mitgeht, breiten Spielraum. Zweitens kann der Hauptzweck, das ist zu verhin dern, daß die Blamage noch größer werde, doch nicht erreicht werden. Das wenige, was man über Das Treiben des Generalstabsschurken Redl er fahren hat, reicht nämlich redlich hin zu einer Rie senblamage. die aber nicht von der heiteren, sondern von der traurigen Seite zu nehmen ist. Man denke nur: Zwölf Jahre lang hat Redl für Rußland spioniert. Schon als junger Offizier hat er den Staat, dem er diente, an die Macht verkauft
, mit der Oesterreich-Ungarn seit langer Zeit auf ge spanntstem Fuße steht und mit der wir zweimal sn jüngster Vergangenheit vor einem Kriege gestan den sind. Dieser Macht, diesem Rußland, hat Redl schon als junger Offizier militärische Geheimnisse verraten. Redl verbrauchte die Summen, die ihm sein schuftiger Verrat eintrug, in einem prasserii^en Wohlleben; aber die Machthaber forschten nicht nach, woher er das Geld nahm. Im Gegenteil: Äls er auf großem Fuße zu leben begann, schenkten sie ihm nur noch mehr
Vertrauen und stellten den Spion Rußlands im österreichischen Spionagebüro an. Dem Spion Rußlands wurde das Amt zuge teilt, die österreichischen Spione in Rußland zu überwachen! ! Das ist schon die ärgste „Irrung", aber sie wurde noch schlimmer. In der Annexionskrisis, also in den Tagen, als der Ausbruch eines Krieges mit Ruß land vor der Türe stand, hat man den russischen Spion zum stellvertretenden Leiter der Spionage- abteilung gemacht. Wie einige Zeitungen behaupten, ist Redl damals auch den streng
vertraulichen Be ratungen des Generalstabes zugezogen worden und lsoll über alle geheimen Pläne unterrichtet gewesen sein — und hat gar alle Pläne an Rußland be richtet. Man hat zwar damals schon einen Spion vermutet, aber auf Redl fiel kein Verdacht, obwohl er, der von Haus aus arme Offizier, Ausgaben machte, die in keinem Verhältnis standen zu seinem Einkommen, und obwohl auch allgemein bekannt war, daß Redl keinerlei Schulden hatte. Auch meh rere andere Indizien haben, wie heute bekannt
wird, auf ihn hingewiesen, trotzdem ist er avanciert. Im heurigen Winter war Redl, der Spion Ruß lands, einer der Führer, auf die unsere Machthaber Hauten! Redl war bestimmt, in einem Kriege mit ^Rußland eine wichtige Rolle zu spielen. Für den Streich, aus einem Spion Rußlands einen unserer -Cchlachtenlenker gegen Rußland machen zu wollen, werden sich die militärischen Machthaber besonders verantworten müssen. Denn die Ausrede, daß sie £>e# Spion nicht kannten, kann nicht gelten, denn das Kriegsministerium lieferte