Seile 2. „Tiroler Volksboie.' Ishrg. XVI. erklärte dem Reichsrate, das vertragslose Verhältnis mit Serbien (der Zollkrieg) könne unmöglich weiter fortgesetzt werden, es sei durchaus notwendig, wieder freundschaftliche Beziehungen anzu knüpfen, und ein Handelsvertrag mit Serbien müsse wieder gemacht werden. Die Regierung begrün dete ihr Drängen damit, daß Serbien eines der natürlichsten und besten Absatzgebiete für den österreichischen Handel sei, daß das ganze österreichische Wirtschaftsleben
. Darum sei es notwendig, Serbien uns wirtschaftlich wieder enger anzugliedern. — Unser Reichsrat ließ sich von diesen Gründen der Regierung überzeugen und gab im verflossenen Winter der Regierung die Ermächtigung, mit Serbien in Verhandlungen zu treten, den Plan eines neuen Vertrages auszuarbeiten und provisorisch (einstweilen) mit Serbien einen Vertrag abzuschließen, der dann seinerzeit dem Reichsrat zur endgültigen Entscheidung vorzulegen wäre. Der Reichsrat forderte aber, daß der neue Vertrag
ein ganz anderer, viel besserer sein müsse als der alte und daß die ungünstigen Bedingungen von früher ausgemerzt werden. Die agrarischen, d. h. Bauernabgeordneten, gaben die Ermächtigung nur unter dem Vorbehalt, daß im neuen Vertrag jegliche Ein fuhr von Vieh aus Serbien grundsätzlich ausgeschlossen bleibe. — Die österreichische Regierung machte von der Ermächtigung Gebrauch und stellte einen neuen Vertrag mit Serbien her. Leider wurde dabei der Vorbehalt der Bauernabgeordneten außer acht gelassen
und die Einfuhr einer gewissen Menge von totem Vieh (d. i. von Fleisch) in den Vertrag aufgenommen. Die Regierung setzte auch den Vertrag mit 1. September pro visorisch, das heißt einstweilig, in Kraft; es muß sich aber erst im November, wenn der Reichsrät wieder zusammenkommt, zeigen, ob der neue Handelsvertrag mit Serbien, so, wie er ist, angenommen oder verworfen wird. ' Sin vergleich zwischen dem alten und neuen Handelsvertrag. Der alte Handelsvertrag mit Serbien, an dessen Zu standekommen seinerzeit
; wenn ein Träger aufs äußerste belastet ist, so kann ein kleines Steinchen, das noch zugelegt wird, ihn zu Boden reißen. Die Viehpreise habm einen solchen Tiefstand erreicht und die Lasten des Bauernstandes sind so schwer geworden, daß er eine Verschlechterung der Lage, über haupt nicht mehr verträgt. Wenn die Regierung erklärt, daß der serbische Handelsvertrag eine Staatsnotwendigkeit sei, so mag dies ja seme Richtigkeit haben, aber wir sehen mit den schärfsten