666 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1928/12_04_1928/TI_BA_ZE_1928_04_12_1_object_8374769.png
Seite 1 von 20
Datum: 12.04.1928
Umfang: 20
. Es ist etwas Großartiges um das englische Welt reich. Die Angelsachsen können Wahrhaftig stolz sein auf ihre Leistungen. Sie sind heute die tatsächlichen Herren der Welt. Denn die eine Hälfte der Erde ist ihnen un mittelbar unterworfen und die andere Hälfte ist von ihnen in mehr als einer Beziehung abhängig. Es gibt zwei angelsächsische Weltmächte: die Vereinigten Staaten von Nordamerika und England. Diese «zwei Mächte im Bunde repräsentieren eine solche Fülle von Reichtum und Volkskraft

, daß gegen sie jeder Widerstand im Ernstfall aussichtslos wäre. In jüngster Zeit zeigt sich zwischen diesen zwei mächtigen Vettern eine gewisse Eifersucht, welche für die Zukunft noch sehr 'verhängnisvoll werden kann. Denn jeder von Leiden will der Erste fein bei der Verteilung der Reichtümer der Erde, deswegen Wollen beide alle Handelswege auf den Weltmeeren beherrschen und darum wollen beide die stärkste Kriegsflotte haben. Für den Augenblick ist England noch stärker als die Ver- einigten Staaten von Nordamerika

, zwar nicht an Geld- macht und innerer Geschlossenheit, wohl aber an Ausdeh nung und Spannkraft und an Großartigkeit der Ueber- lieferungen. England ist heute noch maßgebend in allen Weltteilen, nicht einmal Amerika ganz ausgenommen. Australien gehört zur Gänze England, in Asien und Afrika gebören die wertvollsten Gebiete den Engländern, während vie übrigen Länder dieser Weltteile mehr oder weniger stark von England abhängig sittd. Zn Amerika besitzt England den ganzen Norden dieses Weltteiles und wertvolle

Gebite auch in Mittel -und Südamerika. Dazu kommt, daß die Inseln der Weltmeere zu einem sehr großen Teile England gehören und darunter namentlich fast alle jene Stützpunkte, die für Handel und Krieg von ausschlaggebender Bedeutung sind. Einen so ungeheuren Besitz hat sich das englische Volk im Laufe der Jahr- hunderte angeeignet, obwohl fein Heimatland nur eine verhältnismäßig kleine Insel ist und die Bewohnerschaft von Großbritannien und Irland der Zahl nach nur un- aefähr derjenigen von Italien

gleichkommt. Das haben Die Engländer geleistet durch ihren Unternehmungsgeist, durch ihren praktischen Ginn und namentlich durch ihre zähe und weitschauende Politik, die allerdings in der Wahl ihrer Mittel alles eher als wählerisch gewesen ist. England steht heute, nachdem der noch vor kurzem so sehr gefürchtete deutsche Nebenbuhler zu Boden geworfen ist, in feiner größten Ausdehnung und scheinbar in seinem höchsten Glanze da. Aber zahlreiche Anzeichen verkünden es, daß der Höhepunkt des englischen

1
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1925/30_01_1925/TI_BA_ZE_1925_01_30_1_object_8371731.png
Seite 1 von 20
Datum: 30.01.1925
Umfang: 20
, 3. Blasius; ?Mtiwoch, 4. Veronika; Donnerstag, S. Agatha, Jngenuin, Albuin; Freitag. 6. Titus, Dorothea. Die engllschs Weltmacht. Die Engländer sino gegenwärtig das mächtigste und einflußreichste Volk der Erde. Ein großer Teil des Erd balles steht unmittelbar unter der Herrschaft der», englischen 5crone, und in den übrigen Ländern ist der Einfluß Englands sehr groß, wenn nicht geradezu maßgebend. England ist auch heute noch die erste Handelsmacht und nach Amerika auch die stärkste Geldmacht

. Die Geschichte Englands ist seit drei Jahrhunderten eilte fast ununter brochene" Reihe ganz außergewöhnlicher Erkolge, wie sie bisher wohl noch kein Volk der Erde aufzuweisen gehabt. So ist es gekommen, daß England auf allen Weltmeeren Herrschend' geworden, und daß bis in die neueste Zeit der Strom des Welthandels hauptsächlich von England ausgegangen und nach dorthin als Goldstrom wi.'der zu- rückgckehrt ist. England besitzt ein ungeheures Weltreich, wie es in solcher Ausdehnung, seit cs eine Geschichte

der Menschen gibt, noch niemals bestanden hak. Vom größten Weltteil Asien besitzt England zwar nicht den größten, wohl aber den wertvollsten Teil und so ziemlich alle beherrschenden Zugänge. Vom zweitgrößten Weltteil Afrika gilt das Nämliche. Die noch zum größten Teil unbehobenen Naturschätze Afrikas scheinen fall ausschließ lich dazu bestimmt zu sein, die Reichtümer Englands zu vermehren. Auch in Amerika hatte England alleinherr schend iverden wollen, und alle Vorkehrungen dazu waren schon getroffen

. Dort aber hatte England in seiner well- umspannenden Politik das seit drei Jahrhunderten eigeut- lich einzige größere Mißgeschick: Die nach Nordamerika ättsgewanderten Engländer rissen sich vom Mutterlands los und behaupteten nach langwierigen und schweren Kämpfen ihre Unabhängigkeit. Seitdem wächst dort für Englands Weltherrschaft der gefährlichste Nebenbuhler heran, der schon heute mit England die Reichtümer des Welthandels teilt und als Kap'talsmacht die Engländer bereits auf die zweite Stelle zurückgeschoben

hat. Der kleinste Weltteil Australien ist mit den benachbarten In seln zur Gänze englischer Besitz. Wo es' in den Weltmeeren einen wichtiaen Flottenstützpunkt gibt, und wo an den. Kontinenten'sich Küsten hindehnen, welche bequme Ein bruchsstellen bieten, ist ganz sicher England schon seit Jahrzehnten der glückliche Besitzer. Mit einem unge heuren Netz hält England die ganze Welt umspannt und zieht die Maschen dieses Netzes noch fortwährend enger. Ein so gewaltiges Reich hat es, seit die Erde steht, noch nie

2
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/02_06_1927/TI_BA_ZE_1927_06_02_1_object_8373961.png
Seite 1 von 16
Datum: 02.06.1927
Umfang: 16
be urteilen, was die Meldung zu bedeuten hat, daß England die diplomatischen Beziehungen zu Rußland abgebrochen und den Vertretern Rußlands die Pässe zugestellt hat. Es ist dies ein Ereignis, das die weitesttragenden Folgen haben kann. England und Rußland sind Weltmächte und die eine davon erklärt der anderen: Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben, ich breche den Verkehr mit dir ab! Ein solcher Zustand ist für den Weltfrieden äußerst ge fährlich und kann sehr leicht zur förmlichen Kriegserklä rung

führen. Für die zwischen den genannten Groß- ftaaten eingetretene Spannung lassen sich mehrere Ur- fachen anführen. Vor allem muß daran erinnert werden, daß England und Rußland zwei alte Gegner sind, eigentlich geborene Ri valen. England ist die größte Seemacht, Rußland hat die Rekruten zur größten Landmacht. Es ist der Walfisch und der Elefant, von deren künftigem Entscheidungs kampf schon so viel geredet und geschrieben worden ist. Die Weltstellung beider Staaten

ist eine solche, daß sie Nebenbuhler zu einander beinahe sein müssen. England beherrscht alle Meere, Rußland aber hat noch immer keinen das ganze Jahr eisfreien Zugang zum Weltmeer. Rußland besitzt das ganze nördliche Drittel Asiens, England aber beherrscht den Süden dieses größten aller Weltteile. Naturgemäß trachten die Russen nach dem reicheren und wärmeren Süden vorzudringen, während England mit aller Eifersucht um die vollste Sicherheit seines herrlichen indischen Kolonialreiches besorgt ist. England ist heute

weltbeherrschend, Rußland aber glaubt aus Grund seiner ungeheuren Volksmassen ein wenig stens ebenso großes Recht auf die Weltherrschaft zu be- sttzen. Diese genannten und zahlreiche andere Gegensätze haben im Laufe des letzten Jahrhunderts zwischen Eng- land und Rußland wiederholt zu so großen Spannungen geführt, daß der Krieg unvermeidlich schien. Aber immer wieder war es gelungen, das drohende Ungewitter abzu wenden. Als England in Deutschland seinen gefährlich sten Nebenbuhler aufsteigen sah, verständigte

es sich mit Rußland. Zuerst half es noch den verbündeten Japanern, ohne selbst förmlich in den Krieg einzutreten, die Russen kriegerisch zu demütigen und aus ihren besten Stellungen in Ostasien hinauszuwerfen. Dann aber zeigte England den durch Krieg und Revolution sehr geschwächten Russen die glänzende Gelegenheit, mehr als das Verlorene rasch und sicher zurückzugewinnen' Man brauchte bloß an der Einkreisung Deutschlands mitzuwirken, und die reichste Erbschaft aus der österreichisch-ungarischen und türkischen

3
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1926/13_05_1926/TI_BA_ZE_1926_05_13_2_object_8372948.png
Seite 2 von 20
Datum: 13.05.1926
Umfang: 20
n a ch m a ch e n!" Dieser kluge Politiker will also zuerst die Auswirkungen sehen, bevor er ein abschließendes Ur teil ausspricht. Gerade in Verfassungsfragen ist große Vorsicht sehr notwendig, falls man nicht, um eine be- stehende Unzufriedenheit zu beheben, eine noch größere schaffen will. erwarteten Ausgang zu nehmen. England wollte dieses Gebiet um jeden Preis erwerben, weil sich dort äußerst ergiebige Petroleumquellen befinden. Das Petroleum gewinnt für die Kriegs- und Verkehrspolitik eine mit jedem Jahre steigende

Bedeutung. Denn die Heizung der Dampfkessel mit Petroleum und der Motorenbetrieb durch Benzin ist im raschen Zunehmen. Die Petroleum- quellen Nordamerikas drohen schon nach verhältnismäßig wenigen Jahren zu versiegen. Die Vereinigten Staaten halten deswegen auf der ganzen Welt Ausschau nach neuen Petroleumfeldern. England wollte bet dieser Jagd nach Petroleum nicht zu spät kommen und legte seine Hand auf das Gebiet von Mofsul. Die Türken aber wollten auf diese Naturschätze nicht verzichten

. Sie waren bei diesem Streit insofern im Vorteil, als sie an Ort und Stelle waren und ihre Hilfsquellen in nächster Nähe hatten. Die Türken wagten es deshalb sogar, einer Welt macht vom Range Englands Trutz zu bieten. England griff, um nicht Waffengewalt anwenden zu müssen, zu seinen alterprobten Methoden. Zuerst besorgte es sich wenigstens den Schein eines Rechtstitels, indem es sich durch den Völkerbund dieses Gebiet zusprechen ließ. Dann begann es, den Türken einen Gegner nach dem anderen an den Hals zu hetzen

. Griechenland und Italien ließen sich zu diesem englischen Geschäft gebrauchen. Sobald die Türken das sich zusammenballende Ungewitter bemerkten, beganen sie auch schon vor den drohenden Gefahren zu erschrecken und mürbe zu werden. Damit hatte England sein Ziel erreicht. Nun gab es an Griechenland und Ita lien den Wink, sie möchten die Ruhe und den Frieden nicht weiter stören! Den Türken gegenüber aber begann England den Entgegenkommenden und Friedfertigen zu spielen, es behielt die ersehnten

Petroleumquellen zwar für sich, bewilligte aber den Türken einen besseren Grenz- zug und versprach ihnen auch einen Anteil an der Aus- beutung der Petroleumfelder. Ueberdies stellte es den Türken eine schöne Anleihe in Aussicht und zeigte sich be reit zu einem Freundschaftsvertrag. Am liebsten hätte es England gesehen, wenn die Türken in den Völkerbund eintreten würden. Auf solche Weise streicht die ebenso rücksichtslose wie kluge Politik Englands zwei und drei Vorteile gleich auf einmal ein. Mofsul

4
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/04_08_1927/TI_BA_ZE_1927_08_04_2_object_8374114.png
Seite 2 von 16
Datum: 04.08.1927
Umfang: 16
derselben ist die Beschränkung der Rüstungen zum See krieg. Kriegsschiffe sind ungeheuer teuer und veralten sehr rasch, so daß schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit das so kostbar gewesene Schiff nur mehr altes Eisen ist und durch teure Neubauten ersetzt werden muß. Im Bau von Kriegsschiffen hatte zwischen den verschiedenen See mächten ein scharfer Wettlauf eingesetzt. Der eine Staat wollte den anderen überflügeln, indem er noch mehr und noch größere Schiffe baute. Darüber ist namentlich England sehr nervös geworden

Kriegsschiffe, welche im Kampfe mit der englischen Kriegsflotte am Skagerak einen Sieg erfochten hatten, mußten beim Zusammenbruch an England ausgeliefert werden. Im Gewaltfrieden von Versailles wurde den Deutschen für die Zukunft verboten, sich eine nennens wert leistungsfähige Kriegsflotte zu bauen. Nachdem die deutsche Seemacht auf diese Weise ausgeschaltet wor den, blieben für England als ernstliche Rivalen zur See nur noch Japan und die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Mit dieisen zwei Seemächten

sucht England seit dem Ausgange des Weltkrieges ein Abkommen zustande zu bringen, das die Ausgaben für die Kriegsflotte auf ein erträgliches Maß herabmindern, gleichzeitig aber doch den Engändern die weitaus größte Flotte sichern soll. Mit dieisen Plänen stößt aber Eng land auf bisher unüberwindliche Schwierigkeiten. Die Engländer hatten vor Jahrhunderten in Nord amerika eine große Kolonie besiedelt, die eine glänzende Entwicklung versprach. Weil aber England wie seine an deren damaligen Kolonien

auch diöse in geschäftlicher Be ziehung sehr bedrückte und ausbeutete, kam es in Nord amerika zum Aufstande gegen -England. Nach langen und äußerst weckselvollen Kämpfen mußte England die Unabhängigkeit dieser Kolnie anerkennen. Daraus sind in einem Zeitraum von 150 Jahren die Vereinigten Staaten emporgewachsen. Diese lind der zweite eng- l i s ch e S t a a t, eine Weltmacht, die auch, wenn sie nur will, England in Schach zu halten vermag. England scheint sich nicht recht klar

zu sein, wie es sich zu den Vereinigten Staaten stellen soll. Es hat zu denselben, weil sie aus dem Gebiete des Handels und der Seegeltung seine Nebenbuhler sind, naturgemäß keine besondere Liebe, sondern es würde feinen nordamerikanischen Vetter recht gerne mit der gleichen Gründlichkeit niederwerfen, wie es seinen deutschen Vetter bereits nieder geworfen hat. Aber dazu hat bisher die Macht und die gute Ge legenheit gefehlt. In einem ähnlichen Verhältnis steht England auch zur japanischen Seemacht. England weiß, daß Japan

5
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/15_12_1927/TI_BA_ZE_1927_12_15_2_object_8374450.png
Seite 2 von 20
Datum: 15.12.1927
Umfang: 20
Selbstsucht be- trieben, die aber stets durch außerordentlich schöne Sprüche von Freiheit, Recht und Friedensliebe in ge- schickter Weise verdeckt worden ist. Das Hauptbefterben Englands war von jeher darauf gerichtet, die stärkste Kriegsflotte zu 'besitzen, durch dieselbe alle Meere zu be- herrschen, dadurch die Verbindung mit seinen zahlreichen Kolonien zu 'sichern und vor allem den Großteil des Welthandels an sich zu reißen. In konsequenter Verfol gung dieser Ziele hat England im Laufe von Iahrhun

- derten nacheinander die Kriegsflotten Spaniens, Hol- lands, Frankreichs und in jüngster Zeit auch Deutsch lands bis zur Bedeutungslosigkeit herabgedrückt. Die stets großzügige und weitschauende Außenpolitik Eng lands war von einem fabelhaften Glück und von gewal- tigen Erfolgen begleitet. England 'besitzt heute das größte Weltreich, das jemals von der Sonne beschienen worden ist. Sein letzter großer Erfolg war der Sieg im Weltkriege. Seitdem scheint es mit dem sprichwört- lich gewordenen Glück

Englands bergab zu gehen. Seine Kolonien, von England Dominien geheißen, haben sich soweit selbständig gemacht, daß 'sie staatsrechtlich nur mehr durch die Person des gemeinsamen Königs unter- einander und mit dem Mutterlande verbunden sind. Da neben wirkt zusammenhaltend als stärkste Klammer die Einsicht der meisten Kolonien, daß deren Interessen im Zusammenstehen mit England noch immer am besten ge wahrt sind. Mehr noch wie dieser 'beginnende Zerfall ihres Weltreiches scheint den Engländern

Kopfzerbrechen zu machen die sich ihnen mehr und mehr aufdrängende Erkenntnis, 'daß die Beherrschung aller Weltmeere durch ihre Kriegsflotte allgemach zu Ende geht. Der früher so sehr gefürchtete deutsche Konkurrent um die See geltung ist zwar durch die Mithilfe der ganzen Welt niedergeschlagen worden. Dafür aber hat 'sich ein anderer Nebenbuhler eingestellt und den Wettlauf im Seerüften mit England ausgenommen, die Vereinigten Staaten von Nordamerika. England muß sich zur Einsicht be quemen

, daß es nicht imstande ist, mit Amerika bezüglich der Kriegsflotte gleichen Schritt zu halten. Denn Ame rika ist heute unvergleichlich reicher als das durch den Krieg geschwächte England. Ueberdies haben die Ver einigten Staaten noch eine ganze Fülle von Entwick lungsmöglichkeiten, während England seinen Höhepunkt schon längst erreicht, wenn nicht gar überschritten hat. Das «Emporkommen Amerikas und die Ueberflügelung Englands durch die Vereinigten Staaten ist ein Erfolg des nicht zuletzt durch die Winkelzüge

6
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/17_03_1927/TI_BA_ZE_1927_03_17_2_object_8373740.png
Seite 2 von 16
Datum: 17.03.1927
Umfang: 16
zu tun hat, wird sich Jugoslawien zuliebe kaum in einen Kampf auf Leben und Tod mit Italien einlassen. In der vergangenen Woche tagte wieder der Völkerbundrat. Bei den Verhandlungen führte diesmal der deutsche Außenminister Dr. Stresemann den Vorsitz. Auch die Außenminister von England, Frankreich und Polen waren nach Genf gekommen. Bei solchen Zu- sammenkünften der leitenden Staatsmänner werden selbstverständlich die schwebenden außenpolitischen Fragen eingehend besprochen. Die in Genf gepflogenen

und es mehren sich die Anzeichen, daß dieses Land, einstens eine Welt macht, einer , Verjüngung entgegengeht und zu n uer Machtentfaltung emporsteigt. Auch Alfons XIII. hat im General Primo di Rivera seinen Diktator. Er hat sich aber von diesem niemals so beherrschen und in den odjattm stellen lassen, wie Viktor Emanuel III. von Mussolini. Was gibt es Neues in der Welt? Man redet wieder von allerlei politischen Spannun gen und Kriegsgefahren. Am gefährlichsten scheinen sich die Beziehungen zwischen England

und Rußland zuzuspitzen. Diese beiden gewaltigen Staaten, welche zu den Weltmächten zählen, sind alte Gegner, ja man kann sagen, es sind geborene Feinde. Schon seit länger als einem Jahrhundert prophezeit man einen furchtbaren Kampf zwischen dem russischen Elefanten und dem eng lischen Walfisch, mit welchen Bildern man sagen will, daß Rußland als Landmacht und England als Seemacht ihresgleichen kaum haben. Schon in den Zeiten, wo in Rußland noch die Kaiser herrschten, bestand dieser Gegen satz

, der sich von Zeit zu Zeit bis zu ernstlichen Kriegs gefahren verschärfte. Seit in Rußland die Bolschewiken regieren, hat sich dieser Gegensatz noch um vieles ver schärft. Die Bolschewiken Haben kaum einen der für die abendländische Kultur so gefährlichen altrussischen Pläne aufgegeben, sondern sie haben in der russischen Politik bloß die Form, nicht aber den Inhalt geändert. Und so haben sie auch den alten Gegensatz zu England beibe halten und sie führen den Kampf gegen diese weltbeherr schende Seemacht

, sondern durch plan mäßige Unterwühlung der Grundlagen des englischen Weltreiches. Als im vergangenen Jahr in England der Riesenstreik der Kohlenbergarbeiter einsetzte und zum größten Schaden des englischen Reichtums durch viele Monate andauerte, waren es die russischen Bolschewiken, welche den streikenden englischen Arbeitern die größten Geldmittel zur Verfügung stellten und dadurch die uner hört lange Dauer dieses Streikes ermöglichten. Seitdem besteht zwischen der englischen Arbeiterschaft und den Bolschewiken

7
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/07_07_1927/TI_BA_ZE_1927_07_07_2_object_8374046.png
Seite 2 von 16
Datum: 07.07.1927
Umfang: 16
wird. Die Genfer Konferenz -der großen Seemächte, betreffend Beschränkung der Kriegs- flotten, hat mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Für England ist es eine harte Notwendigkeit, das Zugeständ- nis machen zu müssen, daß wenigstens ein Staat auf Erden eine ebenso starke Kriegsflotte haben darf wie England. Bisher war auch schon der bloße Verdacht einer solchen Absicht in den Augen der Engländer ein Verbrechen gewesen, das mit dem Entschlüsse zum Der- nichtungskriege beantwortet wurde

. So ist es den Deutschen ergangen, nachdem der damals jugendliche Kaiser Wilhelm II. erklärt hatte: Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser! Deutschland baute sich eine Kriegsflotte und lehnte die wiederholt gestellten Forderungen Eng- lands, feine Kriegsflotte in bescheibenen Grenzen zu halten, höflich, aber entschieden ab. Das genügte, um ganz England auf den Verdacht zu bringen, Deutschland wolle zur See ebenso stark oder noch stärker werden wie England. Aus diesem Verdacht und aus der Handels eifersucht kam Englands

Entschluß, Deutschland einzu- kreisen und mit Krieg zu überziehen. Es war bisher noch stets Englands Brauch gewesen, jede mit ihm rivalisie- rende Seemacht zu vernichten. So war es nacheinander den Spaniern, Franzosen, Holländern und zuletzt den Deutschen ergangen. Die Nebenbuhler Englands, die jetzt an die Reihe zu kommen hätten, sind Japan und die Vereinigten Staaten. England kann sich aber nach den Erfahrungen des Weltkrieges und nach dessen mit jedem Jahre fühlbarer werdenden Folgeerscheinungen

der Ein- sicht kaum mehr verschließen, daß die Zeiten seiner Allein- Herrschaft zur See endgültig vorbei sind. Japan oder gar die Vereinigten Staaten niederzuringen und um ihre Seegeltung zu bringen, wäre ein Unternehmen, wozu auch bie Kräfte des englischen Weltreiches kaum aus reichen. Namentlich die Vereinigten Staaten von Nord- amerika sind schon heute ein Gegner, dem England bloß mehr bis an die Schultern reicht. Die Vorherrschaft in allen Geldangelegenheiten hat England bereits an Ame rika verloren

übertrifft. England machte nun auf der Konferenz zu Genf etliche Versuche, es den Amerikanern zu verwehren, eine gleich große Flotte wie England zu haben. Man sprach sogar von einer Erneuerung des Bündnisses zwischen England und Japan. Sollte sich letztere Meldung be- stätigen, so wäre dies ein Anzeichen, daß England ben Gedanken erwägt, mit Japan im Bunde die Vereinigten Staaten ähnlich zu demütigen, wie im Weltkriege Deutschland godemütigt worden ist. Nach Amerika könnte dann Japan selber an die Reihe

8
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/02_06_1927/TI_BA_ZE_1927_06_02_2_object_8373962.png
Seite 2 von 16
Datum: 02.06.1927
Umfang: 16
deutschfreundlich erscheint, wäh- rend die Deutschen in Masaryk unter allen gegebenen Möglichkeiten das kleinste Uebel etblicken. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen England und Rußland, worüber unser Leitartikel handelt, hat in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen gemacht. Man sieht darin das seit Jahren wichtigste und folgen schwerste Ereignis. Man stellt sich die Frage: Was will eigentlichEngland mit demAbbruch der diplomatischen Beziehungen b e- zwecken? Wird es bald zum Kriege kommen

? W e l ch e La g e i st f ü r die anderen Staaten durch diesen Schritt Englands geschaffen? Für den Augenblick will England wohl nur die amtlich anerkannten und bevorzugten bolschewi stischen Hetzer aus feinen Gebieten vertreiben. Aber die englische Außenpolitik pflegt nicht auf bloße Augenblicks erfolge eingestellt zu sein, sondern verfolgt meistens groß zügige und weitschauende Pläne. Dies dürfte ganz be sonders in diesem Falle zutreffen. Nachdem England seinen deutschen Nebenbuhler in so gründlicher Weise be seitigt hat, scheint

gegen die Bolschewiken und im Innern Rußlands gibt es zahlreiche Unzufriedene. Die Lage Rußlands und seiner bolschewistischen Regierung ist genau so, wie sie England bei großen Unternehmungen vorzubereiten pflegt. England will seinen gefährlichen und mächtigen russischen Gegner auf lange Zeit hinaus unschädlich machen. Die englischen Pläne sind also gar sehr gegen den russischen Staat und gegen die Zukunft des russischen Volkes gerichtet. Wenn aber England gegen Rußland kriegerisch vorgehen und dabei Erfolge

erzielen sollte, kann es däbei als Wächter der Kultur, als Be- fchützer der Ordnung und Befreier von Unterdrückten auf- treten und sich sowohl vom Ausland als auch von den rus sischen Emigranten und Unzufriedenen umjubeln lassen. In solcher Weife hat England seinerzeit den Kampf gegen Napoleon I. geführt und dabei sehr gute Geschäfte ge macht. England gewann ungeheuren Zuwachs an Macht und Reichtum und wurde gleichzeitig von aller Welt als Wohltäter der Menschheit gepriesen. Besonders naheliegend

ist die Frage, in welcher W e ife England den Rusfen im Ernstfall e beikommen kann und will. England liebt es nicht, für Kriege viel Geld und Blut zu opfern. Sein Bestreben war stets darauf gerichtet, die Kriegslasten mög- lichst anderen zuzuschieben und bloß die Vorteile für sich einzuheimsen. England dürfte den Russen vor allem da durch zu schaden suchen, daß es die russischen Auswanderer ermutigt und im Innern Rußlands zahlreiche Revolu- tionen anzettelt. Damit würde es zwar selber gerade das jenige

9
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/09_06_1927/TI_BA_ZE_1927_06_09_2_object_8373978.png
Seite 2 von 20
Datum: 09.06.1927
Umfang: 20
, der ki n d l i ch e n Li e b e und ka tholischer Treue zu Füßen. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen E n g l a n d u n d R u ß l a n d wird in der ganzen Welt als ein Ereignis von unabsehbarer Tragweite gewürdigt. Man sagt, damit sei bereits der nächste große Krieg an- gesagt. Auch die russischen Bolschewiken sind der Ansicht, daß der von England unternommene Schritt eine Kampf- ansage ist und sie treffen danach ihre Vorkehrungen. Es hat den Anschein, als ob es die Bolschewiken nicht für möglich gehalten hätten, daß England

so weit geht, und als ob sie, nachdem nun die Tatsache vorliegt, doch einiger maßen für die Zukunft besorgt wären. Es verlautet, daß sie ihren Vertretern im Auslande die Weisung gegeben haben, in Zukunft nicht mehr derartige Agitationen zu betreiben, die in England zu solchen Weiterungen geführt haben. Die Bolschewiken haben sich bisher als eine Partei erwiesen, die nicht ernstlich verhandlungs- und vertrags fähig genannt werden kann. Denn noch niemals haben sie das, wäs sie versprochen und wozu

sie sich vertragsmäßig verpflichtet hatten, auch gehalten. Es ist deshalb auch deren Reue und Vorsatz anläßlich der Vorkommnisse in England auf keine Weise ernst zu nehmen. Eine unmittelbare Kriegsgefahr besteht augenblicklich wohl nicht. England dürfte vielmehr seinen Gegner vorläufig bloß mit un- Wasserdichte Men und Pierdedecken Step, decken S 13 — und 15' und höher Straipazdecken S 7 80 Bettgarnituren T? Bett- und 1 Tischdecke) S 33 40 W oll-Flanelldecken Spitzenvorhänge per Meter von S — 96, 1'—, 1*20 und höher

. Fußabstreifer S 110 Wachstuch, Linoleum, Möbelstoffe, Matratzengradl 5957 Teppichhaus Fohringer Telephon Nr. 1445 Innsbruck Meraner-Straße 5 blutigen Mitteln zu zermürben trachten. Eine erste Folge des Zerwürfnisses mit England ist das Schwinden des russischen Kr e d i t e s. Recht viel Kredit haben die Bolschewiken ja bisher auch nicht genossen. Aber in den letzten Jahren hatten sich beim ausländischen Kapital doch zunehmende Neigungen gezeigt, mit Ruß land wieder in Geschäftsverbindung zu treten

und diese Mithilfe ist durch das Auftreten Englands stark in Frage gestellt worden. Das Großkapital ist äußerst vor sichtig und wird deswegen in Rußland solange keine grö ßeren Anlagen machen, als diesem Staate ein Krieg mit England bevorzustehen scheint. Eine für die Bolschewiken bedenkliche Erscheinung ist es, daß sie in ihren eigenen Reihen die volle Einigkeit nicht mehr h e r z u st e l l e n vermögen und dies zu einer Zeit, wo ihrer Herr- schaft von Seite Englands j so große Gefahren drohen

10
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1928/15_03_1928/TI_BA_ZE_1928_03_15_2_object_8374690.png
Seite 2 von 20
Datum: 15.03.1928
Umfang: 20
, im Zweifelhaften Freiheit und über- l all ohne Gehässigkeit. sprachen wirb. In Arabien ist die mohammedanische Reli- on entstanden, Mohammed war ein Araber, und in rabien sind die heiligen Städte des Islams Medina und Mekka. Aus Arabien hat seinerzeit das mohammedanische Weltreich seinen Ausgang genommen. England hätte Ara bien, das auf seinem Verbindungswege nach Indien liegt, sehr gerne seiner Oberherrschaft unterworfen, aber es konnte seinen Wunsch bisher noch niemals zur Tat werden lassen. Dafür

hat England durch sein Geld und durch allerlei Intrigen dafür gesorgt, daß die arabischen Stämme fortgesetzt untereinander in Streit blieben und nicht durch ihr Zusammenhalten gefährlich wurden. Im Norden Arabiens aber hat England aus der türkischen Verlassen schüft kleine Schutzstaaten geschaffen, Palästina, Transjordanien und den Irak. Diese Kleinstaaten stehen ganz unter Englands Oberherrlichkeit. Nun ist in Ara- bien für England ein gefährlicher Gegner erstanden. Es ist I b n S a u 'd, der eine große

Zahl arabischer Stämme seiner Herrschaft unterworfen, der über die heiligen Städte Medina und MEa gebietet und der seine Kriegs- scharen mit modernen Waffen ausgestattet hat. Dieser Gegner macht nun Mene, gegen die englischen Schutz staaten im Norden Arabiens kriegerisch vorgehen zu wollen. Es ist kein Zweifel, daß England im Fall eines ernstlichen Kampfes Sieger bleiben wird, sowohl in Indien und Aegypten als auch gegen Ibn Saud. Aber diese fortwährenden Aufftandsversuche geben bezüglich

der Fortdauer der englischen Oberherrlichkeit in diesen Gebieten und bezüglich der Fortdauer des englischen Weltreiches doch ernstlich zu «denken. Es könnte leicht ein mal der Tag kommen, wo der Aufruhr in den englischen Kolonien und Schutzgebieten so allgemein und heftig wird, daß sich England nicht mehr zu erwehren vermag. Nach menschlicher Voraussicht muß dieser Tag einmäl kommen. Denn die unterjochten Völker fordern schon heute ihre Freiheit und Unabhängigkeit zurück und es ist nur eine Frage der Zeit

abgeschnitten. Man merkte es, daß Italien und wegen Italien auch England auf Seite Ungarns stehen. Uebrigens hat der Völkerbund in beiden Streitfällen keine endgültige Entscheidung ge troffen. Das wird schon nachgerade zur Gewohnheit des Völkerbundes, an ihn gebrachte Streitfälle nicht zu ent scheiden, sondern die Entscheidung immer wieder hinaus- zuschieben, falls er es nicht überhauvt ablehnt, eine Ent scheidung zu treffen. So würde es der Völkerbund aller Voraussicht nach auch mit der Südtiroler Frage

11
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/22_12_1927/TI_BA_ZE_1927_12_22_2_object_8374470.png
Seite 2 von 20
Datum: 22.12.1927
Umfang: 20
ist des wegen auf mehr oder minder begründete Vermutungen angewiesen. Es wird erzählt, daß der eigentliche Urheber des plötzlichen und darum so auffälligen Fußfalles Mus- solinis vor Frankreich England gewesen sei. Wie Eng- land die Verständigung Frankreichs mit Deutschland in die Wege geleitet Hat und damit der eigentliche Urheber der Locarno-Verträge geworden ist, ebenso habe England den Anstoß zur Verständigung Italiens mit Frankreich gegeben. Man braucht dabei nicht zu meinen, daß dem britischen

Weltreich an einer wirklichen Befriedung Europas aufrichtiger Ernst ist. Englands Absicht geht vielmehr wie vor' Jahrhunderten so auch heute dahin, in Europa stets so viele Spannungen bestehen zu lassen oder, weno sie nicht bestehen, 'künstlich hervorzurufen, daß ein Zusammenwirken aller maßgebenden Staaten des europäischen Festlandes gegen die Anmaßungen des eng- lischen Inselvolkes ausgeschlossen ist. In Betätigung die ser uralten Einstellung hat beispielsweise England die Locarno-Verträge

durch sein Eingreifen wohl geschaffen, aber nach deren Abschluß kaum mehr einen Finger ge- rührt, um die dadurch begonnene Politik sinngemäß wei- tevzuentwickeln. Zwischen Deutschland und Frankreich soll keine unmittelbare Kriegsgefahr bestehen, aber gar zu weit soll die Verständigung zwischen diesen zwei Staa ten nicht gedeihen. Das ist der Standpunkt Englands. Und die gleiche Politik befolgt England bezüglich des Ver hältnisses zwischen Frankreich und Italien: Unmittelbare Kriegsgefahren sollen ausgeschaltet

werden und un übri gen wird schon dafür gesorgt werden, daß die neue Freundschaft nicht allzu fest und vertraut wird. England hat gegenwärtig andere und größere Sor gen, die weit über das europäische Gesichtsfeld hinaus reichen. Das Flottenwettrüsten mit Amerika und die Spannung mit Rußland sind augenblicklich Englands G rößte Sorgen und darum kann es europäische Verwick- ungen, die zum Kriege führen und eine Parteinahme Englands fordern könnten, nicht gut brauchen. Run war aber das Verhältnis Italiens

-zu Frankreich 'feit einiger Zeit ein so gespanntes, daß daraus ernste Kriegsgefahren entstehen konnten, ja bei längerer Fortdauer solcher Spannungen entstehen mußten. England ist seit dem Weltkriege der Gönner Italiens. Es hat diesem Lande manchen Dienst erwiesen, über noch größere Dienste von demselben sich erweisen lassen. Es sei nur erinnert an die Lösung der Mossulfrage zugunst«n Englands. Da- mals mußte die junge Türkei nachgeben, 'weil Italien im Dienste Englands mit einem kriegerischen Einfall

12
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1929/15_08_1929/TI_BA_ZE_1929_08_15_1_object_8376043.png
Seite 1 von 20
Datum: 15.08.1929
Umfang: 20
da, der Amerikaner befand sich in nächster Nähe irgend wo in England, wo er gerade den Baumwollstreik studierte. Welch ein Zufall! Am Montag, 5. August, traten die Vertreter der Mächte im Haag zusammen. Am nächsten Tag war eine geheime Sitzung, wo der englische Vertreter Schatzkanzler Snowden einen sachlich und in der Form recht hef tigen Vcnsloß gegen den Verreilung^olan der deutschen Kriegstribute, wie er im Poung-Worfchlag zusammen gefaßt ist, unternahm. Er sagte, England sei benachtei ligt, Frankreich

für eine ge rechte Verteilung gesorgt werden. Im übrigen wäre es ein Irrtum, zu glauben, daß stch England etwa auf die Seite Deutschlands stellte; vielmehr ließ Snowden er kennen, daß Deutschland noch mehr zahlen könnte als die Sachverständigen berechnet hatten. lieber die Erklärungen des Engländers verfiel zu nächst die französische Presse in einen Anfall von Toll wut. In allen Zeitungsstimmen wurde vor allem die An- ßcht vertreten, Frankreich müsse fest bleiben und auf die Annahme des unveränderten Poung

, habe die deutsche Regierung den Poung-Plan angenommen Was die Sicherheitsfrage betrifft, so wiederholte Stresemann, daß Deutschland ab gerüstet habe und niemand an eine Vergeltung denke. Briand antwortete, er zweifelte nicht an dem guten Willen der gegenwärtig in Deutschland regierenden Männer, doch gäbe es keine Bürgschaft, daß diese Männer noch lange am Ruder bleiben. Aus diesem Grunde könne das Rheinland nur nach und nach geräumt werden. Stresemann fand in England einige Stütze. Das Rheinland, sagte Lloyd

George, müsse geräumt werden, spätestens bis Neujahr. Nötigenfalls räume England allein. Auf Opfer bei der Verteilung der Reparationen allerdings könne England sich nicht einlassen. Bei der Aussprache im Finanzausschuß im Haag legten alle Tributgläubiger ihre „schweren Opfer" dar, die sie zu tragen hätten. Der Gegensatz England-Frank reich kam in einem Zusammenstoß zwischen dem franzö- sischen Finanzminister Cheron und dem englischen Schatz- minister Snowden neuerlich zum Ausdruck

. Das war nun vorläufig der Höhepunkt. Der Franzose Eheron er klärte, daß England seine Schulden durch die Zahlungen seiner anderen Schuldner äbstatten könne. England werde doch wegen etlicher Millionen Reichsmark die Kon ferenz nicht in die Luft sprengen. Der Young-Plan decke sich mit den Abmachungen Frankreichs mit den früheren englischen Ministern Balfour und Churchill. Der eng lische Schatzkanzler nannte den Hinweis auf die früheren englischen Minister toll und lächerlich. Man könne doch diese Debatte nicht ewig

13
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1925/09_01_1925/TI_BA_ZE_1925_01_09_2_object_8371672.png
Seite 2 von 20
Datum: 09.01.1925
Umfang: 20
und der ser bischen Regierung ein geheimes Abkommen besteht zur Teilung Albaniens. Darnach sollen die Küftenftädte un ter italienischen, die Gebiete im Innern des Landes aber unter serbischen Einfluß' kommen. Das italienische Volk zeigt aber wenig Verständnis für eine solche Tei lung, und die Mussolini feindlichen Blätter benützen diese Gelegenheit, um auch die auswärtige Politik des Diktators als verfehlt und unfähig hinzustellen. England sucht seine alte Freundschaft mit Frank reich neu aufznfrischen

. Die Kosten davon müssen die Deutschen bezahlen, welche wieder von allen Seiten schroffer behandelt werden. England treibt Weltpalitik und dabei kann es augenblicklich die Freundschaft und Hilfe Frankreichs schiver entbehren. Das ungeheure Welt reich, das die Engländer geschaffen, läßt sich mit jedem Jahre schwerer Zusammenhalten, und auch der über ragende Einfluß, den England in allen Weltteilen er rungen hat, läßt sich schwer behaupten. Um alle Ge fahren noch rechtzeitig zu barmen, hat England

die Einkreisung Deutschlands und den Weltkrieg angezettelt. Obwohl der große Krieg restlos gewonnen worden und die Besiegten aus Gnade und Ungnade ausgeliefert sind, vermag England seiner Erfolge nicht froh zu werden. Denn keine der großen Fragen, derentwegen Englano in den Krieg gezogen, ist in Wirklichkeit gelöst, sondern die meisten dieser Fragen haben sich im Gegenteil sett dem. Kriege ganz erheblich verschärft. Deutschlands See geltung nnd Deutschlands Welthandel find zwar ver nichtet, aber dafür steigen

die Kriegsflotten Amerikas und Japans um so gewaltiger empor, und das wirt schaftliche Zentrum der Welt hat sich von England nach Amerika verschoben. Kaiser Wilhelm H., der sich als Beschützer der unterdrückten mohammedanischen Völker benommen, ist zwar nicht mehr au der Regierung, da für aber hat infolge des Krieges die Furcht der über seeischen Völker vor der Macht Europas ganz gewaltig abgenommen, nnd deren Freiheitsdrang ist im raschen Zunchmen begriffen. Es kann nicht allzu lange dauern, bis England

sich in ernste Kämpfe um die Fortdauer seiner Weltgeltung verwickelt sehen wird. In der ver gangenen Woche ist aus Ostasien die Meldung eilige- troffen, daß Verhandlungen für den Llbschluß eines Bünd nisses zwischen Rußland, China und Japan im Gange sind. Der Zweck dieses Bündnisses wäre die Ausschaltung fremden Einflusses in Oftasien. Gleichzeitig wird ge meldet, daß der Ministerpräsident Japans in einer An sprache an ausländische Pressevertreter drohende Töne gegen England und Amerika angeschlagen

14
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1924/05_12_1924/TI_BA_ZE_1924_12_05_1_object_8371575.png
Seite 1 von 20
Datum: 05.12.1924
Umfang: 20
Abscheu darüber aus-- zusprechen. So ist es gekommen, daß unter den da maligen Beileidskundgebrmgen solche von S Lte der russi schen und der serbischen Regierung durchaus nicht fehl- Len. Bei diesen Kundgebungen lag die widerlichste Heu chelei klar zutage, und eine Täuschung mar ausgeschlossen. Weniger klar war es beim Beileid, das von Seite des italienischen Bundesgeimssen, forme von Frankreich und England ausgesprochen wurde, und zwar vielfach in geradezu herzlichen uno überschwänglichen Worten

von Verschwörern tödlich verwundet worden. Eng-, Land steht Ln Aegypten einer nationalen Bewegung ge genüber, welche mit der großscrbischen Bewegung irr Bosnien im Jahre 1914 eine große Ähnlichkeit Hai Der Unterschied ist nur der, daß Oesterreich mit Recht in Bosnien stand, während England Aegypten mit Un recht erworben hat, daß also der Widerstand de? bos nischen Serben ungerechtfertigt war, hingegen der Wider stand der Aegypter vollauf berechtigt ist. Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß in Bosnien

der Thron folger, Ln Aegypten aber ein Genera! ermordet worden ist. England hat es sehr übet genommen, daß Oesterreich im Jahre 1914 gegen Serbien scharf vorgegangen rft° Wer für sich selber ninmrt England Ln einem ungleich Leichteren Falle Rechte in Anspruch, die den von Oester reich im Jahre 1914 Ln Anspruch genommenen min destens gleichkommen. England hat sofort an die ägyp tische Regierung ein Ultimatum gerichtet, das mit 24 Stunden befristet mx. Wie viele Vorwürfe hat man gerade in England

gegen Oesterreich erhoben, daß es 1914 sein Ultimatum an Serbien mit 48 Stunden viel zu kurz befristet und dadurch am Ausbruche des Wclt- krieges sich schuldig gemacht habe. Und England stlber stellte in einem viel weniger schweren Fälle eine Frist von bloß 24 Stunden. Oesterreich traf 1914 ke inerlei An- staLLen, den Besitz oder bic Unabhängigkeit Serbiens anzurasten, sondern stellte erst '4 Wochen nach dem Morde seine schriftlichen Forderungen. England aber ist schon wenige Tage nach dem Attentate

gegen Aegypten mit Gewaltmaßnahmen vorgegangen, die ebenso ungerecht wie entwürdigend sind. Man hat 1914 Oesterreich dm Vorwurf gemacht, daß es, einen europäischen Kongreß, aus welchem die südslawische und serbische Frage wäre beraten worden, abgelehnt habe, und doch hätte dadurch der große Krieg können vermieden werden. Aegypten hat Ln seiner Not die Hilfe und Vermittlung des Völkcrburrdes angeruftn, also jmer Stelle, welche von fast allen Staaten mH baruntm auch von England zur Beilegung solcher Kon flikte

15
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/28_04_1927/TI_BA_ZE_1927_04_28_2_object_8373866.png
Seite 2 von 24
Datum: 28.04.1927
Umfang: 24
nicht den Rücken für alle Fälle gesichert hat. England leitete deswegen an Mussolini seinen „guten Rat", er möge be- züglich des Vertrages von Tirana, in welchem Albanien zur italienischen Kolonie gemacht worden, mit Jugosla wien in Unterhandlungen eintreten. Diesen Rat Eng lands hat Mussolini mit der schroffen Erklärung zurück gewiesen, daß der Vertrag von Tirana Jugoslawien nichts angehe und daß er deswegen diesbezügliche Ver handlungen ablehnen müsse. Diese Ablehnung scheint nun eine Neuorientierung

der englischen Politik Italien gegenüber zur Folge zu haben. Man ließ Mussolini wissen, daß fe'in starrer Standpunkt eine Gefährdung des Friedens bedeutet. Aus dieser Erklärung kann sich der Diktator den Schluß ableiten, daß er bei seinem Streite mit Jugoslawien auf irgend eine Unterstützung durch England nicht mehr rechnen darf. England ist aber noch Wasserdichte Flachen und Pferdedecken Steppdecken S 13*— und 15 — und höher Strapazdecken S 7 80 Bettgarnituren (2 Bett- und 1 Tischdecke) S 33 40 Woll

, daß sie überall, wo sie für ihr Land etwas gewinnen wollen, auf den Widerstand Frankreichs stoßen. Und das geschehe von Seite des nämlichen Frank reich, das eigentlich Savoyen und Nizza und Korsika und Tunis und manches andere an Italien herauszugeben hätte. Bisher sind England und Frankreich in der Kolo nialpolitik Gegenspiele: gewesen, und England hat des wegen mit Italien zusammengespielt. Nun soll sich dies ändern. England hat in seinen Kolonien und auswär tigen Interessengebieten so viele Verlegenheiten

, daß es die Mthilfe Frankreichs nicht entbehren kann. Und so wird Mussolini von ihm links liegen gelassen und dafür sollen aus Frankreich der Präsident, der Premierminister und der Außenminister gleich auf einmal nach London kommen, um dort einen neuen englisch-französischen Freundschaftsvertrag in der feierlichsten Weife zu unter zeichnen. Das bedeutet für Mussolini einen argen Miß- erfolg seiner allzu kühnen Politik. Er wird nun durch einige Zeit mehr als bisher Ruhe geben müssen. England gibt den Italienern

zu verstehen, daß es deren Mthilfe nur bei verhältnismäßig kleineren Angelegenheiten brauchen kann, daß aber bei Weltfragen die Mthilfe Frankreichs unvergleichlich wertvoller ist. Das ist ohne Zweifel eine starke Pille für den Stolz Mussolinis und seiner Faschisten. Die Tatsache, daß England gegenwärtig vollauf mit den großen Fragen der Weltpolitik beschäftigt ist, be kommt auch Deutschland sehr stark zu fühlen. Bis- her hatte England seinen überragenden Einfluß seit Ende des Krieges in dem Sinne

16
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/19_05_1927/TI_BA_ZE_1927_05_19_2_object_8373926.png
Seite 2 von 16
Datum: 19.05.1927
Umfang: 16
es Neues in der Welt? Unter den Großmächten hat noch immer England den größten Einfluß. Das britische Weltreich ist zwar seit dem Kriege lange nicht mehr das, was es vor dem selben gewesen ist. Der große Reichtum und der damit gegebene Einfluß ist auch von England mehr und mehr nach Amerika abgewandert. Der innere Zusammenhalt der einzelnen Teile des englischen Weltreiches ist feit dem Kriege ganz bedeutend gelockert worden, und die englische Seemacht beherrscht heute nicht mehr so unbedingt

alle Weltmeere, wie vor dem Kriege. Im Ernstfälle wäre wohl heute schon bei den Vereinigten Staaten von Nordame rika eine größere Macht und eine zähere Widerstandskraft zu finden als beim schon bedenklich alternden England. Wenn trotzdem England in der Weltpolitik gegenwärtig eine viel größere Rolle spielt als beispielsweise Amerika, so ist dies mehr als eine Folge des größeren englischen Tatendranges wie als die Folge einer größeren Macht anzusehen. England wird zur allseitigen Betätigung

zu erschüttern drohen. England ist ein ausgesprochener Industrie- und Handelsstaat. Je mehr sich England industrialisierte, ging dessen Land- Wirtschaft zurück, um heute kaum mehr in einem nennens werten Umfange vorhanden zu sein. Die Engländer leben von Industrie und Handel und beziehen den allergrößten Teil der erforderlichen Lebensmittel von auswärts. In einem solchen Industrielande melden sich nun immer stärker die sozialen Spannungen. Die englischen Arbeiter stehen zwar, was patriotischen Sinn

und staatsmännische Einsicht betrifft, turmhoch über den österreichischen So zialdemokraten. Aber die Ereignisse der letzten Jahre haben den Beweis erbracht, daß die englische Arbeiter schaft von bolschewistischen Einflüssen bedroht wird und sich gegen solche Beeinflussung nicht ganz widerstands fähig zeigt. Die Bolschewiken Rußlands arbeiten auf die Weltrevolution hin und betrachten England als das größte Hindernis auf dem Wege zu diesem Ziele. Die Bolschewiken bedrohen die englische Machtstellung in China

zwischen den Unternehmern und den Arbeitern noch bedeutend verschärft. Die Bolschewiken Rußlands müßten nun ganz aus ihrer Art geschlagen haben, wenn sie nicht die in England sich bietende gute Gelegenheit ausgiebig benützen würden, um unter der dortigen Arbeiterschaft für ihre Ideen An hänger zu werben. Das scheint im ausgedehntesten Maße geschehen zu sein, so daß sich die englische Regierung zu einem ganz außergewöhnlichen Schritte bewogen gefühlt hat. Es ist der Brauch der russischen Bolschewiken

17
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1924/11_01_1924/TI_BA_ZE_1924_01_11_3_object_8370689.png
Seite 3 von 20
Datum: 11.01.1924
Umfang: 20
auLgedrückten Glückwünsche mit politischen Ansprachen ge antwortet. Unser Bundeskanzler Dr. Seipel sagte bei dieser Gelegenheit, der Zukunstsberuf Oester reichs bestehe darin, die Brücke zu bilden zwischen dem Westen und dem Osten. Diesen Beruf hat schon das alte Oesterreich erfüllt. An diese Aufgabe mahnt ja schon der Name Oesterreich, was eben soviel heißt als Ostreich. In Europa bestehen große Un terschiede zwischen den westlichen Ländern, wie Frank reich, England, Holland, Schweiz

fortschreitende Entwertung des dortigen Gel des zu beobachten. Dieses Land war ein Hauplbetei- ligter am Weltkrieg und hat sich während desselben weit über seine Kräfte angestrengt. Frankreich hat im Laufe des Krieges ungeheure Summen aufgelichen, nament- lich in Amerika und England. Ueberdies sind durch den Krieg gerade seine reichsten Gebiete furchtbar verwüstet worden. Alle diese Ausgaben und Schäden sollte Deatsch- land ersesen. Dieses ist aber vorläufig infolge des fran zösischen Einbruches

hat es die Engländer und Amerikaner, daß Frankreich fortwährend an seine Freunde große Summen zum Zwecke von .Kriegsrüstungen leiht und seine eigenen Schulden an England und Amerika mit dem Hinweis auf seine Armut und auf die Zah lungsrückstände Deutschlands nicht bezahlen, sondern sich schenken lassen will. Darauf wollen sich nun England und Amerika nicht einlassen. Denn sie wollen sich nicht durch solche Geschenke einen übermächtigen Gegner her anziehen. Auf einen Krieg gegen Frankreich wollen es heute weder

England noch Amerika ankommen lassen. Das wäre viel zu früh, nachdem man ja erst vor we nigen Jahren dem englischen und amerikanischen Volke, nm es kriegswillig zu machen und zu erhalten, die Fran zosen wie das edelste Volk der Erde dargeftellt hat, dem man gegen den deutschen Ueberfalk um jeden Preis Hilfe bringen müsse. Weder in England noch in Amerika würde man einen so raschen Wechsel in der Politik unter den Bolksmassen zu begreifen vermögen. Nachdem es erst vor kurzem geheißen

hat: „Alles für Frankreich!" würde niemand einen Kriegsruf gegen Frankreich ver stehen wollen. Auch ist man in England und Amerika kaum weniger kriegsmüde als bei uns und will deswegen von diesem letzten Auskunftsmittel vorerst kernen Ge brauch machen. Dafür wollen, so scheint es, England und Amerika dem französischen Uebermut in anderer Weise einen aus reichenden Dämpfer aufsetzen: Sie schwächen das französische Geldwesen! Was das zu bedeuten hat, darüber können wir Oesterreicher und die Deutschen im Reiche draußen

18
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1924/24_10_1924/TI_BA_ZE_1924_10_24_1_object_8371455.png
Seite 1 von 20
Datum: 24.10.1924
Umfang: 20
und Wiederaufbau, von denen Staatsmänner und Zeitungen überfließen, ist die Welt erfüllt von poli tischen und sozialen Spannungen. Die politischen Gegen sätze und ungelösten Fragen sind heute trotz aller gegen teiligen Beteuerungen schärfer und zahlreicher vor dem Kriege. Zwischen Deutschland und Frankreich gähnt ein Abgrund von Haß, der schon in absehbarer Zeit zu nichts Gutem führen kann. England ist an der Arbeit, dem deutschen Volke so weit Luft zu machen, daß Deutsch land wieder ein wirksames

, daß heute der französische Staat dem ganzen englischen Volk und allen dortigen Parteien viel zu mächtig erscheint, und daß deswegen jede englische Regierung unentwegt auf die Schwächung dieses " übermächtig gewordenen Neben buhlers hmarbeitet. Frankreich wollte das Ruhrgebiet behalten, aber England hat es nicht zugegeben. Frank reich wollte die Rheinlande vom Deutschen Reiche los reißen und daraus einen unter französischer Oberhoheit stehenden Pufferstaat machen, und wieder war es Eng land

, welches diese Pläne zum Scheitern gebracht hat. Frankreich wollte das deutsche Bol? der ewigen Ver armung überantworten und zu diesem Zwecke unerbitt lich die Kriegsentschädigungen eintreiben und gleichzeitig dR. MMbesetzung. jAe MMliAkeit zu Weiteren Zahlungen unterbinden, und abermals war es Eng land, das im Bunde mit Amerika durch das Dawes- Abkommen die Franzosen zum Rückzug gezwungen hat. Diese .Haltung Hat England nicht aus irgend einem Gerechtigkeitsgefühle gegenüber Deutschland eingenom men

, sondern ausschließlich nur aus Eifersucht auf den franzöfischen Bundesgenossen. Gegenwärtig scheinen England und Amerika ein Herz und eine Seele zu sein. Sie waren Bundesgenossen im Weltkrieg und haben aus dem Kriege die größten Vorteile eingcheimst. Nach dem Kriege haben sie ge treulich zusammengeyolfen, um Frankreich nicht allzu mächtig werden zu lassen. Beide Völker sind stamm verwandt und beherrschen heute durch ihre ReichtÜmer das gesamte Geschäftsleben der Welt. Aber auch diese Freundschaft ist nicht ehrlich

und aufrichtig. In ge schäftlicher Beziehung kennt England keinen Freund und keinen Bundesgenossen und keinen Blutsverwandten. In London wird es schon längst überaus schmerzlich emp- fmrden, daß der Schwerpunkt des Geldverkehres und des Welthandels sich mehr und. mehr nach Amerika verschiebt. Auch die Engländer mußten während des Krieges schwere Mengen ihres Goldes nach 'Amerika verschicken und dort große Summen aufnehmen. Ebenso mußte sich England während der Not des.Krieges zum Aufgeber: seines Bündnisses

19
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1926/06_05_1926/TI_BA_ZE_1926_05_06_2_object_8372932.png
Seite 2 von 16
Datum: 06.05.1926
Umfang: 16
-russischen Freundschaftsvertra ges zum willkommenen Anlaß genommen, um gegen Deutschland neuerdings Sturm zu laufen. Man be schuldigt Deutschland einer unehrlichen Politik, indem es in den Völkerbund eintreten, gleichzeitig aber die Pflichten eines Völkerbundmitgliedes Rußland gegenüber nicht erfüllen wolle. Bei diesem Kesseltreiben steht aber mals Mussolini in den vordersten Reihen. England übt kluge Zruückhaltung, kann aber seine tiefe Verstimmung über den Abschluß des russisch-deutschen Vertrages

un schwer verbergen. Denn der leitende Bedanke der gegen wärtigen Auslandspolitik Englands ist die allseitige Ein kreisung der russischen Bolschewiken, an welchen England die gefährlichsten Gegner seines Weltreiches erkannt hat. In diese englischen Einkreisungspläne reißt der deutsch russische Vertrag eine breite Lücke, und daher die tiefe Verstimmung Englands gegen das Deutsche Reich. Man füchtet bereits das Entstehen eines russisch-deutschen und türkischen Bündnisses zu Schutz und Trutz. Frankreich

wird auch in diesem Falle von England vorgeschoben und ist mit der möglichst lärmenden Untersuchung betraut, ob Deutschland mit seinem russischen Vertrage nicht das Ab kommen von Locarno verletzt hat. England fühlt sich durch die Agitation der Bol schewiken in seinen asiatischen Besitzungen ernstlich be- droht. Schon seit länger als einem Jahre hat England gegen die Auswirkungen der russischen Agitation in Asien zum Gegenschlag ausgeholt. Es zeigt sich mehr und mehr, daß die englische Politik ihren alten Ruf von zäher

und kalt überlegender Geschicklichkeit zu behaupten versteht. England hat in Asien eine Reihe von Erfolgen zu verzeichnen. In,Ehina sind im Bürgerkriege die eng- landfeindlichen Kräfte vorläufig unterlegen. Die Türkei ist in der Mossulfrage zum Einlenken gezwungen worden. Ganz besonders groß ist der Erfolg Englands in Indien. Dort werden durch kaum eine halbe Million Engländer und von England Angestellten mehr als 400 Millionen Eingeborene im Zaum gehalten. Das Geheimnis dieses Mißverhältnisses besteht

und zu verfeinden. Beweis dafür sind die anhaltenden und blutigen Kämpfe zwischen beiden Richtungen. Entsprechend der orienta lischen und namentl' der indischen Einstellung haben diese Kämpfe einen stark religiösen Einschlag. Der sich freuende Dritte ist England, das sich in seiner indischen Herrschaft wieder auf Jahre hinaus gesichert fühlt. Die Engländer haben es auch zustande gebracht, daß ein gro ßer Teil der indischen Nationalisten nicht mehr nach einer vollen Trennung von England, sondern bloß mehr

20
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1927/30_06_1927/TI_BA_ZE_1927_06_30_2_object_8374028.png
Seite 2 von 18
Datum: 30.06.1927
Umfang: 18
Zusammenbruch seiner Vorherrschaft in Asien zu rechnen. Naturgemäß hat sich England für das erstere entschieden. Dies umso mehr, als der Bolschewismus den schönsten Vorwand bietet, die Grundlagen der russischen Macht zu erschüttern und eine ganze Koalition von Mächten gegen Rußland in Bewegung zu setzen. Ein Kampf zwischen England und Rußland würde sich sofort zu einem neuen Weltkrieg auswachsen. Für Deutschland ist dieser Fall schon feit langem in Erwägung gezogen. Deutschland will vollständig

neutral bleiben, wenn ihm diese Möglichkeit gelassen wird. Es befindet sich bei einem solchen Kriege in einer noch schwierigeren Lage als Oesterreich im Falle eines Krieges zwischen Ita lien und Jugoslawien. Denn Rußlands verwundbarste Front liegt doch in Europa und der kürzeste Aufmarsch zu dieser Front führt für England und Frankreich quer über Deutschland. Für uns Oesterreicher würde ein Krieg zwischen England und Rußland nicht so große und un mittelbare Gefahren bedeuten wie ein Krieg zwischen Ita

und noch deutlicheren Verzicht auf Elsaß^Lothringen usw. Diese Rede des fran- zösischen Ministerpräsidenten wirkte in der politischen Oeffentlichkeit wie eine Bombe. Alle Zeitungen befaßten sich damit und sahen in demselben eine neuerliche Be- drohung des Friedens, jedenfalls aber eine Gefährdung des in Locarno begonnenen Werkes der Verständigung. In Frankreich war man mit der Rede Poincar6s großen- teils einverstanden. Nur die Linksparteien äußerten ihre Besorgnisse. In England M Amerika zeigte

wenigstens einiger- maßen Einhalt zu tun. Diese Konferenz ist vom Präsi- denken der Vereinigten Staaten von Nordamerika ein- berufen worden. Eingeladen wurden England, Frank- reich, Italien und Japan, also nur jene Staaten, die über größere Kriegsflotten verfügen. Frankreich und Italien haben die Teilnahme an dieser Abrüstungskonferenz be- zeichnenderweise abgelehnt. Sie wollen im weiteren Aus- bau ihrer Kriegsflotten nicht behindert sein. Infolge- dessen nehmen an der Konferenz bloß Nordamerika, England

Kriegsflotte verlange. Der Präsident erklärte, er könne diesem Verlangen auf die Länge nicht mehr sich wider- setzen, wenn die übrigen Seemächte auf seine Abrüstungs pläne auch diesmal wieder Nicht eingehen würden. Eine solche Sprache ist natürlich ein Wink mit dem Zaunpsahl. Die Amerikaner sagen: Lassen wir das so kostspielige Wettrüsten! Wenn man aber nicht will, sohabenwir das Geld, eine so große Kriegsflotte zu bauen, d aß kein anderer Staat mehr Nach kommen kann! England und Japan befinden

21