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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 2 von 8
Datum: 11.04.1907
Umfang: 8
. Aus dem Wahlbezirk Lava—Kalter»—Des- markt. Äaltern, L. April. Am letzten Sonntag stellte fich hier in Kal ter« der Gemeindevorsteher Emil v. LeyS, den die Christlichsozialen im Vereine mit den Bauernbündlern als ReichLratSkandidaten auf gestellt haben, den Wählern vor. Trotz der ungewöhnlichen Stunde deS VersammlungS- beginms (12 Uhr mittags) war der „Stern'» Saal voll besetzt und ebenso waren Zuhörer auf der Galerie. Die Kaudidatenrede deS Herrn Emil v. LeyS fand begeisterte Auf nahme. Herr EmU v. LcyS sprach

sehr fach lich und ruhig. Daß er schon feit so vielen Jahren, von dem Vertrauen semer Mitbürger getragen, Vorsteher von Montan ist, machte den besten Eindruck bei allen, die ihn noch nicht kannten. Der Herr ReichLratSkandidat ist hier aber sehr vielen Wählern — man kann sast sagen den meisten — von den Ver sammlungen, Vorsteherbesprechungen und Märk ten gut bekannt. ES ist somit alle Aussicht, daß Kaltern am 14. Mai den Herrn Emil v. LeyS wählen wird, der selbst Bauer ist und somit unsere bäuerlichen

an den Kandidalen, dieser möge, wenn er zum Abgeordneten gewählt werde, was nicht nur Wunsch, sondern sogar Wahrscheinlichkeit sei, in öffentlichen Wähler- Versammlungen und nicht hinter verschlossenen Türen, wie dies andere getan hätten, Bericht über die Arbeiten deS ReichSrates erstatten. Herr Emil v. LcyS sagte hierauf, daß er diese Verpflichtung gewiß übernehmen werde und er habe bereits diesbezüglich der christlichsozialen Parteileitung bindende Versprechungen gemacht. Großen Beifall erregte die Kandidatur

des Herrn Emil v. Leys und auch die Redner fanden vielen Beifall. In schönster Harmonie verlief diese Versammlung und es zeigte sich wieder, daß Friede unrer den Bauern herrscht, wenn man ihnen nicht die Zwietracht in di» Reihen säet. ^ Girlan, A, April, ! Am 7. April hielt Herr Schrott in Eppan j eine Wähleroersammlung ab. Dieselbe war so mittelmäßig besucht. Als Redner trat nur Herr Schrott auf und hob derselbe sowohl das neue Weingesetz als auch fich selbst sehr hervor. Dabei fehlte

scheint fich nicht zu erinnern, daß wir bereits im Zeichen deS allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechtes stehen, daß der Gewerbe- und Ar- beiterstand Faktoren find, die man nicht mehr wie ein Schulkind in den Winkel stellen kann. Herr Schrott wird dafür die Antwort mit dem Stimmzettel erhalten, auf welchem der Name Emil v. LeyS in Montan stehen wird. Aus dem Wahlbezirk Werau-Laud^Iasseier- Hturns. Latfch, L. April. Gestern hielt Dr. Franz Dorfmann beim Hirschenwirt ewe Wählerveriammlunz

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 16
Datum: 15.04.1911
Umfang: 16
auf der Hochschule fort zusetzen.' .. Emil öffnete die Schachtel und schaute gerührt auf die beiden Ringe, welche sich seinen Blicken darboten. Der eine, ein Trauring, war ein einfacher Goldreif, auf dessen Innenseite .die Buchstabe» L. I'. und L. v. 8. eingraviert waren; über de» Schriftzeichen schwebte eine kl ine Krone. Der andere Ring trug eine kostbare Rosette von funkelnd» Brillanten und Rubinen und ließ auf großen Relch- tum feiner Besitzerin schließen. «sorts-t«, nicht das Kind derjenigen

, die ich von frühester Jugend an für meine Eltern hielt und liebte?' rief Emil in wildem Erschrecken. „Nein, mein lieber Emil', entgegnete der alte Herr, väterlich die Hand des Knaben erfassend, .du bist allerdings nicht daS Kind meiner Schwester, aber ich glaube annehmen zu dürfen, daß dcine Abkunft ebenso makellos wie die des Barons Härder ist. Ich sehe, daß ich dir da« Geheimnis, welches dir in schonungsloser Weise halb verraten ist, ganz enthüllen muß. Vergebens habe ich gehofft, dir es noch einige Jahre

Ringe an ihrer linken Hand. Ich verstand ihren Wink. Sie wollte ihrem Kinde diese Kleinodien erholten wissen. Darum streifte ich sie von dem Finger der Sterbenden und gab ihr das Gelöbnis, sie für den Knaben zu bewahren. Noch einmal schaute sie mich dankbar an, dann sank ihr Haupt zurück und die seelenvollen Augen des jungen WeibeS schloffen sich auf immer.' — Der Pfarrer schwieg bewegt. „Und das war meine Mutter?' rief Emil von namenlosem Schmerze ergriffen. „Ja, Emil, eS war d<-ine Mutter

. — Ich habe mein Versprechen treu gehalten, mich des armen kleinen Waisenknaben voll Liebe angenommen, ihn meiner eigenen Schwester zur Pflege übergeben und mich selbst vielfach m't seiner Erziehung befaßt.' „O mein teurer Oheim, wie werde ich je solche Liebe und Fürsorge vergelten können!' sagte Emil, indrm er. von Rührung überwältigt, die Hand des alten Herrn küßte.

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Brixener Chronik
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Seite 1 von 16
Datum: 15.04.1911
Umfang: 16
»orstersleute zu sein, die in aller erdenklichen Weise str seine geistige und leibliche Wohlfahrt gesorgt hatten, und nun sollte dieser Glaube auf Täuschung beruhen? — Der Stolz des lebhaft empfindenden miaben bäumte sich unter dem Gedanken, daß ein - Recht haben solle, ihm verächtlich eine zweifelhafte Abstammung vorzuwerfen. — Er mußte ob Edwin die Wahrheit gesprochen habe, und ejchloß darum, sich an den Öukel Pfarrer zu wenden und ihn um Aufklärung zu bitten. Hastig trennte sich Emil heute

einen Ausdruck herz gewinnender Güte und Menschenliebe trug. Man erkannte auf den ersten Blick, daß man einen jener opfermutigen Priester vor sich hatte, die sich ihrem idealen Berufe mit voller Hingabe widmen. Mit freundlichem Lächeln wandte er sich nach dem eintretenden Knaben hin. „Guten Abend, Emil, du kommst wohl, mich zum Spaziergang im Garten abzuholen?' fragte er in liebevollem Tone. Emil schüttelte erregt die dunklen Locken, indem er rasch näher trat. «Nicht dazu bin ich gekommen, lieber Oheim

,' erwiderte er, .aber wenn du jetzt ein Stündchen Zeit für mich hast, möchte ich — dich etwas fragen.' .Frage immerhin, mein Sohn,' sagte der alte Herr wohlwollend, „du weißt, daß ich stets gern bereit bin, dich zu belehren.' — Er bedeutete Emil, neben ihm Platz zu nehmen, und erwartete nichts anderes, als daß der aufgeweckte Knabe ihm, wie er es öfters zu tun pflegte, eine wissenschaftliche Frage vorlegen werde. Höchst peinlich überrascht war er, als Emil mit bebender Stimme au-rief : .Ist es wahr

, daß ich — daß ich ein Findel kind bin?' Gegen seine sonstige Ruhe und Gelassenheit erhob sich der Geistliche erregt von seinem Sitze und maß mit großen Schritten das Zimmer. „Wie kommst du zu dieser Frage?' sagte er nach einer kurzen Pause, die seinem Zögling eine halbe Ewigkeit gedünkt hatte. „Baron Edwin von Härder beschimpfte und verhöhnte mich und warf mir meine zweifelhafte Abkunft vor', gab Emil erglühend zur Antwort. „Beruhige dich, mein Sohn,' sagte der Pfarrer mild, indem er liebreich seine Hand auf das Haupt

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 25.04.1911
Umfang: 8
Hinsicht nur minderer Sorte seien, wie die Konservativen ohne Schein von Wahrheit immer behaupten. Was könnte über dies in religiöser Beziehung dann noch aus gerichtet werden, wenn die Gegner fortwährend mit den Fingern auf den Zwiespalt unter den christ. lichen Abgeordneten hinweisen könnten? Jedermann wird also zugeben, daß die Christlichsozialen auf den Anschluß der Konservativ«, aus den schwer wiegendsten Gründen bestehen mußten. Auch die bei Emil schaute bewundernd auf die schmächtige, fast

noch kindliche Gestalt, welche so viel Heroismus und edelmütige Selbstverleugnung in sich darg, „Du bist ein vortreffliches Mädchen, Kornelia', sagte er warm, ibre Hand mit der seinen umfassend. Sie zuckte leise zusammen, während flammendes Rot sich über ihr Antlitz ergoß. „Komm', laß uns gehen', bat sie, ibre Hand fast hastig zurückziehend, und gleichzeitig schlug sie einen so eiligen Schritt ein, als gälte es, irgend einem geheimen Verbrechen zu entrinnen. Emil folgte kopfschüttelnd dem seltsamen Mädchen

. Er verstand nicht, daß es die unschuldigen Regungen der erwachenden ersten Liebe warm, welch,' mit ihrer Glut das jugendliche Herz erschreckten und in Ver wirrung setzten, sah er selbst doch in Nelly nur die Jugendgespielin, die ihm lieb gleich einer Schwesterwar. Viertes Kapitel. Scbon zum zweiten Male grüßte der Frühling das heimatliche Dörfchen, seit Emil es verlassen hatte. Lichte Blüten fielen auf den Hügel nieder, unter dem nun seit einem Jahre Kornelias väterlicher Freund und Seelsorger

, der würdige Pfarrer des OrteS. schlummerte. Selbst Emil konnte den teuern Wodltäter wohl kaum mit heißern Tränen beweint haben alS Nelly. Wie oft hatte er sie durch milden Zuspruch aelröstet und zum mutigen Ringen nach Vollkommen heit gestärkt! Ihr ohnehin sreudenarmes Dasein war nun «ach seinem Tode noch viel öder und trauriger ge- der Konferenz anwesenden Konservativen konnten sich den angeführten Gründen nicht verschließen. Die Partei übe? sües. Was antworteten die konservativen Vertreter

der Jugendfreundschaft zwischen Emil und Kornelia zerrissen worden. Würde sie ihn jemals im Leben wiedersehen, würde ihn die Sehnsucht nach der alten Heimat zuweilen wieder in das arme Ge- birgsdors führen? — Mit Tränen im Auge fragte sich das arme Mädchen dies oftmals und suchte die tiefe Traurigkeit, die sich ihrer zuweilen zu bemächtigen drohte, durch Arbeit zu verscheuchen. Daran fehlte es ihr ja nicht, weder an körperlicher noch an geistiger. Um die geringen Einkünfte des Vaters zu vermehren

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 04.07.1911
Umfang: 8
- ginnen glücklicherweise durch die Dazwischenkunft des durchlauchtigsten Herrn selbst verhindert worden, der ihm mit gewohnter Großmut vergeben und auf die Bestrafung des Diebes Verzicht geleistet habe. — „Es ist eine elende, schändliche Verleumdung!' rief Kornelia mit schmerzerstickter Stimme, indem sie voll Entrüstung aufsprang. — «Emil, ein Dieb! — Nimmermehr, nur die Bosheit des Intendanten konnte so etwas ersinnen! Das ist seine fürchterliche Rache! — Armer, armer Emil, wie mußt du gelitten

. Mit einem tiefen Seufzer schob er das Blatt zur Seite und starrte, in düstere Gedanken verloren, vor sich hin. — Alles war ein getroffen, wie er es vorhergesehen: Trotz des aus drücklichen Verbotes vom Fürsten hatte der Intendant jenen Emil so tief kompromittierenden Vorfall an die Oeffentlichkeit gebracht. Wer konnte angesichts dieser ihn auf das bestimmteste zum Diebe stempelnden Zeilen noch an seiner Schuld zweifeln? — Mußte nicht jeder rechtlich denkende Mensch sich mit Ver achtung von ihm wenden

zu erzielen. Die Leitung der Konsumvereine hat den Angestellten den Bescheid zukommen lassen, sie würde die Forderung bewilligen, wenn dies seitens aller Kausleute in Paris ebenfalls geschehe. Mit gutem Beispiel wollen also die sozialdemokratischen Arbeit geber nicht vorangehen. — Für die österreichischen Schuld — sprich, sag' es mir schnell, daß du mir unbedingt vertrauest.' „Muß ich dir das erst sagen, Emil?' ant wortete sie mit sanftem Borwurfe, das feucht schim mernde Auge voll zu ihm aufschlagend

sie noch der Veranlassung, die sie zu Emil geführt hatte, war in ihrem Herzen noch Raum für Sorge und Schmerz geblieben? — Nein, alles war verweht vor Wonne und Seligkeit. (Fortsetzung folgt.)

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Der Burggräfler
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Seite 1 von 14
Datum: 24.06.1911
Umfang: 14
nur an die lldmluistratton de» .Burggrüstcr' Meran, Derglanben vir. M, zu richten. — Inserat« nach Darts. — Deledhon-VIusnummer UH, Rr. 50» Meran, Samstag am 24. Juni 1911. XXIX. Jahrgang. Kalender: SamSlag, 24., Johann der Täufer. — Sonntag, 25., Herz-Jesn, Wilhelm A. - Monlag, 2-l.. VigiliuS B. M. — DienStug, 27, Johann »nd Paul M-, UadiSlau» K. Die Stichwahl iin Städte- be^irk Bozen-Meran endete mit der Wahl des freisinnigen Kandidaten Emil Kraft. Es war die» vorauszusehen und sicher von dem Momente

an, als die Sozialdemo kraten von Ihrer Landerpartelleilung den Auftrag erhalten hatten, für den erst kurz vorher fo ver- lüslerten Freisinn einzutreten. Und nur den sozialiftischen Stimmen allein ver- dankea die Freisinnigen das Mandat. Wären die Sozialdemokraten bei ihrem früheren Entschlüsse der Stimmenthaltung geblieben, — der Durchfall Emil Kraft'« wäre sicher.gewesen. Was die Sinnesänderung bei den Sozialisten herbeigrsührt, können wir nicht feststellen, wir vermögen e» nur zu ahnen. Her und her

den beiden verbündeten Parteien überlassen, wir werden dann schon bei den Gemelndewahlen milreden. Die christlichen Parteien können mit Stolz auch auf das Ergebnis der Stichwahl zurückblickeu. Sie find zwar unterlegen, besiegt jedoch wurden sie nicht. Besiegt ist der Freisinn, dessen Kandidat nur auf den Krücken der Sozialdemokratie ln da» Parlament einziehen kann. Mit 1865 Stimmen wurde der Grotzkonfektionär Emil Kraft gewählt, während der christliche Kandidat Karl Huber mit 1398 Stimmen

einen ansehnlichen Betrag unter sehr durchsichtigem Titel zukommen lletz. Mit den m a r k i r r t e n Stimmzetteln — ober und unter Namen und Charakter des Kandidaten tandrn dicke Linien — wollte der Freisinn zaghaft« Heute einschüchtern und zwingen, bei der Stichwahl ür Kraft zu stimmen. Tatsächlich gaben verschiedene Wähler solche „Kkast'-Zetlel ab und hatten den Namen „Emil Kraft' gestrichen und dafür „Karl Huber' hineingeschrieben. Bei einigen von den christlichen Parteien zugelendeten Stimmzetteln

sie dann Stimmzettel ohne Ouerbalkrn herum. Aller Terrorismus, alle noch so schlau eingesädelteu Wahlmanöaer haben den „Freiheitlichen' nicht» genützt, Karl Huber hat bei der Stichwahl feine Stimmenzahl von der Hauptwahl nicht nur bewahrt, dieselbe hat sich sogar noch vermehrt und nur von Sozi» Gnaden ist der „Gewerberetter' Emil Kraft Reichsratsabgeordneter geworden. Daran ändert auch der „feierliche ElnzUg' nicht», der Herrn Kraft am Dienstag abend» nach seiner Ankunft am Bahnhof in Meran bereitet wurde

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 03.08.1911
Umfang: 8
wolle. Ihren Brief auS der Tasche ziehend, bat Kor nelia Frau Hartfeld, das Schreiben im Laufe deS Nachmittags Emil einzuhändigen. „Sollte er schon am Bormittag mich besuchen wollen, so geben sie ihm weder meinen Brief, noch verraten Sie ihm, daß ich abgereist bin', fügte sie vorsichtig hinzu. Die Hauswirtin versprach, alles bestens zu be sorgen, und gab ihrer so liebgewonnenen Mieterin wortreich das Geleite bis zum Wagen. Zn Gesellschaft ihrer inzwischen zurückkehrten beweise, der Regulierung

, mit jeder Minute eine größere Entfernung zwischen sich und den Ge liebten legend. Einige Stunden später war Emil in seinem behaglich eingerichteten Atelier fleißig an der Stas. felei beschäftigt. Er sah bleich und übernächtigt aus; häufig flogen seine Gedanken über Pinsel und Bild hinweg und blieben sinnend an dem Stückchen blauen Sommerhimmel hangen, das zum Fenster hineinlugte. Nicht so heiter und sonnig, wie draußen in der Natur, sah es im Innern des jungen Mannes aus; die Gedanken, welche seine Seele

ein, der ihm KorneliaS Brief überreichte. „Sollst du nicht auf Antwort warten?' fragte Emil den kleinen postiUon ä'amour, als dieser sich anschickte, das Zimmer sogleich zu verlassen. „Ach nein. Fräulein Kornelia ist ja heute morgens abgereist', gab der Knabe sichtlich betrübt zur Antwort und lief, als ob er sich seiner Rührung schäme, rasch zur Stube hinaus. „Abgereist?' wiederholte Emil erschreckt. Die bange Ahnung irgend eines drohenden Unheils durch zuckte ihn, während er hastig das Kuvert aufriß. — Gleich

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 10
Datum: 08.04.1911
Umfang: 10
du denn?' fragte die kleine Kor nelia, bereits zutraulicher geworden. „Ich habe dich schon oft in der Kirche gesehen.' — Sie wußte, daß der Knabe der Pflegesohn der Förstersleute war und von dem Herrn Pfarrer, dem Bruder der Frau Försterin, privatim unterrichtet wurde. „Ich heiße Emil', gab dieser lächelnd zur Antwort. „Nun sage mir doch, Kind, was tust du so allem hier? — Ich glaube gar, du hast geweint — ich habe dir doch nicht weh' getan?' „Ach, es ist mir vorhin etwas ins Auge ge kommen', wehrte Nelly

errötend, indem sie die verräterischen Tränenspuren rasch zu verwischen suchte. du für schönes Haar hast!' schmeichelte Emil . oährend er einen ihrer prachtvollen Zöpfe durch u.c Hand gleiten ließ. Kornelia riß sich zornig von ihm los. um gleich darauf in leidenschaftliches Schluchzen aus zubrechen. „Mein Gott, was fehlt dir — warum weinst du?' fragte Emil erschreckt. „Geh,' rief sie heftig, „auch du verspottest mich, weil ich häßlich bin! Du machst es wie die andern — niemand kann mich leiden

.' „Was für ein närrisches Ding du bist!' rief Emil erstaunt. Wer sagt denn, daß du häßlich bist?' „Meine Mutter, der Vater sogar und — alle Kinder.' Der Knabe nahm sie mitleidig bei der Hand. „Ich spotte aber gar nicht, liebe Kornelia, du hast wirklich wunderschönes Haar. Was übri gens dein Aussehen betrifft, so brauchst du dich gar nicht zu grämen. Onkel Pfarrer sagt immer, nicht die Schönheit des Körpers, sondern nur die Schönheit der Seele mache liebenswürdig. Wird das Veilchen weniger geliebt als manche herrlich

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