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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 14 von 20
Datum: 06.08.1904
Umfang: 20
122 zerschmettert?" Dann schrie sie auf: „O Gott, steh mir bei!" Sie richtete sich im Bett halb auf und machte Anstalt, herauszuspringen." ..Isis denn möglich?" unterbrach ihn die Gräfin. „Schwester Elisabeth hat mir nichts davon gesagt." „Wozu auch? Für mich wars aber dringend nötig, und da sich ähnliches bereits wiederholt hat, mutzte ich Sie bitten, mir klaren Wein einzuschenken. Jetzt weiß ich, wie die Sache anzufassen ist." „Wie denken Sie?" „Das sollen Sie hören. Ich bin überzeugt

, daß Gräfin Cöle- stine bei ihrer weichen Natur, die sie mitunter ganz widerstandslos gemacht, gar nicht daran denkt, ein Glück der Liebe noch für möglich zu halten, aber sie ist grenzenlos beunruhigt über Grüners Geschick. Sie weiß nicht, was aus ihm geworden. Und doch würde sie keine Frage deshalb an Sie, Frau Gräfin, oder an ihren Herrn Gemahl zu richten wagen." «Sie haben recht, Herr Doktor, aber ich wage es auch nicht, mit Cölesttnen über die Sache zu sprechen." machte er nicht den Hof

, und die Kranken des Volkes behandelte er mit derselben Sorgfalt, wie die reichen Leute. Darum durfte er sich auch mitunter ein offenes Wort erlauben. Man wußte, daß er nicht schmeichelte, sondern ein Freund der Wahrheit war, und da ihm manch schöner Erfolg in seinem Berufe zur Seite stand, so wurde ihm auch nichts übel genommen. Gräfin Reifenstein befolgte sofort den Rat von Doktor Berger, nachdem sie noch mit ihrem Manne Rücksprache genommen. Frau Virkhold wurde auf das Schloß beschieden, wobei

ihr in einer ver traulichen Unterredung mit der Gräfin-Mutter mitgeteilt wurde, welche Rolle sie bei ihrem sofortigen Besuche im Krankenzimmer zu spielen habe. Die Gräfin selbst meldete die Förstersfrau bei ihrer Tochter an und bemerkte sogleich, daß sich der letzteren eine kleine Erregtheit bemächtigte. Auf die Frage, ob sie die Försterin sehen wolle, leuch teten die jetzt so matten Augen lebhafter auf, Cölestine erhob die zu sammengefalteten Hände, indem sie sich auf ihrem Lager aufrichtete ! und antwortete

: „Ach wie gern, ach wie gern!" Rahruvgrforge«. „Das dürfen Sie auch nicht. Das würde die liebe Kleine ent setzlich ausregen. Aber ich rate Ihnen, rufen Sie einmal Frau Förster Virkhold an das Krankenbett. Lassen Sie dieselbe allein mit der Kranken. Die junge Gräfin wird sicher fragen und Frau Birkhold wird, soll und mutz antworten. Ich glaube entschieden, daß dieser Besuch sehr günstig auf das Befmden Ihrer Tochter einwlrken wird." „Es wird sie aufregen, Herr Doktor." „Ganz recht, auch ausregen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 18 von 18
Datum: 26.06.1914
Umfang: 18
104 kam auch in der Folgezeit doch immer wie der auf die Gräfin. Auch cknes Tages, als ein .neuer Gast mit an der Hotel-Tafel saß. Der horchte bei Nennung des Namens auf. „Nadecki?" forschte er nach, „Gräfin Na- decki in Nagy-Branka?" „Sv ist es!" „Oh, darüber kann ich Ihnen Auskunft geben." Voll Spannung blickten alle aus den Spre cher, einen älteren Herrn von vertrauener weckendem Aeußern. „Ich habe eine Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen", bemerkte dieser erklärend, „und fc>te Frau Gräfin

war seit vielen Jahren meine Kundin. Ich habe sie häufiger auf ihrem Gut besucht, noch zuletzt im vorigen Monat auf meiner alljährlichen Tour durch die Donauländer. „Und sie war am Leben? Wie ging es ihr?" schwirrten die Fragen durcheinander. Ter Fabrikant strich sich gedankenvoll den Bart. „Am Leben war sie", erwiderte er, „aber sie hatte sich so verändert, daß ich sie kaum wiedererkannte. Es wird auch mein letzter Besuch auf Nagy-Branka gewesen sein. Die Gräfin wollte ihr Gut verkaufen

und hat es mittlerweile wohl schon verkauft." „Aber ihr Sohn — —?" „Ach, der — —! Wenn der nicht wäre, würden Sie die Gräfin sicher auch in die sem Jahre wiedergesehen haben. So aber mußte sie ans ihrer Scholle bleiben, um zu retten, was zu retten war. Sie ver stehen noch nicht. Dann muß ich ja etwas ausführlicher erzählen. „Die Gräfin Nadecki entstammt einem alten ungarischen Geschlecht und soll zu ihrer Zeit die größte Schönheit in den habsbnrgischen Landen gewesen sein. Die Vielumworbene vermählte

. Zwar war die Hin terlassenschaft so verworren als möglich, die Verschuldung enorm, aber es zeigte sich, daß die junge Frau einen klaren, praktischen Blick und starke Schultern hatte. Sie brachte wie der Ordnung in die heillosen Zustände auf Nagy-Branka, ihre Verwaltung des Gutes war eine so rationelle, daß steigende Erträge herausgewirtschaftet wurden. Und wenn die Gräfin nach zehnjähriger Witwenschaft noch einen Kummer hatte, so bereitete ihr den einzig und allein ihr Sohn, der immer mehr nach den: Vater artete. „So lange

war keine ganz freiwillige. Auf Nagy-Branka gehen Gerüchte von einer be wegten Aussprache, die zwischen Mutter und Sohn, gleich nach dessen Ankunft, stattge sunden. „Die Gräfin, die sich so auf das Wieder sehen gefreut hatte, soll nach dieser Aus einandersetzung völlig gebrochen gewesen sein. Sie war auch einige Zeit krank, hat sich jedoch in fieberischer Unruhe wieder aufge rafft und hat gerechnet und verfügt, um den Ehrenverpflichtungen des Sohnes gerecht zu werden. Ihr Barvermögen reichte

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 13 von 20
Datum: 06.08.1904
Umfang: 20
im Kopfe. An das. was vorgegangen war, konnte sie sich nicht recht eriunern. Rur. daß sie ein furchtbarer Schrecken erfaßt hatte, däm merte langsam in ihrer Seele aus. Der Arzt hielt den Zustand für nicht ungefährlich und empfahl dringend unbedingte Ruhe und Scho nung für die Kranke. Sie dürfe nicht durch das geringste aufgeregt werden, sagte er zur Gräfin Mutter, sonst könne er für nichts stehen. Gern Me er erfahren, welcher Umstand die Kranke so geschädigt, aber man rückte nicht mit der Sprache

heraus. „Aber was war es denn?" frug er wiederholt,-doch Gräfin Reifenstein beantwortete diese Frage nicht, sondern schwieg hartnäckig still oder sprach von etwas anderem. Der Arzt war sehr verstimmt, als er das Schloß verließ. Den anderen Morgen wollte er wiederkommen und nannte die Zeit, wann der gräfliche Wagen ihn abholen solle. Die Ohnmachtsanfälle Cölesttnens erneuerten sich immer wieder. Ihr ganzer Zustand war ein halb bewußtloser. Nicht allein der Zusammenbruch des ersten zarten Liebesglückes

, die man aus Eisenach hatte kommen lassen. Es war dieselbe, welche die verstorbene Baronin Harder gepflegt hatte. Wenn Schwester Elisabeth sich über die Kranke neigte, so glitt der Ausdruck des Trostes und der Beruhi gung über das blasse Antlitz. Der Arzt hatte nun doch bei der Gräfin energisch darauf gedrungen, ihm eine klare Schilderung der Umstände, die Cölesttnens Krankheit verursacht, nicht vorzuenthalten, sonst tappe er im Dunkeln, denn die Krankheit nähme einen seltsamen Verlauf. „Die arme, arme Kleine

", hatte er voll Mitleid bemerkt, als die Gräfin ihm, wenn auch mit größtem Widerstreben, einen klaren Be richt erstattete. Die Gräfin hatte dabei geweint und alle Schuld aus die verkehrte Erziehung von Tante Harder geschoben. „Ihre Tochter ist ein Engel", sagte darauf der Arzt, „von Schuld kann nicht die Rede sein, Frau Gräfin, nur die eisigen gesellschaftlichen Vorurteile find es, denen wir die Schuld aufbürden müssen. Grüner ist em junger, gebildeter, braver Mann. Er konnte die höhere Forstkarriöre

, daß er das Schmerzens geld anntmmt, das ihm mein Mann geschickt, es sind dreihundert Mark. . . ." „Nein, Frau Gräfin, das kann ich nicht. Grüner ist ein nobler Mensch, ein durch und durch guter, lieber Junge." „Aber er ist doch arm, Herr Doktor; er könnte sich damit seine Lage erleichtern. Weil er die Gabe abwies, schickten wir das Geld an seine Mutter, aber sie hat es auch nicht angenommen, — das ist doch ein unverzeihlicher Stolz von dieser armen Frau." „Mir gefällt dieser Stolz, verehrte Frau Gräfin. Das Gefühl

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Seite 14 von 16
Datum: 15.11.1902
Umfang: 16
182 „Dies Gefühl ist nur für mich natürlich," dachte die Bucklige und streichelte mitleidig die Hand der Aeltesten. Für das lange Warten entschädigte sich Celine, indem sie leise für sich den Brief las und leise die Lippen regte; sie war mit den blaßroten Wangen und dem schmächtigen, lichtumflossenen Kör per zum Küssen hübsch. Als sie fertig war, hustete sie und dekla mierte mit Pathos: „Frau Gräfin von Malbert schickt Fräulein Brilard ihre Empfehlungen und bittet sie um die Gefälligkeit

Studierzimmer. Und ich sorgte mich schon drum, daß du gefütterte Stiefelchen nötig hättest. Alles macht sich immer." Und die Gute jubelte. Blanche legte ihr ruhig, verständig die Hand auf den Arm: „Wenn wir einig wer den! Wenn ich nach ihrem Geschmack bin!" Und glücklich, so gewürdigt und geliebt zu sein, lachte Blanche leise. Den Mund halb geöffnet, heftete Ce- line ihre Augen be wundernd auf die Schwester und wieder holte: „Eine Gräfin! Du gehst zu einer Gräfin!" Tie beiden ande ren mußten lachen

. „Meine arme Ver blendete!" sag:e Blanche. „Bildest du dir ein. ich werde dort besser bezahlt als an derwärts? Im Ge genteil, Linchen, und das ist's gerade, wo vor mir bangt und was mich abhält, in Eure Freudenrufe ein zustimmen; sehr häu fig muß man die Ehre, Hauslehrerin bei ei ner Gräfin zu sein teuer bezahlen. Doch das alles werden wie morgen erfahren. Nur bilde dir nicht große Stücke darauf ein; du könntest enttäuscht werden!" „Auf mein Wort!" rief Martha mit schö nem Lachen. „Die Kleine

ist von Größenwahn befangen!? Um sie vom Gegenteil zu überzeugen, begann sie wieder eifrig den angefangenen Waschlappen fertig zu säumen, blinzelte aber nach der neben dem Feuer halb eingenickten Blanche hinüber und blies die Wangen auf, indem sie flüsterte: „Eine Gräfin! Bei einer Gräfin muß es schön sein!" Peter, der seit acht Tagen nicht dagewesen, trat ein. Naiver weise eilte ihm Celine, den rotsatinierten Brief schwingend, ent gegen. Als sie das Ereignis berichtet hatte, sperrte Peter die Augen auf, lachte

wie toll und machte der Lehrerin, die ihm einen Sessel bot, eine tiefe Verbeugung. Celine schmollte, weil man sich über sie lustig machte; nach ei nem Blick Peters zerschmolz ihr Groll und wandelte sich in gerührtes Lächeln, als der junge Mann halb lachend, halb ernsthaft sagte: „Ich habe noch zwei freie Abende. Wenn ich für Ihre Gräfin Abschriften machen, Buchhaltung führen oder irgend etwas machen könnte, was mein Fach als Schreiber betrifft, so benützen Sie Ihren Einfluß zu meinen Gunsten

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Seite 15 von 20
Datum: 06.08.1904
Umfang: 20
vergüu (Graubünden). riskiert für eine andere das Leben, steht da mit Blicken, — als — , als — als ob er wahnsinnig werden würde, ohne diese andere!" „Sie sind zu aufgeregt, Cölestinchen." „Ja, ja, lassen Sie das Gräfin weg. Es hält zu lange auf. Wäre ich lieber keine Gräfin — ich Arme — Unselige —" „Vielleicht ist 's auch nicht ganz richtig mn der Braut. Jedoch auf einem Fauteuil Platz genommen, so fragte die Kranke schon mit angstvollem Gesicht: „Lebt er? Ich verlange die Wahrheit

— oh — oh! j — Ich darf nicht daran denken, — ich werde sonst wahnsinnig!" — i „Aber seien Sie doch nicht so aufgeregt,Uiebe Gräfin. S'ist doch besser, Sie wissen jetzt, wie alles liegt." „Besser ist's, besser ist's, ja, ja, ja", sprach Cölestine in ungewöhn lich rascher Weise, wie es sonst nie ihre Art war. „Beste Frau Birlhuld, kommen Sie mitunter nach Eisenach?" „Ich? Nein. Aber mein Mann muß zuweilen hin." „Dann soll er ihn von mir grüßen. Hören Sie, vergessen Sie's nicht." „Aber liebe gute Gräfin — lassen

Sie doch den armen Menschen in Frieden. Für den wäre es doch das beste, er dächte überhaupt nicht mehr »n Sie." „Was soll nicht alles das beste sein! Man könnte beinahe lachen, wenn 's nicht so fürchterlich traurig wäre. Aber ja — lassen Sie 's, es nützt doch zu nichts — o Gott, o Gott!" „Und dann, Gräfin Cölestinchen — er soll ja eine Braut haben." „Eine Braut? Das klingt ordentlich spaßhaft, — Braut, und Bilderbogen au» Srutzlandr Wir sich die Russen den Krieg vorstellcn. die Mutter soll ihm schon

, welches mich umgiebt, ist mir antipathisch. Ach Tante, wenn du noch lebtest! Zu Dir würde ich mich jetzl flüchten." „Sie können aber viel Gutes tun, liebe Gräfin. So viel« Mittel haben Sie ja schon jetzt in der Hand." (Fortsetzung folgt)

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Seite 16 von 18
Datum: 05.10.1912
Umfang: 18
15o spenden. Das hätte sie heute beinahe unterlassen. Hastig griff sie nach ihrer Börse,-die sie nicht gleich fand. Während sie ihre Taschen durchstöberte, war ihr Blick dem weit offenen Kirchentor zugewendet, dem sich vom Innern der Kirche heraus eiue jugendliche Frauenge palt mit müden Schritten näherte. Die Gräfin wurde von der Fremden nicht beachtet, ihr aber lief ein fröstelnder Schauer durch die mitleidige Seele, sobald sie der sich Entfernenden ansichtig wurde. Kummer und Trostlosigkeit

waren unverkennbar in den sympathischen Zügen zu lesen. Was mochte die Arme bedrücken: Just als die Gräfin sich dies frug, ging in dem Gesicht, das sie voll Teilnahme beobachtete, eine überraschende Wandlung vor. Helle Freude klomm in ihm empor und die Augen, die eben noch ohne zu sehen, trostlos in's Leere, gestarrt hatten, hefteten sich aufstrahlend auf ein bestimmtes Ziel. Unwillkürlich sah sich die Gräfin um — wem mochte das gelten? Und rasch trat sie zur Seite, sie hatte die Dame, der die eben

noch so traurigen Augen entgegenlachten, den Weg verstellt. Und jetzt hatte sie auch ihre Börse gefunden. In der nächsten Sekunde jedoch fuhr sie so heftig zusammen, daß ihr die Münzen aus der Hand sielen, die sie den Bettlerinnen hinreichte. „Huberts liebste Huberts!" hatte die aus der Kirche kommende der jetzt an der Gräfin vorüberlchreitenden Dame zugerufen. Sie sah dieser mit einem verstohlenen Seitenblick in's Gesicht — ja, unter dem dichten Schleier gewahrte sie die Züge der gefeierten Künstlerin

. Sie war es wirklich, Ellen Huberta, die sie jetzt mehr interessierte, wie irgend etwas in der Welt. Bon diesem unerwar teten Zusammentreffen um alle Fassung gebracht, blieb die Gräfin regungslos stehen. Weder die Huberta noch die andere Dame be achteten sie, sie waren ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, „Helena, du? Das ist charmant," fing die Huberta sofort über sprudelnd rasch zu sprechen an. „Du willst doch nicht schon fort? Das darfst du nicht. Komm noch einmal in die Kirche und begleite

?" „Das nicht. Und doch — was mich bekümmert, wirkt gerade so niederdrückend wie ein Unglück." „Erzähl rasch —" Die beiden Damen schickten sich an, den breitgewölbten Bogen des Kirchentores zu verlassen, aber ein Windstoß, der Plötzlich die Kirchenmaner entlang fegte, trieb sie wieder zurück. „Sprich nur schnell, hier sind wir geschützt." . . «d^och uie in ihrem Leben hatte sich die Gräfin Serben einer In diskretion schuldig gemacht. Allein jetzt konnte sie nicht anders. Trotz derJochann'öte, die ihr auf dem Gesichte brannte, trat

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Seite 13 von 16
Datum: 16.07.1904
Umfang: 16
fragen, und auf der Schwelle erschien die Gräfin Reifenstein mit einem Pappkarton in den Händen, aus welchem ein duftig seidenartiger, durchsichtiger Stoff von mattem Grün herausblickte. „Ach — verehrte Cousine — ich freue mich, dich begrühen zu können, — dein Mann sagte mir, du wärest ungemein in Anspruch genommen mit Toilettensorgen —" „Ja, das bin ich auch, aber ich wollte auf deinen Besuch nicht ganz Verzicht leisten. Wie kann ein Mann in deinen Jahren von „au alt" sprechen

auch nicht zum Ehemann, aber was Cölestine betrifft, so ist das ein Punkt, in dem sie selbst zu entscheiden hat, und ich glaube — nach der Erziehung — ist sie nochmalige nicht reif zur Liebe." „Um so interessanter. So etwas unberührtes, knospenhaftes — ach, dos ist ja zum Verrücktwerden!" Beide Eltern lachten laut aus. Dem Grafen Reifenstein schien der Gr danke ganz plausibel zu sein, daß Graf Arkoli sein Schwieger sohn werden könne, aber nicht der Gräfin. Sie betrachtete den letzteren prüfend

, und indem sie sein wohlgenährtes, stark gerötetes Gesicht mit den üppigen Lippen über dem rasierten Kinne musterte, dem der dunkelblonde Backenbart zwar gut zur Seite stand, — die ganze be leibte, wenn auch gut gewachsene, elegante Gestalt, so mußte sie sich doch sagen, daß dies keine Erscheinung war, die einem noch so jungen, schwärmerisch engelegten Mädchen, wie ihrer Tochter, gefährlich werden könne. „Doch nun muß ich dir etwas zeigen, lieber Mann", sprach die Gräfin und breitete vor ihrem Manne den duftig grünen Stofs

wirst, die jeden so offen und vertrauensvoll anschauen, so wirst du erkennen, daß alles Sirenenhafte ihr sehr fern liegt." „Ich werde immer gespannter und fange an ernstlich für mein Herz zu fürchten." „Du Leichtsinn", sprach die Gräfin. „Ich wäre sehr für diesen meergrünen Stofs", meinte nun Graf Reisenstein, „ein Kranz von weißen Wasserrosen, etwas Schilfgras dazwischen auf dem blonden Kopfe dazu, müßte in der Tat" „Ueberwältigend wirken", vollendete Graf Arkoli. Die Unterhaltung wurde plötzlich unterbrochen

durch einen Diener, welcher ein Telegramm brachte. Hastig ergriff Graf Reisenstein das verhängnisvolle Papier. Angstvoll blickte die Gräfin ihn an. „Aus dem Waldschloß", murmelte er. „Die Tante ist schwer erkrankt." Alle atmeten auf. Schon hatte man für Cölestine gefürchtet. Graf Arkoli entfernte sich rasch, und die beiden Eltern machten Anstalten, sofort ins Waldschloß zu fahren. 2 . Als der Graf und die Gräfin eben in den leichten Jaqdwagen steigen wollten, sahen sie einen jungen Mann bet dem Schlage stehen

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Seite 3 von 8
Datum: 10.10.1891
Umfang: 8
auftrctenden „7 kr.-Juden" die besten Geschäfte gemacht haben dürften. — Zu der Sonntag Nachmittag stattgefundenen Stier-Aus stellung wurden 18 junge und 24 ältere Stück auf geführt, worunter sich etliche recht schöne Thiere be- Bahre. Hintennach folgten Knappen mit den leeren Pferden. Die Gräfin starrte hinab. Sie hörte nicht, daß ein Reiter im scharfen Trab durch das Burgthor sprengte, sie hörte nicht ihren Namen rufen, sie wußte nicht, daß sie gesucht werde und vernahm nicht den festen Männertritt

Sigismund und er schlang seinen Arm um die Gräfin; sie achtete es nicht, so eifrig war sie beschäftigt sein Blut zu stillen. Doch nur kurze Zeit hatte er sich vergessen und er ließ die Gräfin los. „Ich wollte Dich, Anna — ich wollte Euch, Gräfin," verbesserte er sich schnell, „auf das Unglück vorbereiten und habe es schlimmer gemacht. Der schwarze Ritter überfiel uns auf dem Heimwege unten vor dem ersten Thore; den Graf verwundete er, ich erschlug ihn dafür. Es war ein hitziger §mpf, der Ueberfall

. Letzten Sonntag fand die übliche Dank- ich nicht im Stande war, das Unheil vom Grafen abzuwehren; der Feind war in großer Ueberzahl, doch floh derselbe als er seinen Herrn fallen sah. Und nun, Anna, erschreckt nicht, ich muß es Euch sagen: der Graf weiß nun um unser Geheimniß, der schwarze Ritter hat es ihm sterbend enthüllt; dies war seine letzte und boshafteste Rache. — Ich bitte Euch, Gräfin, laßt mich allein die Schuld büßen, schweigt darüber, schwört ..." Er wurde unterbrochen, denn man trug eben

; der herbe Schmerz versagte ihr Thränen und Stimme. Ein seliges Lächeln flog über des Grafen todtbleiches An gesicht. Der Graf wurde zu Bett gebracht und die Wunde verbunden. Er sah dabei forschend in's Angesicht Sigismund's und versuchte darin zu lesen. Aber auch aus den treuen Augen dieses ehrlichen Gesichts blickten ihm nur Bekümmerniß und Erbarmen ent gegen. Er reichte ihm die linke Hand, die andere der Gräfin, welche an der rechten Seite des Bettes sagungsprozession statt, an welcher sich außer

nach der Schweiz bis auf weiteres wieder zu gestatten. Als Eingangsstationen für dieses Vieh, das am Bestimmungs orte einer zehntägigen Quarantäne unterstellt wird, sind die Zollstätten Au-Oberfahr, Oberried, Buchs- Brücke, Trübach, Martinsbrnck, Münster und als Einfuhrzeiten die bisher üblichen bezeichnet. Wie billig man auf dem Lande lebt, zeigt folgende Zusammenstellung der Fleischpreise aus allen Theilen stand, als wollte er Beiden Abbitte leisten, lächelte zufrieden und — starb. Die Gräfin warf

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Seite 13 von 16
Datum: 30.07.1904
Umfang: 16
. Als Cölestine einst auf der Liese in den Wald geritten war, sagte der Graf zum Jäger, den er gerade draußen traf, er möchte der jungen Gräfin nachreiten und sofort das Pferd des Inspektors besteigen, welcher soeben von einem Ritt im Felde zurück gekommen war. Es dauerte auch nicht lange, so traf er die junge Gräfin im Walde an, welche sich soeben im Zwiespalt mit der from men Liese befand. Die letztere hatte es auf einen niedrigen Erlen- baum abgesehen und erlustigte sich an seinen Blättern. Mochte Cöle

stine auch noch so sehr alle Mittel anwenden, so war Liese doch zum Weilertraben nicht zu bringen. Eben wollte die Gräfin absteigen, was für sie keine Schwierigkeiten bot, da Liese ja ein so kleines Pferdchen war, als sich letztere plötzlich aufbäumte, um einen in der Höhe befindlichen Zweig, einen ihr wohl sehr verlockend erscheinenden Leckerbissen, aufzuschnappen, wobei sie die vorderen Füße auf die niederen Zweige legte. Schon schwebte Cölestine nur mit einem Fuße im Steigbügel und die Lage

befand und er sie aus seinen Armen ließ. Sie versuchte ihre tiefe Bewegung unter Scherz zu verbergen und sprach: „Mit der Liese ist doch nicht zu spassen." „Nein, Gräfin, in den Wald können Sie keinesfalls mehr allein ausreiten. Auf» Feld hinaus ists weniger gefährlich, — doch würde ich auch da sehr abraten. Man kann nie wissen, was so einem alten Tier für Mucken einfallen." „Ja, Herr Grüner. Wären Sie nicht gekommen, so" konnte mir« schlecht ergehen. Ich werde Ihre Warnung befolgen". Doch da zeigte

diesem Vergnügen. Um so mehr widmete sie sich ihren Waldstreifereien; der Wald wurde ihr immer lieber, freilich das Herz wurde ihr dabei auch immer schwerer. Und doch, — wer das Geheimnis nichc durchschaute, glaubte schon, die junge Gräfin wäre nun erst recht zum Leben erwacht. Eine größere Leb haftigkeit als sonst drückte sich in ihrem holden Gesicht aus. Die Augen leuchteten mitunter auf oder blickten schwärmerisch und traum verwirrt drein. Die Blässe der Wangen hatte sich in eine zarte Röte verwandelt

so schmachtend wie möglich anzusehen. „Aber ganz wie ein gestochenes Kalb", flüsterte Constantin bei solcher Gelegenheit einst seinem Vetter zu. „Ich wun dere mich nur, daß Cölestine sich nicht vor Lachen schüttelt." Doch Cölestine achtete kaum auf das besondere Gebaren ihres Verehrers. Ts fanden sich dann und wann auch noch andere heirats fähige Herren im Schlosse ein, welche nicht verfehlten, der jungen Gräfin den Hof zu machen, die es aber kaum bemerkte. Sie entfaltete immer mehr Liebenswürdigkeit

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Seite 15 von 20
Datum: 03.09.1904
Umfang: 20
, die er dabei aufs Tiefste bedauerte, denn daß sie unglücklich verheiratet war, blieb ihm nicht verborgen. Beinahe hätte er ihr einmal eine Liebeserklärung gestammelt, aber Graf Arkoli, der schon längst mißtrauisch geworden, überraschte die beiden, welche ihn ausgeritten wähnten, in der Stunde, und sah nur noch die heißen Blicke des jungen Mannes, und wie er eben einen Kuß auf die Hand der Gräfin drückte. Wäre die Gräfin eine liebende Gattin gewesen, so hätte Arkoli nicht so rasch Argwohn gefaßt. Nachdem

bin ich doch." Mit diesen Worten stürzte die Gräfin aus dem Zimmer. Arkoli Die Mühle. hörte es zu ihren stillen Freuden, die Stätten unserer großen Dichter wiederholt aufzusuchen. Graf Arkoli war nur einmal flüchtig durch das Goethemuseum mit ihr gewandert. Als er die niedrigen Stuben und die ganze einfache Einrichtung überblickte, sagte er halblaut zu seiner Frau: „Sieht das aber hier schofel aus — dieses Schlafzimmer — puh! Und das soll, ein Minister gewesen sein?" „Mehr als ein Minister," antwortete die Gräfin

, um sich auszuruhen. Sie war empört über seine Rücksichtslosigkeit. Ja, es kam vor, daß er in rauhem Tone ihr eine solche Bitte abschlug. „Nein," sprach er dann, „du mußt mit, ich verlange es." Dadurch wurden ihre Fortschritte in der Kunst gehemmt. Die Stunden, die sie nahm, waren sehr teuer und doch wurde sie wenig gefördert. Der Klavier- wie der Gesanglehrer waren entzückt von dem Talent der schönen Gräfin und bedauerten nur, daß sie demselben nicht mehr Zeit widmen dürfe. Mit Tränen hatte sie suchte dann wohl

hatten. Sie selbst waren ja auch nicht durch ein besonders inniges Band verbunden, aber sic verstanden einander doch. Ihre Neigungen trafen in vielen Punkten zusammen. Wie eine Oase in der Wüste erschien jetzt Cölestinen der kurze Aufenthalt bei den Eltern. Sie durfte einige Zeit dort allein ohne ihren Gatten verweilen. Das Nachbargut von Tante Harder, das jetzt Graf Constantin verwaltete, wurde auch von der jungen Frau besucht, auch das Grab der Tante, sowie das der alten Hanne auf dem ländlichen Kirchhofe. Lange stand die arme junge Gräfin weinend

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Seite 3 von 8
Datum: 04.04.1891
Umfang: 8
getödtet, wäh rend der Attentäter entrann! Man glaubt all gemein, daß das Attentat gegen Stambuloff gerichtet war. Es herrscht große Aufregung in warten, sein Weib — vielleicht sein Kino — er hörte ja nick's die drei langen Jahre von der Hei- math — ununiiicu .u dürfen. Jetzt ist er am Schloßt teiche angelan.n; auf dem Thurme sieht er Gräfin Rosa stehen — sie winkt. Die Zeit die er benöthigt, den Teich zu umreiten, däucht ihm zu lange; er sprengt in denselben hinein und — in dem schlam migen Grund

versank Ritter und Roß. Die Knappen, welche erst eine geraume Zeit nachher kamen, zogen nur mehr eine Leiche aus dem Teiche. Gräfin Rosa stand wie gelähmt und starrte wie geistesabwesend hinunter auf das Entsetzliche. Jetzt stieß sie einen grellen Aufschrei aus. Klein-Siegfried wäre vom Arnie der Mutter zu Boden gefallen, hätte ihn nicht Mariann aufgefangen, und als diese sich um die Gräfin umsah, war sie verschwunden. Während die Knechte und Mägde zum Teich hinuuterliesen und laut wehklagten

über das furcht bare Unglück, stiegen nun bald schwere qualmende Rauchwolken auf von der Burg, immer mehr, immer dichter, und schon züngelten einzelne rothe Flammen im Rauche umher — im Nu brannte das Schloß lichterloh. Starr vor Schrecken standen die treuen Leute bei der Leiche. „Die Gräfin! Gott! die Gräfin!" rief Mariann, Klein-Siegfried auf dem Arme und schwer herankeuchend. „Die Gräfin ist besessen und hat das Schloß angeschürt. Helft Leute, helft! die Gräfin ist noch im brennenden Schosse und läuft

mit der Brandfackel von Gemach zu Gemach. Helft! die arme Gräfin!" Sofia. — Mehrere Verhaftungen wurdet! vor- genonunen. Im Ganzen zählte man drei Per sonen, die an dem Attentate betheiligt sein dürften; ein Gendarm verwundete den unmittelbaren Thäter, dennoch entkam dieser. Rußland. Die Petersburger „Nowoje Wreuja" bemerkt gelegentlich der Verleihung des Andreas-Ordens an den Präsidenten Carnot freundschaftliche Be ziehungen zwischen Rußland und Frankreich. Dieselben seien eine Bürgschaft für die Erhaltung

bis zur Biegung des Weges begleitete — war er um das Wohl desselben doch bis zum letzten Augenblicke besorgt und wähnte ihn nun bald von seinem Rös chen herzliebft empfangen — saß nun vom Pferde ab und blickte träumend zur Burg hin, sah er doch auf dem Thurme Frauengestalten und erkannte so fort die schlanke Gestalt der Gräfin Rosa. „Sie wiederzusehen", lispelte er traurig, „wäre wohl schön gewesen, ja schön; aber ich bin doch froh, daß ich der Einladung Siegfrieds, aufs Schloß zu kommen und einige Tage

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Seite 13 von 16
Datum: 12.10.1912
Umfang: 16
Verlag der Tiroler Land-Zeitung. — Druck der Verlagsanstalt Minerva und Familienheim, Zürich und Würzburg. m. 41 Unlerhallungsblall 3ur „Tiroler Land-Zeitung". 1912 Unter der §lagge Sankt Subertus. Novelle von I. Zink-Maishof. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Langsam betrat auch die Gräfin die Kirche. Sie war todes traurig. Ihres Sohnes wegen. Wie ein Fluch lag es auf ihm. So viele gute Frauen gab es und gerade einem so herzlosen Wesen hatte sich seine Neigung zugewendet. Er mußte

sie unterdrücken. Mit seinem weichen, liebevollen Gemüt wäre er an der Seite dieses hartherzigen Geschöpfes grenzenlos elend geworden. Wie viel bit teres Weh aber stand ihm bevor in dem Kampf gegen sein heißes Empfinden! Und wenn der vorüber war, lag sein Leben verödet vor ihm. — — Die Gräfin hatte sich in einem versteckten Winkel der Kirche aus eine leere Bank sinken lassen und wie ein Dolchstich ging es ihr durchs Herz, als ihr achtlos umherirrender Blick unweit von ihr diejenige ersah, durch die so bitteres

habe. Sie begriff das nicht — so ganz und gar nicht vertrug sich die holdselige Innig keit, die ,jetzt das liebliche Gesicht der andächtig Betenden über strahlte, mit der Gesühlskälte und Herzensroheit, die sie der Ver zweiflung ihrer Freundin gegenüber an den Tag gelegt hatte. Die Gräfin wurde fast irre an dem, was sie doch mit ihren Augen gesehen, mit ihren Ohren gehört hatte. Nene Andächtige füllten die Bänke zwischen ihr und der Huberta und verhinderten sie, ihre Beobachtungen fortznsetzen

. Aber ihr Empfinden war zu erregt, zu aufgewühlt zu ruhiger Andacht, sie verrichtete ein kurzes Gebet und erhob sich. Als sie an der Bank vorüberschritt, in der sie die Huberta gesehen, war der Platz leer. Unbemerkt von ihr hatte sie sich entfernt. Nur mit Mühe gewann die Gräfin den Ausgang der Kirche, denn ihre Füße versagten ihr fast den Dienst. Sie bestieg einen Mietwagen und fuhr nach Hause. Just als sie dort ankam, trat ihr Schwager aus dem Palais auf die Straße. Ueberrascht half er ihr aussteigen

bestimmen lassen? — —" „Er weiß, daß nichts mich dazu bewegen könnte, ihm Schmerz zuzufügen, wenn dies nicht sein muß. Uud darum ist noch eines unsere Pflicht, deren Erfüllung ich in deine Hände lege. Du mußt diese Helene aufsuchen." „Du hältst dies für notwendig?" Die Gräfin preßte ihre Hände an ihre Schläfen. „Das Ge sicht der Huberta in der Kirche verläßt mich nicht! Ein Engels antlitz! Ich wage es nicht zu hoffen, daß ich mich doch vielleicht über sie getäuscht habe. Ihr Tun war nicht zu mißdeuten

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Seite 14 von 16
Datum: 16.07.1904
Umfang: 16
nicht mehr. Nur Cölestinens Nähe schien sie zu fühlen, denn sie griff mitunter zärtlich nach der kleinen Hand, die ihr dies oder jenes zurecht legte. Eine graue Schwester hatte man aus Eisenach zur Pflege ^kommen lassen, doch aber wich Cölestine nicht von der Seite der Kranken. Vergebens bat ihre Mutter, die junge Gräfin möge sich schonen. ab r letztere war nicht zu bewegen die Tante zu verlassen. Cölestine fühlte, wie in nig wohl ihre Gegen wart der Tante tat, und ebenso, daß ihr nun der zweite, höchsr

schmerzliche Abschied für's Leben bevorstehe. Hanne, die sie so sehr geliebt, war gestorben, also wird die Tante jetzt auch sterben, und sie hätte dieselbe drrum a^f keinen Augenblick verlassen mögen. Die Gräfin-Mutter bot ihre Hilfeleistung an, sie wollte im Waldschloß bleiben, aber Cölestine ersuchte beide Eltern wieder nach Hause zu fahren, und allzugern erfüllten diese den Wunsch der Tochter. Die letztere fühlte sich durch die Anwesenheit der Eltern nicht getröstet, sondern eher behindert

, durch eine Tür mit ersterem verbunden. Cölestine sollte sich des Nachts nicht allein füh len. „Damit dir nicht ängstlich zu Mute wird, mein Kind," hatte die Mutter gesagt, indem sie auf die Nachbarschaft der Kammerjungfer hin- wies. „Aengstlich?" hatte Cölestine wiederholt, mit ei em Hellen Lächeln. Es war das erste Mal, daß sich nach dem Tode der Baronin ein Anflug von Lächeln auf dem durchsichtig blassen Antlitz der jungen Gräfin zeigte. „Warum sollte ich ängstlich sein?" „Deine Nerven sind erregt

; nur, damit sie doch etwas von dem wußte, was in der Welt vorging, Whitehrad-Torpedo im klurstoßfohr. Torpedoboote brechen 3*» Angr.ff aus den Gegner durch die Linie der eigenen Panzerschiffe. Adel über alles. Das begriff die Tochter nicht. Bald drang die Kunde nach Schloß Reifenstein, daß die Baronin Harder verschieden sei. Graf und Gräfin eilten ins Waldschloß und fanden ihre Tochter in tiefem Schmerze. In einem Wagen neben dem Vater fuhr Cölestine zum Kirchhof. Die Gräfin-Mutter blieb der Feierlichkeit fern, wie es ja in vielen

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Seite 8 von 16
Datum: 28.09.1907
Umfang: 16
Aus aller Wetl. Enrico ToseNi. <L,rotztzcrzoä Fr edrich — GroßherzogFriedrich I. vonBaden ist schwer erkrankt, und es ist bei dem hohen Alter des Patienten nicht gesagt, datz er die Krankheit überstehen wird. Derselbe ist 81 Jahre alt. f — Wiederverheiratung der Gra in Montignoso. Nun ist es wirklich zur Wahrheit geworden, das von der offiziellen und offiziösen Presse so heftig bekämpfte Gerücht, daß nämlich die Gräfin Montignoso, die frühere Kron prinzessin von Sachsen, die Zivilehe

mit dem Ita liener Enrico Toselli geschloffen hat. Ihr jetziger Erkorener ist der Klaviervirtuose und Komponist, der der Gräfin in der Einsamkeit der Villa am Poggio Imperiale in Florenz täglich Klavierstunden erteilt hat. Er ist ein 24jähriger, mittelgroßer Mann von blasser Gesichtsfarbe und lang herab- wallenden Künstlerlocken, ein Sohn des früheren Bersaglieri-Hauptmanns und jetzigen Sprachlehrers Toselli. Der junge Künstler wird in Paris und London, wo er schon häufig Konzerte gab, seines schönen

musikalischen Talentes wegen sehr geschätzt. Die Gräfin, jetzt Frau Toselli, ist 37 Jahre alt. Die Trauung fand in London statt. Es wird darüber gemeldet: London, 26. September. Die Gräfin Montignoso und der Pianist Toselli sind nunmehr getraut. Das Brautpaar fuhr mit drei Zeugen zum Standesamt. Der Bräutigam erklärte, er sei 24 Jahre alt, Junggeselle, Professor der Musik, wohnhaft im Hotel Norfolk, sein Vater sei Sprachlehrer. Die Braut wurde als Marie Antoinette Louise, Erzherzogin von Oesterreich

, 37 .Jahre alt, geschiedene Gattin von Friedrich August, Kronprinzen von Sachsen, bezeichnet. Ihr Rang wird als Gräfin Montignoso angegeben. Die Trauzeugen waren R. C. Witt, Marie Witt, eine intime Freundin der Braut, und der bekannte Romanschriftsteller William LeQueux, in dessen Villa in Florenz die Gräfin gewohnt hat. Die Braut Unterzeichnete im Heiratsregister mit fester Hand und wandte sich dann lachend an ihre Zeugen, zu denen sie einige scherzhafte Bemerkungen machte. Bei der ganzen Zeremonie

zeigte sich die Gräfin äußerst glücklich. Die „Evening News" erfahren. daß die Gräfin, als sie ihre Villa in Florenz ver lassen hatte, mit der kleinen Prinzessin Pia Monika nach Venedig reifte und dann nach der Schweiz. — Dresden, 26. Sept. Der sächsische Hof be schloß, der nunmehrigen Frau Toselli die kleine Prinzessin Pia Monika unverzüglich wegzunehmen, wenn nötig sogar mit Gewalt. Die bisherige Jahresapanage soll auch künftig ausbezahlt werden. Wegen Uebernahme der Prinzessin Pia Monika

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Seite 16 von 18
Datum: 26.06.1914
Umfang: 18
uird Toch ter von den Offizieren zum Wagen geleitet wurden, fühlte er beim Abschied das Zit tern der Mädchenfinger in seiner Hand so stark, daß plötzlich alles Jubel und Sicges- gefühl in ihm war. „Auf Wiedersehn — darf ich das sagen?" fragte er bittend. Sie nickte rasch. „Und ich bekomme so schrecklich gern Briefe," meinte sie kind lich. Ta wußte er ganz genau, woran er war. Die Gräfin. Skizze von Georg P e r s i ch. (Nachdruck verboten.) Wer von den ständigen Gästen des Hotel; „Bellevue

" in dem vielbesuchten Kurorte T. in diesem Sommer zum erstenmal an der gemeinsamen Mittagstafel erschien, tat nach einem Rundblick über die Anwesenden die er staunte Frage: „Aber wo ist denn die Grä fin?" Ja, die Gräfin fehlte. Man war gewohnt, die alte Dame schon vorzufinden, wenn man zum Kuraufenthalt eintraf. Sie kam seit Jahren immer pünkt lich mit Saisonbeginn und wenn sie nach längerem Bleiben wieder fortreiste, hatten die andern jedesmal das Gefühl, als sei eine empfindliche Lücke entstanden. Immer

hatte die Gräfin den Mittelpunkt dieses Kreises gebildet. Sie hatte das nicht prätendiert, sondern die bevorzugte Stellung war ihr aus freien Stücken zugebilligt wor den, und nicht wegen ihres Titels, sondern weil sie eine Frau von solch prächtigen, gewinnenden Eigenschaften war, so klug und in sich selbst gefestigt und doch so bescheiden und nachsichtsvoll! Und daß sich bei ihr mit echter Würde ein liebenswürdiger Sinn für Geselligkeit einte, der auch dem lang weiligsten Regenwetter Trotz zu bieten

und die gute Laune festzuhalten wußte, das hatte ihr auch viel Zuneigung gewonnen. Nur über eines, was die Gräfin betraf, gingen die Meinungen auseinander: über ihr Alter. Die Damen, die wohl schärfer sahen, schah- ten, daß sie die Sechzig erreicht haben müsse; die Herren hielten sie für zehn Jahre jünger. Aber darin waren beide Teile einig, daß sie noch eine ungewöhnlich schöne Frau sei. t Ihr feines Gesicht konnte noch so jugend lich aussehen, daß mau das graue Haar da rüber vergaß

, und auch ihre Bewegungen hatten noch nichts von der Ungelenkheit des Alters, sondern waren von einer Weichheit und Anmut, um die die Jugend sie hätte beneiden können. „Ich.habe. an sie geschrieben," berichtete der Wirt auf die Erkundigungen der Gäste, „habe angefragt, ob sie denn in diesem Sommer nicht wieder ihr Eckzimmer reserviert haben wolle. Es ist aber keine .Antwort erfolgt." „Sollte die Gräfin krank sein?" „Oder am Emde gar gestorben?" „Es kann ja auch sein, daß mein Brief nicht rn ihre Hände gelangt

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Seite 15 von 16
Datum: 16.07.1904
Umfang: 16
doch sehr langweilig sein." „Aber Kind, Kind hast du denn gar keine Ahnung von der Welt?" Cölestinens Augen wurden feucht. Ihre Ver legenheit wuchs, weil sie ja nicht allein mit der Mutter zusammen war. Ihr Vater war zugegen, eine alte Cousine, eine Stistsdame, Fräulein von Vewern, und Graf Arkoli, der seine zudringlichen Blicke gar nicht von der jungen Gräfin abzuwenden vermochte. „Weißt du denn nicht", sprach nun Fräulein von Bewern, „daß die jungen Damen bei solchen Gelegenheiten sich verloben und dann bal

würde harren müssen, die Kleine zeigte sich sehr spröde. Als er sie zuerst sah, war ihr Antlitz so bleich, etwas verweint, die blauen Augen schauten so schwermütig darein, daß jede zudringliche Annäherung seinerseits der jungen Gräfin wie eine Beleidigung hätte erscheinen müssen. Also er begnügte sich, sie mit seinen grünlichen Augen mitunter so,teil nehmend und ausdrucksvoll wie möglich anzustarren, was seinem dicken * Gesichte sehr jkomisch stand. Selbst Graf Reisenstein, der doch für seinen Vetter

sehr eingenommen war, bemerkte es, und sagte einmal zu seiner Frau: „Wenn der gute Arkoli nur nicht immer solche Kalbs augen machen möchte, sobald er es versucht, Cölestinen einen schmachten den Blick zuzuwerfen. Wäre das Mädel nicht so traurig, so. würde sie über diese Art Augenverdreherei sich lultig machen." Die Gräfin lachte. „Ich wünsche'auch Cölestinchen einen jüngeren Freier." „Wäre mir ebenfalls reckt, Constantia, aber ich verachte den Vetter nicht. Uralter Adel, ein hübsckes Vermögen, dabei

sein feines Benehmen. — denn daß er liebenswürdig im Umgänge ist,? wirstZdu nicht bestreiten, — und im Grunde besitzt er auch ein gutes Herz. Cölestine ist ein so unerfahrenes, und dabei gefühlsüberschwengliches Wesen, daß ihr auch einmal ein rechter Lumv gefallen könnte, irgend ein armer Kerl, der froh ist, daß er das Goldftschchen sich fangen darf." Die Gräfin sah etwas pikiert aus. „Das Kind soll jetzt vor allem feine Jugend genießen lernen, und ich könnte es mir auch nicht denken, daß em so reizendes

Wesen wie Cölestine je einmal nur um des Geldes willen gefreit werden sollte." Der Graf zuckte die Achseln, murmelte etwas Unverständliches und ging aus dem Zimmer, wie er es immer tat, wenn er sich einmal nicht recht im Einklang mit seiner Frau wußte. Feste wurden nun freilich nicht auf Schloß Reisenstein veran staltet, aber doch erschienen oft Kondolenzbesuche, welche mitunter auch zu längerem Verweilen aufgefordert wurden. Die Gräfin imponierte durch ihre reichen, kostbaren Trauergewänder

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Seite 14 von 16
Datum: 27.08.1904
Umfang: 16
Berger, der sich unt r den Hochzeitsg sten be fand, war sofort bei der Ohnmächtigen. Er wollt» die letztere aus den Armen des Gatten nebmen, um sie in ihr kleines Heim zu tragen. Der Graf aber sagte: „Das ist meine Sache." Und wie ein Raubvogel seine Beute erfaßt, um klammerte er die Be wußtlose und trug sie, wie ein lleinee Kind, in ihr Schlafzimmer, gefolgt von der Gräfin-Mutter und Doktor Berger. Graf Arkoli Iete Cölestine auf das Sopha, wurde aber sofort von dem Arzte gedrängt, das Zimmer

zu verlassen. „Wie können Sie es wagen, mir die Tür zu weisen?" „Wünschen Sie. datz die junge Gräfin wieder in eine mehr- wöchentliche Nervenkrankheit verfällt?" g°b Berger zur Antwort. „Die größte Vorsicht ist geboten," fügte er hinzu. „Aber wenn wir diese Vorsicht anwenden, so glaube ich, daß Ihre Frau Gemahlin morgen so wett ist, um mit Jh"en das Schloß verlass n zu können." Schwer atmend stand der Graf da. Doch Gräfin Reifenstein erfaßte keine Hand und sagte: „Veruh'ge dich, Theobald, und gehe hinaus

, die Hauptsache ist jetzt, daß Cölesttne wieder zum Leben erwacht. Wenn sie die Augen aufschlägt und dich sieht, so könnte . . „Sprich'« !nicht zu Ende. Cousine." Ich fühle mich im höchsten Grade verletzt, ich. ^er Gatte dieser Kranken, Aber ich weiche . . doch morgen, ob krank oder gesund — muß sie mir folgen." ^„Du bist schrecklich," entgegnete die Gräfin voll Grauen. Berger fühlte den Puls Cölestinens, «ährend Arkoli sich mit erregten Schritten entfernte. Unterdes hatte sich der Schaar der Lochzeitsgäste

die größte Unbehaglichkeit bemächtigt. „Eine schlimme Vorbedeutung." flüsterte die Gräfin Saalfeld zu Frau v. Rother. „Die kleine Braut scheint geopfert worden au sein," entgegnete die letztere. „Ja," meinte die erstere. „Die beiden passen zu einander wie Wasser und Feuer Dabet der Unterschied der Jahre. Sie ist ja noch ein halbes Kind!" Mehrere der Herrschaften machten Anstalt, noch vor dem Hochzeits diner nach Hause zu fahren. Doch Graf Reifens ein gab das nicht zu. In einer Weile kehrte

die beste Seite abzugewinnen. Er bat die Gräfin Reifen stein sogar um Verzeihung und entschuldigte sein heftiges Benehmen. Er wolle sich bis morgen gedulden und den Genesungsprozeß Cölestinens nicht durch sein, wenn auch sehr derech igtes Er scheinen an ihrem Krankenlager, verzögern Die Gäste nahmen nun das Hochzettsmahl rin. Reifen- stems hatten sich dabet von ihrer glänzendsten Sette gezeigt. Freilich eine wirklich gehobene Stimmung, wie sie der Gedanke an Liebesglück und Liebeslust hervorruft

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Seite 1 von 10
Datum: 29.06.1900
Umfang: 10
von der bevorstehenden Vermählung des Thronfolgers^ Erzherzog Franz Ferdinand mit der Gräfin Sophie Chotek, hat nunmehr seine Be stätigung erhalten. Erzherzog Ferdinand wird heute, am 28. d. M., den feierlichen Eid ablegen, der die Stellung seiner künftigen Gemahlin, die ihm in morganatischer Ehe angetraut werden wird, und der eventuell aus dieser Ehe hervorgehenden Kinder be trifft. Der Inhalt des Eides, dessen Ablegung durch den Erzherzog die obersten Hofchargen, die geheimen Räthe, die österreichischen

und ungarischen Minister beiwohnen, besagt, daß der Erzherzog für seine Ge mahlin und die aus dieser Ehe stammenden Kinder auf die aus seiner Stellung als Mitglied des kaiser lichen Hauses fließenden Rechte feierlich verzichtet; die eigenen Rechte bleiben dem Erzherzog in ihrem vollen Rechte gewahrt. Die Gräfin Chotek erhält durch die Vermählung daher weder die Stellung noch den Titel einer Erzherzogin. Erzherzog Franz Ferdinand Karl Ludwig Josef Maria wurde am 18. Dez. 1863 in Graz als erster Sphn

, welche er gemeinsam mit der ganzen Familie des Erzherzogs Karl Ludwig unternahm. Tie Wiederherstellung der Gesundheit war eine vollständige, und ist nunmehr von der frischen, sympathischen Erscheinung des Erzherzogs seit Jahren jede, auch die leiseste Spur des Leidens gewichen. Die Braut des Erzherzogs, Gräfin Sophie Chotek, wurde am 1. März 1868 zu Stuttgart als Tochter des Grafen Bohuslav Chotek geboren. Ihr Vater war damals Gesandter in Stuttgart; ihre Mutter war Wilhelmine Gräfin Kincky zu Wchinitz und Tettau

. Vor mehren,: Jahren wurde Gräfin Sophie Chotek Hofdame bei der Erzherzogin Jsabella, der Gemahlin Erzherzogs Friedrich, wo Erzherzog Franz Ferdinand sie kennen lernte und eine tiefe Neigung zu ihr hatte. Vor ungefähr einem halben Jahre verließ Gräfin Chotek den Hof staat Erzherzogs Friedrich und hielt sich seither bei Verwandten in Dresden und Groß-Priesen in Böhmen auf. Während dieser Zeit gelang es dem Erzherzog Franz Ferdinand, die Einwilligung des Kaisers zur Heirat ^zu erlangen und die Regelung

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Seite 7 von 16
Datum: 11.06.1914
Umfang: 16
Küstenstädtchen Oneglia spielte sich in den ersten Novembertagen des vergangenen Jahres eine Tragödie ab, die weit über Italien hinaus großes Aufsehen hervorrief. Die Gattin des Bersaglierihauptmannes Oggioni, eine geborene Gräfin Tiepolo aus vornehmen Venezianergeschlecht, erschoß den Burschen ihres Mannes, den jungen Romagnolen Polimanti. Die Tat geschah an einem Vormittag, an dem der Offizier im Dienste und die Gräfin damit beschäftigt war, ihren Koffer zu packen, da sie wegen ihrer leidenden Gesundheit

, ferner der im Laufe der Untersuchung bekannt gewordene Umstand, daß der Bursche sich einige Zeit vor der Katastrophe schon einmal eine Zudringlichkeit erlaubt hatte, worüber sich die Gräfin bei einem älteren Kameraden ihres Mannes beschwerte, der den Sünder ins Gebet nahm, ihn aber im Einverständnis mit der Gräfin auf sein Flehen hin begnadigte; für die Unschuld der Frau endlich spricht ihr guter Ruf als einer treuen Frau und Mutter, der ihr von allen Bekannten in entschiedener Einmütigkeit

ausgestellt wurde; alle, die sie kannten, vom Dienstmädchen bis zum General, konnten an ihr nichts bemängeln als die allzugroße Weichheit ihres Charakters und die übergroße Freundlich- j feit, die sie und ihr Mann im Verkehr mit Un- i tergebenen zeigten. Sofort nach der Tat aber \ bemächtigte sich der Skandal des traurigen Falls; s die Lesart, daß die Gräfin die Geliebte des ' Soldaten gewesen und sich seiner kurz vor der Entlaffung zur Reserve habe entledigen wollen, weil er kompromittierende Beweise

ihrer Gunst in - Händen hatte, verbreitete sich und fand in ge- i wiffen Umständen Anhalt. Unter den Habselig keiten des Polimanti wurden Karten gefunden, die die Gräfin an ihm geschrieben und in denen einige Ausdrücke auffällig sind, wenn sie auch nicht schlüssig intime Beziehungen voraussetzen, besonders da die gravierendste der Karten an die Schwester des Burschen, nicht an ihn selbst gerichtet war; das Konzept eines Briefes, den Polimanti an die Gräfin richtete oder richten wollte, verriet

Bild eines gewaltsamen Erotikers, der die Güte seiner Herrin- mißverstanden hatte oder mißverstehen wollte. Nach wochenlangen Verhandlungen wurde die Gräfin Tiepolo von den Geschworenen einstimmig freigesprochen, da ihr berechtigte Notwehr zuerkannt wurde. — Zwei französische Militärflieger abgestürzt. Wie aus Dijon berichtet wird, sind der Fliegerleutnant Gironne und der ihn begleitende Pionier Freitag vormittags infolge einer Motor- exploston über einem Gehölz bei St. Mariin- du-Mont

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Seite 13 von 16
Datum: 27.08.1904
Umfang: 16
ja nicht an. Freilich, rote Backen hast du ja immer, mehr als Papa." Dieser Vergleich mit ihrem Vater war ihm nicht recht. Ein Mann von siebenunddreißig Jahren — er war nahe an achtunddreißig — konnte ja noch viele Frauen erhalten, junge, hübsche, reiche. Daß der kleine Balg es auch nicht einsah, welch' herrliches Los ihr zufiel! Freilich, so reizend wie Cölestine war nicht leicht eine zu finden, und — was am meisten ins Gewicht fiel — auch nicht so reich. Die Gräfin Müller hatte viel zu tun. denn in kurzer Zeit

sollte eine luxuriöse Ausstattung für Cölestine fix und fertig oaliegen. Dte Mutter war selbst deshalb in Berlin gewesen. Dann kamen noch alle Tage Kisten und Schachteln von dort an, die Bestelltes brachten und mancher zur Auswahl vorlegten. Nanette, die Kammerjungfer, kam aar nicht aus dem Aus- und Einpacken heraus. Und die Gräfin, sonst eine freundliche Herrin, war durch die Hast, mit der altes ge schah, schon ganz nervös geworden, so daß sie alle Augenblicke schalt, nichts konnte ihr recht gemacht werden. Warum

alles von der verrückten Erziehung der Tante," sagte dann seufzend dte Gräfin zu ihrem Manne. Endlich erschien der Abend vor dem Hochzeit» fest. Der soge nannte Polterabend sollte nicht allzu stürmisch verlausen, damit die junge Braut davon nicht zu angegriffen würde. Es w«ren nur einige wenige Einladungen erlassen worden, aber manche der bekannteren Herrschaften halten sich selbst angemeldet, um einen kleinen Polter- abendscherz auszusühren. Fräulein von Burlach erschien auch, — die Ellern derselben hatten abgelehnt

— um der geliebten Freundin ein bescheidenes Geschenk zu überreichen. Ste sollte über Nacht im Schlosse bleiben, um b'i dem Hochzettefest nicht zu fehlen. Als sie in das Wohnzimmer Cölestinens trat, fiel die letztere ihr weimnd um den Hals. Nanette war auch zugegen, sie sollte die Braut für den Pol terabend schmücken helfen. Cölestine faßte sich und trocknete ihre Tränen. Wie ein Opferlamm ließ sie nun alles über sich ergehen. Nanette wollte etwas Erheiternde« sprechen und sagte: „Gräfin be kommen einen schönen

." „Hat er da« ? Ich weiß von nichts. Die Eltern redeten zu, und — da gab ich nach." „Gräfin werden es gewiß nicht bereuen," bemerkte Nanette da- Wischen. „Sie gehen einer stolzen, glänzenden Zukunft entgegen. Manche würde sie darum beneiden." „Stolz — glänzend — ? Ich gebe so wenig darauf!" flüsterte Cölestine halb für sich. Die beiden Freundinnen rillen in den Salon, wo sie schon eine ansehnliche Versammlung vorfanden. „Endlich, endlich,' rief Graf Arkoli aus, der llbhaft seiner Braut entgegen trat und sie sanft

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