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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 141 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
die Frage der Religionsfreiheit nicht vor den Reichstag, sondern 'vor den Tiroler Landtag gehöre. Bereits das Toleranzpatent Kaiser Josefs des II. war den Tiroler Landständen als Verstoß gegen die tirolischen Landesrechte erschienen. Sie sahen in diesem Patent nicht mit Unrecht eine einseitige Aenderung der Landesordnung durch den Kaiser; nach dem tirolischen Landrecht durste aber eine solche Aenderung nicht ohne Zustimmung des Landtages erfolgen. Die gleiche Haltung nahmen nun die Tiroler

gegen den Beschlutz des Wiener Reichstages ein. Waren die konservativen Tiroler schon aus staatsrechtlichen Grün den gegen den Reichstagsbeschluß, so machten sie auch Gründe, wie sie in der Sache seWst -lagen, für ihren Stand punkt geltend. Die Tiroler befürchteten, daß die Zer störung der Glaubenseinheit auch zum Untergang des starken tirolischen Gemeinschaftsgefühles führen werde'. In diesem Gefühl sahen sie eine der Grundlagen tirolischer Kraft, wie sie sich in schweren Zeiten betätigt habe. Das Toleranzpatent

Kaiser Joses II. war zwar in seiner Wirk samkeit für Tirol nicht förmlich aufgehoben worden, wohl aber war bei Gelegenheit der protestantischen Bewegung im Zillertal in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts eine kaiserliche Entscheidung erslossen, welche die Bildung nichàHoli'scher Gemeinden in Tirol verbot. Dieser Ent scheidung zufolge, war also in Tirol die katholische Kirche allein vom Staate anerkannt. Die Tiroler stellten sich nun aus den Standpunkt, daß die kaiserliche Entscheidung

einen Teil des tirolischen Landesrechtes bilde; dieses aber durste ohne Zustimmung des Landtages nicht wieder aus gehoben werden. Die Ansichten der Tiroler, vor allem die Meinung bäuerlicher Kreise, spricht ein Flugblatt aus, das vom Südtiroler Bauern Josef Ladurner am 29. September

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 68 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
die Einberufung des Tiroler Landtages Zu betreiben; auf dem offenen Landtag hoffte man die Wünsche des Volkes wirksamer zur Geltung bringen zu können als im engeren Kreis des Ausschusses. Die Tiroler wollten sich unmittel bar an ihren Landesfürsten, den Kaiser, wenden; sie wer den kaum Unrecht gehabt haben, wenn sie annahmen, daß so mancher Mißgriff der Wiener Regierung mehr Beamten werk war als kaiserliche Willensmeinung. Der Statthalter Graf Sauer und seine landfremden Beamten sahen

ihrer seits in dem Eintreten der Tiroler für ihre Landesfreiheiten ein gesetzwidriges Borgehen. In den Kreisen der Regie- rungsleute dieser Art schlug man die Hände über den Kopf zusammen und jammerte, die französische Revolution — sie war um diese Zeit bereits im Gang — habe schon nach Tirol übergegriffen und die Tiroler mit ihren Ideen an gesteckt. Revolutionäre waren aber nicht die konservativen Tiroler, welche ihre alte 'Verfassung und die Freiheit ihres Landes wahren wollten; Verfassungsbruch

und Revolution machten vielmehr die Wiener Zentralisier! und Absolu- tisten, welche die Rechte des Tiroler Volkes bangen wollten. Noch bevor die Tiroler entscheidende Schritte in ihrer Sache unternahmen, starb der Kaiser Josef II. (1790). Die Stimmung unter den Bauern Tirols war damals so er regt, daß sie das Treuegelöbnis für seinen Nachfolger, Leo pold II. zum Teil nur mit Widerstreben leisteten. In den letzten Jahren der Regierung Josef II. hatten seine Neue rungen allenthalben große Mißstimmung erzeugt

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 170 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
am liebsten nur mehr die sogenannten Führer zum Wort, kommen lassen und dem Volk den Mund verbieten möchte. ' In den Zeiten, da die konservative Partei in Tirol führend war, sind sich Volk und Partei näher gestanden als in unseren Tagen; die Abgeordneten waren damals in weit höherem Maße als etwa in der Nachkriegszeit Ver- tvauensmänner des Volkes. Eines der Hauptziele der Tiroler Konservativen war die Wahrung der wertvollen Eigenart des Tiroler Volkes und das Festhalten an seinen guten, alten

Ueberlieferungen. In diesem Zusammenhang stellten das bodenständige Tiroler Volk und seine Führung durch die konservativen Politiker eine religiöse Angelegen heit, die Erhaltung der tirolischen Glaubenseinheit, in den Vordergrund. Es wurde schon früher einiges über das Verhalten der tirolischen Landesvertretung in dieser An gelegenheit erzählt. Es handelte sich vor allem um die Bildung nicht-katholischer (protestantischer) Kirchengemein den in Tirol. Das bestehende Landesrecht verbot die 'Bil dung

solcher Gemeinden. Nun hatte sich aber das liberale Ministerium Schmerling im Jahre 1861 mit seinem Protestantenpatent Wer die Rechte. Tirols eigenmächtig hinweggesetzt. Dagegen erhob die Mehrheit der Tiroler Einspruch. Die konservative Mehrheit verfocht im Tiroler Landtag den Standpunkt, das Protestantenpatent sei ohne Zustimmung des Landtages in Tirol nicht an wendbar. Hatte doch noch ein kaiserliches HandlschreWen vom 7. September 1859 verfügt, daß die Frage der An- säMgmachung von NichàtholNen in Tirol

nicht ohne vorausgegangene Beratung des Tiroler Landtages ent schieden werden dürfe. Daß die überwältigende Mehrheit des Tiroler Volkes mit solchem Nachdruck und Eifer Mr eine religiöse Ange legenheit eintrat, erregte in jener ganz materialistischen

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 85 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
Bayern die Verfassung des Landes beseitigt und dadurch den Preßburger Friedensvertrag verletzt habe. Bei den Tirolern, die in Erzherzog Johann den Vertreter des Kaisers sahen, mußten 'diese Versprechungen die größte Zuversicht erwecken. Als aber die Oesterreicher in Tirol einrückten und das Tiroler Volk den Kampf gegen Bayern und Franzosen aufnahm, ließ wie im Jahre 1703 die Zu sammenarbeit der Tiroler Landesiverteidiger und der öster reichischen Heeresleitung viel zu wünschen übrig

. Von An sang an brachte die militärische Führung der Oesterreicher dem tirolischen BoWheer ein unüberwindliches Mißtrauen entgegen. Erzherzog Karl 'selbst gehörte zu jener Art von Berufssoldaten, die von einem Volksheere kleinlich dachten und wenig Vertrauen auf seine Leistungsfähigkeit hatten. Die Tiroler selbst waren klug genug, dies bald zu erkennen. Mit Generalen, wie Laudon und Kerpen, die in den letzten Kriegen in Tirol die militärische Führung innegehabt hatten, hatten sich die Tiroler ausgezeichnet

verstanden. Das waren tapfere, tüchtige Berufssoldaten gewesen, die das Tiroler Volk ob seiner Tapferkeit und Kriegstüchtig keit hochschätzten. Die Führung der österreichischen Truppen, die im April 1809 nach Tirol kamen, hatte der General Chasteler, ein aus Frankreich nach Oesterreich ge flohener Franzose. Das Vertrauen, das ihm die Tiroler entgegen brachten, schwand bald dahin. Nach der Nieder lage Chastelers bei Wörgl im Mai 1809 und nach seiner übereilten Flucht verfiel er in Tirol der allgemeinen

Ver achtung. Kopfschüttelnd mögen die Tiroler das Hand schreiben des Erzherzogs Karl an Chasteler gelesen haben, worin ihm die kaiserliche Anerkennung ausgesprochen war Wer seine „standhafte Behauptung Tirols', die ihm zum höchsten Ruhm gereiche. Zu allem Ueberfluß hieß es in diesem merkwürdigen Schreiben: „Sprechen Sie den braven Tirolern Mut zu; wenn sie im gleichen Geiste und

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 140 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
IM rungsgewalt versagte, war es nötig und hielten sich die Tiroler auch für berechtigt, selbst in ihrem Land für die Uusrechterhaltung der Ordnung Sorge zu tragen. Ohne eine Genehmigung der österreichischen Regierung einzu holen und ohne kaiserliche Genehmigung beriefen Landes hauptmann und Landesausschuß den vertagten Landtag ein. Um dem Landtag in der gefährlichen Zeitlage eine besondere Vertrauensstellung im Volke zu sichern, griffen die Einberufer zu einer außerordentlichen Maßregel

. Da eine Neuwahl des gesamten Landtages auf Grund der neuen Wahlordnung zur Zeit füglich nicht erfolgen konnte, wurde außer den 72 Abgeordneten des im Juli vertagten Landtages auch noch eine Anzahl von Vertrauensleuten zur Landtagssitzung einberufen; diese Vertrauensleute waren durch ein 'besonderes Wahl-Verfahren gewählt worden. Der Reichstag in Wien regte sich über das selWändige Vorgehen der Tiroler nicht wenig auf. Er erklärte die Selbsthilfe der Tiroler als „Verrat am Baterland' und forderte den Minister

des Innern aus, die Einberufung des Tiroler Landtages als unzulässig zu erklären. Das Ministerium wollte es aber weder mit den Tirolern, noch mit dem Reichstag ganz verderben und begnügte sich da mit, den Tirolern den Reichstagsbeschluß einfach mitzu teilen, ohne selbst weiteres beizufügen. EM diel später, am 10. April 1849, nahm das Ministerium des Innern zu dieser Rechtsfrage Stellung; der Standpunkt der Tiroler ward anerkannt und — allerdings reichlich verspätet — der Einberufung des Landtages

zugestimmt. Zwischen Tirol und dem österreichischen Reichstag gab es aber noch andere Gegensätze. Bor allem hatte der Reichstagsbeschluß betreffend Religionssreiheit in Tirol Widerspruch hervorgerufen. Bertrat doch die ganz über wiegende Mehrzahl des Tiroler Volkes die Ansicht, daß

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 42 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
Die Mitarbeit des österreichischen Militärs war mangel haft; ein großer Teil davon blieb trotz der dringenden Auf forderungen der Tiroler während des heißesten Kampfes untätig in Zirl. So vermochte der Kurfürst beim schwarzen Kreuz durchzubrechen. Die Folge war, daß auch die Stellung bei Martinsbühel unhaltbar wurde. Der Kurfirst, ber sich Wer Kematen nach Zirl be gab, wäre am „reißenden Ranggen', einem Murbruch gegenüber Ziri, bald einer Tiroler Kugel erlegen. Der kaiserliche Revierförster

Anton Lechleitner hatte dem Kur fürsten aufgelauert. Der Kurfürst, in einen gemeinen Reitermantel gehüllt, ritt h inter seinem Kammerherrn, dem Grafen Ferdinand von Arco. Da dieser zudem ein prächtiges Wams trug, hielt ihn Lechleitner Kr den Kur firsten und erschoß ihn. Der Rückzug der Tiroler öffnete den? Feinde den Weg über Seefeld und Scharnitz nach Gayern, da auch Scharnitz und Leutasch von Militär und Landesverteidigern preis gegeben worden waren. Mit unglaublicher Grausamkeit rächten

sich die Feinde an den wehrlosen Bewohnern von Zirl fir die großen Verluste, die ihnen die Bauern in den Kämpfen zugefügt hatten. Da aber die Tiroler im Berein mit österreichischem Militär, das endlich in größerer Zahl eingetroffen war, am Brenner die Bayern zurückdrängten und zu eiligem Rückzug gegen Innsbruck zwangen, mußte der Kurfürst erkennen, daß seine Lage unhaltbar sei- um Mitternacht auf den 27. Juli ward der allgemeine Rück zug gegen Scharnitz angetreten. Das Unternehmen gegen Tirol

, das so hoffnungsvoll für Bayern und Franzosen 'begonnen hatte, war gänzlich mißglückt; 3000 bis 4900 der besten Soldaten hatte der Kurfürst im Kampf gegen die Tiroler verloren. Die Tiroler, die aus eigener Kraft einen kriegstüch tigen Feind, Bayern und Franzosen, aus dem Land gejagt,

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 178 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
Verfassung unseres Baterlandes, und der damit verbundenen Pflicht getreu, erheben wir die entschiedenste Verwah rung gegen eine so schwere Verletzung dieser Rechte und dieser Verfassung.' Diese Rechtsverwahrung der Landtags - Mehrheit sollen sich unsere heutigen Tiroler Politiker, namentlich auch unsere Landtagsabgeordneten genau ansehen und darüber etwas nachdenken. Me Kundgebungen des Ti roler Landtages der Sechziger- und Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts sind alle auf den Grundgedanken

abgestimmt: Das Recht des Landes Tirol darf nicht ein seitig weder durch den Wiener Reichsrat noch durch das österreichische Ministerium abgeändert werden. Dieser Standpunkt muh auch heute noch Kr uns Tiroler gegen über allen geplanten Berfassungsänderungen maßgebend sein. Keine Aenderung unseres Landesrechtes und unserer Landesverfassung ohne die Zustimmung des Landtages, der gesetzlichen Vertretung des Tiroler Volkes! Das verfassungswidrige Vorgehen des Ministeriums uà der liberalen Mehrheit im Wiener

Reichsrat stellte die konservativen Reichsratsabgeordneten aus Tirol vor die Frage, ob sie den Reichsrat in Wien noch weiterhin be suchen oder ihm — gleich den tschechischen und anderen slawischen Abgeordneten — fernbleiben sollten. Bereits im Herbst 1869 hatte Albert Jäger sich dahin ausge sprochen, daß die konservativen Tiroler Abgeordneten nach der im Tiroler Landtag 18W abgegebenen Erklärung nicht mehr weiterhin im Reichsrat erscheinen dürfen. Das war ganz folgerichtig gedacht

. Hatten doch die Tiroler aus drücklich die Berfassungsgesetze von 1867 als rechtswidrig abgelehnt; wie konnten sie da noch weiter am Reichsrat teilnehmen, der ein Geschöpf dieser Verfassung war? Eine

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 84 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
W Regierung in späteren Jahren den Kampf ausnahmen gegen alles, was ihnen revolutionär und gegen den Grund satz der Legitimität zu verstoßen schien, da mag Wohl auch der Kaiser selbst zu einer ungünstigeren Auffassung der Tiroler Erhebung im Jahre 1809 gekommen sein und ahnlich über sie gedacht haben, wie bereits 1809 seine Gattin dachte. In Wien selbst ward die Tapferkeit, mit der die Tiroler 1809 gegen Bayern und Franzosen kämpften, ge wiß bewundert, es gab aber schon damals Leute

, die alles, was in den „Provinzen' geschah, etwas von oben herab zu betrachten beliebten. In einem Wiener Brief eines Hofrates Girtler (25. August 1809) wird zwar der Sieg der Tiroler bewundert, daran aber die geschmackvolle Be merkung geknüpft: „So müssen uns rohe, fanatisierte Völker lehren, wie die große Nation (so nannten sich die Franzosen in ihrer Bescheidenheit selbst) bekriegt werden mutz.' Den) Wiener hätte allerdings eine Lehre, wie man sich gegen den Feind des Baterlandes Verhalten soll, nicht geschadet

. Daß übrigens das Tiroler Volk mit seiner freien Bergangenheit und seiner alten, reichen Bolkskultur wahr lich hinter den Oesterreichern in keiner Weise zurückstcht, sondern Wohl mehr als ebenbürtig war und heute noch ist, das hat man damals wie später in Wien gerne übersehen. Kaiser Franz hatte dem Erzherzog Johann die Aus gabe übertragen, mit den Tirolern in Verbindung zu treten und sie zur Erhebung aufZusordern. In dem Aufruf, den der Erzherzog zu Beginn der Erhebung von 1809 an die Tiroler ergehen ließ

, wurden ihnen die größten Ver sprechungen gemacht: Es ward den Tirolern zugesagt, Oesterreich werde das Land nicht mehr wegen einer Nieder lage in Deutschland oder Italien räumen; die Pässe Tirols sollten bis auf den letzten Mann von den österreichischen Truppen verteidigt werden; die Erhebung der Tiroler gegen Bayern wird gerechtfertigt mit dem Hinweis, daß

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 203 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
Ne Vormundschaft seiner Regierung zu stellen» Die Tiroler waren seit alters stolz aus ihre Freiheit und ihr altes Recht. Zur Selbstregierung; es war nicht ihre Art, jeder politischen Mode nachzulaufen. Besinnen wir Tiroler uns doch auch heute auf unsere eigene Art; arbeiten wir auf eine Verfassung hin, die in Übereinstimmung steht mit den alten ehrenvollen lieber- lieferungen von Freiheit und Selbstregierung unseres Volkes; streben wir nach einer Verfassung, die dem boden ständigen

, christkatholischen Volk von Tirol sein Hausrecht im eigenen Lande sichert und sehen wir vor allem darauf, da ^ in Tirol auch wir Tiroler die Herren b l e i b e n. / Es tut -sicherlich kein gut und hat noch immer kein gut getan, wenn man vom einen Gegensatz zum andern überspringt. So hat es die Regierung im alten Oesterreich in den Jahren 1848 und 1851 gemacht. 1848 gab sie der Revolution und ihren zügellosen Bestrebungen nach und drei ^5ahre später nahm sie dem BoNe wieder alle Rechte und führte

ein absolutistisches Regiment ein, das die Völker Oesterreichs aufs schwerste erbitterte und dessen Folgen zum Untergang des alten Oesterreich nicht wenig beigetra gen haben. Wir Tiroler haben im Verlauf unserer Ge schichte immer unsere Freiheit hochgehalten. Die Freiheit der Tiroler und ihre freiheitliche Verfassung haben wesent lich dazu beigetragen, jene Eigenschaften des Tiroler Vol kes zur Ausbildung zu bringen, die unserem Volk in aller Welt Ansehen und Ehre verschafften. Ganz untirolisch wäre es, unsere

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 41 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
er das Bedrohliche seiner Lage: die Gefahr seiner Einschließung. In aller Eile kehrte er nach Innsbruck zurück. Boll Grimm gedachte er, zunächst an der Stadt Hall Rache zu nehmen. Sein Grimm wich jedoch bald einer vernünf tigeren Einschätzung seiner Lage. Bon allen Seiten rückte das Aufgebot der Tiroler gegen ihn an. Würde ein grau sames Vorgehen gegen Hall die Tiroler einschiìcbtern? Mußte nicht ihr Zorn aufs äußerste durch solches Bor gehen gereizt werden? Die Oberinntaler hatten mittler weile bei Martinsbühel

(westlich von Innsbruck) die Straße durch eine Schanze gesperrt; am rechten Jnnufer wurde eine Schanze zwischen Wilten und Vols, beim schwarzen Kreuz (das heute in der Kirche am Blasienberg ober Völs steht) angelegt. Obwohl die Bauern ohne mili tärische Leitung vorgingen, war die Schanze bei Martins bühel so geschickt angelegt, daß die Bayern es sich nicht nehmen lassen wollten, daß Offiziere, als Bauern verkleidet, an der Spitze der Tiroler stünden. Dem Kurfürsten mußte alles daran liegen

, sich den kürzesten Weg nach Bayern, die Straße über die Seefelder Senke offen zu halten. Zu diesem Zweck unternahm er einen Angriff auf die Stellung der Tiroler beim schwarzen Kreuz und bei Martinsbühel. Leider war die Stellung beim schwarzen Kreuz zu 'schwach besetzt. Die Tiroler mutzten hier gegen eine zehnfache Uebermacht kämpfen und schließlich die Schanze räumen.

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 82 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
lìchen Zug tirolischen Wsfens ganz richtig erkannt: den unbesiegbaren Zug nach Freiheit und das Verlangen nach einer freien Verfassung. Oesterreich wollte und konnte Ach mit den Bestim mungen des Preßburger Friedens aus die Dauer nicht ab finden und so bereitete es sich zu neuem Kriege. Für diesen Krieg rechnete es auf die Unterstützung durch einen Aus stand der Tiroler. Die Lage im Krieg, der 1809 ausbrach, war Ähnlich wie 1703 und 1796. Wiederum waren Italien uà Süddeutschland

Kriegsschauplätze ; durch Tirol konnte das französische Heer in Italien mit jenem in Süddeuksch- land in Verbindung treten. Für Oesterreich war es wich tig, daß durch die Erhebung der Tiroler und die Besetzung des Landes durch Oesterreich diese 'Verbindung unter brochen werde. Es trat daher die Regierung durch Ver mittler mit den Tirolern in Verbindung, um mit ihnen , den gemeinsamen Kampf zu beraten. Der Kaiser Franz wünschte zwar zu wirksamer Unterstützung der österreichi schen Waffen die Erhebung Tirols

gegen Gayern und dessen französischen Verbündeten, vermochte aber doch gewisse Be denken nicht zu unterdrücken: Es mochte ihm fraglich erscheinen, ob er berechtigt sei, die Tiroler zu einer Er hebung gegen Bayern zu ermuntern, nachdem doch der Form nach die Herrschaft Bayerns zu Recht bestand. Ganz entschieden lehnte die Gemahlin des Kaisers, die Kaiserin Ludovika, den Gedanken ab, die Tiroler zur Erhebung gegen Bayern aufzusordern. Sie war zwar eifrig für den Krieg, ihren Anschauungen von Legitimität

(Rechtlichkeit und Gesetz) widersprach es aber, daß Oesterreich Tirol zur Er hebung aufreize. „Mit welchem Recht', so schreibt sie an ihren Schwager, den Erzherzog Johann, muntert Oester reich die Tiroler „zur Empörung gegen ihren rechtmäßigen Gebieter', den bayerischen König aus. Ganz mit Recht bemerkt Erzherzog Johann i-n seinen Aufzeichnungen zu

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 39 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
Vertreter des Unter mntales degàn sich nach Brixen zur Tiroler Landesregierung. Dort wurde ein Plan ver einbart, wie unter Mithilfe des Unterinntales die gänz liche Befreiung des Landes zu erreichen wäre. Am Brenner sollten die Tiroler mit aller Macht angriffsweise gegen die Bayern vorgehen, so daß der Kurfürst veranlaßt werde, selbst mit dem größten Teil seiner Macht gegen den Brenner zu ziehen. Mittlerweile sollten sich Oberinntal und Unterinntal hinter seinem Micken erheben

und ihm den Rückzug abschneiden. Im Sinne dieser Abmachungen ward nunmehr in aller Stille auch von den Unterinntalern die Erhebung vorbereitet. Entsprechend den Brixner Ab machungen eröffneten die Tiroler am 17. Juli am Brenner einen heftigen Angriff auf die bayerischen Stellungen. Dies führte dazu, daß die Bayern von der Höhe Ms Brenners hinab ins Silltal gedrängt wurden und mehr als 700 Mann verloren. Nach -den damaligen Verhältnissen und mit Rücksicht auf die Zahl der im Gefecht stehenden Truppen

war das ein schwerer Schlag für den Kurfürsten. Bor allem aber erreichten die Tiroler ihren Hauptzweck' Der Kurfürst entschloß sich nunmehr, in eigener Person mit dem größten Teil seiner in Innsbruck versammelten Macht — die Berichte schätzen sie aus 2500 -bis 5000 Mann — gegen den Brenner hinaufzuziehen. Der große Sturm aus die Stellung der Tiroler, den der Kurfürst be absichtigte, wurde aber nicht mehr durchgeführt. Die àge hatte sich nämlich für Bayern und Franzosen so verschlim mert

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 205 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
Das Land Tirol bedarf nach seiner geschichtlichen Ver gangenheit, nach der Beschaffenheit seines BoKes sowie nach seiner geographischen Lage und den aus ihr sich er gebenden Verkehrsbeziehungen einer Sonderstellung inner halb des österreichischen Staates. Es war eine sehr richtige Erkenntnis unserer Vorsahren, wenn sie immer wieder be tonten, Tirol dürfe nicht in gleicher Weise wie die übrigen österreichischen Länder behandelt werden. Ganz mit Recht haben die Tiroler immer eine Sonderstellung

für ihr Land beansprucht und vernünftige Regierungen Oesterreichs haben sie ihm auch zugestanden. Aus der besonderen Art von Land und Volk ist die Eigenart unserer tirolischen Verfassung herausgewachsen und umgekehrt hat diese Ver fassung die Möglichkeit geboten, tirolische Eigenart^zu wahren; wollen wir Tiroler Tiroler bleiben, so muß unsere Landesverfassung und unser Landesrecht auch in der Gegen wart unserem Wesen und unserer besonderen Art Rechnung tragen. Landesfreiheit und Recht zur Selbstregierung

Politische Reife für eine Volksregierung besessen und des wegen habe das Volk wieder sein Selbstregierungsrecht verloren. Unser Tiroler Volk trifft dieser etwas gering schätzige Vorwurf einmal gewiß nicht. Wir Tiroler haben unsere alte Demokratie in vernünftiger Weise zum Wohl

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Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 12 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
waltig entrüstet. Er äußerte sich, er wolle den Tirolern „Stricke an die Hälse legen, daß sie für ihn niederknien müssen'. Durch solche Drohung waren aber die Tiroler nicht einzuschüchtern, sondern sie steigerte nur ihre Ent schlossenheit. „Da sei Gott vor, daß er (der Kaiser) uns erobere', hieß es in Tirol. Der Landsturm erhob sich Zum Widerstand gegen die drohende Vergewaltigung des Landes durch den Kaiser. Am kaiserlichen Hos war man darüber nicht wenig erbost; es ging die Rede, Tirol sei

vom aufrührerischen Geist der Schweizer angesteckt. Aber der Entschlossenheit der Tiroler gegenüber verstand sich der Kaiser schließlich doch zur Nachgiebigkeit. Er entließ Sig mund aus der Vormundschaft und verzichtete auf seinen Plan, Tirol mit Oesterreich zu vereinigen. Wie die Tiroler die Freiheit ihres Landes nach außen wahrten, so wußten sie auch nach innen ihre Landessrei- heiten und das Recht des Volkes zur Mitregierung neben dem Fürsten zur Geltung zu bringen. Bei all ihrer An hänglichkeit

an den Landessürsten dachten sie doch keines wegs daran, aus ihre Freiheiten und Rechte zu verzichten und den Fürsten schrankenlos walten und schaffen zu lassen. Dies zeigt uns besonders deutlich die Geschichte jenes Herzogs Sigmund, den die Tiroler von der Bor mundschaft seines kaiserlichen Betters befreit hatten. Die Mißwirtschaft Sigmunds während seiner letzten Regie rungsjahre hatte zu großen Schwierigkeiten in der äußeren Politik und zu einer schweren Erschütterung der landes fürstlichen Finanzen geführt

. Die finanzielle Notlage hatte den übelberatenen Fürsten soweit gebracht, daß er fein Land den bayerischen Herzogen verpfändete. Die Ti roler waren aber keineswegs für die Bereinigung ihreS àndes mit Bayern zu haben. Der Widerstand der Tiroler Landschaft gegen seine Pläne und -seine Finanznot veran- laßten schließlich den Herzog, mit der Landschaft wegen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 136 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
Pflicht für Zwecke der Landesverteidigung und der Er ziehung des Volkes zur Waffentüchtigkeit. Diche Forderungen der bodenständigen Bauern und die Bestrebungen des städtischen Liberalismus gingen stark auseinander. Bor allem galt dies auf dem Gebiet der Verfassungsfrage. Die Tiroler Bauern verlangten zeit gemäße Weiterbildung der ständischen Verfassung, die Liberalen schwärmten für eine Repräjentatiàrfassung, wie sie in den westeuropäischen Staaten, in Frankreich Bel'gien, England bestand

. Die RePräsentaMversassung bedeutet eine Vertretung des Volkes als Masse, die aus den einzelnen Staatsbürgern besteht; es wird dabei nicht auf die Zugehörigkeit des einzelnen Bürgers zu einem bestimmten Stande (etwa Zum Bauernstand, Gswerbe- stand usw.) Rücksicht genommen. Bei der ständischen Ver fassung haben die einzelnen Stände ihre besondere Ver tretung. In älterer Zeit wurde die ständische Gliederung in sehr einfacher Weise vorgenommen. Am Tiroler Land tag erschienen seit alters vier große ständische Gruppen vertreten

: Geistlichkeit, Adel, Bürger und Bauern. Die konservativen Tiroler, namentlich die Bauern wollten, daß im Landtag diese Gruppierung nach Ständen beibehalten werde. Auch in anderer Hinsicht sollte die alte Verfassung und das alte Recht des Landes gewahrt werden. Der Wiener Zentralismus verfolgte das Ziel, Tirol als Pro vinz den übrigen österreichischen Ländern gleichzustellen. Im Bewußtsein der Eigenart ihres Landes und Volkes wehrten sich die Tiroler, wie wir schon gesehen haben, seit alters

gegen diesen Zentralismus. Auch im Jahre 1848 benutzten die Tiroler die Gelegenheit, für die Freiheit und SeWregierung ihres Landes einzutreten. Der Landtag, der nun nach der erneuerten Stände verfassung am 7. Juni 1848 zu Innsbruck zusammentrat,

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Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 104 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
die Tiroler die Form der Bitte, wo sie streng genommen zu fordern berechtigt gewesen wären. Die Bittschrift ward übrigens durch eine beigelegte Denkschrift tiefer begründet. Diese Denkschrift hatte das Mitglied des Tiroler Adels, standes, der vorhin genannte Fveiherr Josef von Giova netti verfaßt, der gründliche Kenntnisse der Geschichte Tirols und große Einsicht auf politischem Gebiet besaß. In geziemender Form, aber mit Wiìà und Deutlichkeit, wurde der Standpunkt vertreten, daß die Wiederherstellung

der tirolischen Verfassung nicht von der Gnade der Regie rung abhänge, sondern als Recht des Tiroler Volkes bean sprucht werde. In dieser Denkschrift heißt es unter an derem: „Durch eine dem Buchstaben nach gleiche Behand lung mit den übrigen, von der Natur gesegneten Provinzen des österreichischen Kaiserstaates würde er (der Tiroler) eben der Sache nach höchst ungleich behandelt. Elend und Not, wie es zum Teil schon in den letzten Jahren der Fall war, würden ihn aus seinen heimatlichen Bergen ver treiben

, die unstete Lebensweise und die fremden Sitten seine Moralität verderben, seinen Charakter entnationali sieren, während das Land aus Mangel an arbeitenden Händen und an Kapital sich in eine Einöde verwandelt.^) *) MmmnMi denkt bài, daß die Tiroler beim Verfall ihrer h«»l»Michen Wirdschaft gezwungen Würben, wenigstens MtWmse

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Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 43 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
erregten durch ihre Heldentat das größte Aufsehen. Alles staunte, daß einfache Bauern solche Siege über Berufs soldaten von vorzüglicher Beschaffenheit davongetragen hatten. Das ganze Kriegswesen der damaligen Zeit be ruhte doch auf den lange dienenden Berufssoldaten. Daß ein Volk selbst mit wehrhafter Hand gegen einen Feind aufstehe und ihn besiege, das war in jener Zeit etwas Unerhörtes. Oesterreich war von den Tiroler Bauern aus schwerster Gefahr gerettet worden. Die Vereinigung

des kurfürstlichen Heeres mit dem französischen Heer in Ober- Italien hätte Oesterreich in äußerste Bedrängnis gebracht. Das Militär hatte wenig Verdienst an dem errungenen Erfolg. Der Kaiser erkannte auch die Tat der Tiroler voll auf an und suchte den Beschwerden, 'welche die Tiroler nunmehr vorbrachten, abzuhelfen. Die beiden Bauern, Christian Koidl von Jochberg und Hans Aufschnaiter, Postmeister von Waidring, die nach Wien gesandt worden waren, um verschiedene Wünsche der Unterinntaler vor zubringen, fanden

eine auszeichnende Aufnahme in Wien. „Wo sie in Wien erschienen, folgte ihnen das Volk mit lautem Jubel nach. Der höchste Adel Wiens wetteiferte, sie an seine Tafeln zu ziehen.'*) Der Kaiser empfing sie sehr gnädig, rühmte die Treue und Tapferkeit der Tiroler und versprach, die vorgebrachten Bitten Zu gewähren. Die Taten der Tiroler hatten deutlich genug gezeigt, daß der Anfangserfolg des Kurfürsten nicht möglich ge wesen Ware, wenn eine Regierung das Land geleitet hätte, W der das Volk Vertrauen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte , Recht, Politik
Jahr:
1934
Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Seite 101 von 209
Autor: Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Ort: Innsbruck
Verlag: Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Umfang: 202 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Signatur: II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern-ID: 131381
vor allem Josef II. gegen diese Verfassung gehandelt, aber das Land hatte lauten Protest gegen bisse Verletzung seines Rechtes erhoben. Vom Kaiser Leopold II. war die Landes verfassung im Wesen wieder auf den Stand gebracht wor den, den sie vor dem Verfassungsbruch Kaiser Josef II. innegehabt hatte. Tirol war in den Kämpfen um die Wiederherstellung der österreichischen Herrschaft verblutet und verarmt; Oesterreich und seine maßgebende Persön lichkeit hatte die Tiroler zu diesem Kampf aufgerufen

; auch im Jahre 1813 war die rasche Eroberung Südtirols durch die österreichischen Waffen nur dem Mitwirken des Tiroler Landsturmes zu danken. Die Befreiung Südtirols wenig stens war im Wesen ein Werk des Tiroler Volkes; in Nord tirol allerdings hatte zufolge besonderer politischer Um stände die österreichische Regierung selbst der Erhebung des Volkes entgegen gewirkt. Dieser Landesteil war durch Ver trag an Oesterreich Zurückgekommen. In jedem Fall durften die Tiroler nach allem, was vorausgegangen

war, erwarten, daß man die alte Ver fassung — allenfalls mit zeitgemäßen Neuerungen — wie der herstelle. Diese Neuerungen konnten aber nach Recht und Billigkeit doch nur darin bestehen, daß man den An teil des Volkes an der Regierung neu regelte, ihn — ent sprechend der Treue, welche die Tiroler bezeigt und den Opfern an Gut und Blut, die sie gebracht hatten — mehrte und nicht minderte. Zeitgemäße Aenderungen hätten vor allem in dem Sinne erfolgen müssen, daß die übermäßige Zahl der Adelsvertreter

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