," sagte Innozenz nach einer Weile, „so -müßte Gräfin Theodora eine große Sünderin gewesen sein; denn ihr Sinn ist stahlhart und ihr Herz kennt weder Milde noch Erbarmen." Pater Pius war leicht zusammengezuckt, zumal er einen prüfen den Blick des Mönches auf sich ruhen glaubte, seufzte dann wieder, trocknete sich die Stirn und schleppte sich, ohne etwas zu sprechen, mühselig weiter. „Sie kennen die Gräfin seit ihrer Jugend?" fragte Innozenz, ohne ein bestimmtes Interesse zu verfolgen
der flüchtigen Stunde aber ist es vorüber und vergessen, wenn die lJahre gehen, — vorüber und vergessen." , Innozenz entgegnete nichts mehr und der Alte setzte nach einer -Weile murmelnd hinzu, als ob damit alles abgetan sei, oder als sei es ein Refrain, der bei allem, was er dachte und redete, in seiner Seele' machhallte: „Sie ist eine sehr fromme Christin, die Frau Gräfin- Mutter, eine sehr fromme Christin." Dann hatten sie Schloß Peutelstein erreicht und es mochte die Höchste Zeit
. -Hektar kauerte i. . - er Tür des Gemachs, wo das tote Kind lag, we delte leise mit dem Schweif zum Willkommen, blickte aber mit seinen Maßen, treuen Augen so wehmütig drein, als wisse er ganz genau, Mas hier vorgegangen. Pater Pius fragte nach der Gräfin-Mutter. Der Diener wußte ^nichts von ihr, nahm aber an, daß sie sich in ihren Zimmerst befinde. Die junge Frau Gräfin, setzte er hinzu, habe dagec en noch immer die Düre des Totenzimmers nicht geöffnet unb man wisse nicht, was — 181
— ' • .1 , * : H „Erzählen Sie mir alles!" sagte Innozenz endlich, als er wie-! der Worte fand, „bitte — ich möchte alles wissen." Pater Pius trocknete sich die Augen, nickte vor sich hin un8 atmete schwer. „Lieber Gott," murmelte er, „lieber Gott, was soll ich Ihnen sagen? Es ist so unsäglich traurig — so unsäglich traurig —" r j „Ich kehre mit Ihnen um," fiel Innozenz ein. „Kommen Siek Und sagen Sie mir unterwegs, wann es geschah und — wie die Gräfin es trägt — vor allem das!" Er hatte seinen Arm unter den des Greises
, gebrochener Stimme an: „Wie diH Gräfin es trägt, wollen Sie wissen, lieber Bruder? O, sie ist ganj ruhig, ganz ruhig. Aber diese Ruhe hat etwas so Grausiges bei sol^ chem Schmerze, ich wollte, sie schriee und tobte, sie lärmte und lästerte lieber dabei, dann würde ihr leichter zu Sinne werden und sie würde sich allmählich vielleicht zum Frieden in Gott durchringen. So — so ist's furchtbar. Wenn man sie ansieht, meint man, sie wäre ver^ steinert. Ich habe einmal die Mutter der Niobiden gesehen, lieber