Sie folgten der Frau einem von Gras und Disteln halb ver- wucherten Weg zum Haus. Beide haben Herzklopfen. Real aus Furcht vor dem unheimlichen Garten; Franzi vor Erwartung. Was wird jetzt geschehen? Es geschieht aber nichts Böses und nichts Aufregendes. Frau Tobias führt die Kinder in ihre kleine saubere Küche, kocht zwei große Heferln Kakao und schneidet einen Kuchen, der mit Rosinen und Nüssen gefüllt ist, in Scheiben. Während die Kinder essen, beschäftigt sie sich mit Leopold
, wie sie den Sittich mit zärtlicher Stimme nennt, streichelt ihn und er reibt seinen Schnabel an ihrer Nase. „Gefällt es Euch bei mir?“ fragte sie endlich und Franzi erwidert mit vollen Backen: „Sehr gut, wirklich, am schönsten ist der Garten.“ „Und was wollt ihr zur Belohnung? Geld — oder Bücher? Oder etwas zum Spielen?“ Sei es, daß den Kindern die Wahl schwerfällt, sei es eine Be klemmung, die sie hindert, schnell zu entscheiden und zu ant worten, die Kinder bleiben stumm, wechseln fragende Blicke und Resi
steigt vor Verlegenheit da s Blut in die Wangen. Endlich murmelt der Franzi: „Am liebsten wär uns, wenn wir ab und zu in ihrem Garten spielen dürften.“ Sekundenlang zeigt Frau Tobias* Gesicht eine kleine Enttäu schung. Doch dann lächelt sie, klopft Franzi auf die Schulter und sagt: „Gut, gut, ihr dürft. Freilich bin ich nicht immer da heim — hm — hm, na kommt, ich zeige Euch wie man das Gar- ientürl auch ohne Schlüssel auf machen kann. Aber vergaßt nicht, es jedesmal gut zuzuschlagen
. Sonst schleichen mir am Ende fremde Leute herein.“ — „Ja“, schreit der Franzi begei stert und sein Schwesterchen schaut Frau Tobias mit großen, runden Augen an. Nein, so etwas, scheint sie zu denken, die Hex ist in Wirklichkeit ja eine Fee. In den nächsten Tagen machen die Geschwister reichlichen Gebrauch von de r Erlaubnis, den Garten zu benutzen. Sie brau chen nun nicht mehr auf der staubigen Straße zu spielen, nicht mehr auf die Autos und Fuhrwerke zu achten oder gar den halbstündigen Weg zum Park zu gehen
nicht, daß jemand im Garten ist.“ Durch dieses Lob angefeuert, trägt Franzi die Bitte vor. Wieder huscht ein Schatten über das Gesicht der alten Frau. Doch dann OAS H€X£NGARTL. Das einzige grüne Fleckchen in der langen, schlechtgepflasterten Dopplergasse ist das „Hexengartl“. Den Namen erhielt es von den Kin dern, die die Straße bevölkern, die sich mit Reifen und Bällen vor den häßlichen grauen Zinshäusern tum meln und mit dem Streifen Sonne zufrieden sein müssen, der zwischen die Mauern fällt. Das Hexengartl