. Michele ruhte. Schließlich kam der Abend, mit ihm die Vorstellung. Michele stand auf der Bühne, der Vorhang fiel, er stieg, er fiel, er fiel zum letzten Male. Ein noch nicht erlebter Erfolg! Das Königspaar empfing die Sängerin in der Loge. Der Adjutant verlieh ihr einen hohen Orden. Der Präsident der Republik küßte sie auf die Stirn. Die Begeisterung überschlug sich. Das Publikum im Zuschauer raum erhob sich . . . applaudierte zur Königs loge. empor. Dann war alles vorüber. Marcel stand mit gezogener
Mütze vor dem Bühnenausgang, und die Ladou, Micheles Garderobiere, verstaute Blumenläden mit Hilfe der Theäterarbeiter. Als Michele die Oper verließ, empfingen sie stürmische Ova tionen der harrenden Menge. Doch alles gutt wie Traum an ihr vorüber. Nicht sie, sondern eine andere erlebte diesen Trubel. Sie selbst war mit ihren Gedanken bei Ypern. Ypern ließ sie nicht mehr los. Sie grübelte. Zufall — oder tiefere Zusammenhänge? Auch die nächsten Tage beschäftigte sie diese Frage. Nachgerade wurde
Ypern zur fixen Idee. Michele schalt sich selbst, rief sich zur Ordnung. „ Dann kam der Tag der Abreise., Sie reiste ohne Begleitung. So gut es ging, hielt sie die Gastspielfahrt geheim. Sie wollte, sich allein gehören. Nur die Intimsten weihte sie em, verschwieg selbst van Liers und Bob Harro gate dle wechselnden Adressen. Ueber die Tournee im einzelnen ist nicht viel zu berichten. Sie verlief, wie Tourneen eben verlaufen: Hotel, Komitee, Konzert saal, Interview, Schlaf und mäßiges Esten
. Und das in ständiger Wiederkehr. Alles in allem: Hetze gepaart ,yit Langeweile. Zehn- inal war Michele willens, abzubrechen, nach Paris zürückzufahren. doch zehnmal rief sie Ypern. Ein stürmischer Märzabend. Die Stamm gäste der kleinen Cafes, die in der Nähe, des Marktplatzes von Ypern ein .beschauliches Dasein führten, hockten mißvergnügt auf ihren Plätzen und glotzten melancholisch. in den Regen. Der Portier des, „Brüsseler Hofs' in Ypern, Marat, stand gähnend im Rahmen der Drehtür, die zur Straße führte
, die Dame war ihm ausgeliefert. Cr sperrte mürrisch Michele in einen altmodischen und reichlich muffigen Hotelomnibus, der, schlecht, gefedert, über Kopfsteinpflaster pol ternd davon ratterte. Bor dem Hotel war Michele froh) dem Marterkasten entsteigen zu dürfen; Sie wunderte sich, mit heilen Knochen das Vestibül betreten zu können. Wenigstens war es leidlich warm, und trocken. Hinter dem Portierpult stand „der' Page. Cr bemühte sich sogleich um den seltenen An kömmling und Michele wurde genötigt