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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 10
Datum: 23.04.1915
Umfang: 10
mit einer Handbewegung zum Niedersitzen ein. „Kein allzu guter, fürchte ich, Herr Baron,' ertviderte Alfred ernst. „Sie haben doch mein Telegramm verstanden?' „In welchem Sie sich nach der Abreise Ihres Oheims erkundigten, freilich,' ant wortete er und blickte fragend von einem zum andern. „Ihrem Herrn Oheim ist doch während der Reise kein Unfall zugestoben?' „Er ist bis heute noch nicht nach Lübeck zurückgekehrt,' versetzte Petrie an Alfreds Stelle. „Nicht heimgekehrt?' stieß der Baron ver

kann ich nicht glauben, denn er würde nicht unterlassen haben, mich von dieser Aenderung in Kenntnis zu setzen,' war? Alfred gepreßt ein. - ' „Zudem müÄe er doch inzwischen auch langst in Lübeck oder in Berlin eingetrof fen fein,' fügte Petrie bei. - „Sie haben recht, Herr Assessor,' gab See hausen zu, indem er langsam mit der Hand über die Stirn fuhr. „Er hätte inzwischen in Lübeck ankommen müssen. Ihrer An sicht, Herr Doktor, daß der Konsul Ihnen eine Aenderung sicher mitgeteilt

haben würde, kann ich nicht beipflichten. Er Vnnte im Zuge angenehme Reisegesellschaft getroffen und sich dieser angeschlossen haben. Wann sollte er Ihnen da die Mitteilung zukom men lassen? Halt, eine Möglichkeit ist fer ner, daß er auf der Reise erkrankt ist und in irgend einem Hospital Aufnahme ge funden hat. Haben Sie in Straßburg schon Nachforschungen angestellt?' „New ,wir sind direkt hierher gereist, um die Nachforschungen nach seinem Verbleib hier, am Ausgangspunkte der Reise zu be ginnen,' antwortete Alfred. > „Da dürfte

, wo der Schnellzug war tet, um den Pariser Expreßzug durchzu lassen. Erst dorthin zu fahren, möchte Zeit- ^ Vergeudung sein, denn Sie werden nicht mehr erfahren, als was ich Ihnen sagen kann, oenn, wie bereits erwähnt, begleitete ich den alten Herrn persönlich zum Zug.' „Was schlagen Sie uns also vor, Herr Baron?' fragte Alfred. Seehausen schwieg einige Augenblicke nach denklich. Tann sagte er rasch: „Wenn Ihnen an meinem Rate etwas gelegen ist, meine Herren, so möchte ich Ihnen folgen des vorschlagen: Bleiben

, die Sie mir brachten, ließ mich ganz vergessen, Ihnen eine Erfrischung bringen zu lassen. Ich bitte, mich einen Augenblick: zu entschuldigen.' Damit eilte er hinaus. Petrie sprang, als die Tür sich hinter dem Schloßherrn geschlossen hatte, erregt auf und ging einigemal in dem mit großer Pracht ausgestatteten Gemache auf und ab. Plötzlich blieb -er dicht vor Alfred stehen und raunte ihm zu: „Wir müsfen unseren Plan doch ändern, wir bieiben hier.' Alsred nickte zustimmend, und schon öff nete sich die Tür

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 10 von 22
Datum: 09.07.1915
Umfang: 22
Seite 198 davon, um bald darauf mit Hilde am Arm reisefertig wiederzukehren. Die Dienerin hatte indes einen Wagen besorgt, und zu sammen fuhren sie jetzt zum Bahnhof und kurz darauf nach Lindigheim. Petrie, dem Alfred den Zeitpunkt semer Ankunft telegraphisch mitgeteilt hatte, emp fing die Herrschaften auf dem Bahnhof. „Gut, daß du so bald wieder gekommen bist,' sagte er, Alfred die Hand schüttelnd, nachdem er der alten Dame vorgestellt wor den war, denn Hilde kannte den Kommissar ja bereits

, wenngleich er jetzt ohne Verklei dung ein ganz anderes Gesicht zeigte. Ueber die Gründe seiner Maskierung war sie durch Alfred aufgeklärt worden. „Warum?' fragte Alfred auf Peines An rede. „Herr Amtsrichter König, der Unter- fucliungsrichter, möchte dich um verschiede nes befragen. Die Hauptsachen habe ich bereits erledigt.' „Ich danke dir.' „Nichts zu danke»,' wehrte Petrie ab, „ich tue nur meine Pflicht. Ich habe mir er laubt, alles für die Bestattung des ver storbenen Barons anzuordnen, meine Da men

,' wendete er sich an diese, während sie dem Ausgange zuschritten und den har renden Wagen bestiegen. „Die Beerdigung findet schon morgen in der Frühe statt, der Staatsauwalt hat bereits seine Erlaubnis dazu gegeben. Auch wegen der Uebersührung des Konsuls habe ich alles nötige besorgt,' fuhr Petrie fort. Alfred reichte dem tätigen Freunde mit schweigendem Danke die Hand. „Darf ich — dürfen wir die Toten nicht noch einmal sehen?' fragte Hilde mit leiser zögernder Stimme, „ich habe deinen Oheim sehr lieb

und Alfred blieben zurück, während die Frauen zu stillem Gebet am Sarge nieder knieten. Zu den Harrenden zurückgekehrt, verließen sie miteinander, eine Seitentür benützend, das stille Haus und fuhren zu einem beschei denen Gasthause in der Neustadt, wo sie vor neugierigen Blicken geschützt waren. Darauf verabschiedeten die Freunde sich von den Damen, die nach den Aufregungen dieses Tages der Ruhe dringend bedürftig waren. Alfred versprach, sie znr Beerdigung rechtzeitig abholen zu wollen, dann begab

er sich in Begleitung Petries zum Unter suchungsrichter, der ihn schon seit dem Morgen erwartete. Amtsrichter König, ein schon älterer Herr mit dichtem dunkelblonden Vollbart, emp fing die Herren sehr zuvorkommend. „Gestatten Sie mir, Ihnen mein ausrich tiges Beileid zu dem schweren Verlust, der Sie betroffen hat, auszuspreckzen, Herr Dok tor,' begann er und reichte Alfred die Hand. „Dank der umsichtigen, aufreibenden, doch auch erfolgreichen Tätigkeit Ihres Frenndes, des Herrn Kommissars,' mit einer Ver beugung

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 14
Datum: 30.04.1915
Umfang: 14
Seite 130 Z Um sein 5rbe. liriminglroman von Mliam 5tel!je5.^ ^ Ä jortseyong. - > Na-ddr. oerb. ^ Beide Herren trugen elegante hellgraue Reisekleidung und zeigten, weil beide blond, eine gewisse Aehnlichkeit miteinander. Es waren hübsche Menschen von dem krästigen Schlag der norddeutschen Tiefebene. Ter Kommissar, um mehrere Jahre älter, war derber, gedrungener gebaut. In seinen schar fen grauen Augen blitzte es von verhaltenem Feuer und Geistesschärfe. An Alfred, dessen Gesicht

jetzt allerdings die tiefen Spuren seelischen Leidens trug, war alles Leben und Beweglichkeit, bis zu hochgradig gestei gerter, leidenschaftlicher Empfindsamkeit. Baron Seehausen, der hinter seinen Gästen drein kam, bemerkte das Zögern seiner Schwester, und, es richtig deutend, rief er heiter: „Nun Hildeschwester, kannst du erraten, welcher von den beiden Herren der Neffe deines alten Freundes und Streifgenossen, des Konsuls, ist?' Noch eine Sekunde zögerte Hilde, dann ging sie entschlossen auf Alfred

, wie wir bis jetzt alle vermuten, mit teilen. So lange dürfte Schweigen hier das beste fein. In diesem Augenblick kehrte Hilde zurück, und wenige Minuten später meldete Franz seinem Herrn mit gebührender Grandezza: „Herr Baron, es ist serviert.' „Tann vorwärts, zu Tisch, meine Herr schaften,' rief der Baron. Alfred reichte dem jungen Mädchen, von deren süßem Antlitz er: kaum einen Blick verwandte, den Arm, und, gefolgt von Petrie mit dem Baron, gingen sie in das Speise zimmer hinüber, dessen breite Flügeltür Franz offen hielt

. Alfred, ganz betroffen von der Lieblich keit des schönen jungen Mädchens, das mit seinen hellen Blauaugen so frisch und frank in eine Welt, hineinschaute, die doch so viel des Leidens barg, blieb anfangs schweig sam und versonnen. Jedoch, als er merkte, daß sie ihn — während Petrie und der Baron in ihre Unterhaltung vertieft warei?— forschend beobachtete, begann er lebhafter zu plaudern. Er fragte nach ihren Lebensgewohnheiten uud ob es nicht doch oft sehr einsam für sie sei hier auf dem Lande

, entfernt von jeder größeren Stadt. Aber sie verteidigte das Landleben, sie liebe das Leben in der freien Natur und behauptete^.Langeweile nicht zu kennen. Es gäbe ja auch Arbeit genug hier im Schlosse, wo sie allein die Aufsicht über den Haus halt sühre, wie auch im Torfe, wo eine ganze Anzaht, Pflegebefohlener ihrer warte. Ja, wenn sie eine Schwester hätte oder einen jüngeren Bruder, das wäre schön. Wie sie so lieb und herzig plaudert, dachte Alfred. Und wenn sie ihm zuweilen ihr schönes

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 10
Datum: 23.04.1915
Umfang: 10
ihn geschickt, strich ihn martialisch in die Höhe, zwei Striche mit der Handbürste über die Perücke, und der Assessor und Reserveleutnant war fertig. „So geht's eher?' fragte Petrie, einen Klemmer auf die kühn vorspringende Nase drückend. „Prächtig. Sie sind ein Verwandlungs künstler ersten Ranges,' rief Alfred bewun dernd. ' „Es freut mich, daß du das anerkennst, mein lieber Junge,' antwortete Petrie trocken^ „nur möchte ich dich bitten, bei dem „Tu' zu bleiben. Es ist ja nur für wenige Stunden.' Alfred

bemerkte es und fuhr fort: „Ich bitte dich, Alfred, sieh den Fall einmal ganz als Jurist und Kriminalist an, der Nesse ist uns nur hinderlich. Also tapfer sein, mein Junge.' Alfred reichte ihm die Hand und sagte ernst: „Ich will und werde es.' „So ist's recht. Unsere Aufgabe muß also darin bestehen, daß wir zu erfahren suchen, was aus dem Konsul Hackenberg lebend oder tot geworden ist. Das übrige findet sich von selbst. Wir verstehen uns nun doch: Ladet der Baron uns ein, so lehnen

wir ab, seine Begleitung nehmen wir an. Durch unvorhergesehene Zufälle könnte ich meinen Plan auch ändern müssen, dann werde ich dir rechtzeitig einen Wink —> Mit Erlaubnis der vermgsanstatt Benziger öd Co. A.-G^ Ltntieveln. ^ geben. Im übrigen, die Augen und Ohren offen gehalten.' Indessen war der Wagen seinem Ziele immer näher gekommen und bog jetzt in den zum Schloß gehörigen Parkfahrweg ein. Während Alfred seinen Gedanken nachhing, schaute Petrie aufmerksam zum Fenster des Wagens hinaus. Raschelnd trabten

der Wagen hielt, geräuschlos die schöngeschnitzte Haustür, und Franz, der alte Tiener des Barons, kam eilenden Schrittes die Treppe herunter und öffnete den Schlag, noch ehe der Kutscher vom Bock geklettert war. Tie Herren stiegen aus und Petrie fragte den Tiener sogleich, ob der Baron zuhause sei/ - ^ ^ ^ „Jawohl, Herr Baron arbeiten in sei nem Zimmer,' antwortete Franz und stieg die Treppe voran, um den Besuckern die Tür zu öffnen.' Alfred folgte ihm, während Petrie sich noch zum Kutscher wandte

, Herr,' stotterte der Mann und setzte sich, verdutzt die Haare krauend, auf seinen Bock zurück. Lächelnd hatte Alfred die kleine Szene von oben verfolgt. Als Petrie ihm nun nachkam, stieß er ihn an und deutete auf den Kutscher, der ihm noch immer nach starrte.' Petrie nickte und schaute sich nach dem Manne um, der jetzt schleunigst die Pferde antrieb; um den schützenden Ställen zuzueilen. Wartend hatte Franz dabeigestanden, jetzt nahm er den Herren Hüte und Mäntel ab und bat mit seiner leisen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 16
Datum: 07.05.1915
Umfang: 16
um sie und küßte sie lange und innig auf die feuch ten, frischen Lippen. Dann wanderten beide Hand in Hand durch die Säle und Korridore und lachten und schwatzten tausend kleine süße beglückende Dinge. Ehe sie jedoch die Treppe hinunterstiegen und Alfred sie noch einmal schnell in seine Arme zog, bat Hilde ihn, dem Bruder heute noch nichts von ihrem heimlichen Verlöb nis zu sagen. Alfred versprach es, und mit diesem Versprechen quoll noch einmal der bittere Schmerz um den Vermißten, der während der letzten

und fragte, ob man speisen wolle, ohne die Rückkehr des Assessors abzuwarten. „Ist er denn noch nicht heimgekehrt?' riefen Alfred wie der Baron erstaunt. „Nein,' antwortete Hilde, „wir können ja noch ein halbes Stündchen warten, bis dahin wird er wohl wieder da sein.' „Er wird es auch nicht übel nehmen, wenn wir ohne ihn speisen,' versetzte Alfred. „Das meine ich auch,' stimmte der Baron bei. „Es wird ihm nach einem ausgiebi gen Bummel und dem Kampf mit Wind und Wetter auch allein schmecken. Wirwol- len

. Na, immerhin, seien Sie froh, daß Sie wieder daheim sind, denn der Regen scheint wieder begonnen zu haben,' meinte Seehausen, als der Sturm mit frischer Kraft einsetzte und der Regen in großen Tropfen unaufhörlich gegen die Scheiben trommelte. . . In dem weiten Räume herrschte ein un gewisses Dämmerlicht, und, die Seelen voll heimlichen Jubels, konnten Alfred mü> Hilde, die am Tische wieder nebeneinander saßen, sich, von den übrigen unbemerkt, die Hände drücken und mannigfache Zeichen ihres Glückes

und trauten Einverständnisses tau schen. ' Seehausen und Petrie setzten sich nach dem Essen zu einer Schachpartie in die Nähe des Fensters. Hilde öffnete den Flügel, und während ihre schlanken Finger die Tasten kaum zu berühren schienen, sang sie träu merisch mit halblauter Stimme ein altes elsässisches Volkslied, das Alfred nicht kannte, aber sein Herz so wundersam, so t'ef und. innig berührte, daß es ihn einlullte wie ein wonniger Traum. Er saß seitwärts hinter dem Klavier und sah nur die helle, lichte

Uebereinkunst schienen alle drei Herren Scheu zu tragen, die rätselhafte An gelegenheit näher zu berühren. Selbst Petrie erwähnte kein Wort davon, als er mit Alfred allein war. Als sie sich für diese Nacht trennten, drückte Petrie ihm nur bedeutungsvoll die Hand und ging dann mit kurzem Gruß in sein Schlafgemach hin über.

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 14 von 22
Datum: 09.07.1915
Umfang: 22
mir nicht zu erfahren. Der Sturm schwächte spater ab, dafür ist es plötzlich recht kalt geworden. Leffagnet.' „Es ist empörend,' rief Alfred aufgebracht, aus und schleuderte das Blatt unmutig auf den Tisch zurück. Petrie schaute ihn überrascht an. „Was, was ist empörend?' „Sein Liebstes unter den Augen eines feilen Spions zu wissen,' rief der junge Mann. Petrie zuckte gleichmütig die Achseln und erwiderte mit spöttischem Lächeln: „Ein an derer Ausweg, von den Vorgängen auf Schloß Altmühl während meiner Abwesen heit

hatte also vortrefflich gewirkt. Mit Hilfe eines Polizisten, dem sie ein gutes Trinkgeld in die Hand gedrückt, hat ten sie sich einen Weg durch die sich stauende Menge gebahnt, bis zu der Stelle, wo das kleine Motorboot, das die Schleisnetze zu ziehen hatte, fertig zur Abfahrt lag. An Bord desselben befand sich Monsieur Gorond und eine Anzahl von Beamten. Als Gorond Petrie und Alfred bemerkte, lud er sie höflich ein, an Bord zu kommen, worauf sie an der schmalen eisernen Leiter, die an der Kaimauer eingelassen

war, , hinunter kletterten. „Zwanzig meiner Leute befinden sich unter der Menge verteilt,' sagte Gorond, Petrie und Alfred begrüßend. „Dennoch fürchte ich, daß es sehr schwierig sein wird, diese Menschenmassen nach einem einzelnen zu durchforschen. Die einzige Möglichkeit dazu ist, die Menge zu zerstreuen zu suchen. Wir wollen deshalb drüben bei der Vorhasen brücke zu schleifen beginnen. Sobald wir dahin abfahren, läuft das Volk nach und verteilt sich somit über einen weit größeren Raum, so daß meine Leute

sich also in allen Stücken,' sagte er, nachdem beide ge lesen. „Ich gratuliere Ihnen aufrichtig zu Ihrem Erfolge, Herr Kollege,' erwiderte Gorond, ihm die Hand reichend. „Wann können wir reisen?' fragte nun mehr Petrie den Beamten. „Wenn Sie sogleich aufbrechen, so kön nen Sie den Nizzaer Zug noch erreichen und damit den Anschluß über Genua-Mailand. Sie sind dann morgen abend gegen 9 Uhr in Basel.' „So laß uns eilen,' trieb Alfred. „In Basel müssen wir sehen, noch in der Nacht weiter zu kommen

, wenn nicht anders, dann zu Wagen.' „In zehn Minuten werde ich bereit sein,' antwortete Petrie und ging, nachdem er sich höflich von Gorond verabschiedet hatte, um seinen Koffer zu packen, vorher aber ein Telegramm an Leffagnet aufzugeben. In diesem zeigte er ihm seine Ankunft für den nächsten Tag an und gab ihm gleichzeitig die Weisung, dem Baron nach seinem Eintreffen nicht von den Fersen zu weichen. Alfred hatte indes dem französischen Be amten eine Geldsumme sür die Arbeiter über reicht und verabschiedete

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 11 von 22
Datum: 09.07.1915
Umfang: 22
sich und kehrten in ihr Hotel zurück. lAbends erschien Lessagnet, den Petrie her- besteUl Halle, um das Attest über seine zu friedenstellende Tätigkeit bei diesem Fall, um das der Agent ihn gebeten hatte, in Empfang zu nehmen. Nachdem Petrie ihm das Schriftstück, das ein glänzendes Lob über die Befähigung und den bewiesenen Mut des kleinen Mannes ent hielt, übergeben, reichte Alfred ihm als be sondere Belohnung für seine Dienste eine Geldsumme, deren Höhe die Erwartung des Agenten weit überstieg. Beinahe

in Bafel eröffnen, wie es langst sein sehnlichster Wunsch gewesen .war. Zitternd vor Auf regung, drückte er Alfred und Petrie die Hand und eilte fort, um seiner Frau, die zu seiner Pflege von Basel herübergekom men war, die Freudenbotschaft zu überbrin gen. An der Tür kehrte er jedoch noch ein mal um und stotterte, zu Petrie gewendet: „Die Abrechnung, Herr Kommissar, — die Abrechnung.' „Welche Abrechnung, Lessagnet?' „Die Mreäznung über die Venoendung der 500 Franken, die Sie mir bei Ihrer Abreise

nach Marseille übergaben. Ich habe kaum 150 Franken davon verbraucht.' „So, zerreißen Sie die Abrechnung und verwenden Sie den Nest des Geldes zu Ihrer Genesung,' versetzte Alfred und sck>ob den kleinen Mann gutmütig zur Tür hinaus. » » » Trüb-und kalt brach der Morgen an, und als Alfred und Petrie sich aufmach'.en, die Damen zur Bestattung des Barons abzu holen, begann es langsam in großen Flogen zu schneien. Hilde und Frau Ronsart waren bereit, und schnell brachte der Wagen die kleine Gesellschaft

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 22
Datum: 09.07.1915
Umfang: 22
mich und die Leiche des Barons hierher. Auch sie ist in der Friedhofsleichenhalle nicht weit von seinem Opfer aufgebahrt.' Lessagnet schwieg, sein Bericht war zu Ende. „Ist Fräulein Hilde von dem Tode Ihres Bruders in Kenntnis gesetzt worden?' fragte Alfred, der tieferschüttert, in trübes Sinnen versunken, dagesessen hatte, nach einer länge ren Pause mit lauter Stimme. / „Soviel ich weiß, noch nicht,' antwortete der Agent. „Der Arzt, in dessen Behand lung ich mich heute begeben mußte, empfahl mir strikteste Ruhe

an, so daß sogar meine gerichtliche Vernehmung bis morgen unter bleiben muß. Ob der alte Diener schon von dem Tode seines Herrn unterrichtet ist, be zweifle ich mich, und er wäre schließlich der einzige, der ihr die Nachricht hätte über bringen können, denn nur er außer mir weiß, daß sie sich in Belfort befindet.' „So will ich ihr die Trauerbotschaft über bringen,' versetzte Alfred und stand auf. Auch Petrie hatte sich erhoben. Nachdenk lich blieb er noch einen Augenblick stehen. „Damit erfüllst

du nur deine Pflicht,' sagte er zu Alfred gewendet, „das- arme un schuldige Kind hat nun niemand mehr auf der Welt als dich. Du allein kannst ihre Stütze und Hilfe sein in ihrem Herzeleid. — Doch, nun laß uns gehen. Ein schwerer Tag harrt unser, »vir werden aller unserer Kräfte bedürfen, um ihn zu überstehen.' Da fiel sein Blick auf das bleiche, schmerz verzogene Gesicht des Agenten. „Was machen wir nun mit Ihnen, Les sagnet? Sie können unmöglich den weiten Weg zur Stadt zu Fuß zurücklegen, und ein Wagen

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