Die Südtirolerfrage im National rat. Am 25. November erstattete Bundeskanzler Dr. Seipel im Finanzausschüsse ein ausführliches Exposee über die auswärtige Politik Oesterreichs. Betreffs Südtirol sprach der Bundeskanzler folgende Worte: „In der heuti gen Debatte wurde mit der notwendigen Diskretion wie der der Finger auf die brennende Wunde gelegt, deren Schmerz wir empfinden, so oft wir an die Be ziehungen zu Italien erinnert werden, nämlich an die Lage der Deutschen, die italienische
der sozialistische Abgeordnete Dr. Ellen bogen darauf hin, paß die Zahl der Touristen, die nach Italien reisen und dort schlecht behandelt werden, sich vermehre. Es ergebe sich die Frage, ob man nicht Oester reichern und Deutschen den Rat geben solle, dieses un gastliche Land zu meiden, damit sie nicht der Gefahr ausgesetzt seien, Unannehmlichkeiten zu begegnen. Die So zialisten haben ihren Parteigenossen empfohlen, Reisen nach Jtalierr zu unterlassen. Dann fuhr Dr. Ellenbogen fort: „Die Deutschen in Südtirol
haben wenige Möglich keiten, sich gegen die Behandlung, die ihnen zuteil wird, zu wehren, klm so mehr ist es Pflicht der außerhalb Italiens lebenden Deutschen, die weiteste Oeffentlichkeit auf das, was dort vorgeht, aufmerksam zu nrachen. Die deutschen Schulen in Südtirol werden systematisch unter drückt. Unter 790 Schulklassen sind nur ungefähr 95, in denen auch die deutsche Sprache unterrichtet wird. Alle deutschen Mittelschulen sind bereits verschwunden. Und wenn der Sohn einer deutschen Familie
eine ausländische Schule besuchen will, wird ihm der Paß verweigert. Pri vatunterricht in deutscher Sprache zieht die schwersten Folgen nach sich, und ein Anwalt wurde wegen Vermitt lung deutschen Sprachunterrichts auf eine verseuchte In sel deportiert und gezwungen, dort mit gemeinen Ver brechern zusammenzulebeu. Ter ehemalige Abgeordnete Dr. Reut-Nicolussi wurde, weil er als Anwalt deutscher Lehr kräfte vor Gericht auftrat, als Feind Italiens erklärt und hat das Land verlassen. Geschworene
, die, weil sie die italienische Sprache nicht beherrschen, ihr Amt nicht an- treten dürfen, werden beim Staatsanwalt angHeigt, der sie strafgerichtlich zu verfolgen verpflichtet ist. Bauern und Geistliche werden in Ketten in die Kasernen von Trient gesteckt. Es kommen Mißhandlungen von Bauern vor, die ihr Hab und Gut bei Wetterkatastrophen schützen woll ten. Es finden Enteignungen armer Bauern und ihrer Familie statt. Alle deutschen Familien werden gezwungen, ihre deutschen Namen in italienische umzuwandeln. Es wäre