wird. Die Genfer Konferenz -der großen Seemächte, betreffend Beschränkung der Kriegs- flotten, hat mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Für England ist es eine harte Notwendigkeit, das Zugeständ- nis machen zu müssen, daß wenigstens ein Staat auf Erden eine ebenso starke Kriegsflotte haben darf wie England. Bisher war auch schon der bloße Verdacht einer solchen Absicht in den Augen der Engländer ein Verbrechen gewesen, das mit dem Entschlüsse zum Der- nichtungskriege beantwortet wurde
. So ist es den Deutschen ergangen, nachdem der damals jugendliche Kaiser Wilhelm II. erklärt hatte: Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser! Deutschland baute sich eine Kriegsflotte und lehnte die wiederholt gestellten Forderungen Eng- lands, feine Kriegsflotte in bescheibenen Grenzen zu halten, höflich, aber entschieden ab. Das genügte, um ganz England auf den Verdacht zu bringen, Deutschland wolle zur See ebenso stark oder noch stärker werden wie England. Aus diesem Verdacht und aus der Handels eifersucht kam Englands
Entschluß, Deutschland einzu- kreisen und mit Krieg zu überziehen. Es war bisher noch stets Englands Brauch gewesen, jede mit ihm rivalisie- rende Seemacht zu vernichten. So war es nacheinander den Spaniern, Franzosen, Holländern und zuletzt den Deutschen ergangen. Die Nebenbuhler Englands, die jetzt an die Reihe zu kommen hätten, sind Japan und die Vereinigten Staaten. England kann sich aber nach den Erfahrungen des Weltkrieges und nach dessen mit jedem Jahre fühlbarer werdenden Folgeerscheinungen
der Ein- sicht kaum mehr verschließen, daß die Zeiten seiner Allein- Herrschaft zur See endgültig vorbei sind. Japan oder gar die Vereinigten Staaten niederzuringen und um ihre Seegeltung zu bringen, wäre ein Unternehmen, wozu auch bie Kräfte des englischen Weltreiches kaum aus reichen. Namentlich die Vereinigten Staaten von Nord- amerika sind schon heute ein Gegner, dem England bloß mehr bis an die Schultern reicht. Die Vorherrschaft in allen Geldangelegenheiten hat England bereits an Ame rika verloren
übertrifft. England machte nun auf der Konferenz zu Genf etliche Versuche, es den Amerikanern zu verwehren, eine gleich große Flotte wie England zu haben. Man sprach sogar von einer Erneuerung des Bündnisses zwischen England und Japan. Sollte sich letztere Meldung be- stätigen, so wäre dies ein Anzeichen, daß England ben Gedanken erwägt, mit Japan im Bunde die Vereinigten Staaten ähnlich zu demütigen, wie im Weltkriege Deutschland godemütigt worden ist. Nach Amerika könnte dann Japan selber an die Reihe