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Schlern
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Seite 33 von 54
Datum: 01.03.1954
Umfang: 54
Verzicht auf die letzten Reste der guten Ver bindung von Wien nach Petersburg. Aller dings stieg in Rußland nicht nur der Natio nalismus, sondern auch der für die Mo narchie so gefährliche Panslawismus gewaltig an. Der junge Kaiser Wilhelm II. hat be kanntlich nach dem Sturz Bismarcks 1890 den Rückversicherungsvertrag mit Rußland (vom 18. Juni 1887), dieses Überbleibsel des früher so starken „Drahtes“ von Berlin nach Petersburg, von dem Wolkenstein kaum etwas gewußt haben wird, nicht mehr

erneuert. Selbst der erfahrene Schweinitz hatte sich un genügend gegen diese Maßnahme gestemmt. Und nun schwenkte, wenn auch zögernd und sehr langsam, die russische Regierung ganz um. Die kommenden Bündnisverhand lungen und -vertrage zwischen Rußland und Frankreich blieben streng geheim 29 *>). Wol kenstein und Schweinitz sowie Werder er fuhren nichts davon. Aber der österreichische und der deutsche Botschafter konnten sich auf manches ihren Reim machen, sie ahnten etwas von den Verträgen. Im Juli

von Anleihen nun massenhaft nach Rußland hinein. Auch ohne Kenntnis der Verträge, eines war klar: Ruß land und Frankreich hatten zueinander ge funden und dies richtete sich gegen den Drei bund. Wolkenstein, Schweinitz und Werder verfolgten diese Entwicklung mit dem tiefsten Bedauern. Alexander III. wünschte den Frie den und fühlte sich in ganz irriger Weise von Deutschland und Österreich bedroht. Es kennzeichnet immerhin die gute Stellung Wolkensteins in Petersburg, daß der Zar ge sagt hat, daß der Friede

Männern in Wien, daß man Ruß land ruhig den Einfluß über mindestens den Ostbalkan, also auch über Bulgarien, über lassen, daß man es auch nach Konstantinopel gehen lassen solle. Die Wiener Regierung solle, wenn nötig, in allem diesem Konzes sionen an Petersburg machen. Man solle überhaupt erst abwarten, ob Rußland, auch von Österreich nicht gehemmt, dann wirklich nach den Dardanellen marschieren werde. Wenn ja, so schade dies alles Österreich we niger, als man allgemein glaube. Sollen dann vorerst

andere Rußland entgegentreten, aber nicht Österreich! Dieses solle sich nicht als „Festlandsdegen“ von England gegen Ruß land vorschieben lassen. Im Ernstfall bleibe die englische Hilfe aus oder sie sei ungenü gend. Österreich hätte von einem Krieg gegen Rußland keinen Vorteil, wobei Wolkenstein auch befürchtete, daß Deutschland wegen strittiger Balkan- und Orientfragen nicht immer Österreich in den Kampf folgen werde. Werde Österreich besiegt, sei Gefahr vor handen, daß es auseinanderfalle

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Seite 49 von 57
Datum: 01.09.1931
Umfang: 57
mit ihrem Rassegemisch konnte keine Helden wie Schamil Hervorbringen: kriegerischer Geist wohnte nur den an jahrhundertelanges Räuberleben gewohnten Turkmenen inne. Durch Wereschtschagins Gemälde ist der Er folg der russischen Waffen in Turkestan in der Kunst verherrlicht worden"). Mit dem Besitze des Zweistromlandes öffnete sich Rußland von selbst die Einfluß sphäre in Westchina, Tibet, Afghanistan und dem nordöstlichen Persien, die alte Sehnsucht „Rach JndienI" nahm konkretere Formen

an; mit Ihnen auch die politische Front gegen Eng land. Das zaristische Rußland führte die Vor bereitungen auf dieser Front mit europäischen Mitteln, vorsichtig militärisch nach vorwärts tastend, diplomatisch sondierend und unter minierend, kaufmännisch vordringend, als westliche, imperialistische Großmacht. Sowjet rußland begann den Kampf mit gefährlicheren Waffen und nach skrupellosen Methoden; ihm genügten die Prestigefestungen am Pamir nicht; es betonte seine durch den im Westen verlorenen Krieg und durch seine darauf

folgende Isolierung von Europa bedingte Stellung als asiatische Großmacht durch starke aktive Tätigkeit im Osten, es wühlte syste matisch und geschickt die schlummernden Kräfte Asiens auf gegen die europäische Bevormun dung. Es gab den Völkern Asiens die Idee des Nationalismus in konkreten Formen und ent fesselte, ohne eigenes großes Risiko, jenen Sturm über Asien, dessen Folgen Europa erst in Zukunft so richtig erfahren wird. Durch Rußland direkt oder indirekt, materiell oder moralisch beeinflußt

und Unter nehmer nieder. Aus Rußland selbst aber stürzte sich ein Heer von Spekulanten und Glücksrittern auf das neue Land, so daß die Regierung zu strengen Maßnahmen gezwun gen war; ohne besondere Erlaubnis des Gou verneurs durfte niemand in Turkestan ein- reisen oder sich dort ständig niederlassen: auch gehörte das Gouvernement zu jenen, welche den Juden versperrt waren. Allein dieses Verbot geriet bald außer Anwendung und 8) In der Tretjakow-Ealerie in Moskau.

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Seite 45 von 50
Datum: 01.11.1930
Umfang: 50
ihn hätte verstimmen können. Ich sah förm lich, wie seine Seele litt, je mehr sich das Rußland Kerenskis von jenem Rußland ent fernte, das Kola als Ideal vorgeschwebt hatte, wenn einmal die Romanow nicht mehr sein sollten — „Ich sehe die Zukunft schwarz, unendlich schwarz. Ein Chaos, ein Zerfall. Und kein Apostel, kein Mann, kein wirklicher, starker Mann, der das Unglück aufhalten könnte. Vielleicht wäre Kornilow dieser Mann ge wesen. Doch sie haben ihn getötet. Ich glaube, es beginnt

das Schauspiel, von dem der Hellseher Dostojewski gesagt hat, daß Rußland es der Welt zeigen wird, so groß, so schauerlich, wie die Welt noch nie ein Schauspiel erlebte. Dostojewski darbte als Verbrecher; Tolstoi wurde als Revolutionär betrachtet, weil er durch und durch Russe war und sein Volk liebte. Das war so die Art, kluge Menschen, wahre Patrioten zu be handeln. Westeuropa herrschte in Rußland. Daran ist das Zarentum zugrunde gegangen. Aber ich hätte nie geglaubt, wie tief die Ver derbnis, die Lüge

, eine schwere, tiefe, sar matische Seele! In seiner Hand hätte die Rettung gelegen!" Und Kola war beinahe dem Weinen nahe. 1918. Kolas Vorhersagung war eingetroffen. Ganz Rußland hatte bang darauf gewartet, hatte gewußt, daß etwas ganz Außergewöhn liches eintreten müsse. Aber selbst die ärgsten Pessimisten hatten noch zu wenig schwarz gesehen. So wüteten die entfesielten Massen, berauscht von der kommunistischen Freiheit. Nicht nur die verhaßte Oberschicht, auch das gute russische Bürgertum wurde weggefegt

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Seite 67 von 112
Datum: 01.08.1990
Umfang: 112
Rußland um den Besitz von Konstantinopel führt zu der Frage, ob der Byzantinis mus der westlichen Zivilisation weicher wird oder ob seine feindselige Macht in schrecklicheren und überwältigenderen Formen als je zuvor wieder aufleben soll.“ Zehn Jah re zuvor (1843), als Fallmerayer die in den Briefen des Marquis Astolphe de Custine') wiedergegebenen Reiseeindrücke vom Rußland Nikolaus I. besprach, einem Werk, das in ganz Europa größtes Aufsehen erregt hatte, sieht er seine früher geäußerten

Ansichten durch den französischen Adeligen bestätigt, der auf der Suche nach Argumenten gegen eine repräsentative Regierung nach Rußland gereist und ernüchtert durch das, was er gesehen, als Verteidiger der konstitutionellen Demokratie zurückgekehrt war. Das besondere Interesse Fallmerayers fanden Custines Erzählungen über Trug, Lüge, Verstellung, Doppelzüngigkeit und gleiß- nerische Tyrannei: „Da die Lüge ohne ihre Zwillingsschwester, die Verhohlenheit, auftritt, ist in Rußland alles in Geheimnis

gehüllt, Regierungs-, Verwaltungs-, politische und gesellschaftliche Geheimnisse, in teils nutzlose Diskretion, in teils überflüssiges Schweigen bewahrt.“ Als Grundgedanken der Custinschen Beobach tungen, da in Übereinstimmung mit seinen Ansichten, hebt Fallmerayer hervor: ,, Da Rußland aber byzantinisch glaubt und auch ferner glauben will, so hat es keinen natürlichen Lebensproceß, keinen lebendigen Keim, ist so nur eine Lüge und eine militärisch abgerichtete Cohorte anatolischer Kirchengriechen

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Seite 91 von 112
Datum: 01.11.1954
Umfang: 112
. Einige Auskünfte über diesen russischen Großfürsten gibt das Totenbuch in Gries. In Band V, S. 209 heißt es unter Nr. 39, daß am 14. Mai 1906 in der Villa Perathoner*) der „Hochw. H. Johann Balejszijs aus Sitomir, Rußland, geb. 14. V. 75 in Cziki, Gouver nement Kowno, des Walerian und der Josefa geb. Baki“ gestorben und am 17. Mai um 7 Uhr in der Frühe bestattet worden sei (Todesursache: „Tuberculose“). Am 11. Oktober 1906 erschien nun in den „Bozner Nachrichten“ (S. 3/4) ein Artikel mit der Überschrift

dieser nicht standesgemäßen Heirat (weil nicht aus souveränem Hause) und seiner Konversion sei Sergius seines Ranges und all seiner Titel entkleidet und für immer aus Rußland ver bannt worden. Seine Besitzungen wie auch sein Vermögen in Rußland seien eingezogen worden, so daß ihm nur mehr ein kleines, früher im Ausland angelegtes Privatver mögen verblieb. Nun lebte er unter dem Na men eines Grafen von Balejsis, dem Namen einer kleinen Besitzung in Polen, die einst der Familie seiner Mutter angehörte. Nach einem Jahre

und die er nur schwer über winden konnte, zwang ihn, im Süden Heilung zu suchen. Zwei Winter (1905 und 1906) kam er so nach Gries bei Bozen. Leider fand er auch hier keine Genesung, sondern starb am 14. Mai 1906, tief betrauert von allen, die ihn kannten. „Die gesamte Stiftsgeistlich keit und die Bewohnerschaft von Gries gaben ihm das letzte Geleite, ohne zu ahnen, daß sie einem Manne die letzte Ehre erwiesen, an dessen Sarge unter anderen Umständen ganz Rußland und die halbe Welt getrauert hätte

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Seite 54 von 57
Datum: 01.09.1931
Umfang: 57
überflüssige Opfer fremden Geistes und frem der Machtkämpfe. Zurüblickend auf die Entwicklung Turke- stans in den knappen fünfzig Jahren russi scher Herrschaft kann man den Russen die An erkennung für ihre kolonialen Leistungen kaum versagen. Die Frage, ob Russen oder Engländer bessere Kolonisatoren seien, ist mehrmals mit guter Begründung zugunsten der Russen entschieden worden. Die Russen haben keine kaufmännischen Dominions- gedanken, sondern Rußland selbst hinaus getragen

heute noch statt. Körper lich und geistig saugt das russische Volk immer intensiver Asien in sich, dringt auf Grund seiner rassenmäßigen Tüchtigkeit und seines von Europa bezogenen, kulturellen Bor sprungs immer weiter gegen Osten, beson ders seitdem der Bolschewismus nach Hin- wegfegung der westeuropäisch übertünchten, degenerierenden Oberschicht alle Kräfte des Volkes befreit und Rußland russischer ge macht hat, als es vordem war, und seitdem der Krieg und die Isolierung gegen Europa

heit in sich konzentrieren, Rußland ist ja so groß und sein wirkliches Volk so stark und unverbraucht, daß es eine glänzende Zukunft haben muß. Die analphabetische Bäuerin, die ohne Hebamme einer für europäische Begriffe lächerlich großen Zahl von Kindern das Leben gibt und am Tage nach der Entbin dung wieder an ihre Arbeit geht, wird zu guterletzt doch alle Staatskünste schlagen! Wie in Rußland heute das Bildnis Lenins in jeder Jßba statt jenem des Zaren neben

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Seite 42 von 96
Datum: 01.04.1980
Umfang: 96
kein oder dem Vormachtstreben der russischen Zaren ausgesetzt zu sein. Da er sich bewußt war, daß es im Interesse der Slawen selbst war, mit Wien vereint zu bleiben, forderte er die Verantwortlichen der österreichischen Politik auf, dieses unsichtbare Duell mit den russischen Zaren zu erkennen und Rußland, wo immer möglich, zuvorzukommen. Er stellte dem mit Petersburg verbundenen Panslawismus den Austroslawismus gegenüber 33 ). Kopitar setzte also jedes ihm zur Verfügung stehende Mittel

in seinem kulturpolitischen Kampf gegenüber Rußland ein, um eine geschichtliche Beweisführung von dem geradezu natür lichen Primat zu erbringen, das Österreich zum Zentrum des Slawentums mache. Eines dieser Mittel waren auch die altslawischen Codices 34 ). Bisher war das Ostromir-Eoangelium aus dem Jahre 1057 als das älteste altslawische Dokument bekannt gewesen, das in Rußland aufgeschrieben und gefunden wurde und auch dort verwahrt war 35 ). Nun bedeutete die Auffindung eines altslawischen Codex auf österreichischem

Territorium, den katholischen Slawen angehörend und mindestens ebenso alt wie das Ostromir-Euangelium, für Kopitar eine gewisse Bestätigung seiner Ideen, für ihn, der mit allen Mit teln die geschichtliche Priorität der österreichischen Slawen als Träger der kirchenslawischen Literatursprache gegenüber Rußland zu beweisen suchte 38 ). Die Probleme, denen sich Kopitar bei der Publikation des Codex gegen übersah, waren zahlreich und schwierig. Im Grunde handelte es sich um einen glagolitischen Codex

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Seite 66 von 112
Datum: 01.08.1990
Umfang: 112
oder mit Fallmerayer gesprochen „um die Auseinandersetzung zwischen dem Osten und Westen Europas, um die Frage, ob Europa russisch oder Rußland europäisch werden solle“. Im August 1851 hatte Marx das Angebot erhalten, für die New Yorker „Tribüne" einige Artikel zu schreiben." 1 ) Am 14. August 1851 schrieb er deswegen an Engels: „Was nun die New Yorker Tribüne betrifft, so mußt Du mir jetzt, wo ich mit der Ökonomie die Hände voll habe, helfen." Engels verfaßte nun eine Aufsatzfolge unter dem Titel: „Revolution

und '■) Über die orientalisch-deutsche Frage. Die Donau 1855, Nr. 394. 396, 400 - GW Bd. 2, S. 110-114, s. Seidler op. cit. S. 150. Nr. 6 - 8 . ’“) Doerig. J. A.: Marx contra Rußland. Be richte von Karl Marx als europäischer Korrespondent der New York Daily Tri büne 1853- 1856. Stuttgart 1960. Hier sind u. a. die S. 35-37 in zweifelsfreier, vom Herausgeber nicht erkannter Abhängig keit von Fallmerayer. "') K. Marx/Fr. Engels: Briefwechsel. Hist.- kritische Gesamtausgabe von Rjasanov, 3. Abtlg. Briefe. 1. Bd. Berlin 1929

des Krimkrieges s. Volkmuth, K.: Rußland und die Zukunft der Deutschen. Regensburg 1854 und V. S.: Deutschland und die orientalische Frage. Nürnberg 1855. Damlewski. N. J.: Rußland und Europa. Obers, und einge leitet von K. Nötzel. Stuttgart 1920, S. 189 Erwähnung Fallmerayers. Über Dani lewskij s. Müller, G.. Panslawismus und Kulturmorphologie. Zum Werk von N. J. Danilewskij. Saeculum Bd. 14. 1963, S. 340-382. Am 22. Dez. 1853 notierte Fall merayer im Tagebuch: „Ich stehe seit 1845 immer auf Seiten

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Seite 46 von 50
Datum: 01.07.1931
Umfang: 50
der Entwicklung angelangten Menschheitsgeschichte ruhen. Die heute schärfste Form dieser Notwendigkeiten und Forderungen haben die Gefangenen in Rußland dortselbst aus allernächster Nähe ge» sehen und am eigenen Leibe verspürt und mußten den heißen Wunsch mit nach Hause bringen, daß jene erschreckende Erneuerung und Läuterung der bisherigen Lebensform nicht auch in der Heimat zur Notwendigkeit würde. Noch mehr als vor dem Kriege ist Rußland heute eine rätselhafte und gefürchtete Größe

jenen, die in dem grausamen Schau spiel, welches dieses Land der Welt zeigte, nicht ein Mene-Tekel für das gesamte gegen wärtige Menschengeschlecht erblicken wollen. Was in Rußland geschah ist nicht nur eine Machtoerschiebung innerhalb einzelner Klassen, Schichten oder Parteien der menschlichen Ge sellschaft, nicht nur das Suchen nach einem besseren Rezept für den Aufstieg eines bis her unfreien Volkes, eines Staatsgebildes oder einer Wirtschaftsgemeinschaft, nicht etwas Aeußerliches, durch historische Formeln halb wegs

Wiederaufstieg unter allen Völkern nach über standener Krise beschieden sein: denn auch seine Tugenden sind groß und rein und seine vitale Kraft grenzenlos stärker als jene des verbrauchten, verdorbenen Westens. Diese Ueberzeugung mußten alle ehemaligen Kriegsgefangenen in Rußland gewonnen haben, denen es vergönnt war, einen tiefen Blick in jene zuinnerst aufgewühlte, bloh- gelegte Volksseele zu tun und aus ihrem Un glück das allgemein Menschliche und allgemein Gütige zu erfassen.

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Seite 34 von 54
Datum: 01.03.1954
Umfang: 54
Österreich-Ungarn und Rußland Kriegsgefahr. Der Zar wollte allerdings keinen Angriffs krieg gegen die Monarchie führen. Immerhin wurden (1882) die russischen Truppen gegen die österreichische Grenze hin verstärkt, wur den dort neue Befestigungen gebaut, was in Österreich Nervosität erzeugte. Die Monarchie stand um 1882 noch immer in einem Umbau ihrer Heeresorganisation; ein Krieg wäre ihr in diesem Zustand sehr schwer gefallen. Aber die polnischen Politiker aus Galizien und ein zelne Magyaren

suchten ohne Rücksicht Kai ser Franz Josef zu einer unnachgiebigen Hal tung gegenüber Rußland aufzuhetzen. In bei den Jahren hat Wolkenstein alles getan, um den Frieden zu erhalten. Er tat es mit dem Risiko, die Gnade Franz Josefs zu verlieren, der vorübergehend die Berichte Wolkensteins aus Petersburg und seine dortige Tätigkeit nicht mehr billigte (besonders 1882). Der Bot schafter hob stärkstens hervor, daß man in Österreich den Kriegswillen Rußlands über schätze und daß Bulgarien (1887

. Wolkenstein wohnte als Botschafter noch am 19. November dessen Beisetzung in Petersburg und am 26. November der Vermählung des jungen Zaren Nikolaus II. mit Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt (Alexandra Feodorowna) bei. Der Graf nahm am 1. Dezember 1894 beim jungen Zarenpaar und am 3. Dezember bei der Kaiserinmutter, der Witwe Alexanders III., Maria Feodorowna seine Abschiedsaudienz. Am 13. Dezember verließ er für immer Pe tersburg. Sein Ziel einer möglichsten An näherung zwischen Österreich und Rußland

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Seite 50 von 58
Datum: 01.09.1948
Umfang: 58
Die Heimkehr des Reisdiadier Wirtes Es war vor nun bald anderthalb hundert Jahren, als man zur Zeit des großen Krieges des Franzosenkaisers Napoleon auch im Pu stertale Männer zum Militär steckte, die dann mit der großen Armee nach Rußland mußten. Einer von den wenigen Männern, die damals anfangs des 19. Jahrhunderts zum französi schen Militär mußten, war der Wirt von Reischach. Er hatte erst kurz vorher gehei ratet und mußte alles zurücklassen: Frau und Kind, Haus und Hof und die Wirtschaft

. Bis zum Kapplerstöckl gab ihm sein junges Weib das Geleite und dort leistete sie ihm vor dem Kruzifix den Schwur, daß sie treu auf ihn warten wolle, möge es auch noch so lange dauern. — Der Krieg begann und die Soldaten zogen fort. Bald aber wurde auch im PusteTtale bekannt, daß des Kaisers große und stolze Armee in Rußland zum größten Teil zu grunde gegangen war und daß nur wenige Soldaten sich aus der russischen Kälte Tet- ten konnten. Es dauerte Monate, bis die ersten Soldaten zuTÜckkamen. Zerrissen

Bursch wäre gerne Wirt geworden und hätte die immer noch schmucke Bäuerin und Wirtin als sein Weib mit in Kauf genommen. Aber die Wirtin schien vergebens zu warfen. Der Mann kam nicht. Nach einigen Jahren tauchte in der Gegend ein Nachzügler auf, ein Soldat, der auf dem Marsche in Rußland gefangen wor den war und nun nach langer Zeit endlich freigekommen und in die Heimat zurück gekehrt war. Dieser Soldat kam auch in das Wirtshaus in Reischach und erzählte der jungen Wirtin, daß ihr Mann an deT BeTe

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Seite 44 von 50
Datum: 01.07.1931
Umfang: 50
keine Ret tung mehr gäbe. Wieder hineingepreßt in die kleinlichen Reibungen des europäischen Exi stenzkampfes der Nachkriegszeit mußte jedem Heimkehrer aus Rußland, trotz Aufbesserung seines äußerlichen Lebensstandards im Ver gleiche zu seiner elenden Lage in Sowjetruß land, sein, als hätte er eine unbegrenzte spiri tuelle Zukunft mit einer abgebrauchten, zu den Erinnerungen unreif gewesener Jugend ge hörigen Vergangenheit vertauscht, von welcher die Kriegsgesangenenjahre ihn, unmerklich aber bestimmt

aus und waren viel fach von wesentlich anderen Momenten beein flußt als im zentralen Rußland oder in Sibi rien. Die Kurzgeschichten des Verfassers sind teils Beschreibungen persönlicher Erlebnisse, teils freie Schilderungen der damaligen Ver hältnisse. Sie mögen ein Mosaik jener Zeiterscheinun gen, Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke zu geben versuchen, wie es im Laufe jener langen, schweren Jahre wohl an jedem turke stanischen Gefangenenschicksal, in anderen Formen und Farben bloß, vorübergezogen

Eigenschaften, die Europa von ihm niemals, auch im Kriege nicht, gefordert hatte. Gewissen und Temperament wurden ihm zum Fluche oder zum Segen im Sturme unbekannter Ge. danken und Leidenschaften einer fremden, ver haßten Erde, an die ihn das Geschick jahre lang kettete, im Taumel einer Umwälzung, auf die er nicht vorbereitet war und deren innere Beweggründe, deren Notwendigkeit und Größe er nicht begriff, in welcher er aber dennoch den Beginn einer neuen Zeit, nicht nur für Rußland, bald erkennen muhte

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Seite 65 von 112
Datum: 01.08.1990
Umfang: 112
die nächsten Beziehungen, diese beste hen vielmehr zum Südslawischen, noch kamen die Slawen Griechenlands aus Rußland, da Griechenland erst nach den illyrischen Provinzen slawisiert wurde. Die Struktur und der Wortschatz des Neugriechischen wurde entgegen seiner Meinung durch das Slawische kaum beeinflußt. Doch hat er als erster die Slawisierung des Balkans erkannt, hat als erster die byzantinischen Quellen hierzu herangezogen und zusammengestellt und hat nicht wenige Ortsnamen richtig gedeutet

. Die Verteilung der Slawen auf den Westen des Balkans, auf gebirgiges Land und meerferne Gegenden hat er richtig gesehen, so H. Seidler in seinem Werk „Jakob Philipp Fallmerayers geistige Entwicklung.“ 15 ) Beruht somit seine Meinung über die altslawische Welt der ausgehenden Völker wanderungszeit mitunter auf irrtümlichen, überwiegend aus der Secundärliteratur gezogenen Schlüssen, so dürften zu seiner Meinungsbildung über das zeitgenössi sche Rußland und die von ihm ausgehende Gefahr die zahllosen Gespräche

der Griechen unter den ersten höchst trügerischen Ergebnissen ihrer Unabhängigkeit plötzlich in Europa erkaltete, als die Furcht vor Rußland und dem Panslawismus unter so vielen auch den Deutschen Urquhart ängstigte: Die Herr schaft der Welt sei im Begriffe von Lateinern und Germanen an die Slawen überzugehen und die befreiten Griechen, deren eigentliche Nationalität ihr Glau bensbekenntnis, deren Lebensherd in Stambul und Moskau sei, würden sich zu diesem Zentralpunkt ihres Lebens sofort zurückneigen

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Seite 34 von 62
Datum: 01.11.1967
Umfang: 62
eines Krieges zur Hilfeleistung an Rußland verpflichtet gewesen wäre. Auch im Polnischen Thronfolgekrieg (1733—1735) gelang es Talman, die Pforte zu einer neutralen Haltung zu bewegen; freilich sehr zum Mißvergnügen des französi schen Botschafters Marquis de Villeneuve und des ehemals in österreichischen Diensten gestandenen Renegaten Graf Alexander von Bonneval “), die den Sultan ohne Bedenken in einen Krieg mit Karl VI. verwickeln wollten. Die Mittel, deren Talman sich bediente

Freiherrnstand, verbunden mit dem Prädikat „Hochwohlge boren“. Hatten sich die Hoffnungen Rußlands auf die Erwerbung türkischen Ge bietes im Rahmen der Auseinandersetzungen wegen Persiens nicht erfüllt, so versuchte Zarin Anna nun nach Beendigung des Polnischen Thronfolgekrieges, das Versäumte nachzuholen, und entwickelte eine dem Halbmond gegenüber ausgesprochen aggressive Haltung. Nachdem ein Versuch des Generals Lewon- tief, im Winter 1735 die Krim zu erobern, kläglich gescheitert war, begann Rußland

zu verhindern, doch wies er die Pforte immer wieder auf die Pflichten des Kaisers der Zarin gegenüber hin und erklärte, daß eine Kriegserklärung der Pforte an Rußland unweigerlich zum Krieg mit Österreich führen müsse. Talman verließ Istanbul am 21. Dezember 1736 und begab sich ins Winter lager des Großveziers nach Babadagh, wo es ihm gelang, die Osmanen zur Teil nahme an einem Friedenskongreß zu überreden. Dieser begann im April 1737 in Niemirow, einem Städtchen in Podolien, wo sich die Vertreter Rußlands

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