. Verwandelt sich Deine Welle nicht in Glut der Scham, wenn Du, an deren Ufern ein Hcyse, ein Redwitz die Leier gestimmt, wenn Du, ehrlose Dirne —' „Nicht weiter, Vater, was that ich? rein fühl ich mich von jeder Schuld.' — ,Da lies,' donnerte Danubius, und er schleuderte der erstaunten und aufgeregten Jsar einen Roman entgegen, welcher den Titel führt: „Was die Jsar rauscht.' *) — „Da lies, das also sind Deine Lieder vom Tage, das ist Dem Treiben, und Dich sollte ich an mein großes Herz nehmen
?' „Was die Jsar rauscht', Roman von M- G. Conrad. Frau Jsar, überrascht und neugierig, ergriff die vier Bände, sie las dieselben wirklich durch, obwohl sie, die doch an niedere Temperaturen gewöhnt ist, vor Langeweile fror. Kaum hatte sie die Lecture beendet, als sie wild ihr Lockenhaar schüttelte und ausrief: „Vater, ungehört verdammst Du Dein Kind; wie kannst Du solches von mir glauben? Solche Gebilde ent springen vielleicht dem Sumpfboden menschlicher Phan tasie, nimmermehr aber dem Wellenspiegel
erfrischend. Man vermißte mit Freude alles banale Wesen und hoffte, daß mit der Zeit sich vieles läutern und klären, daß an die Stelle überschäumenden Mostes ausgereifter edler Saft treten werde. Zwei Novellenbücher, „Todtentanz der Liebe' und „Lntetias Töchter', bedeuteten leider keinen Fortschritt. Talent und künstlerisches Streben erstickten unter dem krassen, roh gefügten Stoff, und nun gar dieser erste Roman: „Was die Jsar rauscht.' Der Verfasser macht uns nicht etwa mit elementarer, alle Schranken
. — Eine einzige Ungeheuer lichkeit greife ich heraus. Es findet sich in demBuche ein Gespräch zwischen zwei anständigen Frauen, welche angeblich zur guten Gesellschaft gehören — dies Ge spräch verdiente in die etwaigen Annalen gewisser Häuser der Vorstadt St. Pauli eingezeichnet zu wer> den, anderswo ist es geradewegs undenkbar. Ein Ge nosse Conrads, Wallot, hat jüngst den Roman, „Der Dämon des Neides', erscheinen lassen. Glücklicher weise hat das Werk nur 2 Bände. In jeder anderen Beziehung
. ES gilt umkehren und andere Bahnen betreten, soll der Schmutz nicht auch hier über das Talent siegen. Wenden wir uns von dem wenig erquicklichen jüngsten Deutschland ab und greifen wir aufs Geradewohl eine moderne literarische Erscheinung heraus. „Vom deut schen Stamme', so benennt der Verfasser Edmund Schiffkorn einen Roman in zwei Bänden — H. Min den, Dresden. Wir haben es mit einer gesunden, kräftigen Schöpfung zu thun, die uns froh anmuthet. Der Verfasser, ein glühender deutscher Patriot, stellt