G o et he, wie er im Jahre 18U8 nach Karlsbad ging, um daselbst die Cur zu gebrauchen. Dabei bemerkt er nun unter Anderem — (siehe dessen sämmtl. Wirke, Stuttgart 1856, 27. Bd., S. 252), — daß er schon seit Jahren keine Zeitung mehr zu lesen pflege, denn —so sagt er weiter — „ich bin überzeugt, daß die Zeitungen eigentlich nur da sind, um die Menge hinzuhalten und über den Augenblick zu verblenden, es sei nun. daß den Redacteur eine äußere Gewalt hindere, das Wahre zu sagech oder daß ein. innerer Parteisinn
ihm ebendasselbe verbietet ^/Und nachdem Goethe dieses merkwürdige Urtheil niedergeschrieben hatte, gesteht 5r sogleich^weiter HUj daß er^dei seiner Abreise dennoch die beiden Jahrgänge der „Allgemeinen Zeitung' '.vom ZHahreH 1806 und 1807- mit nach Karlsbad nahm, trotzdem er sich sonst nur mit wenig Lectüre versehen-hatte. ' . . 1 - Das? ist -interessant und bezeichnend zugleich. Goet h e ist überzeugt;, daß er - beim Zeitungslesen getäuscht werde, und dennoch nimmt er die Zeitung als nahezu einzige Lectüre
' liest, und vom.Kirchenfürstcn bis zum armen Geistlichen im fernsten Gebirgsdorfe kann Keiner leben ohne „Zeitungsschreiber': Die Zeitung selber mag eine solche sein, die man „gur' nennt, oder eine solche, die man als eine „schlechte' bezeichnet, das ist einerlei; — jede hat ihre«Leser und ihren Leserkreis. Das läßt sich nimmermHr ändern, und es gibt keine geistliche und kene weltliche Gewalt, welche diese bestehende Thatsache aus der Welt und aus dem Leben der Zeit entsernen tonnte
. Da haben wir also unseren alten Goethe vor 85 Jahren, der keine Zeitung lesen will und der keiner Zeitung traut, aber er nimmt dennoch, obwohl er sich mit Büchern nicht belasten will; zwei Jahrgänge einer Zeitung mit sich auf. die Reise. D» siehst aho, liebeMitwelt, den „Zeitungs schreiber' bekommst du nicht los, und wie dieDmge heute stehen und liegen, ist^es gut, daß es so ist, denn dieser „Zeitungsschreiber' ist mehr als ein. „Schreibet-.k Auf <der einen Seite stehen nämlich, wie sogar der nicht „clericale' Saphir
' sammt der Zeitung nicht mehr aus der Welt hinaus zaubern, und wenn ihr es auch könntet, so würdet ihr nicht nur den Ast absägen, auf dem ihr. sitzt, sondern zu gleich auch den ganzen Baum niederhauen, auf dem auch'noch ^Undere sitzen. ^ Mit..all., dem^ will ich nur sagen,und beweiset, daß es uut?r unseren heutigen Verhältnissen in der Welt ohne Zeitung nicht mehr geht; für keine Partei, '-und aüchksür ^Diejenigen nicht, die glauben, daß sie keiner PMtei^ Mgehören. -. Es gibt auch solche, nur dürfen