wwrde und welche er zum Dreibund erweiterte, wozu Oesterreich gerne die Hand bot. So wurde ein po litisches System geschaffen, welches seine Spitze gegen Rußland richtete und nun schon seit mehr als 30 Jahren dem Deutschen Reiche eine gewisse Rückendeckung bietet, und von vier zu vier Jahren befristet ist. Als nun gegen den Dreibund die französisch-russische Allianz zustandekam, er klärte Caprivi mit sauersüßer Miene, es sei nun ein Gleich gewicht geschaffen, das Dauer verspreche. Der Weitblickende
Kaiser bemüht sich um die Gunst des Königs von Italien und vor kurzem hörte man von Deutschland her, die Erneuerung des Drei bundes sei gesichert, worauf aber aus Italien verlautete, die Frist des Dreibundes sei noch nicht abgelaufen, Italien habe jetzt keinen Grund, ihn zu verlängern. Der Besuch des Deutschen Kaisers in Venedig hat also noch keine Früchte getragen. Dagegen hört man von höchst bedenklicher Annäherung zwischen Rußland und Italien. Gewiß ist es wabr, wenn Italien versichert, es handle
, das sich mit den Ansprüchen der anderen alliierten Mächte leicht vereinbaren läßt. Rußland strebt den Sieg der Slawen über die Ger manen an und wird ein russisches Weltreich analog dem Deutschen Reiche gründen. Es wird seiner Zentralgewalt nur die Heeresangelegenheiten und die Vertretung nach außen Vorbehalten und eine Reihe slawischer Königreiche schaffen, in welchen wohl meist Großfürsten regieren wer den. Der König von Polen wird das zerrissene Polen wie der vereinigen, in Böhmen, Mähren und Schlesien
wird ein böhmischer König, in Kroatien eine kroatische Dynastie ein gesetzt, die österreichischen Südslawen samt Bosnien und der Herzegowina werden entweder zu einem Königreiche vereinigt oder mit Kroatien oder Serbien verbunden, und wird sich zweifellos auch Rumänien und Bulgarien der slawischen Zentralgewalt beugen müssen. So wird von Oesterreich außer den rein deutschen Provinzen nichts übrigbleiben als ein verstümmeltes Ungarn, das zwar we der slawisch oder orthodox ist, aber doch in irgend einer Form
, und die verlorenen Schlachten zählen nicht, wie sie im russisch japanischen Kriege nicht zählten. Zugleich von Frankreich zu Land und von England zur See angegriffen, wird Deutschland nach zwei- oder dreijährigem Krieg zusammen brechen und den Frieden mit großen Opfern erbitten müs sen. So endet die von Bismarck eingeleitete, aus den Mili- tarismus und dem Nationaldünkel gegründete, vormals Seite 3 blendende Macht des Deutschen Reiches, wenn es zu dem drohenden Weltkriege kommt. Was hat nun Deutschland zu tun