mal um und um, ehe er ihn öffnete und seinen Inhalt langsam prüfte. Die Schreiberin, Fräulein Clementine von Erk mannsdorf, bat ihn, am nächsten Tage einer wichtigen Be sprechung halber zu ihr in die Stadt, Luisenstraße 8, zu kommen. Malchus war auf ein paar Tage verreist und hatte noch nichts von Dorles Wiedererscheinen gehört. Seine Schwester saß emsig strickend am Fenster, als Herr Walter, Schreinermeister, gemeldet wurde. Befangen trat er in das zierlich ausgestattete Gemach. Eine vornehme
, Meister Walter!' Und Walter ging. Dorle besorgte wieder den kleinen Haushalt in der Mutter Häuschen daheim. Ihre Augen waren noch immer vom Weinen gerötet, aber die starre Ruhe war von ihr gewichen; es leuchtete etwas wie Hoffnung in ihren braunen Augen. Als es Abend wurde, schlich sie sich davon zur Friedhof mauer. Sie mußte am Fenster, an seinem Fenster horchen, ob sie nicht seine Stimme, seinen Tritt Hörte Es war dämmrig draußen, ein unbestimmtes, graues Halb- dunkel, wie es die heutigen Maler
— jetzt stand er neben ihr. Wer kam zu so später Stunde,, sie hier an dem geweihten Orte zu stören? Sie hatte nichts Böses wollen, nur beten für sich und für ihn, und ihm an seinem Fenster Gutenacht sagen, so leise, daß er es nicht hörte. Jetzt konnte sie die hohe Gestalt unterscheiden: Himmel! es war Andreas. Scheu duckte sie sich an die Kirchhofmauer. Würde er an ihr vorübergehen, ohne sie zu bemerken? „Dorle, i hab' dich gesucht, daheim bei der Mutter.' War es möglich? Er bückte sich, um ihr in die Augen
zu sehen, er haschte nach ihrer Hand. „I hab' dir unrecht getan — schwer's Unrecht,' fuhr er fort, „und jetzt möcht' i dir's halt abbitten. Kannst mer net wieder gut sein, Dorle, und —' Ihre Hand lag schon in der seinen, ihr Kopf war an seine Schulter gesunken. Hatte er zu verzeihen? Hatte sie zu ver zeihen? Sie Wußte es nicht mehr, sie wußte nur, daß sie ihn liebte. „Kind,' hörte sie ihn leise fragen, „was tust du denn hier zu so später Stund' und an mei'm Fenster?' und als er sah, daß sie beschämt