Zeitungen führen seit der letzten Zeit mitunter eine merkwür dig vernünftige Sprache und einzelne der selben sprechen jetzt sogar von der Möglich keit einer, wenn auch schwer zu er^ielenbeit Verständigung zwischen Oesterreich : und Rußland über den beiderseitigen Wachtein fluß. auf der Balkan-Halbinsel. Eine der artige Verständigung würde freilich die dauernde Erhaltung des Friedens, bedeu ten und wenn dieselbe, selbstverständlich ohne Preisgabe der Würde und Interessen un serer Monarchie erzielt

werden kann, dann hat Kaiser Wilhelm II. und sein Kanzler derMenschheit einen Dienst zu erweisen mitge- halfen, der ihm die höchste Ehre, die herrliche Friedens-Krone bringt, denn bleibt der Friede mit Rußland erhalten, so ist auch Frank reich gezwungen, Ruhe zu halten, da ein einseitiges Losschlagen von Seite der Fran zosen ja doch der Helle Wahnsinn wäre. Den Frieden aber brauchen die Völker Europas heute mehr als je, um an den, lange genug sozusagen nur nebenher be handelten Kultur-Aufgaben arbeiten und weiterbauen

ein getreten, ohne daß sich eine Aenderung oder Beunruhigung gezeigt hätte. Im Gegentheil. drängt sich die Ueberzeugung auf, daß eine Aenderung nicht eintreten kann. Der Grund gedanke des Bündnisses ist die Erhaltung des Friedens und der Schutz beider Reiche gegen auswärtige Gefahren." Deutschland. Aus Berlin wird gerüchtweise gemeldet, daß im Spätsommer eine Zusammen kunft des Kaisers Wilhelm mit dem Zar Alexander von Rußland erfolgen dürfte, was natürlich als ein großer Schritt zur Erhaltung des Friedens

werden sollte. Bulgarien. Die Haltung des Zaren in der bulgarischen Frage ist neuerdings eine solche, daß sie zu ernsten Besorgnissen hinreichenden Anlaß gibt. Der Herr aller Russen will die bestehende bulgarische Regierung noch immer nicht anerkennen und behauptet, daß Bulgarien überhaupt, so lange es keinen Fürsten besitzt, auch keine Regierung haben könne. — Derart ist die Möglichkeit einer friedlichen Lösung einst weilen kaum vorhanden. Rußland. Der Pariser „Gaulois" meldet, Rußland stehe in Unterhandlungen

mit Pariser Häusern wegen einer 180 Millionen - Anleihe, indem es formelle friedliche Versicherung gebe. Kaiser Alexander habe dem Botschafter erklärt, die Beziehungen zwischen Oesterreich und Ruß land werden nicht getrübt. Er hätte die Ver sicherung Kaiser Wilhelms, daß keine Verwick lungen zwischen Frankreich u^d Deutschland be stehen. Ein kaiserlicher Erlaß untersagt bis auf weiteres die Pferdeausfuhr aus Rußland über die europäische und transkaukasische Grenze. Nord-Amerika. Die Abnahme der UnionS

wird. Frankreich. Der „Kreuz-Zeitung" wird ge meldet, daß die Franzosen die Rüstungen eifrig fortsetzen. Die Grenzbaracken fassen etwa 30 Bataillone und werden wahrscheinlich baldigst mit Truppen belegt. Rußland. Das Kabinet versendete angeblich ein Rundschreiben an die russischen Vertreter im Auslande, worin Rußland erklärt, daß es sich vom Dreikaiserbnnde trennte und die volle Aktionsfreiheit wieder aufnehme. Bulgarien. In der Donaufestung Silistria war ein Aufstand gegen die Regentschaft aus gebrochen

und während von Rnstschuk Truppen gegen die Aufständischen marschirten, brach auch dort eine Erhebung ans, doch wurde sofort an beiden Orten der Aufstand unterdrückt und dabei der Rebellen-Kommandant in Silistria erschossen. Man glaubt allgemein, daß auch diese Geschichte wieder von Rußland ansgieng, um eben einen Grund zum Einmarsch in Bulgarien zu erhalten. Asien. Ein Telegramm aus Bombay meldet: Hier eingegangenen Nachrichten zufolge erließ der Emir von Afghani st an einen Aufruf an seineUnterthanen

wird im Norden aufgeworfen. Die Berliner „Kreuzztg." droht Dänemärk, daß Deutschland die Aneig nung Dänemarks zur Vergrößerung der deut schen Meeresküste durchführen werde, wenn es das Liebäugeln mit Rußland und Frankreich fortsetzen sollte. Luxemburg. Dieses Großherzogthum hat be kanntlich gegenwärtig den betagten König der Niederlande zmn Fürsten. Stirbt nun der König, so ist der nächste Erbberechtigte der im Jahre 1866 entthronte Herzog von Nassau. Von dem Herzog Adolf von Nassau nahestehender Seite

eine Aenderung in den freund schaftlichen Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien entstehen, denn Crispi schielt ewig nach Triest und Trient, und Rußland sucht Italien gegen uns zu Hetzer:, jedoch wird hoffentlich das Einvernehmen Italiens mit Oesterreich und Deutschland wohl nicht gerade auf die Ab- oder Zuneigung eines Mannes gegründet sein! In Frankreich fährt man fort, Deutschenhetze zu treiben. Die Pariser Kriegsfanatiker haben anläßlich des Todes des Deutschenfressers Kat- kow einen förmlichen

Bajonetten. — In Rom treffen von allen Sei ten Abordnungen und Geschenke zum Jubelfeste des Papstes ein. Frankreich. Präsident Caruot hat nun endlich ein Ministerium zusammengebracht, auf wie lange, das dürfte jedoch sehr fraglich sein, da die Ra dikalen schon wieder über Präsident und Mi nisterium in wildester Weise herfallen. Auf Ferry wurde ein mißglückter Mordversuch unternommen. Rußland spielt in der Antwort auf den Vor halt betreffs der Truppenvorschübe den gänzlich Unschuldigen und behauptet

in einem halbamt lichen Blatte, nicht Rußland, sondern Deutsch land und Oesterreich gefährden durch ihre russen- feindliche (?) Haltung den Frieden! Wer denkt dabei nicht an die Geschichte von Wolf und Lamm? Doch wird sich Rußländ in seinem Glauben an die Lämmlein zwischen Nordsee und Adria hoffentlich bedeutend verrechnen. (Tiroler Landtag.) An der VI. Sitzung am 10. ds. Mts. erwähnte zunächst der Herr Lan deshauptmann der auf den 5. Dez. 1888 fal lenden Feier des 40-jährigen Regierungs-Jubi läums

gegen 31 Stimmen endgiltig angenom men. — Bismarck begab sich persönlich zur russischen Botschaft, um dort zum Ge burtstage des Czaren zu gratulireu. — Es verlautet immer bestimmter, daß der Kaiser von Rußland zum 90. Geburts tage Kaiser Wilhelms (22. März) nach Berlin kommen werde. Genua, 12. März. An der Riviera fanden neuerlich Erdstöße statt, ohne jedoch Schaden anzurichten. Sofia, 12. März. Die verhafteten Regiernngs - Gegner Karaweloff, Zankoff und Nikiforoff wurden gegeu Kautions leistung in Freiheit