so natürlich, so schön, so rein von den Knabenlippen, daß ein Augenblick kam, in dem das Dorfkirchlein in Selva und das Augenpaar Annelis untertauchten, um andern und glanzvollern Bildern Raum zu geben. Es war aber nur ein Augen blick. Dann legte sich auf Eduards Lockennest eine schwere Hand: „Eduard, ich muß fort. Ich muß und — will.' (Fortsetzung folgt.) Marie Luise. Skiiie von Sophie freiin Ztjerna. Nachdruck verboten „Erst in einer Stunde kann der Militär zug seine Fahrt weiter fortsetzen
flimmernde Goldglanz ihres Haares. Mechanisch hielt er die leerge wordene Tasse, sie sich gedankenlos wieder von neuem füllen lassend, dann erschrak er, fast hätte er zu dem lauten „Danke!' noch „Marie Luise' hinzugesetzt, — oder — ob er es schon getan hatte — — die Ähnlich keit war überraschend. Seine Blicke ver folgten die schlanke Gestalt im lichtblauen Kleide, wie sie mit kraftvollen, weißen Ar men, deren linker die Binde mit dem roten Kreuz auf weißem Grunde trug, die schwo ren Kannen hob
und unermüdlich die hin gehaltenen Becher füllte. Für jeden hatte sie ein freundliches Wort, ein fröhliches Lä cheln, man sah, sie war mit Leib und Seele dabei, ihre blauen Augen leuchteten. Die weiße, gestreifte Schürze raschelte und bauschte und rauschte leise bei ihren schnellen Be wegungen. Langsam biß Hans Jochen in sein Schmalzbrot und beobachtete ihre wei ßen flinken Hände; solch schlanke, schmale Finger hatte Marie Luise auch. Gern hätte er gewußt, ob sie ein Mädchen oder eine junge Frau
war, aber er konnte es nicht sehen und entschied sich für das letztere. Als sie ihm das Brot reichte, glaubte er es in ihren Augen gelesen zu haben, solch warmen, fast mütterlich zärtlichen Blick haben Mädchenaugen nimmer, oder — und wieder spürte er die warme Welle — — sie lieben, den sie so anschauen. — Marie Luise, Marie Luise, so blickten deine Augen! — Himmel, was ist's mit dir! Er schalt sich albern, solch Sehnen ist eines Kriegers un würdig, und kam doch über die weiche, heim wehartige Stimmung nicht eher
, und doch war es ihr vorgekommen, als habe aus seinen Augen warme, sehn süchtige Liebe gestrahlt. Ein verstohlenes Lächeln huschte für Sekunden um ihren Mund. Es war ja unmöglich, und doch meinte sie ganz leise, deutlich ihren Namen „Marie Luise' von seinen Lippen gehört zu haben. Nein, es war ausgeschlossen; woher sollte er ihren Namen wissen — und trotz dem, ein Irrtum war es nicht. Sie hatte daheim ihrem Mannt nicht davon sprechen mögen, zu heilig schien ihr dies kleine Er lebnis. Wer weiß, an welche Marie Luise der blonde