Oberinntal und Vinstgau ; Abt. 2.- (Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diöcese Brixen ; Bd. 4)
auf einem Stein, auf welchem dann der Altar in der Kapelle errichtet wurde, gestanden haben, wohin viele Leute zu gehen pflegten, um da ihre Andacht zu verrichten. Eines Tages sei ein fremder Pilgers- mann gekommen, der beim „alten Terling' im Kaunserthale seine Einkehr nahm und acht Tage bei ihm verblieb. Derselbe ging alle Tage zu diesem Muttergottesbilde heraus, um zu beten. Darüber äußerte sich sein Wirth tadelnd, und sagte zu ihm. er solle lieber nach Kauns hinausgehen, um zu beten
und ebenfalls sehr oft vor diesem Bilde andächtig gebetet. Endlich habe er über diesen Ort eine Kapelle gebaut und eine Ein- siedelet aus Holz, damit auch andere Leute sich da aufhalten und ihrer Andacht pflegen könnten. Dieser fromme und gelehrte Mann habe die nämliche Prophezeiung gethan. wie jener fremde Pilger, und noch beigefügt, daß Einer kommen werde, welcher viel Gutes hieher stiften werde; es werde allda ein schönes Gotteshaus erbaut, der göttlichen Mutter zu Ehren, und viel Gottesdienst gehalten
werden. In der Folge sei dann ein vornehmer Edelmann, genannt der Schenken- Verger, nach Kaltenbrunn gekommen, habe hier statt jener hölzernen Kapelle ein Kirchlein aus Mauerwerk aufrichten lassen, und sei zu Kaltenbrunn nach einem langen strengen Büßerleben als Einsiedler gottselig verschieden, und zu Kauns (weil in Kaltenbrunn noch kein eigener Freithof war) begraben worden. Der Grund aber, weßhalb dieser Edelmann nach Kaltenbrunn gekommen, und da als Büßer verblieben und gestorben ist, sei folgender