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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 09.08.1924
Umfang: 8
über die unendliche, schimmernde Wasserfläche, dorthin, wo sie die entschwundene Dennat vermutet. Norbert steht einige Schritte entfernt im Ge- einigen Herren; seine Augen aber ucken aus seine stille, blasse Frau, damit er so- Stelle sein kann, wenn sie seiner bedarf, hat sich ^ Tagen der Krankheit und n^amkeit inniger an den Gatten angeschlossen, tun ^ Rücksichtnahme, seine respektvolle Hal- v, ^ ' ihr mehr und mehr seinen vornehmen, üe/' ^ararter enthüllt, haben ihm einen weit grö- ^ ^ Ihrem Herzen erobert

dessen, was sie getan. Mit die ser Erkenntnis aber kam ihr auch eine Ahnung von dem Leid, das sie dem Vater durch ihre Flucht bereitete. Der kurze Brief, den sie ihm vor der Abreise geschrieben, er scheint ihr nun herzlos und grausam. Heiße Tränen erpressen diese Gedanken ihren Augen, bittere Reuetränen, aber sie spülen alle Bitterkeit und allen kleinlichen Trotz aus Elsas Seele fort, sie machen sie demütig und versöhnlich. Als Norbert, erschreckt durch das wehe Schluch zen seines Weibes, herbeieilt, da blickt

sie schon wieder durch Tränen lächelnd zu ihm auf. „Es ist vorüber, Norbert! Ich habe noch ein mal vom alten Leben Abschied genommen, nun werde ich stark und froh in die Zukunft schauen. Etwas von der kernigen, tatkräftigen Natur der Vanderstraaten steckt doch noch in mir, es war nur eine Zeitlang Unterdrückt von wirklichem und eingebildetem Leid. Ich habe aber auch einge sehen, daß ich unrecht gegen meinen Vater ge handelt habe und ich werde ihm, sobald wir unseren neuen Wohnort erreicht

haben, einen herz lichen Brief schreiben.' „Tu das, Liebling! Es war schon lange mein Wunsch, du möchtest deinem Vater alles schreiben. Er wird dir gewiß verzeihen, denn nach allem, was ich von ihm gehört habe, muß er ein edler Mensch sein. Sieh, Liebling, auch gute Menschen können fehlen, er hat dir mit seiner zweiten Hei rat gewiß nicht wehe tun wollen, er hat nur nicht bedacht, daß zwei so verschiedene Charaktere nicht gut zusammen leben können.' „Wie gut und lieb du von meinem Vater redest, Norbert

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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 30.08.1924
Umfang: 8
ist es 11er so. Ich hätte dich so gerne selbst zu deinem ? ^bracht, doch Gott will es nicht, wir müssen da? c« ^ Willen fügen. Ich bin ihm ja so dank- Nnk Glück, das er mir in dir und unserem , ? .gegeben. Küsse Irmgard in meinem Namen lehre sie den Vater liebbehalten!' a schluchzt Elsa bitter weinend auf. »weh nicht von uns, Norbert, wir haben dich ' N> notwendig zu unserem Glück!' h^^^euchten die Augen des Sterbenden sieg- Elsa?' ^ ^ wirklich glücklich gewesen bei mir, »Voll und ganz, Norbert

. Wenn auch zuweilen meine Augen trübe blickten, so war es nur die Sehnsucht nach der Heimat, die aus ihnen sprach, das Verlangen, dem Vater wieder nahe zu sein, dem ich so wehe getan. Sieh, Norbert, seit ich selbst Mutter bin, weiß ich wohl, wie lieb die Eltern ihre Kinder haben.' „Liebling du, wie glücklich machen mich deine Worte! Doch ich fürchte das Ende, lasse den Priester rufen, ich möchte Frieden machen mit Gott und der Welt! Reise so bald als möglich, Liebling! Lohbergs werden für dich sorgen.' Elsa wankt

hinaus, um dem Wunsch des Gatten nachzukommen. Nur mit äußerster Willenskrast kann sie sich aufrechthalten. Kurz ist der Todes- kämpf. In den Armen seines Weibes schläft Norbert sanft hinüber, indes das Abendrot hinter den Tannengipfeln verglüht. Bis zum letzten Augenblick ist Elsa standhast gewesen. Als sie jedoch den erstarrten Körper des Gatten aus ihren Armen läßt, bricht sie zusammen. Tage und Wochen hat Elsa mit dem Tod ge rungen. Ein schweres Nervenfieber hatte sie er- griffen Wirr

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