er — das war ein Amerikaner, der seine Reden niemals auf die Wage legte. Der Jörg kam also bald von seinem Vorhaben, in das Haus ein zutreten, ab; trotzdem schritt cr unentwegt dem Hofe zu, in der Erwartung, daß er vielleicht zufällig seine Gattin allein für ein Paar Augenblicke sehen könne. Und der Zufall war ihm günstig. Als er zum Hause kam, hörte er laut beten, und helkr Lichtschein strömte aus den Stubenfenstern. Er schlich leise an der Wand hin und näherte sich dem ersten Fenster. Behutsam schob er den Kopf
vor und blickte in die Stube. — Die Leute drinnen knieten alle an Stühlen und Bänken und beteten laut den Rosenkranz. — Dem Frauenbichler klopfte das Herz — gerade ihm gegenüber, das Gesicht dem Fenster zugewandt, kniete seine Frau. Wenn sie nicht den Kopf so tief geneigt hätte, hätte er leicht ihre Züge unterscheiden können; er hörte aber ihre klare, weiche Stimme deutlich unter den andern hervor; es wurde ihm so heiß in der Brust, daß er laut hätte ausschreien mögen vor Sehnsucht und Wehe. Er schob
, so daß er ihr Gesicht schauen konnte ; es waren dieselben guten, lieben Züge, dieselben milden Augen, die ihn ost so sanft ange blickt. Nein, nein, in diesen Zügen, in diesen Augen lag kein Haß, kein Zorn. — Jetzt wischte sich die F^au mit der Hand über die Augen. Um Gottes willen, sie weint! Warum denn? Um wen denn? — Der Jörg drückte das Gesicht an die Fensterscheiben, um besser sehen zu können, verursachte aber dadurch ein Geräusch. Die Frau hob schnell den Kopf, blickte auf das Fenster und schrak etwas zusammen
. Sie erkannte offenbar nicht das Gesicht, welches hereinschaute. Sie stand auf und näherte sich dem Fenster. Dem Jörg lief es siedend heiß über den Rücken; allein er wich nicht, er schaute ihr mit sengenden Blicken lang und tief in die Augen. Da gab es der Frau einen Ruck durch den ganzen Körper, sie schlug die Hände vor das Gesicht und tat einen lauten Aufschrei. — Der Jörg erschrak heftig, und da jetzt drinnen in der Stube das Gebet unter brochen wurde und große Unruhe entstand, überkam
ihn eine plötzliche Angst, er stürzte vom Fenster weg und lief den Hügel hin unter, was ihn feine Füße tragen konnten. „Um Gotteswillen, Zilla, was hast denn?' fragte erregt die junge Buchholzerin in der Swbe. „Er ist dagewesen, draußen am Fenster,' sagte die Zilla bebend. „Ja wer denn?' forschte der Bauer. „Wohl er, der Jörg, mein Mann.' „Pure Einbildung,' zürnte der Vetter, „du denkst alleweil an ihn, und dann kommen dir solche Trugbilder und Hirn gespinste.' „Nein, nein, er ist es ganz sicher ge wesen