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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 18.12.1896
Umfang: 8
Verlassenen bietet.' ' „Rankenstein ist aber der Komteß Troßberg nicht ebenbürtig,' klang es ebenso ruhig wie vorhin von Mariens Lippen. . „Aber Stephanie liebt doch den jnngen Offizier,' gab Hochheim immer erstaunter zurück, „oder sollte ich mich getäuscht haben?' „Nein, es ist so, Graf Hochheim; aber was würde die alte Gräfin, was würden Sie selbst zu einer solchen Mesalliance sagen?' Einen Augenblick schwieg Hochheim; dann sprach er ernst, aber mit tiefer Bewegung: „Ich-sage, daß die wahre Liebe

um das zitternde. Mädchen und im -j ersten Kusse fanden sich ihre Seelen. Ein heftiges Läuten j weckte sie ans ihrem Glücke, und iir demselben Moment s stürzte ein Diener blaß und eilig ins Zimmer und bat die Herrschaften, gleich hinüber zu komme», Gräfin Tri, ßberg hätte aufgehört zu athmen. .Zwei Jahre waren vergangen, seitdem man Excellenz Gräfin Troßberg znr ewigen Ruhe in der Ahnengruft beigesetzt hatte. Sonnenbeglänzt lag das alte Schloß des Grafen von Troßberg inmitten der großen Gutsherrschaft

gewesen auf Dich, mein süßes Kleinod.' Als verstände das Kindchen das Lob, schlug es die Augen aus und blickte munter umher. Gräfin Hochheim, denn sie war es, folgte lächelnd den Augen des kleinen Geschöpfchensund erröthete, als sie sah, daß ihr Mann auf der untersten Treppe stand und mit einem strahlenden Blick der Bewunderung sie und sein Kind umfaßte. „Das nenne ich eine freudige Ueberraschuug,' rief er, elastischen Schrittes die Stufen hinaufeilend; „zum erste» Mal im Freien, nachdem unser kleiner Tyrann Dich zwei

Kindersrau nahm ihn fort. Er hat nur Hnnger, Frau Gräfin,' beschwichtigte sie die junge Mutter, die ihr einen ängstlichen Blick zugeworfen. Hochheim nahm einen Stuhl und setzte sich neben seine Fran. den Arm um sie schlingend. „Denkst Du noch des Abends, Mariechen,', sagte er sinnend, „wo Du mir sagtest, daß Deine Kunst Dir Ersatz sei für alles und Dich ganz erfülle. Und doch hast Du ihr entsagt!' Sie neigte den Kopf und streichelte seine Haare. „Und weißt Du noch, wie schwer es Dir wurde, den Beruf

des Diplomaten mit dem des Landwirthes zu vertauschen? Es war doch eine rechte Fügung, daß Gräfin Troßberg Dir das Gut und Stephi das Palais in der Stadt hinterließ. „Ich hätte nie gedacht, daß man, dem Treiben der großen Welt fernbleibend, so viel Befriedigung im Beruf eines Landwirthes finden könne,' fuhr er ernst fort; ich ge stehe, es war mir eiu großes Opfer, mich von meiner EarriSre loszuschälen; so gut als auch Du es schwer em pfandest, Dich von Deiner Küustlerlausbahn zu trennen; aber wie unendlich

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 11.12.1896
Umfang: 8
dem Offizier ein Zeltelchen und flüsterte: „Bitte, lesen ^>»e und gehen Sie gleich zu Graf Hoch heim, seine Anwesenheit dürfte sehr erwünscht sein.'. „Lebt die Gräfin noch?' hörte er sie dann einen Diener fragen und athmete erleichtert ans, als ein Nicken, des Kopfes bestätigte, daß der armen Stephi eine so jähe Trennung von ihrer mütter- Er ging eilig mit Rankenstein nach dem Palais zurück. Wie aus tiefem Denken erweckt, schaute er erstaunt auf, als der Diener, die Thür öffnend, die beiden Herren bat

bei. Mit einem herzlichen Hände druck schieden die beiden Herren, und, nachdem Nankeustein von einem Diener in Er- lichen Verwandten erspart geblieben. Er entfaltete das kleine Billet, in welchem Gräfin Troßbergs Jungfer Fräulein Braun benachrich tigte, daß ein Schlaganfall die aue Dame getroffen und der zufällig im Haus an wesende Arzt das Leben mir noch nach Stunden zähle. Rankenstein eilte, so schnell er konnte, zu Hochheim, und die Treppe hincinfstnrmend) hätte er fast den jungen Diplomaten umgerannt, der eben

langsam die Stufen hinabschritt. „Guten Abend, Herr von^Nankenftein,' sagte Hoch heim, ganz erstannt den Offizier anblickend, „wohin denn so eilig?' „Wie gut, daß ich Sie noch zu Hause treffe, Graf Hochheim, um Ihnen sagen zu können, daß —' zögernd besann er sich einen Augenblick. „Ist ein Unglück ge schehen?' fiel ihm der andere in uie Rede, jetzt erst die erregte Miene Nankensteins gewahrend. „Fräulein Braun nnd Gräfin Troijberg-find, „ein, die alte Dame ist,' er stockte wieder, der plötzliche Druck

auf seinen Arm hatte ihn todtenbleich starrte Hochheim 5 -»G. Vorbei! unterbrochen. Er sah'auf, ihn au, und wenn es auch nur Sekunden waren^ die er nach Worten suchte, so düukteu sie dem jungen Diplomaten doch eine Ewigkeit. Er nahm an, daß Marie, wie schon oft, mit der alten Gräfin spazieren gefahren und dabei beiden ein Unfall zugestoßen wäre. „Nun, — und Fräulein Braun?' klang es gepreßt von seinen Lippen. „Fräulein Braun läßt Sie bitten, sogleich in das Palais zu kommen, weil der Schlaganfall

, der Excellenz getroffen, tödtlich sein kann,' ergänzte jetzt Rankenstein seinen Bericht. Ein unmerklicher aber tiefer Seufzer der Erleichterung löste sich aus Hochheims Brust, Marie war gesund. Der Gedanke, daß ihr ein Unglück widerfahren sein könnte, hatte sein Herz mit solch bebender Angst erfüllt, daß er nun die betrübende Nachricht von Gräfin Troßbergs Befinden fast gleichgilti^ entgegennahm. fahrung gebracht hatte, daß Gräfin Troßberg noch immer bewußtlos liege, eilte er in seine Wohnung

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 20.11.1896
Umfang: 8
sein, über solche Arbeiten zu spotten, als welche zu machen,' sagte sie etwas spitzig. Ein leiser Druck auf ihren Fuß mahnte sie, daß Marie ihre Bemerkung unpassend fand. „Ah, Kusinchen sind streitsüchtiger Natur,' gab Hoch heim lachend zurück, „da ein gütiges Geschick mich vier Monate lang in hiesiger Stadt läßt, hoffe ich öfters Sonn tags Gelegenheit zu haben, kleine Scharmützel mit Ihnen auszufechteu, das heißt,' fügte er demüthig hinzu, „wenn Sie mir den Zutritt in diese heiligen Hallen gestatten.' . „Gräfin

an sie gerich tete Frage beantworten sollte. Eine sehr verschlossene Na tur, wie sie war, berührte es sie immer peinlich, wenn Fremde an ihr inneres Leben rührten. Einen Augenblick schwieg sie und sagte dann so ruhig und ernst, daß Gräfin Troßberg und der junge Mann einen erstaunten Blick wechselten. „Ich möchte mir mit Musik Geld verdienen; aber ich weiß nicht, ob ich Talent genug habe. Auch konnte ich in der letzten Zeit nicht auf mein Klavierspiel achten, weil ich mein französisches Examen machte

ungemein.' „Was fällt Dir denn ein, Stephanie,' antwortete Gräfin Troßberg in ernstem Ton, „ein im königlichen Institut erzogenes FräiUeiu wird sich doch nicht so weit vergessen, eine Komödiantin zu werden. Das hieße ja mit Sitte und Anstand brechen. „Was ist Ihnen denn, mein Fräulein?' unterbrach Graf Hochheim die alte Excellenz und machte eine Bewegung, als wolle er Marie stützen. Diese war bleich bis zu den Lippen geworden und, die Haud der alteu Gräfin fassend, sagte sie bebend: „Wollen Excellenz

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 27.11.1896
Umfang: 8
, das man ihr für die Stunde gab; aber willens^ kräftig.nnd fleißig hatte sie gerungen, von früh bis spät gearbeitet uud sich so viel zu- erübrigen gewußt, daß sie ihre Stimme ausbilden lassen konnte. Lange hatte sie ge kämpft und gebangt; denn Gräfin Troßbergs Worte hallten in ihr nach nnd nnr demZnreden eines berühmten Künstlers, der ihre Stimme geprüft, war es gelungen, die Zweifel und die Aengstlichkeit zu bannen. 'Seiner Hilfe verdankte sie ihre vortreffliche Ausbildung und seiner Aufmunterung gelang es stets

zu hinter lassen. So waren alle Piäue der armen Stephi in nichts zerronnen und sie lebte bei der alten Excellenz Troßberg, die sich ihrer mütterlich angenommen, ein ziemlich ein-; förmiges Leben. ./ Marie hatte im eifrigsten Briefwechsel mit ihr ge standen, wenn die Gräfin auf dem Gute den Sommer zu brachte, und im Winter waren es die einzigen Stunden, wo sie im Palais Troßberg Besuch machte, welche sie ihrem Studium nahm. AIs aber Marie zum ersten Mal in einem öffentlichen Konzert aufgetreten war, kamen immer

in ihr geschaffen. Die alte Excellenz hatte geschrieben, daß es ihr leid thue, sie bitten z» müssen, den Verkehr mit der einstigen Jugend gespielin abbrechen zu wollen, indem Stephanie, doch allzu sehr geneigt, romanhaften Ideen sich zuzuneigen, die Wahr heit des alten Spruches „Xoliiesss odli^s' außer acht lasse und republikanische Gleichheitsideen in sich aufnehme. „Und da ich die Pflicht übernommen habe, Stephanie die Eltern zu ersetzen,' schrieb Gräfin Troßberg zum Schluß, „so werden Sie begreifen

, daß es mir peinlich fein muß, meiu Pflegekind im Verkehr mit einer Sängerin zu wissen, deren Prinzipien doch entschieden andere sind als die einer Gräfin Troßberg.' „Hente begreife ich,' sagte Marie halblaut, als sie den Brief sorgsam faltete und einschloß, „was mir damals grausam uud hart erschien. Sängerin werden heißt ja, mit Anstand uud Sitte brechen, hat die alte Excellenz schon damals gesagt. Und doch habe ich den Traum meiner Kindheit sich verwirklichen sehen,' ohne daß ich die Augen niederschlagen muß

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 11.12.1896
Umfang: 8
sie, daß Gräfin Troß berg sie zu baldigem Besuch aufforderte, ließ sich' den Mantel geben und bestieg den Wagen. Als sie vor ihrem Hanse angekommen war, blieb sie einen Augenblick unter dem klaren Sternenhimmel stehen und breitete die Arme aus, als wolle sie die ganze Schönheit dieser stillen Mitternacht umfassen und einschließen in ihr Herz, das so stürmisch pochte und doch so selig geworden war. Nahende Schritte entrissen sie ihrem Träumen und leise flüsterte sie, die Thüre öffnend: „Gute Nacht, hab Dank

, daß Graf Hochheim, trotz verwandt schaftlicher Vorrechte, welche sie ihm so gern einräumte, doch ziemlich gleichgiltig an seiner Kusine vorbeiging und mit größtem Mißfallen hatte sie das Interesse ihrer Schutzbefohlenen für Herrn von Rankenstein wahrgenommen, dessen Vermögen zwar sehr groß, dessen Name ihr aber dem der Gräfin Troßberg durchaus nicht ebenbürtig er schien. So kam ihr Mariens Auftreten sehr erwünscht und sie hoffte, mit dem erneuten Verkehr der jungen Mäd chen ein bedeutendes Hilfsmittel

zu gewinnen, einerseits Stephanies oberflächliche Natur durch den Reiz der Neu heit von dem Gedanken an Rankenstein abzulenken und andererseits ihre große Lebhaftigkeit in Hochheims Augen durch Mariens rnhiqe Znrückhalinng! gedämpft 'u sehen. Das Benehmen der Sängerin bei der Soiree hatte ohnehin vollkommen überzeugt, daß Fräulein Braun weder im Auftreten noch in der LebenSauschannng deu engsten Kreis strengster Wohlerzogenlieit überschritten hatte.- So gewährte die Gräfin Troßberg Stcvhanies Bitten

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