Es mag denn auch sein, daß diese Uneinigkeit unter den Gegnern des Abdul Hamid diesem noch zu einer Frist von einigen Wochen oder Monaten verhilft.' > Dr. Jörg, der Redakteur der historisch-politischen Blätter hat jüngst auf dem deutsche« Reichstag, als das Sozialisten-Gesetz be graben wurde, im Namen der katholischen Partei im Reichstage das Gesetz und die ganze Politik der Regierung mit scharfen Worten zurückgewiesen. Auch Liberale, wie Benningsen, Lasker, Richter u. s. w. redeten harte Worte
gegen die Regierung und ihre Aus nahmsgesetze und Kautschukparagraphen. Aber am schneidigsten und eigentlich zermalmend nahmen Dr. Jörg und Windthorst die Regie rung in's Gebet. Jörg wies namentlich nach und sagte mit dürren Worten: Da habt Ihr jetzt, was Ihr verdient, was Ihr geiäet und gewollt, Ihr habt jetzt die Socialisten und den Meuchelmord ; Ihr habt jetzt Leute, wie Ihr sie erzogen; der Vater der Sozialisten sei eigentlich der Materialismus, die Gottlosigkeit und der Unglaube, wie er von den staatlich
gesagt, mit dem Gesetze allein sei es noch nicht gemacht; Alles, was Macht und Kraft besitze, müsse einstehen für die bedrohte Ordnung und Gesellschaft, also namentlich auch die Kirche. Bei diesen schönen Worten rief das Centrum lauten Beifall und Windhorst unterstützte dieselben, sagte aber treffend: wen» die Regierung endlich einsehe, daß es doch nicht gehe ohne Glauben und Kirche, so solle sie die Kirche frei geben und nicht immer zwängen und verfolgen; dann erst seien Gesellschaft und Ordnung
am besten gehütet. Da ist aber der Minister am zweiten Tage wieder gekommen und hat gesagt: so habe er es nicht gemeint, alle Kirchen seien ihm recht, aber die katholische nicht!... Item die Regierung hat eine tüchtige Maulschelle bekom men und nach Brauch und Recht sollten eigentlich die Minister „gehen' und abdanken; das werden sie aber hübsch bleiben lassen, denn sie denken sich: Jene, guoä dabes! (Behalte, was du hast!) ^ Well die deutsche Regierung, wie gesagt, eine große Niederlage - erlitten
, so glaubte man anfangs, es könnte zur Auflösung des Reichs- tages kommen. Nun vernimmt man aber, daß dieses nicht geschieht. Die Regierung will, so schreibt die „Presse' „erst eine Abänderung des Reichswahlgesetzes vornehmen, um durch Ausschluß gewisser Elemente vom Wahlrechte eine günstigere Zusammensetzung des künftigen Reichs tages zu ermöglichen' — natürlich, Socialdemokraten, Katholiken und ähnliche Leute passen nicht hinein in deutschen Reichstag, wohl aber, — doch das gehört nicht hieher. (Anm