¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
Zwei ft MarokJookrise und neue Verständigung mit Frankreich 51 alledem in der Durchführung der militärischen Expedition gegen Fes nicht stören ließ. So schlug das politische Pendel in Madrid von neuem heftig gegen Paris aus» und trotz der bösen Lehren, die das militärische Abenteuer von 1909 hätte erteilen sollen, beschloß die spanische Re gierang aus Prestigegründen, aber auch um ein Faustpfand in die Hand zu bekommen, in ihrer Zone eine parallele Unternehmung, die Anfang Juni zur Besetzung
von Larasch und el Kasr führte. Da sie dabei unterließ, ihre Aktion mit allen den Vorwandgründen zu ver nebeln, für die Frankreich mit traditionellem Geschick bei dem seini gen gesorgt hatte, mußte sie von den Verbündeten den Vorwurf hin nehmen, die internationalen Verträge gebrochen und Deutschland da mit die Möglichkeit gegeben zu haben, sich einzumischen. Kaum daß Frankreich davon Abstand nahm, seinerseits formell gegen das spani sche Sonderunternchmen in Nordmarokko zu protestieren
auf, weil nicht nur Frankreich, sondern auch Spanien gegen die Algecirasaktc verstieß, und Spanien begrüßte das Auftreten Deutschlands mit unverhohlener Freude. Eine schwere Enttäuschung war unvermeidlich, denn wie sollte die Sendung des „Panther' nach Agadir jemals dem spanischen Interesse zugute kommen können ? Da sich Spanien genau wie Frankreich und formell sogar mehr als dieses schuldig gemacht hatte, konnte die deutsche Regierung sich nicht des einen gegen den andern bedienen, um so weniger als alles dagegen sprach
, daß das schwache Spanien ernstlich gegen das mächtige Frankreich auftrat. Als Verhandlungen zwischen Berlin und Paris begannen, wurde der Antrag Spaniens, hinzugezogen zu werden, von Deutschland wie Frankreich abgelehnt oder nur unter der Bedingung als diskutierbar bezeichnet, daß es sich bereit erklärte, 1 Bunscns Gcncralbcricht vom 24. April 1912 a.a.O. 'Aufzeichnung Zimmermanns vom 12. Juni 1911. D.D. XXIX Nr. 10572.