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Volksblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 11.10.1924
Umfang: 8
trotz der Völkerbund-Friedenstagung die Welt in Waffen starrt. Nur Deutschland steht macht los in der Mitte. Europa vor öem Chaos. NittiS neuestes Buch. Als der Vertrag von Versailles geschlossen war und die Welt dieses Dokument in seiner furchtbaren Tragweite noch nicht erfassen konnte, war Fran cesco Nitti, früherer Ministerpräsident von Italien, einer der ersten, die ihre Stimme erhoben gegen den größten Betrug der Weltgeschichte und die seither aufklärend, warnend, kämpfend fortwirken

Frankreichs und seiner Vasallenstaaten, kurz alles, was die Verständigung der Völker und eine ruhige Fortentwicklung Europas verhindert. Nachdem Nitti in seinem Werk „Das friedlose Europa' ausgezeichnete Aufklärungsarbeit geleistet und in einem anderen Buch „Der Niedergang Euro pas' Wege zum Wiederaufbau der alten Welt ge zeigt hatte, wendet sich der italienische Staatsmann in seinem neuesten Werk „Die Tragödie Europas — und Amerika' direkt an die öffentliche Meinung der Vereinigten Staaten

, die nicht allein die Mög lichkeit und nach ihren Opfern im Kriege das Recht, sondern auch die Pflicht haben. Europa den Frie den zu geben, den Wilson im Namen des ganzen amerikanischen Volkes versprochen, und den Ame rika dann durch sein Ausscheiden aus Europa und der Reparationskommission unmöglich gemacht hat. Nitti macht Amerika mit eindringlichen Worten darauf aufmerksam, daß es in erster Linie fürden Friedenverantwortlich sei und für alles, was nach dem Frieden zum Schaden Deutschlands geschehen sei

, „also auch für die Massenmorde im Ruhrgebiet und alle Kriegsgreuel, die mitten im Frieden an einem wehrlosen Volke begangen wur den'. Die Vereinigten Staaten, sagt Nitti, müßten nicht nur Deutschlands und Europas wegen ein greifen, sondern auch um ihrer eigenen Interessen willen, weil es ihnen nicht gleichgültig sein könne, ob ihr bester Abnehmer, der Europa und ganz beson ders Mitteleuropa noch lange Zeit sein werde, dem Chaos anheimfällt oder nicht. Was also soll Ame rika tun? Nittrs Vorschläge gipfeln in fei nen

bekannten Forderungen: Aufhebung der ver traglichen wie der vertragswidrigen Besetzunzen, Ende der Reparationspolitik, Revi sion des Friedensvertrages, Bekämp fung der Rüstungen, internationale Vereinbarungen gegen die Verwendung farbiger Truppen in Europa, Zollgleichheit zwischen den europäischen Staaten und ^Förderung der europäischen Demokratie. In meisterhafter Weise zeigt Nitti das Werden und Wesen des Friedensvertrages, angefangen von der Quelle des Übels, der Kriegsschuldlüge. „Kein ehrlicher

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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 14.03.1925
Umfang: 8
Seite 2 14. ZNärz 1KZK Das Europa vor dem Kriege war in zweifacher Hinsicht ausgeglichen. Konservative und zum Fort schritt drängende Elemente hielten sich die Wage. Aeußerlich betrachtet, bestanden nebeneinander Monarchien und Republiken, in Wahrheit beinahe so viele Staatsformen als Staaten. Die Mannig faltigkeit der Staatsformen ist an sich das einzig Vernünftige. Die Staatsverfassung und damit die Staatsreform muß wie ein Kleid dem Volke ange messen sein. Es muß ihm Passen, seiner Eigenart

, seiner Geschichte, seiner Entwicklungsstufe ent sprechend. Ausgeglichen war das Europa vor dem Krieg auch durch die Gruppierung der Mächte in mehr -der weniger feste Bündnisse, die das Gleichgewicht der Kräfte herstellten und dadurch den Frieden si- chern wollten. Es ist müßig, heute darüber zu strei ten, ob die Staatenbündnisse der Vorkriegszeit den Frieden hätten schützen können, oder wie der Krieg ausgegangen wäre, wenn die Vorkriegsbündnisse auch im Krieg unverändert Bestand gehabt hätten

. Das eine dieser Bündnisse, der Dreibund, hat eben nicht gehalten. Das neue Europa kennt die Sorge um das Gleichgewicht der Kräfte nicht mehr. Heute handelt es sich um die Hegemonie, und die Bündnisse im neuen Europa sind vor allem darauf gerichtet, die Hegemonie der Sieger zu sichern, in absehbarer Zeit nicht wieder einen Konkurrenten «m die Hegemonie aufkommen zu lassen. Ihre Sorge ist die Aufrechterhaltung der Verträge. Die im Weltkrieg unterlegenen Staaten oder ihre Nachfolger haben keine Bündnisse mehr

an den Tatfachen des Wirtschaftslebens scheitern zu lassen. Diese Tatsachen sind die stärksten Widersacher der jetzigen Ordnung in Europa. Dadurch, daß der Völkerbund unter dem bestimmenden Einflüsse des Präsidenten der Verei nigten Staaten ins Leben gerufen wurde; daß die alliierten europäischen Großmächte zugleich große Kolonialmächte sind, die im Kriege von ihren au ßereuropäischen Gebieten die wertvollste Unterstüt zung erfahren hatten; daß ihnen als gleichberechtig- Sie große »pummerin' von St. Stephan

Aenderungen verlangen die einen. Ich sage offen, ich halte dies nicht für den Weg zur Neugestaltung. Gewiß, ich glaube an die Aufer stehung der Toten, aber am Jüngsten Tag. Wenn vorher einer aus dem Grabe zurückkommen sollte, dann ist es ein Wunder. Die im Weltkriege gefalle nen Staaten und Ideen kommen nicht wieder. Was an ihnen unsterblich war, wird allerdings nicht un tergehen; aber nicht mit dem alten, sondern mit einem neuen Leib bekleidet wird es wieder erstehen. Andere meinen, das neue Europa

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Volksblatt
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Seite 10 von 12
Datum: 04.01.1913
Umfang: 12
Versetzung in den dauernden Ruhestand das silbernen Verdienftkreuz verliehen. Wer Militärkapelle« in Kozen. Am Silvesterabend konzertierten vier Militärkapellen in Bozen und zwar unsere Kaiserjägerkapelle im Hotel »Greif', die Musik des ersten Kaiserjäger-Regiments aus Trient im „Parkhotel', die des dritten Regi- mentS aus Rovereto im RathauSkeller und die Kapelle des 36. Infanterie-Regiments aus Bruneck im Hotel Schgraffer. Weinpreiserhohnng. Mit 1. Januar 1913 ist in Bozen die allgemeine

Weinpreiserhöhung ein getreten. In den Gastlokalen darf von nun an daS Viertel Wein nicht mehr unter 26 Heller verkauft werden. Freiwillige Feuerwehr Gries. Die 35. ordentliche Hauptversammlung findet am Sonntag, den 19. Januar 1913, um Uhr nachmittags, im Hotel „Kreuz' mit folgender Tagesordnung statt: Protokoll, Bericht des Schriftführers und des Kassiers, Anträge. Zu dieser Hauptversammlung werden die P. T. Mitglieder der Feuerwehr Gries eingeladen, vollzählig und pünktlich zu erscheinen. Das Kommando

des Touristeuklube» in Sarnthein. Die diesjährige Christbaum- bescheerung armer Kinder im Gebirge findet, wie bereits gemeldet, m Sarntbein statt und zwar am Dreikönigstage, um 11 Udr vormittags, beim Kritzinger („Schweizerhof'). Ein Teil der Mitglieder fährt bereits am Sonntag, um 1 Uhr mittags, von hier ab, um den Abend in gemütlicher Unterhal tung in Sarntbein zu verbringen. Für Montag stehen um 6 Uhr früh Postwagen im Hotel „Mondschein' zur Abfahrt bereit. Todesfalle. In Bozen verschied Herr Joh. Richter

des Hotel „Austria*. 472 Firma I. u. A. Reinstaller Eisenhandlung. 474 Josef Reinstaller. 476 Herr Titus Giacomuzzi, Holzschnitzer. 478 Herr Hans v. Kemper und Frau. 480 Die Hauptagentschaft in Bozen der k. k. priv. Riunione Adriatica di Sicurtö in Trieft. 482 Firma S. Tschugguel, 484 Famile Emil Tschugguel. 486 Deutsche Buchhandlung. 488 Frau Elise Ueberbacher-Miuatti. 490 Herr Adolf Minatti. 492 Herr Max Ueberbacher. 494 Hochw. Josef Mittersackschmöller, Frühmesse?. Oberdozen. 496 Herr Rudolf Sajowitz

. 540 Herr Anton Friedel, Hotel Hofer, Oberbozen. 542 Herr Heinrich Lang, Sargant. 544 Frl. Hanni Lang, Sargant. 546 Firma Volland und Erv. 543 Herr G. Renneberg und Frau. 550 Herr Josef Drahorad und Fiau. 552 Herr Johann Herpich, Dachdeckermeister. 554 Herr Hubert Zelger, städt. Odertierarzt, und Frau. 4. Januar 1913 456 Herr Dr. Paul Krautschneider, Advokat. 558 Frau Auguste Krautschneider, geb. Amonn. 560 Frl. Johanna Krautschneider. 562 Herr Karl Dotzler und Frau, Gasthof „zum Pfau'. 564 Familie

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Volksblatt
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Seite 2 von 28
Datum: 02.07.1913
Umfang: 28
Gottesmutter, dann die Musikanten und Schützen mit ihren kecken weißen Hahnenfedern am bunt geschmückten Hut und in den blendend weißen Heimat zurückgekehrt, nachdem sie in dem „freien' Amerika die Erfahrung gemacht haben, daß man dort ebenso arbeiten müsse, wie in dem alten Europa. Die Löhne sind wohl in Amerika im all gemeinen höher wie bei uns, dafür find aber auch die Ausgaben für Nahrung, Kleidung und Wohnung viel höher. Und dafür kann man auch in Amerika verhungern wie man will. Keine Hand rührt

deS Volkes gegenübersteht. Schämt man sich vielleicht neben dem einsachen Bauer im Loden- gewand dem Herrgott die Ehre zu erweisen? Nach der Prozession konzertierte sodann die Musik kapelle zuerst beim Hotel „Post' in Klobenstein und sodann beim Amtmannwirt in Lengmoos. Allgemein hörte man die Leure abends sagen: „DaS ist heute ein schöner Festtag gewesen!' Ritten, 30.Juni. (DieBergbeleuchtung) Abends sand eine allgemeine Bergbeleuchtung statt. Hunderte von Feuern konnte man von den Höhen des Ritten

. Abends veranstaltete unter Vorantritt der Musikkapelle die wackere Feuerwehr eine Serenade mit Fackelzug. Die Kapelle konzertierte bis nach 10 Uhr vor dem Hotel „Post'. Eine zahlreiche I Menschenmenge besah sich von den verschiedenen Auch in Amerika ist's aber vielfach wie bei unS: die Alten sammeln, die Jungen zerstreuen... Die oft mühelos erworbenen Millionen gleiten den Nachkommen durch die Finger. Aus dem oft mit schlimmen Praktiken erworbenen Gelde ruht kein Segen. Konrad Gall, ein genauer

Dollars ist heute dort gerade knapp zu leben. Mietpreise find ins Ungeheure ge stiegen. Die Witwe eines deutsch - amerikanischen MalerS hat für ihr in der Fisch Avenue gelegenes Wohnhaus kürzlich eine JahreSmiete von 32.000 Dollars — nahezu 160.000 Kronen — angeboten bekommen ohne anzunehmen! Selbst in Europa haben die Millionäre schon die Preise verdorben. Wo sie sich in größerer Anzahl ansiedeln oder wo sie mit Vorliebe während ihrer Europasahrten für längere Zeit verweilen

Branchen die Preise verderben, so wirkt dies ähnlich wie der Stoß auf eine Billardkugel, welcher sich auf eine Reihe anderer fortpflanzt. Tatsächlich hat die letzte Teuerungswelle im Jahre 1909 von N^r^ amerika aus ihren Ausgang genommen und sich schnell über Europa verbreitet.

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Seite 10 von 12
Datum: 08.12.1911
Umfang: 12
Seite 10 om 17. April (sichtbar auch in Europa); 3. partielle MondeSfinsterniS am 26. September (in Europa nicht fichtbar); 4. totale Sonnenfinsternis am 10. Oktober (in Europa nicht fichtbar). Von den Planeten: MarS und Saturn sind in den ersten Monaten herrschend; VenuS am Morgenhimmel bis Ende Februar. Jupiter geht immer früher aus und und ist im Sommer bis in den Herbst hinein gut fichtbar. Im Juli taucht Saturn am Morgen- Himmel wieder auf, bis er Ende des Jahres die ganze Nacht sichtbar

und Sonntag den 10. De zember. Beginn jedesmal um 10 Uhr Vormittag. Die Herren Schützen werden ersucht sich recht zahlreich zu be teiligen. Preisverteilung Sonntag den 10. Dezember 7 Uhr abends im Hotel Kreuz in Gries. Die Herren Schützen werden nochmals aufmerksam gemacht, daß die Beste nicht zugestellt werden, sondern selbst am genannten Abend in Empfang genommen werden müssen. Die Vorstehung. Landwirtschaftliche Sezirksgenostrnschaft Kozen- Umgebung. Die landwirtschaftl. Bezirksgenofienschaft Bozen

ist eine frühzeitige Versorgung des Viehs mit Grünfutter, damit der Landwirt seinen Bestand durch Ab verkauf nicht zu vermindern braucht. Eine starke frühzeitige Ernte wird am sichersten durch eine kräftige Thomasmebl- düngung seiner Wiesen, Weiden und Futterfelder, jetzt im Herbst noch gegeben, erreicht. Kramtenverein Kozen. Es wird somit allen iMit gliedern zur Kenntnis gebracht, daß die Monatsversammlung am 9. Dezember um 8l/z Uhr abends im Hotel „Mondschein' stattfindet und wird ersucht recht zahlreich

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Volksblatt
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Seite 1 von 8
Datum: 04.07.1894
Umfang: 8
kammerpräsident Kofler und Vicepräsident Welponer, der Corvscommandant Reicher, Graf Jun, der Fürstbischof Valussi und der Propst von Bozen'Monsignor Wieser, d« r Bürgermeister von Bozen Dr. v. Braitenberg mit den Gemeinderäthen Albert Wachtler und Dr. v. Röggla, dazwischen und darnach viele andere Würdenträger, Notabilitäten, Deputationen; Beamte und Geistliche. Um 12^/g Uhr fuhr Se. Majestät beim Hotel Europa auf Besuch des Fürstenpaares Campofranco vor. Nach halbstündigem Aufenthalte kehrte Se. Majestät

der Kaiser traf programmgemäß am Samstag nach 7 Uhr Abends in Trient ein. Schon lange vorher war der Platz vor dem Bahnhofe über füllt, so daß die schmucke Feuerwehr, die Gendarmerie und Polizei, welche um Uhr ausmarschirten, zu thun genug hatten, um ihn für die Ausfahrt des Kaisers im nöthigen Maße freizubekommen. Vor dem Bahn- Hossgebäude links hatte die städtische Musikkapelle Auf stellung genommen, ihr sich anschließend der Veteranen- Verein. Vor dem Hotel Trento harrten die Civil

abgeschritten, Jubel des massenhaft angesammelten Publikums nach dem Hotel Trento, woselbst die Hofwürdenträger und die Civil- und Militärbeamten corporativ zur Begrüßung erschienen warern Nachdem Se. Majestät die Equipage verlassen hatte, geruhte allerhöchstderselbe mehrere von den zur Aufwartung erschienenen hohen Persönlichkeiten durch Ansprachen auszuzeichnen, worauf Se. Majestät aller- höchstsich in seine Appartements begab. Die vor dem Hotel angesammelte Volksmenge brach in immer sich erneuernde

/ die zur Aufführung gelangende Vorstellung „FalsA' Beim Betreten des Theaters wurde Se. Majestä der Kaiser von der Theaterdirektion empfangen, derenßräsidenten allerhöchstderselbe durch eine Ansprache iszeichnete. Um V-zIl. Uhr verließ Se. Majestät ui/r den Klängen der Volkshymne das Theater. Bei 5 Fahrt nach und von dem Theater bereitete die Sölkerung dem Monarchen begeisterte Ovationen. / Sonntag, dc^- Juli fuhr Se. Majestät in Gene rals - Uniformes Kaiferjäger-Regimentes vom Hotel Trento in derDom

unter den Jubel- und Evivarufen des vielzähligen, auf den Straßen anwesenden Publikums, ins Hotel Trento zurück, allwo um 2 Uhr Diner abgehalten wurde. Von den Gästen nennt der Correspondent der „Boz. Ztg.' den Großmeister des Johanniter-Ordens Baron Ceschi, den Statthalter, den Fürstbischof, den Grafen Sizzo-Noris, den Vorstand des Landeskulturrathes der zweiten Sektion, Max Ritter von Mersi, den Grafen Sardagni, den Baron Gianni und Grafen Salvador!, den Landeshauptmann Grafen Brandis, die Generäle

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Volksblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 20.10.1920
Umfang: 8
Lire aus der Tabakfabrik w Sacco sowie von Holz endete am 14. d. M. mit der Verurteilung aller 25 Angeklagten und zwar zu Strafen, die fich von 4 Monaten bis zu 3 Jahreu bewegen. * In Mailand wurden in der Schriftleitnng der „Umanitö. Nova', dem Organ der Anarchisten, eme Hausdurchsuchung vorgenommen und mit Aus nahme von zwei derzeit auswärts befindlichen Redakteuren alle anderen verhaftet. Auch wurden Hausdurchsuchungen nach den jüngsten Bombenatten- taten im Hotel Cavonr bei einer Anzahl

längst zu klein geworden ist, übersiedelt in den ehemals königliche» Palast neben dem Dome. * Aus Berlin wird gemeldet, daß in Moskau große Umsturzbewegungen ausgebrochen seien und der Krewel besetzt worden sei. * In Mailand wurde der Demonstrationstag (14. d. M.) mit Bomben geschlossen. Drei juuge Burscheu traten in das Hotel Cavour ein und verließen dasselbe fluchtartig sofort wieder; gleich danach schlug eine Flamme auf uud explodierte eine vou ihnen geworfene Bombe. Die Gäste flohen in die Zimmer

Stunde nach der ersten explodieren sollte; die Anarchisten rechneten somit teuflischer Weise damit, daß nach der Ent zündung der ersteren eine größere Menge ganz harmlosen Straßenpnblikums sich ansammeln und Zum Opfer fallen würde. Da aber diese zweite Bombe zu tief in die Ecke zwischen dem Hotel nnd der anstoßenden Technik fiel, richtete sie nicht jenen Schaden an, den ihre Urheber gewünscht hlttten. Der italienische Ministerpräsident wird inner halb dieser Woche in Rom erwartet. Man ver- Tkroler

veröffentlicht große Auszüge aus der Rechtfertigungsschrift des früheren Kaisers Karl in der „Revue Universelle'. »Figaro' meint dazu, daß die Entscheidung der Botschasterkonserenz vom 2. Februar, gegen die der Exkaiser ankämpfe, viel leicht doch ein wenig oberflächlich gewesen sei. „Actio« Francaise' sieht in der Wiederausrichtuug deS HabSburgischeu Reiches in der Gestalt einer Donansöderation die einzige Rettung vor deu Mittel europa drohenden Gefahren. * Die „Evening Standard' erfährt, daß eine Konferenz

aller Regierungschefs in Europa, der jenigen Deutschlands, Oesterreichs uud Bulgariens inbegriffen, in Bälde stattfinden wird. * Nach einer 'vorübergehenden Besserung if im Befinden des griechischen Königs Alexander ein schwerer Rückfall eingetreten. In Athen ist mas auf das Ableben des Königs gefaßt. * AuS Kewyork wird gemeldet : Ein hervor ragender amerikanischer Arzt hat Wilson eingehend untersucht und festgestellt, daß Wilson fich nie mehr ganz erholen werde. Er leide an Paralyse. * Auf deu italienischen

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Volksblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 30.10.1912
Umfang: 8
haben zu rüsten und den Krieg zu erklären, daß sie aber nicht genügend Vorsorge sür die armen Verwun- deten getroffen haben. Und daß es deren genug gibt, geht besonders daraus hervor, daß man öfters in der letzten Woche von Bajonettangriffen gelesen hat. Wie viele brave Kriegsleute werden bei solcher Gelegenheit schwer verwundet hinsinken und meistens vergebens auf Hilfe warten und verbluten müssen! Wir leben in einer modernen Zeit, wo unser Europa von Humanität triest. Schutzvor- richtungen in Fabriken

, Vorsichtsmaßregeln gegen ansteckende Krankheiten, ja selbst sür Tiere, denen ein Unsall passiert, ist Vorsorge getroffen. Alles recht schön. Aber wenn im selben Europa tausende Menschen verbluten, ohne daß die kriegführenden Mächte auch nur zum Teil für ärztliche Hilfe Vor- sorge getroffen haben, da sagt das moderne Europa nichts. Schauerlich, entsetzlich, hört man sagen. Um das Elend ein klein wenig zu lindern, schickt eine Gesellschaft guter Menschen Expeditionen auf den Balkan. Sehr edel vom „Roten Kreuz

'. Aber das ossizielle, moderne Europa weiß zu diesen Menschenschlächtereien nichts zu sagen! - Wien, 26. Oktober. (Tag es Neuigkeiten.) Am Freitag starb hier der General der Kavallerie und Kapitän der ungarischen Leibgarde Prinz Alois Esterhazy. Der Verstorbene kämpfte im Jahre 1866 gegen Preußen und machte auch die Okkupation in Bosnien mit. Später wirkte Prinz Esterhazy als Militärattache in London u. a. Der Kaiser hat an die Hinterbliebenen ein warmes Beileidschreiben gerichtet und hat sür die am Montag

haben. Die von länger als einer Woche in Bozen weilenden Kurgästen eingehobenen Gelder werden zur Verbesserung deS Verkehrswesens und zur Erbauung eines Theaters verwendet. Dir Einnahme« des Slnmentages. Der am 4. d. M. abgehaltene Blumentag zugunsten wohltätiger Zwecke zeigte folgendes Ergebnis: Ein nahmen: Ergebnis des Vorverkaufes Kr. 3397'90, Inhalt der Sammelkassen Kr. 9293 61; Einnahmen aus den Konzerten im Hotel Greif und Schgraffer Kr. 330'90; Einnahmer. aus den Kinovorstellungen (Edentheater, Turnhalle

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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 30.08.1884
Umfang: 8
unter den Städten Tirols hervorragen wird. Neben der-Kurmusik wird das Theater ein Vergnügen der Kurgäste bilden; ja Heuer wird der Kurort sogar wahrscheinlich 2 Theater haben; denn die Theatergesell schaft, welche in Obermais gegenwärtig Vorstellungen gibt, hat die Absicht auch im Winter hier zu bleiben und in Obermais weiter zu spielen. Das große Hotel „Habsburger Hof' ist an Herrn Bracher, Besitzer des „Hotel Europa' in Gmunden, um einen Jahreszins von 10.000 st. verpachtet worden. Dabei hat der Herr Pächter

noch alle Steuern und die Erhaltung des HauseS zU bestreikn. Da jedoch Herr Bracher ein renommirter Hotelier ist, so wird er jedenfalls alle seine Unter nehmen reiflich erwogen haben; sür den Kurort Meran ist diese Verpachtung insoserne von ^Interesse, als der Hotelier die vornehmen Herrschasten, welche den Sommer sein schönes großes Hotel ^ in Gmunden bewohnen, wahr scheinlich nach Meran leiten wird. Auch das Hotel des Herrn Hermann Schenk „zum Grafen ^ von Meran' geht seiner Vollendung entgegen

und. soll schon im Oktober eröffnet werden; dasselbe ist wirklich im großen Style gebaut, mit zahlreichen Veranden gegen Süden. Das Hotel hat 40 Zimmer; die Wasserleitung geht durch alle Stockwerke, es wird eine schöne Zierde des ^ Rennweges werden. Und so ist Meran nun gerüstet zum Empfange seiner Kurgäste durch die reiche Anzahl seiner großen Hotels und Pensionen, und durch den ausge zeichneten Gesundheitszustand, der im ganzen Burg grafenamte herrscht, welchen ein fremder Arzt mit Ge sundheitsepidemie

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Volksblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 02.04.1921
Umfang: 8
s. Npr'l 1921 Tiroler Volksblau. Europa ohne Hirn. Unter dieser Überschrift schreiben die „N.Z.N.': Ist es uicht der Zustand, so wie er sich heute darstellt? England gleicht einem Kind, das sich die Finger verbrannt hat, als es die Kastanien aus dem Feuer holen wollte. Frankreich leidet uuter der Krankheit der imaginären (eingebildeten) Milliarden. ES täuscht fich selber, um das gähnende Loch nicht zu sehen, das fünf Kriegsjahre gehöhlt haben. Deutschland wird alles bezahlen,' sagte

und Deutschland und den Anschluß Oesterreichs an Deutsch- land. Da hätten wir also glücklich wieder eine zur Revanche (Rache) geschaffene vierfache Allianz, dank der überspannten Politik der Entente. Frankreich kann die Rheinprovinzen besetzen, es wird nicht den Rachegedanken bei allen Feinden der Entente er st ckeu. EZ hat die Schwarzen nach Europa geführt: morgen bringen seine Feinde Gelbe. O, über diese unvernünftige und kurzsichtige Politik! Warum Europa Löten, um einiger Milliarden, wegen? Mit em wenig

gmen Willen und einem Schimmer von gesundem Menschenverstand könnte eine neue Welt katastrophe, eine schlimmere als die erste, verhindert werden. Und ach! Marschall Foch spricht wie ehe dem Wilhelm von trockenem PÄver uud geschärften Degen... Das hirnlose Europa marschiert auf dem Kopf, die Beine in der Luft. Man könnte sich fragen, ob unsere Staatsmänner, Politiker, Journalisten einen Wettbewerb der menschlichen Dummheit veranstalten. Die Konferenzen sind Wandertheater, die ihr Zelt w großen

daS Zerstörungswerk nach dem chres Meisters Clemencean, eines Schülers Elsers, den er selber „noble maitre' titulierte. K-» ^uies Hirn- nnd herzloses Europa, ohne Glau- okn- °^ne Bamherzigkeit, ohne Hoffnung uud nock Srzeitzung, .wohin wird dich deiue Tollheit liegen Millionen Opfer. Weinen, Heulen, Zähne knirschen, Wut, Flüche, Verzweiflung, nichts fehlt dieser moderneu Hölle. Diplsmaten, Politiker, Fivauzlente, Journalisten und Chauvinisten, euer Zerstörnngswerk ist vollständig; aber ihr selber werdet

zu sich ein, aber die Welt bleibt taub. Ohne Hirn und ohne Seele ist kein Gebet möglich. Glaube und Vernunft sind die unserer armen ins Heidentum niedergemachten Menschheit Verbannten. Niedergang der gottlosen Wissenschaft, Niedergang der morallosen Zivilisation, Niedergang der gerechtig- keitslosen Rechtssprechung, Niedergang der mitleids losen Menschheitsbeglücker! Ä und leiiet sie. Der einzelne wird betäubt , ^ Mode, Kino. Korruption ist die Dirne ^ ^ Europa. Die Völker, von Narren ge- veNu^d wie verirrte Schiffe

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Seite 1 von 10
Datum: 27.04.1895
Umfang: 10
Mr Gott, Kaiser uud BMrmnd! Gratis-Beilagen. .SonntagSblumen', .Tiroler Lanvw. Blätter' und „Lilerarycher Anzeiger.' '-^^chinesisch-japanische Friede und die Mächte. ^ Der Friede zwischen den beiden heidnischen ostaMk»^ schen Völkern scheint nachgerade für die christlichen euro päischen Mächte, welche „Interessen' in Asien haben, oder wenigstens dies glauben, bedenklich werden zu. sollen! Es läßt sich nicht läugnen: es ist wirklich eine Unruhe in Europa entstanden, und der Umstand

, daß noch keinerlei amtliche Nachrichten über die Friedens bedingungen vorliegen, daß besonders über die dem Wirthschasts- und Handelsgebiete angehörenden Fragen seitens der Japaner ein peinliches Stillschweigen beob achtet wird, — All' dies ist nicht dazu, angethan, jene Unruhe zu beheben. Es sieht so aus, daß die Japaner die Absicht haben, die wirthschaftlichen Vortheile der neuen Lage in Ostasien einseitig sich selbst zuzuwenden, oder doch Europa von dem Vollgenuß dieser Vortheile auszuschließen

. Man wird die Gefahren, die Europa aus einem japanisch-chinesischen Bündniß drohen, nicht übertreiben dürfen. In China ist im günstigsten Falle noch ein weiter, weiter Weg zurückzulegen, bis es die heutige Smfe Japans erreicht. Und ob die erbitterte Feindschaft von gestern sich sogleich in ein inniges Freundschafts-, oder auch nur in ein „M ußbündniß' (nach bekanntem Blut- und Eisenrezept) verwandeln werde, ist außerdem noch eine Frage. Aber die Absicht besteht, Ostasien von dem europäischen und amerikanischen Markt

Umgehung von Europa. Das ist der wesentlichste Charalter der bisher bekannten Friedensbedingungen. Daß Europa da nicht müßiig zusehen kann und darf, ist wohl ganz klar. Und in der That hat bereits ein lebhafter diplo matischer Meinungsaustausch zwischen den einzelnen Mächten begonnen. In welcher Form die Einsprache gegen die nicht genehmen Friedensbedingungeu erhoben werden soll, darüber dürfte noch keine völlige Klarheit herrschen. Im Allgemeinen besteht die Auffassung, daß Rußland und England

der drei Mächte/ selbstverständlich auch einen erfolgreichen Widerstand finden wird.' — Eine Politik von großer Tragweite ist nunmehr eröffnet: Europa und Ostasien stehen sich gegenüber, die kauka sische Rasse und die mongolische Rasse. Sollte dieser Kamps, der jedenfalls einmal zum Austrag kommen muß, durch das einmüthige Vorgehen dieser . drei europäischen Mächte noch eingedämmt werden können, so hätte ganz Europa allen Grund, denselben zu danken, denn da stehen nicht mehr die Spezial-Jnteressen

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Seite 1 von 8
Datum: 26.11.1870
Umfang: 8
in der Gemeinde-Kanzlei der Zwölfmälgreien in Empfang zu nehmen. . ? / . / Die ?. Mitglieder, welche den Jahresbeitrag noch nicht ent richtet haben, werden ersucht/das möglichst bald thun zu wollen. Zur Lage. . ^ (Schluß.) Vor diesen Gefahren steht heute Europa und in demselben zu meist Oesterreich. Denn was sollte dieses Nationalitäten-Reich, was sollte diese alte Monarchie neben den vogelneuen National- Republiken, die eS umgeben? Offenbar, wäre kein Platz für Oester reich. Es liegt also wohl

augenscheinlich nicht blos im Interesse Oesterreichs, sondern in seinem welthistorischen Berufe wenigstens der weiteren, ich mochte sagen naturgemäßen Entwicklung der bis herigen Ereignisse Halt zu gebieten/ nachdem eS versäumt hat, die Geister niederzuhalten, die einmal entfesselt, nicht ruhen, so lange noch irgendwo in Europa Glaube und Sitte, Autorität und Freiheit, Recht und Legitimität herrscht. Diese. Gott yesetzten Pfeiler der moralischen Welt«, Staaten- und Gesellschafts-Ordnung sind bereits tief

, durch daS s. g. Gleichgewichtssystem erhalten werden könne, Lügen strafte zu einer Zeit, wo die Thatsachen bei weitem nicht so laut die alte Wahrheit bestätigen: Kein Friede, wo die Macht über die Gerechtigkeit gestellt wird! Dieser Satz wurde zwar schon durch den westphälischen Frieden als Theorie in daS christliche Europa wieder eingeschmuggelt, allein erst in neuerer Zeit ward er von Napoleon in nackter Form zum allein entscheidenden gemacht. So wenig alS der europäische Friede auf Grund deS SatzeS: Macht geht vor Recht

, bestehen kann, so wenig kann Oesterreich daS in religiöser, nationaler und staatsrechtlicher Beziehung daS Europa im Kleinen ist, mit demselben bestehen. Oesterreichs Existenz ist sohin an den Beruf gebunden, der Hort der Gerechtigkeit zu sein. Um aber diesem Berufe gerecht zu werden, um seine Existenz-Berechtigung und seine Existenz-Nothwendigkeit vor Europa nachweisen zu können, muß Oester. reich zuerst im eiaenen Hause die Bedingungen erfüllen, die ihm die Macht geben, die eS braucht, um vor Europa

angesehen wurden. Nun aber ist Oesterreich, daS alte Oesterreich sich selbst untreu geworden; das Oesterreich des Grafen Beust ist im Innern unetns, und daher nach Außen schwach. DaS Oesterreich des Grafen Beust ist also nicht mehr das katholische Oesterreich; sondern hoffentlich nur provisorisch, sein Gegentheil, denn in seinem Innern geht AlleS das im Kleinen vor, was in Europa im Großen geschieht. In Oesterreich besteht der unchristliche Nation a- litätenhader, der augenscheinlich dazu ausgenützt

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Seite 1 von 20
Datum: 24.12.1879
Umfang: 20
zu gelangen! Iahres-Wundschau. i. Wenn wir die Jahres-Rundschau beginnen, so wissen wir eigentlich nicht, wo wir anfangen und wo wir aufhören sollen; wie der Stoff zu ordnen und die Begebenheiten zu registriren sind, daß die Rundschau eine Art hat und das Gelese unterhaltend wird. Natürlich kommen wir zuerst zur weltberühmten Jungfrau „Europa' auf die Visite. Diese ist bereits in die Jahre gekommen, wo man aus den Damen nicht recht herausbringen kann, wie alt sie eigentlich sind, und wo sie sich mit Hilfe

und Frauenrechte, oder lege» Kinder garten und Kleinkinderbewahranstalten an. So hat es denn auch Jungfer Europa gemacht; sie hat in ihrem großen altm Anwesen, das mit dem Telegrafendraht umsponnen und mit den Eisenbahn schienen festgenagelt ist, ein Knabenpensionat angelegt und die Schule der Mamsell Europa ist so berühmt geworden, daß in der ganzen Welt kein Mensch für gebildet oder gescheidt gilt, der ihre Schule nicht durchgemacht hat. Mamsell Europa hat einige Menschenerfahrung, wie es nicht anders fein

untergebracht hat, wo ein breiter Wassergraben um das Haus fließt und für die nöthige Kühlung sorgt. Weil sich aber die schwarzen und die blonden Jungen niemals' haben recht vertragen können, hat sie zwei hohe Mauern zwischen' den Abtheilungen ziehen lassen, von denen die eine Alpen, die andere Vogesen heißt. Jede Klasse hat auch ein eigenes Gärtchen bekommen, worin die betreffenden Jungen sich ein eigenes Gartenhaus angelegt haben; dort läßt Mumsell Europa die Jungen arbeiten und sich auSwben, nur dürfen

ihn schließlich nieder und prügeln sich, bis beide Theile blutige Köpfe haben. Mamsell Europa hat mit den Juvgens ihre liebe Last; den Unterlehrern in den einzelnen Klassen geht es auch nicht besser. Da gibt es in jeder Klasse artige und unartige, gute und Nichtsnutze, fleißige und träge Jungen. Wenn gerade Mes in Ruhe und Frieden war, ging es recht nett auf der Schule zu; aber wenn sich zwei von den stärksten Klassen prügelten, dann gab es ein Geschrei und ei» Getöse, ein Rennen und Jagen im ganzen Hause

, daß Einem Höre« und Sehen verging. Dann brächen sie einander auch in den Garten ein und wirthschafteten, daß es keine Art hat. Um jede Kleinigkeit kümmert sich Mamsell Europa allerdings nicht; sie denkt, die Jungen müssm austoben, und drückt manchmal ein Auge zu, wenn zwei Jungen sich katzbalgen, denn wie sie müde genug sind und den Kopf voll Schläge haben, hören sie scho« von selbst wieder auf. Zu was hätte man denn die stehenden Heere, wenn es nicht biswellen Kraftübungen gäbe. Freilich rauft

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Volksblatt
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Seite 5 von 10
Datum: 26.09.1896
Umfang: 10
zu Etappe - vorzuschieben, sondern auch seine Machtsphäre in Europa unaufhaltsam zu erweitern. Es besteht daher vielfach in Westeuropa der Glaube^ daß das politische System der ruhelosen Eroberungs sucht Rußlands ein von Peter dem Großen seinen Nachfolgern hinterlassenes Vermächtnis sei, und es ist den Russen erklärlicherweise unangenehm, deshalb a priori wie ein „ewiger Jude' der ständigen Bedrohung und Gefahr für Europa ange sehen zu werden. Aus diesem Grunde ließ die russische Regierung im Jähre 1863

des Großen; man braucht daher die russische Ableugnung seiner Existenz znicht ällzü tr ägi sch zu nehmen. Ich weiß nicht, z ob dis Preußen jemals vetsücht haben, die ihnen nach gerühmte „deutsche Mission'^ zu 'verneinen,^ aber die Jahre 1866 und 1870 sind oft genug als die Er füllung derselben gepriesen. Vergleichsweise' war das noch nicht lange von der Mongolenherrschaft befreite Rußland bis auf Peter den Großen so sehr Europa fern und fremd, daß Leibniz es mit dem damaligen Abessynien auf eine Stufe

stellte. Heute reicht es, über zwei Continente gelagert, mit seinen 120 Millionen Einwohnern, was Europa betrifft, im Norden durch die verwandtschaftlichen Beziehungen des Czarenhauses über Kopenhagen bis London; im Osten hält es Griechenland umschlungen und sieht in der nächsten Generation russisches Blut den rumänischen Thron be steigen; im Süden besorgt „der einzige Freund' der schwarzen Berge, Montenegro, die Vorpostendienste der russischen Weltherrschastspläne; Ferdinand, der Coburger

diesen Er folg bei der darauffolgenden Parade am Osterfeste einen „unblutigen Sieg über Europa'. Bleibt noch Oesterreich! Im Augustheft der „Deutschen Rundschau' (1880) ist unter dem Titel: „Die Politik der Gegenwart' eine Denkschrift veröffentlicht, die im Auftrage des Fürsten Gortschakow verfaßt uüd zur Kenntnisnahme des Kaisers Alexander II. bestimmt gewesen sein soll. Der Verfasser, ein c onservativer russischer Staatsmann, erklärt seine völlige Uebereinstimmung mit den Zielen der russisch

-panslavistischen Bewegung und behandelt, als ob es sich von selbst verstände, die Zertrümmerung der Türkei und Oesterreichs und die Zusammenfassung aller über Europa verbreiteten Slaven unter russischem Scepter als Ziel der Politik Rußlands. „Oesterreich,' sagt die Denkschrift, „besteht aus einem Gemisch unter einander nicht zusammenhängender Nationalitäten, unter denen die herrschende, die numerisch schwächste ist. Von allen Seiten den feindlichen Berührungen Europas ausgesetzt, ist der österreichische

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Volksblatt
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Seite 5 von 16
Datum: 05.11.1881
Umfang: 16
in AltKairo im Convest der Maronite» nieder. Natürlich war nun Comboni's erster Gedanke auf die Gründung vo» Instituten in Kairo gerichtet, welcher Punkt ihm ja vo« PiuS IX. selbst als der richtige Mittelpunkt zwischen Europa und Central-Asrika bezeichnet worden war, um sowohl afrikanische Zöglinge dortselbst heranzubilden, - wen» möglich zum nachherigen MissionSdienste, als auch die vo» Europa kommende» Laie» und Missionäre zu acclimatisiren und sie allmälig mit den afrikanischen Verhältnissen vertraut

und südliche« Ge biete» des VikariatS bleiben sollte. Wir wollen Carcereri'S ErforfchungS- reise außer Acht lass« und dem Comboni folgen, der in wichtige» Angelegenheiten seines WerkeSsich unterdessen nach Europa zu begebe» hatte. Da sein nächstliegender Plan der Errichtung eines weibliche» MissionS -JnstiwteS i» Verona galt, so bereiste er zn diesem Zwecke mit Unermüdlichem Eifer die verschiedenen Klöster Europa'S, in Spanien, Frankreich, England, Deutschland, Oesterreich, Italien, prüfte ihre Regel

der Erde über sich. Jetzt wurde es dem nunmehrigen Provikar durch die hochherzige Freigebigkeit einer frommen Veroneserin auch möglich seinen längst ge hegten Plan bezüglich Errichtung eines weiblichen MissionS-JnstituteS in Verona zur AuSfühmng zu bringen. Er errichtete also «och im Jahre 1872 dortselbst ei» Institut zur Erziehung eifriger Missionärinen für Central-Afrika, das er betitelte: „Institut der fromme» Mütter NigritienS.' So hatte Comboni die beiden Anstalten in Europa ein gerichtet

, auf denen die ganze Mission seines VikariateS beruhte. Nachdem er hierauf noch rasch dem huldvollen Beschützer der eentral- afrikanischen Mission, Sr. apostol. Majestät Kaiser Franz Josef, seine Hochachtung bezeugt und sehr huldvolle Aufnahme gefunden hatte, trat er mit einer bedeutenden Schaar evangelischer Arbeiter vo» Verona auS die Egyptenreise a«, in dessen Hauptstadt Kairo er am 20. Sep tember 1872 wohlerhalten eintraf. Schon in Europa hatte sich Comboni auch eifrigst mit den An gelegenheiten

und Negermädchen, daS männliche für Missionäre und Negerknaben, schiffte sich Comboni im Jänner 1873 an der Spitze von mehr als 30 Personen^ worunter die Fähigste» aus den jungen Anstalten in Europa und Egypte», ans zwei großen Nilbarken «ach dem Suda» ei». Die MissionS-Karawane bestand auS Priester», Ordensschwester», Laienbrüdern, Neger-Lehre rinnen- und Zöglinge», sowie Handarbeiter». Zum erstenmale betrate» katholische Ordensfrauen dm Boden von Central-Afrika, auf dem sie nun seit 8 Jahren ununterbrochen

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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 08.01.1898
Umfang: 8
, weil diese ihnen die Besetzung von Port Arthur ermöglichte. Europa absolviert jetzt in China ein Gastspiel auf Theilung, und jeder Staat schlägt dabei so viel heraus, als er eben kann. Dass Russland dabei am besten wegkommt, ist nur natürlich. Da beim Ländererkapern Machtbesitz Recht bedeutet, hat Russland gegründete Ansprüche auf einen großen chinesischen Länderfetzen. Seit ihm die mittelasiatischen Khanate theils Unterthan sind, theils im Tributverhältnisse stehen, seit es unaufhaltsam gegen das Dach der Welt

, so wird sich die Ueberlegenheit Russwnds zweifellos erweisen. Diesem Staate gehört die Zukunft in Asien, die Engländer werden Noth haben, den gegenwärtigen Besitzstand dauernd zu erhalten. Der Augenblick, in welchem mit den AuftheiluugS- verjuchen begonnen werden wird, ist vielleicht nicht mehr ferne, aber es wird Generationen oder auch Jahr hunderte dauern, ehe eS factisch zur Austheilung kommt. China, ein Reich, das so groß ist an Umsang und Kopszahl wie Europa, fällt nicht auf den ersten Streich. In die meisten Hochthäler

des Tibet, in die meisten Oasen der Wüste Gobi ist der Fuß eines Europäers noch gar nicht gedrungen. Es gibt große Völkerschaften im Reiche der Mitte, deren Namen und Idiome wir nur aus Jahrtausende alten indischen Fabelbüchern kennen. Wir wissen fast nichts von ihrer Existenz und ahnen vielleicht gar nicht, welche Widerstandskrast sie den Eroberem entgegenzusetzen vermögen, was sie auf bieten können, um ihre Vernichtung oder Europäisierung hintanzuhalten. Dennoch wird der Kampf von Europa geführt

werden, weil er geführt werden muss. Die Geldbedürftigkeit macht ihn nothwendig und der Ueber- schuss an Menschenmaterial. Der Tag wird kommen, an welchem Europa sieghast vom Reiche der Mitte Besitz ergreift, aber eS wird ein Unglückstag sein. Die Chinesen werden ihr Stammland den waffenkrästigeren Europäern überlassen, aber sie selbst werden auswandern. WaS sich jetzt in der Union abspielt, wird sich dann in der ganzen Welt abspielen. Die Chinesen werden die Erde überschwemmen wie Hochflut und diese Völker wanderung

der Zukunft kann die furchtbarsten Folgen nach sich ziehen. Wir werden in unseren Culturcentren Fabriken mit chinesischen Unternehmern und chinesischen Arbeitern haben, die unsere einheimische, durch die Maschinen ohnehin schon entwertete Menschenarbeit noch mehr Herabdrücken. Europa wird in China, China in Europa sein. Diese Rückwirkung wäre wohl schrecklich. Wir hätten dann einen Gefangenen gemacht, der unS nicht loslässt. („Reichswehr.') des bedrängten Deutschthum aus den Thälern zu ziehen

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Volksblatt
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Seite 1 von 8
Datum: 11.11.1865
Umfang: 8
- Und auf den dreißigjährigen Krieg folgen dann bald die grauenvollen Verwüstungen am Rhein unter dem lmidetgierigen vierzehnten Ludwig/ . Mit dem Hereinbrechen de5 französischen Nevökltion,' einaeleitet vonderSittenlofigke.itdes'französischen^Hvfes,/beginnt gewiß eine grauenvolle Periode für' das sündenbeladene Frankreich selbst und das ganze 'christliche Europa! Wir sehen und hören dämonische Gottes lästerung. entsetzliche Sittenlosigkeit' wilde vertdierte Grausamkeit und - eine rohe Völkerplünderung

, und doch hat unsere Läge; die La^ des christlichen Europa, wie sie sich besonders^ seit zehn' Jahren gestaltet und enthüllt hat/ etwas so eigenthümlich Beängstigendes,- wie keine Nothperiod^ vorher. Wir sehen vorher noch immer die Grundsätze des christlichen Rechts im Kampfe mit der gottlosen und Ungerechten Selbstsucht. Der letzte römische Kaiser kämpft erst noch einen dreizehnjährigen edlen Kampf gegen die Revolution, ehe er die- vernichtete Krone Karls des Großen niederlegt/ Wenige Fahre nach her sehen

feiert seine glänzendsten Siege der heldenmüthigen Tapferkeit in seinem Könige und seinem Volke. Der große Sieg von Leipzig. - die! drei knieenden Monarchen, Gott die Ehre gebend! Ein erhebendes Schauspiel, wie- es Jahrhun derte nicht gesehen aus dem Gebiete^es politischen! Lebensides christ- lichen Europa. '^-,7.!'/-^ !^'. Was ist denn das besonders Drückende , unserer gegenwärtigen Lage-? . Das politische Völkerleben ist immer mehr und vollständiger geworden em wirres Chaos. Alle Kraft

Landesfürsten eine geschlossene,5 pa- - trkotisch feste Phalanx bilde?.. Das ulkglückliche Spanien, , begeisterten Kriege gegen das Maurenthuln nr Warökkö-' 'fkne., .i/M - HeldenM hätte beginnenkönnen, ist endlich ' auch in die' Netze Na-. -! poleons gefangen, und die unglückliche Königin hat Italien anerkannt,^ 5 So sind wir! denn dahin gekommen, daß/ der, welcher vdr. ka'uch! ^ 20 Iahren . noch^ als politischer Abentheurer äußerhalb . seines Vater^ ! landes herumirrte, die Fäden von ganz Europa

seinen. Hände« hält. Seine Gründsätze Werden aller Welt verkündet von feinen Thaten^ Die' nati 0nale Abstimmung, die er zum europäischen Völker^ rechte . stempeln will, ist der Ruin allep Staaten und führt - zum Kriege Aller gegen Alle, zur Unterdrückung alles Rechts durch die Revolutionspartei jedes betreffenden Landes.. Man denke nur an das! Possenspiel der Abstimmungen in Italien . Das ganze Völkerrecht ist thatsächlich untergraben. Die blutige Revision der Charte von' Europa ^ (d. i, die Aenderung

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Volksblatt
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Seite 6 von 8
Datum: 26.08.1896
Umfang: 8
. ' Arad, 21. August. (Neues aus dem Ortler- Gebiete.) Trotz des fast immer schlechten Wetters ist der Fremdenverkehr in unseren Thälern ein verhältnis mäßig noch guter — freilich mehr zum Nutzen der fremden Eindringlinge im Sulden- und Trafoi-Hotel, als zum Nutzen unserer einheimischen Hoteliere; beson ders ist der Zudrang zum neuen „Trafoi'-Hotel ein ganz enormer und erleiden unsere altrenommirten christ lichen Hotels und Gasthöfe in Trafoi wegen dieses Concurrenz-Hotels ganz bedeutenden Schaden

. Freilich ist im Trafoi - Hotel auch für Alles gesorgt, was ein genußsüchtiges Menschenherz auch nur wünschen mag; da gibt es glänzende elektrische Beleuchtung, da gibt es allerhand Unterhaltungen, Concerte, Soireen u. s. w. Aber was wäre noch das! Das kann ja in unseren auderen Gasthöfen mehr oder weniger auch genossen werden — das „Trafoi'-Hotel thut noch viel mehr — es sorgt auch für die religiösen Bedürfnisse seiner Gäste — allerdings nicht seiner katholischen Gäste, sondern der anderer Confessionen

. So sorgt für den königlichen hofkirchlichen englischen Gottesdienst ein englischer Pastor, der im „Trafos- Hotel wohnt. In marktschreierischer Weise war die englische Gottesdienstordnung auf Plakaten selbst in katholischen Gasthöfen angeschlagen; es kam heraus, als wollte man mit diesen „gottesdienstlichen' Plakaten Reklame für's „Trafoi'-Hotel machen; endlich wurden diese Plakate doch von unseren einheimischen Wirthen entfernt. Weniger Sorge zu tragen scheint man aber für die katholischen Gäste

; ich ließ mir von einem Arbeiter, der das „Trafoi' -Hotel kennt, sagen, alles habe er darin gefunden — nur kein Kreuz. Was dann die Sonn- und Festtagsheiligung anbelangt, so kümmert man sich — mit ganz geringen Aus nahmen — im „Trafoi'-Hotel gar nichts darum. Trotz dem. daß den Dienstboten und Fremden die Gelegenheit geboten ist, eine hl. Messe an Sonn- und Feiertagen anzuhören, da doppelter Gottesdienst abgehalten wird, so sind es mit ganz geringen Ausnahmen gerade die Dienstboten des „Trafoi'-Hotels

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Volksblatt
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Seite 4 von 8
Datum: 07.05.1919
Umfang: 8
Zustand, in dem sich ganz Europa befindet, ist für die Völker schrecklich. Auf allen Seiten beklagt man sich, daß dieser Frie denszustand schlimmer ist als Krieg und man hört mit Entsetzen die Leute, die Napoleon am meisten verachteten, sagen, daß man unter ihm nicht mehr litt. Jedes Land untergräbt seinen Wohlstand und die Finanzlage, anstatt sich seit dem Sturz Napoleons zu verbessern, verschlimmert sich überall. In Oester reich sinken die Papiere wieder um 20 Prozent feit dem Kongreß

. Noch haben wir ja in der Schweiz Zeit, aus den Fehlern unserer Nachbarn zu lernen, um unserseits die Irrwege zu meiden, welche jene leider Gottes dahinstürmen. Nachts gegen 11 Uhr erreichte ich am 9. April München. Ich wohnte am Hauptbahnhof in dem bekannten Hotel „Zur Stadt Wien'. Zuletzt hatte ich Jfaratheu im Jänner v. I. betreten. Schon damals war die sonst so saubere Stadt gegen die Zeit vor dem Kriege nicht wiederzuerkennen. Jetzt im April beherrschte neben dem Soldatenrock der Arbeiterrock die Straßen, begleitet

von Dirnen und oft frechgemeinem Auftreten, oft sinnloser Betrunken heit. Es lag etwas Drückendes in der Luft. Der Kommunismus war im Anmarsch. Am zweiten Tage meiner Anwesenheit brach der Tanz los. Am Hauptbahnhof arbeiteten schwere Maschinengewehre und verrichteten trauriges Werk. Es floß Blut> und Fensterscheiben wie Hausfassaden zeigten gründ liche Wirkung . der Schießerei. Meiu Hotel war ebenfalls stark beschädigt. Frauen stürzten mit Schreikrämpfen ans ihren Hotelzimmern,- woselbst

, ihnen die Kugeln um die Ohren gesaust waren; von außen drängten Schutzsuchende iu das Hotel, gefolgt von Bewaffneten. Die Hotelgäste dagegen wollten um jeden Preis das unter Feuer stehende HauS verlassen. Ungeheure Verwirrung. Am folgenden Tage gelang es mir erst auf Schleich wegen, dos Hotel nochmals zu betreten und meine Reiseeffekten fortzubringen. Die Hoteldirektion hatte inzwischen für Fremde geschlossen und das Haus zu Sanitätszwecken zur Verfügung gestellt. Am 10. April erschienen die „Münchner Neuesten

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Volksblatt
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Seite 1 von 6
Datum: 23.11.1870
Umfang: 6
in der Gemeindekanzlel von 12 Malgreien und Gries oder in der J.Wohlgemulh'schen Buch druckerei unentgeltlich in Empfang nehmen zu wollen. Die Versendung an die au swärtigen Mitglieder und Abonnenten erfolgt dieser Tage. Zur Lage. W Im westlichen und noch auffallender, in einem Theile deS süd lichen Europa gehen welterschütternde Ereignisse vor sich. Indessen lagert und sammelt sich über den ganzen europäischen Osten schweres Gewölke, das nur hie und da. aber neuestenS in rascherem Tempo, von Blitzen durchzuckt

aufzupflanzen, oder aber um die Sache einfach und richtig auszudrücken: Seit dem Tage von Sedan, seit dem 2. September, ist Niemand in Europa mehr da. der die Macht und den Willen hätte, Rußland ab zuhalten, mit dem Sultan die unwillig vertagte Abrechnung zu pflegen, d. h. ihn dorthin zurückzujagen, woher er gekommen — in die asia tischen Steppen. ' . Seit der italienische Nationalstaat am 20. September eine vollendete Thatsache geworden, und seit der deutsche Nationalstaat in Folge der Ereignisse

mit dem deci- mirten Polen-Volke deS russischen Kolosses sich zu erwehren im Stande sein?. Nach menschlichem Ermessen muß diese Frage verneint werden, und so eröffnete sich für daS christliche Europa. für den civilisirten europäischen Westen die Aussicht, in die Abhängigkeit Rußlands zu kommen. Man wende nicht ein, daß daS Oesterreich deS Grafen Beust den Raubzug Rußlands an und über die Donau hinaus bis hinab an die südlichen Küsten von Griechenland verhindern wird? Solche Erwartungen hege

bieten. So wäre es denn an Oesterreich ge wesen, durch sein kräftiges, entschiedenes Eingreifen am Rhein und am Arno den AuSbruch des preußisch.französischen Krieges und den Raubzug der Italiener nach Rom zu verhindern und damit den Russen Halt zu gebieten? Ja, antworte ich, denn Oesterreichs Beruf war es immer, ebensowohl das Völkerrecht und die Völkerfreiheit, alS daS legitime Recht, also auch daS deS hl. VaterS auf seinen Thron, und in Folge davon daS legitime Recht aller in Europa herrschenden

Dynastien zu schützen. Ein Europa aber, in welchem Oesterreich das entscheidende Wort führt, hat keinen Platz für daS barbarische Ruß land, eS hat nöthigenfallS die Kraft und den Willen Rußland in Schranken zu halten. Demnach war daß, waS am Rhein geschehen, nur ein Vorspiel dessen, waS an der Tiber geschehen, und waS um Rhein und an der Tiber sich ereignet, wird wieder an der unteren Donau und am Bos porus sein Nachspiel finden, vorausgesetzt, daß Oesterreich daS Oester reich des Grafen Beust bleibt

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