu, das er mit seinem Wagen in einer leichten halben

nicht nur zu erhalten, sondern — besonders in den ersten Nachkriegsjahren — bedeutend zu meh ren. Als Norbert Gerstner auf den großen, freien Platz vor dem „Goldenen Hirschen" einfuhr, ausstieg, und dem Vater die Türe öffnete, da erscholl im selben Augenblicke hinter dem Hause mächtiges Löwenge brüll. Lächelnd meinte Norbert: „Papa, wir sind am rech ten Orte." Die beiden Herren stiegen zum ersten Stocke empor. Als sie auf dem breiten Gange etwas unschlüssig stehen blieben, trat gerade aus einem der Gastzimmer

, „sieht man Sie auch wieder einmal." „Fräulein Käthe, es ist allerdings längere Zeit her, aber Sie wissen ja . . ." „Ich weiß," lachte Käthe Tanner, „Schönau ist keine Auto-Haltestelle." Nun mußten auch die beiden Herren lachen und Norbert sprach vorstellend: „Papa, das ist Fräulein Tanner. Mein Vater!" Als Herr Gerstner sen. das Mädchen begrüßt hatte, sprach er: „Fräulein, ich möchte gerne Herrn Bonadi- man sprechen. Wo kann ich ihn sehen?" „Darf ich bitten! Herr Bonadiman sitzt im Herren stübchen

. Bei jener ist die Vorführung des ganz primitiven Anfängertums, mag auch das trippelnde Gebaren und die kindliche Unbefangenheit der Kiemen noch so herzig sein, zu vermeiden, weil es auf die Gunst der Zuhörer berechnet ist, ohne daß sich die Schule selbst hier in den dunklen Augen aber war wieder das alte Feuer, das jeden, Mensch und Tier, in seinen Bann zog- Julius Gerstner trat auf ihn zu. „Herr Bonadiman, es freut mich, Sie kennen zu lernen. Hier mein Sohn Norbert!" Albert Bonadiman verbeugte sich leicht und sprach

, Vater und Sohn die Hand reichend, mit der Geste des vollendeten Weltmannes: „Meine Herren, ich kann Sie nicht im eigenen Heim empfangen, mein Willkomm ist aber nicht minder herzlich. Wir sind hier um diese Stunde ganz ungestört. Darf ich bitten. Platz zu nehmen!" „Wenn Sie gestatten. Herr Bonadiman", sprach Norbert Gerstner, „lasse ich Sie mit meinem Vater allein. Wie mir Fräulein Käte sagte, ist Ihr Herr Sohn unten bei den Tieren, die ich mir ansehen möchte." „Gerne, Herr Gerstner", erwiderte

5
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/18_12_1943/BZLZ_1943_12_18_5_object_2101755.png
Seite 5 von 6
Datum: 18.12.1943
Umfang: 6
, der hatte sie jetzt! Aber rnn hatte Margret, die das Leid wis- nd und verstehend gemacht hatte, ine Zerrissenheit mit klugen Worten -glättet. M'ilana sei durch ihn Weib -worden und ihr heißes Blut könne zs, was sie in der Liebe mit Norbert -nassen habe, nicht mehr entbehren. So i sie des anderen leichte Beute gewor- ;n. und Schuld trage nicht sie, sondern der sie geweckt hatte, und — leise hatte t hinzugefügt — die Natur, die dem lenschen da» wilde Sehnen als Geißel der Rosenkranz aufgebürdej habe. Es war. als hätte

Margret, die letzt ill für ihr Kind, ihren Bater und der rinnerung an den toten Gatten lebte imit ein eigenes Geheimnis verraten — zß auch sie ein Weib sei und nach jung. Wie Norbert so an Margret dachte, -rschwand alles bittere Erinnern an lilana. Vorhin hatte er sie zum FMer- aus herabgehen geiehen — ralch blickte : noch einmal über den Schluchtweg hin. -r sich wie, eine graue Natter die Festen itlangwand. dann richtete er das Spek- v hinüber zum Fiicherhaus. Dort hing Bettzeug aus dem Fenster

geworden, die Gundla. Walter Pfeiffer der hier oben baderte und arztete, so gut-es ging, sagte, es fei eine Lungenentzündung und in diesem Alter eine böse Sache. An Pflege mangelte es ihr nicht, immer weilte eine her Frauen, von Deutsch- Häusern bei ihr. Jetzt die Margret — dg kam sie aus dem Hause, legte den kleinen Jörge! in die Sonne und holte Wasser vom Brunnen. Norbert preßte das Glos fester ans Auge und drehte nach der schärfsten Einstellung. Er sah den Jörge! vergnügt mit den Fußerln straistpeln

. aber das liebe Gesicht mit den weichen Grübchen könnt« er doch nicht erkennen. Er war völlig vernarrt in den Buben, und wenn er kam, dann gurrte und zwitscherte ihm der Kleine entgegen, so daß Schorsch Ederle mit seiner Großva- terllebe fast eifersüchtig wurde. Aber aste Künste des Ederle kamen, beim Jörgl nicht auf gegen das Vogeltrillerpfesterl, das-Norbert gemacht hatte, gegen die Schelle aus Blech mit Steinchen darin und andere Herrlichkeiten, dig der junge Bauer zu fertigen verstand. Nun schwenkte

Margret den vollen Eimer vom Trog und verschwand damit ins Haus. Norbert 'wurde fast Ängstlich zumute — wenn der Bub ins Rollen kam und in den See fiele! Doch die Mat te vor dem Haus war' ja bretteben. Aber wenn eine giftige Fliege ihn stach oder eine Viper aus dem Gestein gekrochen' käme! , Doch da war Margret schon «ieder und holte das Kind in» Hau». ■ '-'T Norbert sah wieder' dorthin, wohin sein Blick gehörte. Cs hatte sich nichts verän dert. In der Schlucht, wo der Pfad auf schmalen Brücken

6
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/02_12_1943/BZLZ_1943_12_02_3_object_2101627.png
Seite 3 von 4
Datum: 02.12.1943
Umfang: 4
, Grrtbeniell Öftoman von Q-usiao < Jlanh<il 22 Das Mädchen senkte den -Kopf und sagte leije: „Aber Baterl' Norbert hielt die Fingerspitzen anein- ander und betrachtete seine Nägel. „Ich weiß nicht was der Schneider meint.' „Das weißt du recht gut. Gehst seil Monden hier aus und ein. und daß die Milano die Deine ist. wissen nicht nur die paar Leute' hier, sondern sogax im Markt unten reden sie es. Bor ein paar Wachen hat mich, der Mirko von der Belopalje getrotzt (geneckt), mann wohl ein Iögerbiiblein

bei uns schreien würde.' „Der Mirko ist ein Schandmaul', fuhr Milana auf. „und der Norbert und ich haben uns nichts vorzuwerfen. Sie sagte das zum Hochstadler hin wie einen Vor wurf. „Kann sein, kann nicht sein! wackelte Smertic mit dem Kopf. «Junge Leut sind wie Nadel und Zwirn -- lach nicht so duinmi Ich mein, sie müssen eimnal zu- eiander' „Der Norhert Ist gar rin Braver' meinte Milana bissig. „Hör, Vater' Smertic'. sagte Norbert ruhig, „so wie du das meinst, geht's nicht.' „Geht nicht!' eiferte der Alte

. „Möch: wissen warum? Und wenn ich'.'fuhr er lauernd fort.'„einmal zum Förster aehen tat, ihm die Sach auseinandersetzen?' „Was schiert das. den Förster?' fauchtc Norbert. ' . „O mein Lieber, sehr viel! Weißt es besser als ich daß .eine' scharfe Zucht im Dorf ist. seit er da ist Der Bamberger hat ehedem zu viel vom Schnaps getrun- ken' den er selbst gebrannt hat. Da ha> ihm der Förster zugeredet — ich weiß nicht, ob im Guten oder Bösen — aber laufen tut er nicht mehr, der Bamberger

. Und wie der Ebenreuter vom Vach einen Graben hat abzweigen wollen zu seinem Haus, was bei Hochwasser eine Gefahr iürs Dorf gewesen war. hat auch der, Förster...' „Ich weiß schon, daß er sich überall e'inmischt'. erwiderte Norbert ärgerlich „Aber Liebessgchen kümmern ihn doch nichts.' „Sagst es selbst LIebessachen! Jetzt hast dich verraten', glaubte der Schneider zu triumphieren und bildete sich auf seine Logik was ein. „Wenn es LIebessachen sind, dann setzt - man den Schlußpunkt darunter, und der heißt heiraten

.' Cr klatschte mit der Hand auf den Ofen. Dort aber lag eine Nadel, und die stach ihm in den Handballen. „Au. preklete ba hudnic!' (hol's der Teufel!) kam er In seine Muttersprache- „Jetzt muß ich we, gen dir gar bluten:' Er führte den Handballen an den Mund und sog daran. „Vaterle. schau wir werden das aus- reden, der Norbert und ich', meinte Mi lan« besorgt. „Geh jetzt ins Bett. Du regst dich zu sehr auf.' Der Alte schaute zuerst mißtrauisch auf ^in Kind, als glaubte er. sie wolle ihn nur aus der Sttibe

7
Zeitungen & Zeitschriften
Alpenländer-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ALABO/1935/10_03_1935/ALABO_1935_03_10_11_object_8275479.png
Seite 11 von 20
Datum: 10.03.1935
Umfang: 20
. Tube S. -.90. österr. Erzeugnis. 170 Uebsrfaxen. (Todesfall.) Am 26. Februar hat man vom Brosiberg herab den Norbert Fritsch zu Grabe getragen. Es war seine letzte Wallfahrt. Eine kurze Krankheit hat den sonst lebenslänglich gesunden Mann ins Grab gebracht. Mit ihm ist ein Stück Dorf geschichte von uns gegangen. Er war ein frommer Mann. Seit Jahrzehnten hat er alle Jahre zu Fuß die Wallfahrt nach Kühbruck gemacht. Noch im letzten Herbst den gut 8stündigen Weg mit Ueberwindung des Höhenunterschiedes

von 1000—450—940—450—1000 Metern. Auf dem Heimivege ist es dann wohl schon etwas langsam gegangen und der Norbert hat gemeint: „Es wird wohl das letztemal sein." Er hat recht ge habt. Im vorletzten Herbst aber ist er mit seinen 78 Jahren mit dem Pfarrer und dem Mesner, seinem Bruder, nach getaner Wallfahrt von Kühbruck über Gamperdona und das Amatfchonjoch (2031 Meter) nach Brand und wieder heim. Kein Wunder, er stammte aus einem gesunden Geschlechte. Wie ec selbst 79 Jahre erreichte, so wurde

Geschlecht zeigt sich auch durch das Alter feiner Geschwister: sein älterer Bruder 82, seine ältere Schwester 81, er selbst 79, sein jüngster Bruder, unser Mesner, 68. Macht zusammen 310 Jahre. Vor 2 Jahren ist dem Norbert seine Schwester Rosina vorausgegangen, die auch bereits die Kleinigkeit von 74 Jahren hinter sich hatte. Nicht so alt wurde Nor berts Onkel Thomas Fritsch, der im 57. Lebensjahre als Generalvikariatssekcetär und zweiter Präses des Gesellenvereines in Feldkirch starb. Seine Großmutter

aber, eine Schwester des viele Jahre hier wirkenden Pfarrers Johann Georg Huber, hat auch ein Alter von 82 Jahren erreicht. Eine Schwester seines Urgroß vaters starb im 12. Lebensjahre, als im Jahre 1806 im Februar und März neun Schulkinder an den Blat tern starben. Auch nicht so alt wie er wurde seine Frau, die ihm schon vor 28 Jahren im Tode voraus gegangen ist. Ein Wunsch des kranken Norbert in den letzten Tagen seines Lebens war: Wenn noch eines vor mir stirbt, dann komme ich im Friedhof in das Grab

meiner verstorbenen Frau. Aber es ist keines mehr vor ihm gestorben und so ruht er neben seiner Frau. Sein erstes Kind hat im Alter von 5 Jahren mit anderen Kindern gespielt und Beeren gepflückt und dabei giftige erwischt und war in wenigen Stun den tot. Beide Eltern waren damals abweseick. Noch zwei andere unschuldige Kinder sind ihm im Tode vorausgegangen, sechs erwachsene leben noch. Mit die sen stehen 17 Enkelkinder am Grabe des guten Ehni. Einer von diesen, der kleine Norbert, ist Ministrant

8
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/23_06_1903/BZZ_1903_06_23_4_object_365568.png
Seite 4 von 8
Datum: 23.06.1903
Umfang: 8
, Herr Graf, ersuche ich Sie, meine Entschuldigung, meine Bitte anzunehmen und mir volle Verzeihung zu gewähren. Gulubeu Sie mir, daß ich mich selber weit mehr ver achte und mein Betragen verurtyeile, als Sie es jemals im Staude wären.' Hätte Norbert sich von den Eingebunden seines Gefühls leiten lassen, so würde er die dargereichte Hand wie ein giftiges Gewürm weggeschleudert, und das Schloß sogleich verlassen haben. Aber Nina's Schicksal stand auf dem Spiele, und die Erwägung bestimmte

ihn, mit der erforderlichen Höflichkeit zu antworten. 34. Capitel. Nina's Zimmer. Der Friede war kaum wiederhergestM, als das Wendessen angekündigt wurde. Norbert, der unterwegs schon ein Mahl ein genommen hatte, dankte ftr die ihm angebotene Gastfreundschaft, und bat, außerordentliche Ermüdung vorschützend, unverweilt in sein Zimmer geführt zu werden. Dr. Alling und feine Mutter drückten ihr Be dauern aus, Norbert sobald entbehren zu müssen, fügten sich aber artig seinem Wunsche. Bertholt» war im Begriff, seinein Diener

zu läuten, als Norbert ihn durch eine zweite Bitte in starres Erstaunen versetzte. Der junge Graf bat um die Gunst, die Ge mächer bewohnen zu dürfen, die Nina innegehabt hatte. So natürlich dieser Wunsch war, übte er doch die seltsamste Wirkung aus dm Schloßherrn und dessen Mutter. Dr. Alling's Hand sank von dem Glockenzug herab. Unwillkürlich wendeten sich seine Augen er schrocken fragend der Mutter zu. Bon demselben Antriebe bewegt, hatte Hildegarden's Blick den feinigen gesucht: sie faßte sich zuerst

Zeicheil der Erregung rief indeß Berthold verächtlich: „Die Narren, noch heutigen Tages an solchen Unsinn zu glauben!' „Za,' stimmte Frau Hildegard zu, „es ist ein unbegreiflicher Unsinn, aber leider fehlt uns die Macht, die Dummheit unserer ländlichen Bevölkerung auszurotten. Seit dem Tage, an dem wir Fräulein von Harding sich kopfüber in den Brunnen stürzen sahen—' Norbert erhob abwehrend seine Hand. „Schonen sie mich, um des Himmels willen, schonen Sie mich!' rief er. Sie bat um Entschuldigung

. »Seit jenem Tage,' fuhr sie darauf fort, „weigerte sich jeder Diener in» Schlosse, das Zimmer zu betreten. Sie sagen, eS se! ihr Geist, der dort umgche.' „Ihr Geist,' loderte Norbert auf. „O, lassen Sie mich ihn sehen, o, geben Sie mir jenes Zimmer, ich beschwöre Sie! Jenes und kein anderes. Ich würde mein Leben für die süße Freude opfern, meine Augen auf ihrem reinen, heiligen Schatten ruhen lassen zu dürfen.' „Sie mißverstehen mich, Herr Graf,' unterbrach ihn Frau Hildegau» mitleidsvoll. „Niemand

9
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/15_11_1943/BZLZ_1943_11_15_3_object_2101487.png
Seite 3 von 4
Datum: 15.11.1943
Umfang: 4
, wo in der Felsecke tief unb unergründlich die grüne Fischweide war. Norbert trat an den Rand der Barre, llbgrundtief ging es da hinunter, der glitzernd lebende Strich des zwischen den steinen oorschießenden Wassers verband Sen See mit dem gut zweihundert Me- ter tieferen zweiten TalbodD, dem Eben- plan. Dort standen liäuser lm Grün ver- itreut, denn so tief war der Neuschnee aicht gekommen. Norbert wußte, daß Hort uttten Slowenen lebten, die den lkbenplan Velika Duma nannten und ihr Dörflein, Belopolje. Dann kam

wieder rin Abbruch' und noch einer — ja. Stie gental hieß es zu Recht. Und weit draußen, wie eine Flotte von Schiffen agf grünem Wasser, waren die Häuser des Marktes Langenbrück, die statt ich« Kirche und der graue Würfel )es gräflichen Schlosses. Weiße Gebllde schwebten darüber am Himmelsrand, gber es waren keine Wolken, sondern ferne Berge, das Reißeck und die Eis- zipfel des Hohen Tauern. Dort irgendwo war die verlorene Heimat. ^ .. Norbert riß sich aus der Weichheit, die ihn zu überfallen drohte

gefällt worden waren, da hatte wohl der Türke im Kärntnerland gemordet und gebrannt. Weis wie Steine waren die Stämme, das Kalkwasser hatte sie allmählich versintert. selbst zu^Stein ge wandelt. Schließlich fuhren sie in den See hin aus und warfen Steine, um die Fische zu verscheuche^. Es fiel Norbert auf. daß die Alte in die Richtung der grünen Fiich- weid, wo doch die ergiebigste Beute auf- zutreiben gewesen wäre, keinen Stein warf. Nach dem, was ihm Burgstaller erzählt hatte, wunderte

ihn das nicht. Dort unten lag irgendwo ihr Geliebter, und man schmeißt nicht Steine auf ein Grab. Als sie dann beim Fischerhaus gelan det waren und die angstvoll in den Be hältern des Bootes gepreßten Ferchen, Saiblinge und Forellen mit dem „Bär', dem Handnetz, in den geräumigen Fisch kotter überschöpsten, sagte Norbert zu Gundla: „Ich will, nicht in Dinge drin gen, die Euch wert sind, Fischerin. Ihr müßt mir sagen, was ich hier tun und lassen soll, damit ich nicht Euren Unwil len wecke.' „Ist schon recht, Urs

von den Wänden, löste sich in der heißen Ju- nijonne in nichts auf, als wenn ein glü hendes Bügeleisen darüber hinfahre. Die Wasser rauschten lauter, überall war ein Hüpfen, Springen. Funkeln und Blitzen. Die Lllmwiesen unterhalb der Hohlicht- wand waren von Izunderten kleiner Was- serfäden durchzogen. Aus der Höhe ge sehen. schien es. als ob zuckende Silber- netze über das junge Grün gelegt seien. Norbert war von der Scharte Za Se- lom, über die ein wohlausgetretenes Stciglein- ins kranüche Land hinüber

10
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/29_11_1943/BZLZ_1943_11_29_3_object_2101600.png
Seite 3 von 4
Datum: 29.11.1943
Umfang: 4
davon etwas zu jagen. „Ferchen!' lachte der Förster liarmlos. um Pjelsjer nicht- zu bejciMmen. „Da ste hen wir scl)äb!g da mit unserem Hasen und Hirlchziemer. was, Norbert?' Hachltadler nickte und zog seinerseits eine bauchige Flafcl)« aus dem Nuckfack. .Daß wir nicht trocken fißen. Die Fische wollen Ichwimmen.'' „Aber geh. Norbert', meinte Pfeiffer oerlogen. Es war so, daß ganz Deutschhüpfern hem Schirmtanner fetzt bei feknem richti gen Namen nannte. Dem Norbert war das fremde „Urs' zu umständlich

gewor den. und er hatte einmal erklärt, er fei auf die Namen Urs Norbert, getauft wor den. und man habe ihn daheim stets beim zweiten Namen gerufen. Nur der Hoch stadler. der vielleicht französiche Schergen hätte herauslocken können, war nach wie vor Geheimnis für nur ganz wenige. Auch der „Student' wußte davon nichts. Die Fische brutzelten in der Pfanne,, und Herta hatte, als sie Walter damit beschäftigt iah. ihn in die Stube geschickt, um das Werk etwas fachkuniiiger zu vollenden. .„Wenn schon

. »Jetzt bist also der Nayter an der Wand.' Pfeiffer blickte überrascht auf. Bisher hatte es geheißen »Herr Aktua- rius' und „Herr Förster'. »In Deutschhäufern sagt man sich du' warf Burgstaller ein. kurz und jeden Wi- derfptuch abschneidend. Dann fuhr er fort: „Es ist eine Schande, und mußt es mir nicht übelnehmen, daß ich erst heute zu dir komm?. In der ersten Zeit meines Hierseins war viel zu tun. Uich die Herta ist ja Irjion einmal dagewefen. für mich.' „Die Herta war da?' fragte Norbert. „Warum soll sie nicht dagewefm

sein? Einer muß hier dem andern helfen. Wir sind aufeinander angewiesen.' Burgstal- ler blickte'nachdenklich auf sein« Hand, deren Rücken schwarz behaart war. Dann hob er den Arm und spreizte die Finger auseinander. „Da! So ein Fingert kannst brechen wie Holz oder abhacken wie einen Hundsschweif. Aber so!' Er hielt Norbert die geballte Faust unter die Nase. Sie lachten bei der Vorstellung, daß die starken Iäqerfinger wie Holz zer knackt werden könnten. Aber es war doch so. und sie verstanden schon den Ver

einmal gedacht hatte: wenn doch auch mir ein Ratz so schmecken tätl Es waren noch zwei ' Fischgräten zu lchüngen. da hob der 5üimd den Kopf und knurrte. Norbert fuhr zusammen, und in feiner Erinnerung war die Nacht im Ebenreuterhau», al» Milana. von Ihrer Eifersucht getrieben, um di« Fenster ge- feife» war. Aber der Förster wußte das Knurren anders zu deuten: „Du darfst nicht bös fein. Student, doch es kommen noch Leut. Ich habe sie hierher gerufen.' Norbert sah Hirschzlemer und Hake schwinden

11
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/16_11_1943/BZLZ_1943_11_16_3_object_2101496.png
Seite 3 von 4
Datum: 16.11.1943
Umfang: 4
Mund, der sich beim Sprechen rechts seitlich verzog. Er war von gewaltigem Körperbau und mußte über große rohe Kräfte verfügen. Sein Anblick löste in Norbert sofort einen aufkeimenden und vorderhand noch grundlosen Widerwillen aus. und wie ein Blitz durchfuh'r ihn die Darstellung einer Feindschaft, die ihn von nun ab als bedrohlicher Teil seines Lebens begleiten würde, als jenes Berneinende, das immer im Wege eines Msnschendäjeins steht. Was dann kam. war durchaus geeig net. dieser Ahnung recht

zu geben. Milana sagte: „Gott sei Dank — da bist ja!' als ob sie ihn erwartet hätte. Sie zog schämig das zerrissene Hemd, das fast die ganze rechte Brust freiaab. zurecht. Der Mann aber bohrte feine ste chende Augen rn das Gesicht Norberts und fragte mit dem Tone eines, der hier Recht und Gewalt habe: „Wer bist, was hast hier zu schaffen?' ' Norbert blieb ganz ruhig. Er legt? seinen Rucksack zu Boden und setzte sich auf einen vorspringenden Balken der Hütte. „Grüß Gott. Milanal Bist Speik suchen

einstellen will' Langsam stand Norbert wieder auf. zog die Pfeife und tat. als wenn er sich Ta bak einstopfen wolle. Wird was Rechtes fein, was der Purg- staller anstellt', fuhr Popernig in roter Wut fort. „Auch so ein deutsches Schwein...' Weiter kam er nicht. Die Faust Nor berts, von unten her ausholend, hatte ihn mit größter Wucht an der Kinnlade getroffen. Es krachte hart. Popernig überschlug sich nach rückwärts und blieb liegen. „Ist er tot?' schrie Milana. »So schnell stirbt der nicht.' Norbert

behielt den Gegner im Auge. Der richtete sich bald wieder in sitzende Stellung, starrte blöde um sich und spuckte Blut aus^ Es waren auch einige Zähne dabei. Milana lachte hell auf, doch das brach te Popernig rasch wieder in die Gegen wart, seine Hand griff nach rückwärts. Norbert trat auf ihn zu und hielt den rechten Fuß schwungbereit nach hinten. „Du, laß das Messer sein! Sonst Kriegst den Nagelschuh ins Gesicht. Hast verstan den? Und jetzt troll dich!' Popernig war mit den Schmerzen im Unterkiefer

, der stark anzulchwellen be gann, nicht in der Lage, den Kampf fort- zujetzen. Er ging wirklich, und sein letz ter Mick war eine Spritze voll Gift. „Bor dem mußt du dich jetzt in acht nehmen', sagte Milana. „Da, weiß ich', erwiderte Norbert. Er legte die Pfeife fort, öffnete seinen Sack und holte Speck. Brot und getrockne te Fische hervor. „Bist also Speiksuchen gegangen?' „Jal Wie ich gesehen Hab, daß du ge gen Za Selom gestiegen bist, Hab ich mir gemacht, jetzt war doch ein guter Mensch in der Näh

12
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/27_06_1903/BZZ_1903_06_27_6_object_365738.png
Seite 6 von 12
Datum: 27.06.1903
Umfang: 12
, auch der herbeigerufene Dorfarzt ersüllie seine Pflicht nur mangelhast, und so wurde es nus leicht, ein Scheiubegräbuiß zu veranstalten, während ich meine völlige Genesung in Rudolph's Hütte abwartete.' Norbert konnte eine Bewegung des Erstaunens nicht unterdrücken. „Weshalb ich das that? Ich mißtraute meinem Weibe, ich mißtraute meinem Sohne, und wollte sie vor schwerer unsühubarer Schuld bewahren,' sprach Alling weiter. „Vielleicht war mein Verdacht ein ungerechter, und dann möge Gott ihn mir verzeihen

.' 39. Capitel. Die Flucht. Norbert hatte mit Rudolph seinen Plaid geholt und dabei auch den Revolver zu sich gesteckt, den er, ^''una' i aus alle Fälle, zu den Freunden Sabina's mitgebracht. Selbstverständlich wollte er davon nur im äußersten Nothsalle Gebrauch machen. Die Thurmuhr deS Schlosses verkündigte in dröhnen den Schlägen die Mitternachtsstunde. Der alte Alling, der nicht minder erregt war als seine beiden Schutzbe fohlenen, und den Anzug, in wachem er „sputte,' angelegt hatte, winkte Rudolph

erschrockenen Flüchtlinge und deren Begleiter. Nina schmiegte sich an Norbert, der sie schützend mit einem Arm umring, während seine Rechte in die Brusttasche nach seinem Revolver faßte. Alling stand im ersten Moment stumm und regungslos. „O. das ist mein Vater!' schrie Berthold auf. „Nicht sein Geist, wie der Aberglaube behauptet, geht um. Mama, er selbst in Fleisch und Blut steht vor uns! Uud neben ihm sie — sie nnd Hölle und Teufel, er — er, den ich grimmiger hasse, als—' Frau Hildegard hielt den Sohn

- rinnen und das mächtige England sich in die dunkle Angelegenheit mischt, an der Du Dich so bereitwillig betheiligtest?' . i Der alte Alling stand noch immer - bewegungslos da, aber aus seinen Augen schössen Blitze. Er sah aus wie die Verkörperung der ewigen Gerechtigkeit. Nina wagte kaum zu athmen. — Norbert wartete mit düsterer Stirn die Entwickelung der Dinge ab. „Noch einmal. Berthold. fort! fort!' wiederholte Frau Hildegard angstvoll. „Dein Vater ist mit Jenen im Bunde

in dem fast finsteren Ranm. „Sie find fort,' murmelte Alling endlich. „Beeilen wir uns. wegzukommen, ehe meiu Sohn sich eines Anderen besinnt und seine Leidenschaft den Sieg über den Rath der Mutter davonträgt.' Ein beweglicher Steinblock in der Mauer wurde verschoben. Rudolph sprang zuerst durch die dadurch gebildete Oeffnung auf den Rasen; Norbert folgte ihm, faßte Nina in seine Arme und zog sie zu sich hinunter. Alling bildete den Beschluß. Alle befanden sich im Freien, unter dem blauen

13
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/24_06_1903/BZZ_1903_06_24_4_object_365607.png
Seite 4 von 8
Datum: 24.06.1903
Umfang: 8
, das uns unter allen Umständen bleibt. Baron von Harding ist zu stolz, um es zurück zuverlangen und dadurch seine Mau bloßzustellen, und selbst Graf Norbert von Barren würde die Familien- ehre nicht —' „Der Elende!' zischte Dr. Alling in ohnmäch tigem Grimm. „Was liegt mir an dem Gelde, das wir so schmachvoll gewonnen haben, was an allen Schätzen der EÜ»e? Nina ist es, die zu meinem Glücke gehört, nicht schnöder Mammon, den ich mir auf andere Weise zu verschaffen wußte.' „Ja,' entgeguete Hildegard halb traurig, halb zornig

und tiefer sinken, wenn ich nicht der zerstörenden Gewalt des Kummers erliege. Doch was ist das? Hörst du nicht ein Geräusch, Mama? Giebt es Lauscher im Schloß?' „Wie thöricht Du bist, Berthold. Deine über reizte Phantasie läßt Dich überall Gespenster schen. Lauscher hier? Als ob unsere Leute nicht froh wären, sich nicht aus ihren Schlupfwinkeln heransrühren zu müssen! Komm', mein Sohn, wir wollen uns zur Ruhe begeben.' Norbert war bis zu diesem Augenblick wie ange segelt stehen geblieben. Ein namenloses

, in -dem Beide den verstorbenen Gatten und Vater erkannten. Mit kalten, verglasten Augen starrtk er jie an. «.Hütet Euch, hüt« Euch! Bereuet!' klana es mit unterirdischer Stimme von den leichenhasteii Lippen der Erscheinung. Der warnende 3ais schien aus allen Ecken und Winkeln, von oben und unten, zu widerhallen; es war, als habe jeder Stein eine Stimme bekommen. Selbst Norbert erschauerte., unwiMirlich. Sehen konnte er fast nichts, begriff aber, das sei der Spuk, welcher nicht allein die Dienerschaft

erhob sich Norbert. Zm Begriff, die Bettvorhänge zur Seite zu schieben, blieb er wie angewurzelt stehen. Durch den finalen Schlitz in den Fallen waren seine Augen auf ie geöffnete Vorderzimmerthür gefallen. Vom silbernen Mondlicht geisterhaft umgläiizt, erschien in deren Rahmen die hohe weißgekleidete Grabesgestalt und näherte sich ihm rasch. Die schönen edlen Gefichtszüge hatten eher alles Andere ausgedrückt, als die Neigung, Gespenst zu spielen — sie waren ernst und traurig. Norbert von Varren

, dieses Zimmer zu betreten. Die Erinnerung an den, welchen sie in den Tod getrieben zu haben glauben, hält sie davon zurück, hier einzudringen.' Der kleine untersetzte Mann erstieg nun gleichfalls die Estrade, wurde aber plötzlich und gewaltsam an> Weiterschreiten verhindert. Norbert war aus seinem Versteck hinter dem Bett vorhang hervorgestürzt und hatte sich auf den ahnungs losen Gaukler geworfen, deMii Hals mit festem Grifj umklammernd. Ein halberstickter Schrei entschlüpfte den Lippe? des Gespenstes

14
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/22_06_1903/BZZ_1903_06_22_4_object_365528.png
Seite 4 von 8
Datum: 22.06.1903
Umfang: 8
Nr. „Bozner Zeitung' sSüdtlroler ^aablntt) Mo.it g ^>en I.! '' 19M. In Schlingen des Todes. Roman von B. Feldern. (Nachdruck verboten.) '24, Fortsetzung. Die Lippen, das ganze Gesicht Berthold's er- bleichten und unwillkürlich warfen seine Augen einen scheuen Blick in die fernsten Winket des Gemaches. Norbert bemerkte weder das Erblassen, noch den verstohlenen Blick Dr. Alling's. Die unerwartete Er klärung hatte ihn mit so zeiichiiietterndem Gewicht getroffen, daß er für einige Zeit feiues

er seine Augen sofort wieder. „Herr Graf', setzte Dr. Alling sein sogenanntes Ge ständnis; sort, „meine mir selbst anserlcate, höchst schmerzliche Ausgabe ist noch nicht zu Ende. Es ist meine tranrige Pflicht. Sie daran zu erinnern, daß die Leiche der jungen Dame in der geheimnißvollen Tiefe versank, die noch kein Senkblei jemals ergründete.' Norbert stützte schaudernd einen.Ellenbogen ans die Lehne seines Sessels nnd bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen. Trotz seines schmerzlichen Hoffens, daß Nina

soll die wenigen Jahre, die ihm noch zu leben vergöuut sind, an dem glücklichen Glauben festhalten, daß er dereinst in der alten Familiengrilit au der Seite seines ? Kindes ruhen werde. Der Greis foU ohne die Last der grMichrn Wahrheit zur Ewigkeit eingehen, woser» Sie nicht etwa die Verantwortlichkeit übernehmen wollen, ihm zu eröffnen ' Das verhüte der Himmel,' rief Norbert da zwischen. „Der Himmel verhüte, daß ich jemals ans sein ehrwürdiges graues Haupt die Last eines solchen Kummers wälze

, wie ich sie jetzt zu tragen habe.' Wieder wechselten Mutter und Sohn einen ver ständnißvollen Blick, der dieses Mal von Norbert un bemerkt blieb. »Ich freue mich, Herr Graf,' mischte sich jene in das Gespräch, den jungen Grasen mit dem mildesten Ausdruck ihrer wunderschönen Augen ansehend, „ich freue mich, daß Sie sich nnserer Anschauung anschließen. Der Seelenfrieden des Barons von Harding war die einzige Erwägung, die uns bestimmte, ihm die Wahrheit zu verbergen, und es wäre mir ein bitterer Schmerz, des armen alten

im höchsten Grade unwahr scheinliche Entdeckung der Wahrheit vor, sondern gewann auch ein Urtheil von ihr, das ganz zu Gunsten des von uus gewagten Versahrens ausfiel. „Die Ent deckung,' sügte sie listig hinzu, „ist nicht erfolgt, und es steht jetzt bei Ihnen, ob sie jemals gemacht wer» den soll.' Bis zu diesem Angenblick hatte Norbert unbeweg lich dagesesseil, bei den sanften, halb fragenden Worten Hildegard's ließ er die Hand sinken, auf die er sich gestützt yatte. „Und woher nahmen Sie das so täuschend

15
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/20_06_1903/BZZ_1903_06_20_6_object_365477.png
Seite 6 von 12
Datum: 20.06.1903
Umfang: 12
hatten ihr Ohr erreicht. Seine zon,sprühende Beschuldigung ging so nnbcmerkt an ihr vorüber wie der Hauch des Abendwiudes, der durch das offene Fenster ihre aschbleichen Wangen fächelte. Aber als Norbert wieder schwieg, fand sic den Muth der Verzweiflung. „Sic haben ein falsches Spiel mit mir gespielt,' hauchte sie kaum hörbar. Norbert's scharfes Ohr hatte die Worte dennoch vernommen, allein ehe er dem Entsetzen der Wuth und der Angst, mit welchen ihn ihr unbewußtes Geständniß erfüllte, auszusprechen

vermochte, flüsterte Sabina mit derselben tonlosen Ruhe und Unbeweglichkeit: „Ah, ich weiß jetzt, ich weiß Alles!' Die Farbe kehrte in ihre Wangen, das Licht in ihre Augen zurück. Sic sah aus wie Jemand, der plötzlich aus tiesem Schlas erwacht. „Was wissen Sie?' knirschte Norbert, mit heftiger Geberde die Hand der Baronin erfassend und sie in zornigem Druck festhaltend. Sabina wich nicht zurück. Sie begegnete seinem flammenden Blick mit herausfordernder Kühnheit. Die erbarmungslose Hand

ManneS wegen in Scene gesetzt wurde. Stellen Sie sich seinen Jammer vor, wenn er erfahren hätte, saß die sterbliche Hülle seines einzigen Kindes in unge- wcihtem Boden, .n einem Abgrund ruhe, aus dem keine menschliche Macht sie heraufzuholen vermöchte! Ticllen Sie sich das vor und fragen Sie sich selbst, ob dieser Betrug nicht ein gerechtfertigter war, Herr PZraf?' Norbert dachte an seine eigene Todesqual und schauderte. Die Baronin bemerkte es und schwieg befriedigt, um über eine hochmüthige

und kränkende Abweisung ihres GasteS nachzusinnen. Norbert war inzwischen ans tiefster Verzweiflung ?,um höchsten, an Naserei streifenden Zorn übergegangen. Mit einein Schritt stand er neben ihr, mit einer einzigen Bewegung hatte er ihr Armgelenk wieder umspannt. „Weib! Teufel! Ungeheuer! Was immer Du bist,' rief er, „wenn Nina von Harding in ungeweihter Tiefe ruht, so ist es diese blutbefleckte Hand, die sie hineinschleuderte. Ihre Sünde schreit zum Himmel um Rache, und beim allmächtigen Gott, die Rache

leben — ganz London wird von Ihren Verbrechen widerhallen. Denken Sie, daß die Uiychuldige nngerächt in ihrem vorzeitigen Grabe rnhen wird? Niemals, niemals! Baron von Harding und auch die Welt soll Alles erfahren! Und Sie, Sic, Frau Baronin, sollen sür Ihre ruchlose Thai zur Verantwortung gezogen werden!' 2,'ie riefe Bewegung, die ihn zu ersticken drohte, zwang Norbert zum Schweigen. Sabina lachte ihm ins Gesicht. Die niederschmet ternde Wirkung seiner Worte war nur eine augen blickliche

16
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1920/18_12_1920/BRC_1920_12_18_4_object_120677.png
Seite 4 von 10
Datum: 18.12.1920
Umfang: 10
Olga, der Prinz und die Prinzessin Paula sowie das Gefolge. Der König wird sich morgen nach dem Piräus einschiffen. „Norbert v. Achenbach!' Karl springt auf und schaut nach rechts und links. Da Hummelchen nirgends sichtbar ist, fordert er seinen Gast durch eine kaum merkliche Kopf- bewegung auf, einzutreten; doch hält er es nicht für nötig, ihm einen Stuhl anzubieten. „Mir scheint, ich bin Ihnen nicht gerade will kommen?' bemerkt Norbert. „Allerdings nicht', erwidert Karl mit einer Ruhe

, die seltsam gegen die Erregtheit des an dern absticht. „Darf ich fragen, was Sie zu mir führt?' „Ich suche meine entflohene Frau.' „So? —... Was wollen Sie von ihr?' „Das ist eine Sache, die keinen anderen etwas angeht als meine Frau und mich!' Karls Stirn rötet sich. „Da sind Sie im Irrtum, mein Herr. Meine Pflegetochter ist zu mir zurückgekehrt; sie befindet sich unter meiner Obhut.' Auch Norbert steigt das Blut zu Kopf. „Befindet sich auch Gerald v. Trotha unter Ihrer Obhut?' spöttelt er, die kräftige

in die Runggadgafse hinab, als der Schwindler plötzlich in das Mühl- Seine. scheinbare Ruhe bringt Norbert immer mehr auf. „Leugnen Sie nicht! Der junge Mensch ist hier. Ich habe die beiden vorhin zusammen ge sehen!' ruft er heftig. „Und wenn auch! Was schadet das?' „Sie scheinen über die ganze Sache falsch unter richtet zu sein!' „Oder Sie!' „Mein Weib verließ mich um dieses Burschen willen!' „Das ist eine Lüge!' Norbert erbleicht bis in die Lippen. „Sie vergessen, zu wem Sie sprechen!' „Durchaus

nicht! Ich spreche zu dem Leutnant Norbert v. Achenbach. Und der Herr Leutnant hatten das Geld meiner Pflegetochter nötig!' „Unverschämter!' preßt Norbert zwischen den Zähnen hervor und hebt die Hand zum Schlage; doch vor dem kalten, drohenden Blick des Gold gräbers sinkt sie wieder herab. Eisiges Schweigen. Beide Männer atmen schwer. Es ist, als höre man das rasche Pochen der empörten Herzen. Dann greift Karl wieder zu seiner Holzpfeife, die er in der ersten Erregung fortgeworfen hatte. „Wer von uns recht

Pistolen heraus und sieht nach, ob sie geladen sind. „Ich könnte Sie niederknallen wie einen Hund für die Beleidigung, die Sie meiner Pflegetochter angetan haben', meint er, gemütlich paffend. „Aber auch ich habe Ehre im Leibe. Obgleich ich nur ein einfacher Goldgräber bin und kein Baron und Leutnant.' Und mit einer spöttischen Bewegung reicht er Norbert die Waffe. Dann öffnet er die Tür und ruft hinaus: „Anton!' Norbert ist einen Augenblick verblüfft. Aber er muß sich gestehen, daß der Mann

17
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/19_11_1943/BZLZ_1943_11_19_3_object_2101523.png
Seite 3 von 4
Datum: 19.11.1943
Umfang: 4
hinzog, Auch Norbert fiel setzt, da er das seltsame Bauwerk wled«r er blickte, auf, wie mächtig.uyd wuchtig es von hier unten aüsfah. Beim ersten Weg in das Hochtal hatte er weniger darauf geachtet, da ihn'das nahende Unwetter zur Eile gstriebe), hatte. In glatten Plat ten, die, oon'Wafler überrannen. wie ein ungeheuer Silberschild glänzten, fiel hie Wand ab. durchfurcht von dem Spal't. durch den dex Seehach in hi« Klamm nie- derschah. Darüber stand dgs Mauerwerk aus großen Quadern, mit Moos. Busch

sagt' dir -herzlich Will komm!' trällerte Hexta scherzhaft. „Das ist die Gundla.^ - > „Die Gundlg?! Di« schaut jg aus wie ein« Hex.' „Vielleicht gefällt sie Euch in der Nähe besser', lächelte Norbert. „Ng, dank schön!' Der Ebenreute« h«i- N«lt« weiter mit seinen kleinen, trippeln den Schritten, denen man anmrrkte. daß st« steil« Weg« nicht mehr gewohnt wa-, ren. > Al» sie dann den Rand der Hochfläche betrat?», wußten sie. weshalb der Man tel her Gundla. so geweht hatte: ein star ker. lauer Wind

stürmte über di« Grate und, durch' die Scharten au» dem Süden in» deutsche Bergland herüber. Der See rauschte, und in den Fess?n der grünen Fischweid klapperten löse Steine. Die Gundla stand nicht mehr auf der Klause, ihr Kahn, von den Wellen geschüttelt nahte eben dem Ufer. vor > dem Fischer- Haus. „Schade!' meinte Norbert. „Wenn sie uns ttbergesetzt hätte, so hätten wir eine halbe. Stunde Weges erspart.' Macht nichts, macht ganz und gar nichts', versicherte Ebenreuter. Er war wieder einmal liehen

: Ist ja noch alles da wie eh und je. Die Berge, der See und das Dorf. Du mein liebes Deutlchhäulern! Hat dir der Berg kein Leid getan! Und dort — der Ebenreuterhok! Ist >a nicht wahr, daß dreißig Jahre vergangen lind. Spjelen nicht die Buben auf dem Anger vor dem Stadel, und das Weib, kommt aus dem Stall vom Melken? Geträumt hah' ick nur. Hatz ich In finsteren Stollen unh Sästichten muß werken — das ist ja alles nicht wahr. * Endlich wandt« er sich zu Norbert und Herta. «Ihr liehen, lieben Leut'!' sagte «r. als müsse

er seine Glückseligkeit den Jun gen übertragen. Dang lacht« er kurz auf- „Ein Togger bin ich gewesen, wie ick ge- lagt Hab', ich käm heraeif. um wenigstens hier zu sterben. Nix da, jetzt hebt sich erst das Leben an. und der Jahren zwanzig wird, mir der Herrgott schon noch icken ken.' Und dabei war er schon über die Siebzig. „Seid nur nicht zu enttäuscht. Vater Ebenreuter'. warnte Norbert. „Ans der Ferne sieht es gär schicklich aus. aber in der Nähe besehen, ist halt gar viel' ver lottert,' „Das Haus steht

18
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/12_11_1943/BZLZ_1943_11_12_3_object_2101465.png
Seite 3 von 4
Datum: 12.11.1943
Umfang: 4
'Jtenftet 5 „Die Jagerei Hab' ich gern', freute sich Norbert. „Haltaus! Die Hauptfach ist nicht die Jagerei, sondern Revieraufsicht und Hege.' „Ich versteh' Euch schon. Wir haben daheim eine Eingenjastd. und da Hab' ich immer dazu geschaut. Der Bater hat mich oft ausgesyottet. daß ich fo wenig schieße und lieber dem Wild nachgeh und mich dran /freue.' m Vurgstaller nickte und setzte den Weg fort. Er sagte weiter nichts von feinem Plan, und Norbert wollte ihn auch nicht durch Drängen vergrämen

gefüllten Zuber an den beiden vorbei. „Wirst uns.wohl auch ein bisserl Ge sellschaft leisten, Milana. Ein junges Frauenzimmer bedeutet für Jäger alle mal einen guten Anblick.' „Ist der da auch ein Jäger?' deutete sie auf Norbert. „So halb und halb. Ein meiniger Freund. Urs Wachtler heißt er.' „Ich komme gleich. Muß nur' den Schweinen die Kajpel (Futtertrank) brin- gen.' Am Fenster saß der Köhler Smertic mit untergeschlagenen Beinen wie ein Schneider und trieb auch Schneiderhand werk: er. flickte

. „Bei dem Regen?' Vurgstaller fuhr in das Gewartet zwi schen Vater und Tochter. „Gehst halt, sobald es wieder schön ist. Milana. Ich denk, du wirst auch froh sein, wenn wie der etwas Geld ins Haus kommt.' „Das schon', gab sie zu. und ihr Blick, verärgert von dem Alten fortgewandt, streifte Norbert, blieb ein wenig an ihm hängen, „'s ist halt nicht grad lustig, allein am Berg herumzulaufen. Es gihr allerlei Leut, die glauben eine Grau pensammlerin ist nur dazu da. daß man sie ins Gras schmeist

und sich'' mit ihr eine gute Viertelstunde macht. „Wen hast denn gesehen am Berg?' fragte Vurgstaller neugierig. ' „Was immer so herüber kommt über Za Selom. Nichts Besonderes.' „Hat einer ein Gewehr gehabt?' „Nicht daß ich wüßte.' „Den Popernig Karl hast nicht gese hen?' „Bin froh, wenn ich dem Unband nicht begegne.' Die Antwort klang ausweichend, dachte Norbert. Vielleicht war der Popernig ihr Schatz und sie wollte ihn nicht verraten. „Wie steht's denn mit dem Schirm- tannerhaus?' wandte sich der Förster nun zum Köhler

keine Freude haben: seit Jahren hat er sich dort eingerichtet.' „Was der Hirt denkt, ist mir gleich. Die verlassenen Häuser gehören zum Be zirk Zangenbruck und nach Krain hin über. Und jetzt, Urs. ^vollen wir das Schirmtannerhaus anfehen. Komm!' Als sie über den. wasferüberrieselten Weg, dessen Kalksteine von Gras über wuchert waren, durch die Reihen der leeren Häuser gingen und Norbert noch einmal zurückblickte, sah er Milana unter der Tür stehen. Einen Augenblick war ihm. als wenn das Mädchen leicht

19
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZT/1943/07_12_1943/BZLZ_1943_12_07_3_object_2101666.png
Seite 3 von 4
Datum: 07.12.1943
Umfang: 4
; die Kälte war wie Stechen von tausend Nadeln, aber der Schneefall hatte ausgehört. Ein blenden der Silberdom stand über einem Nebel- streif; das war im Mondlicht der große Berg, den sie' am Morgen gesehen hatten. Norbert Hochstadler hatte sich sehr spät aus den Heimweg gemacht. Er war scheinbar auf einem Besuch in der N!n- denhütte der beiden Holzknächte gewesen. -In Wahrheit hatte ihm der Förster be fohlen, dort einmal unauffällig Umschau zu hasten, denn daß der Jonas Geyer und Beit Abensamer bezüglich

Wildbra- ten keine Kostverächter waren, wußte er. Natürlich hatte Norbert nichts gefunden, denn die zwei wußten für Nehe oder Hafen, die ihnen „zufällig' über den Weg gelausen waren, andere Aufbewahrungs- plätze als ihre Rindenhütte. Dann war das Unwetter gekommen, und sie hatten sich die Zeit mit dem Würfelbecher vertrieben. Nun ging Norbert heim, in der auf klarenden Nacht, deren Schönheit ihn tief erfüllte. Er kannte die alte Wetter tanne und wollte dort noch ein bedacht sames Pfeiflein rauchen

. Da sah er vor ihr ein Weib stehen und Meinte zuerst, eine Rosenice, eine der weißen Feen der Berge zeige sich ihm. Er fing in leinen Armen ein Menlhen- weib auf. das schwach wurde, als es die Rettung nahe. sah. Unter dem Baum wand sich der alte Soldat stöhnend und schimpfend hin und her und sagte, als Norbert In das Zweig- gemach trat: „Na. endlich ist wer da!' als hätte Norbert die Pflicht gehabt, zu kommen. Der andere jedoch, zu dem sich der Jäger niederbeugte, sagte nichts und Norbert erkannte

säg' ich mir den Chaib selbst ab.' „Das wird nicht vonnöten sein. Ser geant. Unser Student hat ein Jahr Me dizin verbummelt und weiß eilickes. und der Norbert hat den Feldscherern auch was abgeguckt.' „Der Norbert hält' mich lieber gauz erfrieren lassen sollen, als daß ich ein Krüppel bin und daherhumpeln muß. wenn der Kaiser wieder ruft.' „Red nicht jo lästerlich! Und die da drin?' wieg Burgstaller zur Türe. Ueber Ederles Gesicht ging ein rascher weicher Zug. den er durch eine Grimasse verjagte

. „Damit man die Nacht spürt, die Silvesternacht.' Durch das geöffnete Fenster kam ein Strom frischer, kalter Lust. Das Rot im Westen war zu einem dunkelblauen Streifen wie zu einein Wall von Asche zusammengesunken. Schon standen da und dort Sterne am Himmel, „Wo ist denn der Norbert?' fragte der Sergeant. lFortsetzuMt folgt) j mm t

20
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1903/26_06_1903/BZZ_1903_06_26_4_object_365688.png
Seite 4 von 8
Datum: 26.06.1903
Umfang: 8
Mr ^^.2 In Schlingen des Todes, Roman Dou B. Felder«. Nachdruck Verbote».) 28 Fortsctzun . Ich bereue aufrichtig und chrtich, mein braver Rudolph,' rief Norbert, dem Spielzeugschnitzer die Hand Wüttedld. „Wenn ich die Wahrhüt occchnt hätte, würde jch ganz anders mit Ihnen verfahren sein.' Und ich- mit Ihnen, Herr Graf,' betheuerte Rudolph. „Würde ich doch mein Leben für das gnädige Fräulein freudig hingegeben haben! Ich habe Sie wohl Alle sehr erschreckt, als ich die Allarm- drähte

in so ungestüme Bewegung setzte?' „Ja, ja, wir waren Alle heftig erschrocken,' be stätigte Nina, bei der Erinnerung an Dr. Alling er schauernd. Mein Bräutigam war überzeugt, daß der Lärm nicht von Ihnen ausgehen könne.' „Ja, nicht jeder hätte das zu Stande gebracht,' kicherte Rudolph. „Sie können getrost hinaufgehen, gnädiges Fräulein.' „Du hast doch nicht etwa die Gewohnheit, dort oben zu schlafen, Nina?' fragte Norbert erregt. „Ich habe es bis jetzt Jede Nacht gethan, mit Ausnahme lener ersten

. So soll ich Ihnen die Faitthür öffnen?' „Nein, nein!' wehrten Norbert und Nina wie aus einem Munde. Wie hätten sie jetzt an eine Trennung denken können? Und Ruhe würde Nina auch nicht gefunden haben. Alling gebot Rudolph. hinaufzusteigen und sich davon zu überzeugen, ob Alles/uhig und sicher sei, und lud seine Gäste ein. ihm wieder in seine reich ausgestatteten Gemächer zu folgen. Nachdem das glückliche Brautpaar auf dem Sopha Platz genommen und er sich ihnen gegenüber in einen Sessel geworfen hatte, wendete

er sich zu Norbert: „Ihre Anwesenheit hier, ist den? Schloßherrn und seiner Mutter gewiß sehr störeno und wird sie zu un gewöhnlicher Wachsamkeit veranlassen. Aus diesem Gruude würde ich Ihnen rathen, ungesäumt Ihr Schlaf zimmer anfzusuche i. sobald nur uns übet einen Fräulein von Harding betreffenden Entschluß geeinigt haben.' „Das wird sehr schnell geschehen/ein.? rief Norbert. „Dr. Wynton und seine Frau. Nina's ergebene Freunde, und Enimy, ihre alle treue Djenerin, warten in Freiburg sehnsuchtsvoll

auf Nachrichten von —' „Dr. Wylitou. seine Frau und meine gute Emmy in Freiburg!' unterbrach ihn Nina froh bewegt. „O. Norbert, wie ging das Alles zu?' Wie kamst Du überhaupt hierher?' Norbert erzählte so kurz wie möglich, was sich von dem Augenblick seines unerwarteten Erscheinens am Portland-Platz au zugetragen hatte. Fragen und Antworten folgten schnell auf beiden Seiten, und in wenigen Minuten war alles Noth wendige gesagt. „Der Gypsabgnß meines Gesichtes muß während eines tiefen Schlafes

21