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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 6
Datum: 29.12.1905
Umfang: 6
Das junge Mädchen lächelte. „Es ist etwas, was dir von einem Engel in ^die Seele gelegt werden kann; also nur nicht den . Mut sinken lassen, Karlchen.' Fräulen Harrensdorf drückte dem Kleinen die Hand und entfernte sich mit freundlichem Gruß. . Wer könnte die Aufregung der jungen Leute schildern?! Voll Eifer und in gehobener Stimmung schlugen sie den Heim weg an. Auch Karl verließ getröstet das Haus. Er schritt an der Seite eines hohen, jungen Mannes, namens Adolf Bert. Er war der begabteste

und der Lieblingsschüler des großen Künstlers gewesen, indes hatte dieser auch Karl seine Gunst zugewendet. — Eines Tages hatte er den Knaben in einem Wirtshaus spielen hören und hatte bald das Talent erkannt, welches in dem Kinde verborgen lag. Nachdem er erfahren, .daß dasselbe eine Waise war, beschloß er sich seiner anzunehmen. Im selben Hause, wo Adolf Bert wohnte, mietete er ein kleines Zimmer für seinen Pflegling und stellte ihn unter den Schutz seines Lieb lingsschülers. Ohne Zögern begann

an und verließ sein Zimmer. Als er die Treppe hinunterging, kam er an der Türe seines kleinen Schutzbefohlenen vorüber. „Ob Karl wohl mit seiner Komposition fertig ist?' dachte er. „Ich möchte ihn doch gern fragen, aber jetzt schläft er ge wiß noch und ich will ihn nicht stören.' Hätte der junge Mann durch das Schlüsselloch von Karlchens Türe blicken können, so würde er etwas anderes gesehen haben, als was er vermutete. — Das Bettchen war leer, aber am Schreibtisch saß eine kleine, weiße Gestalt, nur leicht

in eine Decke gehüllt. Der Kopf war tief über den Tisch gebeugt, die Wangen glühten, und die kleine Hand flog zitternd über das Papier. ' - Was war geschehen? Hatte Karl endlich doch ein Thema gefunden? O ja, und welch' schönes, und auf welch wunderbare Weise! ... . , - Er war am Abend recht-fest eingeschlafen und es dauerte nicht lange, da umgaukelten süße Träume sein kleines Lager. Er sah-seinen geliebten Lehrer vor sich, der ihm freundlich zunickte und ihm von einer glanzenden Zukunft sprach. Dann nahm

ist verstummt, der teure Meister verschwunden - —! Karl ist erwacht. — Noch zittert das Kind vor freudiger Erregung und lauscht aufmerksam, ob es nicht noch ferner die himmlische. Musik vernimmt. Doch nein, alles ist still und ruhig, nur an sein Ohr tönen noch immer die feierlichen Mänge, die seine Seele so mächtig ergriffen. Er hörte jede Note, jede Variation. „Was du nicht durch Mühe erlangen kannst, mag dir durch Eingebung zuteil w:rden,' flüsterte der Kleine. Ja, das war es: ein Engel hatte ihm im Traum

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 8
Datum: 28.05.1909
Umfang: 8
. Die Sache ver hielt sich nämlich so, daß mein Freund Karl sich an demselben Tage verlobte, an welchem mein Freund Franz Joseph seine Schwiegermutter verlor. Aus diesen beiden Anlässen nahm ich zwei Visitenkarten zur Hand und schrieb auf die eine p. k. und auf die andere p. c. Nun war natürlich meine Absicht, Karl zu seiner Verlobung (Ngchänick verboten.) Glück zu wünschen und Franz Joseph mein Beileid auszu drücken. Aber fast ebenso natürlich war es bei mir Unglücks menschen, daß ich die Visitenkarten

verwechselte und die mit p. c. Karl und die andere mit p. k. dem trauernden Franz Joseph sandte. Einige Tage später traf ich Karl. Mit breitem, vergnügtem Lächeln eilte ich auf ihn zu, um meinen Glückwunsch mündlich zu wiederholen und streckte meine Hand aus. Aber Karl er griff meine ausgestreckte Hand nicht> sondern -steckte beide Hände in die vertikalen Taschen, mit denen er seinen Überzieher hatte verzieren lassen, pflanzte sich breitbeinig vor mir auf und schaute wütend drein. „Schäm' dich', sagte

er, „laß solche Unverschämtheiten mir gegenüber gefälligst bleiben! .Ich lasse mich nicht zum Besten halten. Ich habe mich aus freiem Willen verlobt, verstehst du mich? Über meine Person braucht man nicht Witze zu reißen und man hat mir kein Beileid auszudrücken, wenn ich mich ver lobe. Zwischen uns ist alles aus, ich kenne dich nicht mehr ... Adieu!' Damit zog Karl die Hände aus seinen Taschen und ver schwand. Und ich blieb stehen, betrübt, vernichtet — wie ein lebendes Fragezeichen. Da ging

mir plötzlich ein Licht auf, und ich be griff, daß Karl die verkehrte Karte erhalten hatte. Ich ver-

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 8
Datum: 01.12.1905
Umfang: 8
ein auffallend schöner Mann, der sie schon auf dem Rot färbte ihre Wangen, ein liebliches. Lächeln umspielte ihre Markt beobachtet und hinter ihr hergegangen war, höflich den Lippen und ihre Augen strahlten. Karl Devrient fühlte sein Herz Hut und fragte: „Würde die Demoiselle gestatten, daß ich stürmisch schlagen, er hätte auf die Bühne eilen, der Angebeteten dm Korb trage?' seine Bewunderung aussprechen mögen, aber er mußte seine Un- Eine helle Röte überlief ihr liebliches Gesicht. „Nein, nein, geduld

. - > der die Theaterwelt charakterisiert, die auch gegen sie gesponnenen Karl Devrient schaute sie mit Bewunderung an, und.-de?' Intriguen sie anwiderten, in denen eine tiefe Mutlosigkeit sich heiße Wunsch erwuchs in ihm, dieses holde, warmfühlenöe MLd-^ ihrer bemächtigte und die Sehnsucht in ihr lebendig ward, ein chen, das ihm ebenso reizend im Schmucke ihrer Tränen, wie einfach-bescheidenes Leben in der Stille zu führen, mit ihren: goldenen Lachen dünkte, wiederzusehen. . Als einst bei einer Probe ihr gar

. Gerade schaute er ihr nach. m diesem Augenblick sah sie einen ihr Unvergeßlichen — Karl Am nächsten Abend war das Hoftheater bis auf den letzten Devrient! Wie ein Blitz durc^uckte sie der Gedanke: „Ihn hat Platz gefüllt. Mozarts unsterbliche Zauberflöte und die reizende Gott dir zum Helfer, zum Retter gesandt!' Und als Devrient Wilhelmine Schröder hatten sich als starke Magnete erwiesen, sie hocherfreut begrüßte, vertraute sie ihm rückhaltlos all ihr Auch Karl Devrient war gekommen. Von seinem Sitz

sich alles, alles wenden!' Hoffnung hielt ihn, sie könnte sich verspätet haben. Obwohl Und in der Tat schien Wilhelminen das Leben gewandelt, der Vorhang in die Höhe ging und die Oper begann, schenkte seitdem sie Karl Devrient wiedergesehen, seitdem sie täglich mit er ihr keine Aufmerksamkeit, bis plötzlich der Ton einer gold- ihm, der auch zum Gastspiel nach Berlin berufen war, zusammen- klarcn Stimme ihn nach der Bühne schauen ließ. Und da — traf. Sie empfand nicht mehr die täglichen Nadelstiche, sie sah er hätte

und setzte ihre ganze Kraft daran, es Armen, empfing das Geständnis seiner Neigung und sang ihm zu erreichen. Sie war zum Entzücken! Harmonisch einte sich glücklich zu: „Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben!' ihr natürlich-edles Spiel dem herrlichen, beseelten Gesänge. Das Himmlisch dünkte es sie, nur für den Geliebten zu leben, ihn Publikum jauchzte der liebreizendsten Pamina, die je die Bühne zu umsorgen, für ihn nur die Stimme ertönen zu lassen! Und betreten, zu. Karl Devrient aber eilte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 1 von 8
Datum: 12.10.1906
Umfang: 8
, meine eigenen Verpflichtungen' einzulösen^ Die Gläu biger drängen und wollen befriedigt.sein ^ eine Gnadenfrist von zwei Wochen hat man mir noch gewährt — ich hoffte schon, die sü? mich nötigen Summen auszubringen — aber nun dieser furchtbare Schlag, er vernichtet mir jede Hoffnung! Nicht einmal die .Hälfte deiner Schulden könnte ich bezahlen.' - Der Oberst hielt jetzt inne. Neber Karl Kar es bei diesen Enthüllungen seines Vaters, oie er in kurzen abgebrochenen Sätzen her vorgebracht hatte> wie ein eisiger

— wie sie.' „Nein, Bater, nein, nicht wie sie,' warf Karl ein. „Eiu- ' habe ich leichtsinnig gehandelt. Aber ich schwöre dir: nie icder rühre ich eine Karte an.' Jung Holland cz 'ützt dein Schwur, nun es zu spät ist? Vielleicht wäre ^ möglich, deine Ehrenschuld zu bezahlen, wenn ich die Summe nähme, mit der ich meine Gläubiger sür ewige Zeit be ruhigen wollte. Du läßt dich dann in ein Linrenregiment oer--' setzen und versuchst, ein anderer Mensch zu werden. Was aber geschieht unterdes hier? Man wird Anzeige

erstatten — mit Schmach und Schande wird man mir den Abschied geben, nud — Karl, weißt du, was das sür mich bedeutet?' „Bater,' schrie Karl entsetzt auf, „es muß sich ein Ausweg finden lassen.' . ' „Der Ausweg, den ich dir eben nannte — einen andern gibt es incht.' „Ich habe noch acht Tage Frist/und ich werde in bieser Zeit alles aufbieten, um die nötige Summe zu erlangen ^4-' - - „Ja, indem du den Manichäenr in di^ Hände fällst und noch mehr Schimpf, nud Schande über unseren Namen bringst.'/' . „Nein

, zu ihnen gehe ich nicht, e^rM doch, Vater ^ sollte ich das Geld nicht auf treiben dann haben wir- uns zum letztenmal^ gesehen.' ', ^ ^ ^ Der Oberst nickte wie gebrochen und starrte wortlos vor sich ' hin. Da legte Karl die Hand auf seine Schulter: „Bater — laß uns diese Nacht nicht in Zorn und Groll auseinandergehen, reiche mir zum Abschied deine Hand — zum Zeichen, daß du deinem reuigen Sohne vergibst, Vater!' / Einige Minute,? zögerte der tiefgebeugte Mann, dann gab er sich einen Ruck und legte seine Hand

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 7 von 8
Datum: 03.07.1908
Umfang: 8
gegraben, und sein Auge ist umschleiert. - 7 - ZVas ist^ Karl?' ' »Jettchen — — wir . . : wir ^ v: -. - Er schüttelt verzweifelt den Kopf und greift in die Rock tasche, aus der er einen Brief hervorzieht. - - »Unser Junge hat geschrieben. Er —Jettchen, wir haben nun schon so viel.Unglück mit dem Jungen gehabt . . .' »Was ist geschehen, Karl?' Er braucht notwendig Geld, und umgehend, ganz umgehend — soM. . . Ehre . . .' »Mein Gott . . .' »Wo soll ich es hernehmen? Ich weiß es nicht.' Sie seufzt tief

auf. Lange Stille. Dann: »Wir müssen morgen reisen, Karl. Schicke ihm das Geld, das wir für diese Badereise gespart Habens Es muß sein.' »Aber der Arzt hat dir den Aufenthalt hier dringend ge- boten. Es ist das einzige, was dich von deinem Leiden be freien kann; und wir sind doch erst gestern gekommen.' »Wir müssen dennoch reisen. Der Junge braucht das Geld; wenn wir es ihm nicht schicken, wer weiß, was geschieht! Wir müssen morgen reisen.' »Ach Jettchen, mein armes Weib . > »Wenn ich auch nicht mehr

gesund werde. An uns Alten liegt nichts mehr. Wir gchören ja kaum noch dazu.' »Du fühlst dich so wohl hier.' „Ja, ich spüre, daß diese Luft Balsam für meinen Körper ist. Erkundige dich, Karl, wann morgen die Schiffe fahren und. schicke dem Jungen noch heute das. Geld.' . > ^ »Jch werdv es tun-^? ' -- - - . s Ex. grerft nach ihrer Haick. Sie schweigen beide. Eng bei einander fitzend schauen sie auf das brandende Wasser hinaus. Schauen sie in die Zukunft? SchaüenHeM die Vergangenheit? Aus hen Augen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 8
Datum: 03.07.1908
Umfang: 8
Karl Fliessen's prachtvolle Weizenbreiten wurde'rk noch mit der Sense gemäht, später klang wochenlang von den beiden großen Tennen her das gleichmäßig dumpfe Klatschen der Dreschflegel. Eines Sommers versuchte es der Bauer, die Sache auf Akkord durch einen Unternehmer per Maschine besorgen zu lassen, doch bei diesem Versuche blieb es. T)er Hühnenfelder mar eine zu' harte, „eintreibsame' Natur, glaubte sich leicht ubervorteilt und nützte die Arbeiter aus bis aufs Blut. Natur gemäß

, nur mit ihm hatte das Schicksal dem Bauern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Karl Fliessen hatte es sich niemals er klären können, wie sein Fleisch und Blut zu der Unruhe kam, daß es nicht auf der guten, altangesessenen Scholle bleiben konnte, sondern rundweg erklärte: „Vater, gibst du mir nicht deine Erlaubnis zur See, dann geh' ich ohne sie, hier auf Land hältst, mich nicht.' Der Alte wetterte und mußte sich dreinfinden. Sein Han nes machte die Navigationsschule durch und fuhr dann eine Brigg vom Swinemünder Hafen

. Brotduft war es auch, der oem alten Bauern aus dem würzigen Duft der ungeheuren Felder entgegen schlug. Nachttau triefte aus dem Korn hernieder in das freundliche Bunte^ mit dem es durchsetzt war. Hier leuchtete klatschroter Mohn, von drüben /grüßten die treuen Kaiserblumen, den Rain entlang wuchs Rade und daneben rankten sich zartblumige, mandelduftende Winden an Gräsern And Halmen empor. . ! Karl Fliessen scheerte dies Unkraut nichts Die Stirn noch runzeliger als -geuwhnlich, Maute

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