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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 16.09.1920
Umfang: 8
nicht faulenzen. Hu. eine Ungeduld verspürte sie in allen Gliedern . . . wie. wenn er kam. und sie lag noch im Bett! ..Theresl, ich steh auf,' sagte sie mit plötzlichem Ent schluß. und. obgleich die Schwester ihr das Verbot des Arztes vorhielt und ihr die Kleider verstecken wollte, richtete sie sich auf. streckte die Beine über den Äettrand und bat und bettelte so lange, bis Therese einsah. daß sie nicht mehr zu- rückzuhülten sei. Und bald war Luise angezogen, stand mit roten Ohren und fiebrigen Augen

da und rückte sich einen Stuhl an das Fenster. Therese machte sich daran, ihre Kleider aus den Schränken zu nehmen und zusammenzu- legen, und schwatzte aufgeregt, wiie sie sich schon wehren wollte, wenn jemand ihr nicht so begegnen würde: wie sie es gewohnt sei und verlangen könne. Ei. sie sollten sich nur in Acht nehmen, alle zusammen — und die Geizkofler-Mädchen am meisten . . . Aber Luise spähte mit klopfendem Herzen den Weg entlang, hinüber zum Dorf, zum Mansfeldtholz hinauf, über den schmalen Fußpfad

und ihn be- komplimentiert, daß er nun ein Bräutigam sei. —' Tante Philippa nahm eine streitbare Haltung an und sagte trocken, es sei bei den Pilgram nicht wie bei denen Bauern, wo der Bursch zu seinem Mädchen von Liebessachen rede, ohne daß er zuvor beim Vater um die Hand der Toch ter anhalte. Und Luise sei so wohlerzogen, daß sie nichts Un- ziemliches angehört hätte. „Ach Gott.' sagte die Delama. „Das mußt dl» dir nur aus dem Kopf schlagen. Er ist abgereist, noch gestern in der Nacht.' «Wie? Ohne sich zu verabschieden

vor Halbzeit erhöhte Hurny den Vorsprung auf drei. Rach Seitenwechsel war eine längere Zeit hindurch offenes Spiel in welchen beide Verteidiger erfolgreich arbeiteten. Mit dem vierten Goal brach „Wacker' zusammen Aber die Tante verbat sich alles, ließ sich unbewegt auf beide Wangen küssen und stieg, als die Delama endlich Ab schied genommen harte, zu den Mädchen hinauf. „Was? Du bist aufgestanden. Luise? Nun. dann komm nur mit hinunter, wenn du dich gut fühlst. Wir wollen ein- packen.' Di« Stubnerin wurde

gerufen und einer genauer Prüfung der Hände unterworfen. Als diese sich nicht allzu rein erwiesen, mußte sie sich vor den Augen der Tante waschen, auch eine frische Schürze vorbinden. Dann durfte sie die Schränke öffnen, die nach Salbet und Lavendel duftenden Kleider herausheben und in die schon bereitstehen den Koffer packen. Luise saß fröstelnd trotz des warmen Sonnenscheins in einem tiefen Fauteuil mit halb geschlosse nen Augen, lächeltie trüb und dachte mit heimlichen Ge«l wissensbissen daran

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 25.08.1920
Umfang: 6
. Und wenn du es nicht selber unternehmen willst, dann solltest du wenigstens eine andere Perlon an deiner Statt kinschicken. Denn die Mutter Gottes sieht das Herz und den Willen an, nicht das Vermögen.' Die Delama rüstete sich zu einer energischen Abwehr, als es anklonfte und Luise bescheiden ins Zimmer trat. „Grüß dich Gott, ma toute belle.' rief die Besucherin er freut über die Unterbrechung und küßte das Mädchen mit schmatzendem Geräusch auf beide Wangen. „O. wie du wieder hübsch aussiehst — nun. nun. ich bin eine alte

Iunnfcr. Vln- lippa, ich werde sie nicht eitel machen. Ja. wenn ein junge: Mann ihr das gesagt hatte!' .. „O gnädiges Fräulein, wie dürfte ich es anhören!' „Warte nur. die Kavaliere beim Schützenfest — freust du dich schon recht?' Luise wurde rot und bleick und stotterte etwas. Aber die Delama inauirierte weiter: ..Wir werden diesmal ni-st.- Herren Offiziere haben, das sind doch immer die besten Tän zer. Nun. du hast deine Tänze gewiß schon alle vergeben. — Nicht? — nur einen? — ah. an Herrn

von Altlechen — ei ja. mich zieht er natürlich nicht aus zum Tanzen.' Luise wurde immer verlegener und stand mit niederge schlagenen Augen da. während die Delama lustia ihrecFreun- din zublinzelte. He, wie sich das Mädchen verriet! Nun ja. sie hatte es ja gewußt, ihrer diplomatischen Kunst konnte nicht Glasmalereistraße, die er sofort angetreten hatte, wurde er- wiesen. Cr hatte sein Quartter sogar schon eine Woche voraus- bezahlt. fein Gepäck war in schönster Ordnung, cs enthielt bloß Wäsche. Kleider

in der hiesigen Turnhalle ein Liederabend der be kannten Konzertlänaeri» Fräulein Bertha Wachtier aas foleichUtwas widerstehen. Aber Tante Philipp« batte Mit leid rmd trug dem Mädchen auf, Limonade und Konfekt Iyr= beizuschaffen. „Ich habe nicht viel zuHause. liebste Imma.' sagte sie — „du mußt schon exkusiercn. daß die Aufwartung bescheiden ausfällt. Nur was für den Durst und ein uralt Stückchen Biskuit.' Als Luise endlich freigekommen mar. flüchtete sie in bis Garten, wo Therese mißmutig in einer Hängematte

lag und sich langsam schaukelte. „Die Delama ist oben,' sagte Luise unb warf sich ins Gras. „O, das abscheuliche Weib mit ihrer Warze mir dem Kinn.' „Dafür kann sie doch nichts.' „Sie ist mir nun einmal verhaßt.' „Mir auch, Therese— o Gott, verzeih mir das UmecM.' Und dann fingen die Mädchen an. Haselnüsse »ist den Zähnen aufznknacken und von Anton zu reden, der für den nächsten Tag erwartet wurde. »st Die Schwestern waren im Gastzimmer um es für Anton herzurichten. „Es gibt Forellen heute abend

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 18.08.1920
Umfang: 8
auch für den Fremdenverkehr geschloffen bleiben. — Dafür sind andere Fremd« hier, die zwar nicht buben, wohl aber kom mandiere» wollen. Ja di« Zelten ändern stch. 1 - (Nachdruck verboten.) Das adlige Schützenfest Erzählung von 2) Richard Huldschiner. ■>', Luise hob die Arme und begann außer sich vor Freude «über der! schönen Tag und das Fest und die Menschen über haupt, die alle so gut zu ihr waren, sich schnell im Kreise um sich selber zu drehen, daß es dem Zuschauenden ganz -schwindlig wurde. Dann hielt

!' und schritt, begleitet von der fröhlich Knixenden. bedächtig zur Glastür hinaus. Als Luise allein war, räumte sie die Noten in ein japa nisches Lackkästchen, klappte das Spinett zu und stand dann nachdenklich vor dem Instrument, indes ihre Blicke langsam in die Höhe wanderten. bis sie an einem weißen Relief hän gen blieben. Au» Tramin wird uns geschrieben: Gegenwärtig wird das Presbyterium unserer Pfarrkirche von unserem tüchtigen Meister Zanotl gemalt und verspricht der gemachte Anfang einen erfreulichen

Gewänder ge kleidet, sah unter dem Kuß des stürmischen Jünglings un bewegt gradaus ins Weite und stemmte eine Hand nachlässig in die Hüfte. Auf der einen Seite hes Bildes wuchs ein pri mitiver Palmbaum in die Höhe, aus der andern drängten sich die Schafe um eine Zisterne, auf deren aufgerichtetem Deckel geschrieben stand: Vlöit Jakob Rahel et osculatus est eam A. D. MDCCLXI was das nun hieß, das verstand Luise nicht. Aber daß es etwas mit Küssen sein mußte, sah sie ohne weiteres ein. Nun. ihr gefiel

, die westwärts zögen. Und alles tauchte wieder in gesättigte, friedvolle Stille unter, die nicht einmal das Krächzen der Raben drüben im Mansfeldt-Holz zu versagen vermochte. So hatte es Luise gern, alles so ruhig und sommerlich hell. Mt einem Satze war sie auf der Schaukel, wippte sich eta paar mal hin und her und lies dann, stch plötzlich ihrer Pflichten erinnernd, zum Pavillon hinunter, von dem nur da und dort ein Stück seines wetßgetllnchten Holzwerkes durch das dichte Buschwerk schimmerte. Ueber

sind auch nicht mehr da.' Luise musterte die fertigen Girlanden und die halbgeleer- ten Waschkörbe mit Zweigen. „Dann tmtji der Johann Ino Mansfeldt-Holz hinüber. Taxen abhauen. Der Graf hat es mir extra erlaubt .' Aber Therese war das Weinen nahe. In dem bleich süchtigen Gesicht zuckte es. und,die Mundwinkel waren tiei herabgezogen. „Ich habe Kopfschinerzen. Ich mag überhaupt nicht mel». Mir ist alles zuwider, das Fest und alles . . . und sie sollen einen lieber ganz in Ruhe lassen. Um mich kümmert sich dom

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 22.08.1920
Umfang: 12
um die Wangen. Als er der Damen ansichtig wurde, machte er eine lässige Verbeugung, die sich zumeist an Luise zu wenden schien. „Ach. die Scheibe!' fryhtocktvn die Mädchen. „Latz es nur sehen!' Aber Herr Kaspar Löffler hatte es nicht eilig. Mit gro. her Vorsicht und nicht ohne Therese lustig zuzublinzeln wik« kielte er die Scheibe aus ihrer roten Umhüllung und legte sie vor den Damen auf den Tisch. „So. da wär's.' sagte er und iah Luise lächelnd an. ..Da ist der gedovpelie Adler und da der Lorbeerkranz

mit dem Spruch: „solem tolerabit et imbres' auf dem Band. Alles wie gUttgft angeordnet. Und hier mrten habe ich mir noch erlaubt, aus eigner gnvention das Pilgram-Saus abzufchil- dern —' „Ei. wie rortlflJ“ sagts Viv Dante. „Er ist etn tüchtiger Mensch. Löffler. Aber lang hat er uns warten lallen.' „Ja. wenn ich das gnädige Fräulein Luise Konterserien dlirfte, würde ich eifriger sein. Mich lockt es. die Keusche Göttin Luna, nM sie bleich und lieblich in ihrem Strahlen kranz dahtnwandelt. auf eine Leinwand

. „Wenn er sonst nichts zu sagen JO sa. ich möchte die Demviselle Luise abnehmon dürfen. Sehen Sie so. gnädiges Fräuleim Sie steht auf dem Söller des Pilgram-Hauses in Bozen zwischen zwei Säulen, die das Dach tragen, hat einen Strauß von Rosenknospen in der Hand und schaut nach den Bergen aus. Und oben unter den Säulenknäufen nistet ein Schwalbenpaar, ein Symbolum ge« wistermahen und der Himmel ist blau mit kleinen. weihen Federwölkchrn, die wie. eine Herde von Schäfchen am Firmament dahinziehen. Unten im Garten

, von dem man ein Stück sehen soll, blühen Granatbäume. und gelbe Rosen schlingen sich um den Söller, Fungser Luise hat ein weiß- vrokaines Gewand angelegt und Perlen um den welken Hals und vorn auf der Brust den roten, geschnittenen Stein wie eben seht. Und sie lächelt, auch wie jetzt, mit einem gütigen Lächeln, und hat rote Wangen. So denke lch's mir — Gott sa. und statt dessen kann ich mich derweil am Bilde der Ander- nialrätin Funk ergötzen, die ich grade konterfeie. Sie hat nicht weniger als drei Knollen

am der Nase —' „Oh. wie kann er nur mit körperlichen Mängeln seines Nächsten, dis doch auch von Gott gegeben sind, seinen unhei- llgen Spott treiben.' sagte die Tante. „Das ist kein Spott.' meinte er darauf, „leider ist es die pure Wahrheit. Und schielen tut sie auch noch.' Nun. du wirst mein Luise! nicht konterfeien dürfen, dachte dte Tante. Aber da sie sah. daß er sich zum Gehen rüstete und sein rotes Tuch zusammenlegte, seufzte sie nur und sagie chm, daß das Doueeur für dis Scheibe ihm erst

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Seite 5 von 6
Datum: 07.09.1920
Umfang: 6
. Alle »varen sie da. der Löwe, der Tiger, das Nilpferd. der Luchs, der Bär. der Wolf, der Vogel Nack, der Adler. das Elentier; nur der Eber war verbannt auf ewige Zeilen. Ach, wie die arme Göttin klagte um den schönen HtrtenI - Luise fühlte ihre Tranen fließen. Ach. sie hätte sich so gern nach dem Leutnant umgewandt der hinter Ihr saß. Sie fühlte seinen Blick und verinochte nicht ruhig zu sitzen: ach. seine Hand für einen Augenblick in der ihren fühlen zu dürfen! Aber sie hielt den schmalen Kopf unverwandt

und lachender Menschen sah sich Luise auf einmal von den Ihren getrennt und allein am Arm des Leutnants in einer einsamen Partie des großen Parks. Hier hörte man nur aus der Ferne das fröhliche Rufen der Menge und die sckinetternden Klänge der unermüdlichen Musik. Der Wind strich leise durch das Gebüsch, und ein Vogel zlrpte me lancholisch auf einem Baum. Nein, es war nickt recht, was sie tat. Luise fühlte es deutlich: aber/ mein Gott! — Er sprach so freundlich zu ihr. ob ihr nicht aut sei. weil sie so gar

. Schönste, bedenken Sie. daß ich nunmehr eine lange Zeit, wenn ich vor einsamen Soldatenzelten am Feuer des Biwaks sitze, nichts haben werde als die Erinneruna an diese kargen Stunden der Freude. Dann werde ich dieser stillen und warmen Nacht gedenken, da Philomele flötet.' Es war aber gar nicht Philomele. sondern ein wenig - stimmbegabter Nachtvogel: aber Luise durchschauerte es: sie i schloß die Augen und mußte es dulden, daß er ihre Hand drückte. Ach. sie sah es. es war Torheit

Wald ge gangen. weit, weit weg von allen Menschen ... „Wird Fräulein Luise wirklich an mich denken?' sagte er noch einmal. „Ueber ein kurzes stoße ich zu meinem Re- giment. und wenn ich mich vorher noch dem Herrn Vater vor stellen dürfte, als ein Mann, welcher zu hoffen »vagt. als ein Freund — ja. als ein naher Freund der Familie betrach tet zu werden, so wäre meine Glückseligkeit vollkommen.' Wieder faßte er nach ihrer Hand und führte sie zierlich, als ob er ein kostbares, leicht zerbrechliches

Gefäß in Händen halte, au seine Lippen, während die Augen fragend in dei» ihren ruhten. Ihr Herz klopfte. Tränen schossen ihr in die Augen. Himmlische Barmherzigkeit. — »venu sie doch nickt mit solchem Kummer an Gnaden Papa zu denken bra»ichte! Wie schön hätten solche Worte ihr noch vor zwei Tagen ge- klungen! Nein, sie konnte nicht sprechen. n»»r weinen ... und erzürnte ihn gewiß damit: sie war so d»»mm und kindisch — . „Liebste,' sagte er noch einmal, „will mich Luise nickt einer Antwort würdigen

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 19.08.1920
Umfang: 8
zu bleiben: aber dann kam der Augenblick, der stärker war als zwei erbarmungswürdige Demoisellen: ein leises, verschämtes Kichern wollte sich nicht unterdrücken lassen, ach. es wurde immer deutlicher, und ur plötzlich mußten sie lachen, daß sie sich vor Entzücken nicht halten konnten; es schüttelte sie hin und her, daß sie mit den Köpfen zusammenstießen, als ob sie trunken wären. „Ach Gott, Therese,' stöhnte Luise und hielt sich krampf haft die Seiten — „was lachst du ... so ... ich kann ... schon

kniete wie gelähmt aus dem Boden, hielt sich mit beiden Händen am Türpfosten und wurde noch um einen Grad bleicher, als sie schon war. Und Luise hatte gute Lust, zu fliehen und sich irgendwo hinter einem Gebüsch oder im Badhaus zu verstecken. Aber der Leutnant übersah im Augenblick die Sachlage und verbeugte sich mit der vollen, ge wohnten Unbefangenheit. „Ich küsse allerseits die Hände, meine sehr verehrten Demoisellen,' sagte er und ließ dem Worte die Tat folgen, was bet Therese nicht so leicht

.' «Ach. Herr Leutnant' stotterte Luise purpurrot — „was werden Sie von uns denken, daß wir so derangiert sind!' Aber der Leutnant wußte, was sich gekörte. Er wehrte mit beiden Händen ab und flüsterte entzückt: „Auch so sind beide Fräuleins reizend und wahrlich anbetungswürdige Exemplare aller weiblichen Tugenden.' Therese begann langsam zum Leben zurückzukehren. „Wir hatten etwas weniges gelacht.' sagte sie und richtete sich aus. „Aber es nur der Tante nicht sagen, Herr Leutnant! Sie schilt

uns sonst aus, ich mag gar nicht dran denken.' Luise zupfte an einer Girlande, die sie in Händen hielt und Überließ es der Schwester, die Unterhaltung weiterzu- führen. Von Zeit zu Zeit freilich streifte den Leutnant ein scheuer Blick, der rvie erschrocken über seine ungeheure Kühn heit schnell wieder in den Doden versank. Ach Gatt, wie nur Therese die Sätze zu führen vermochte! Kein bißchen er schrocken war sie! Und was er nur alles sagte! „ „Wie lieblich ist dieser Ort! Wahrlich, selbst den verhär tetsten

Bösewicht müßte das junge Grün der Bäume bis zu Zähren rühren! Und mitten in diesem Reich der Träume zwei Feen, wie Nymphen im Haine Amathusias. Was meine l efche'chene Person anlangt, so weiß ich mir nichts Besseres, als still anbetend in die Knie zu sinken.' Aber er begnügte sich mit der Ankündigung, und Luise wußte es ihm Dank. Was hätte sie um Gottes willen mir anfangen sollen, wenn er wirklich — nein, er bat nur um den ersten Kontertanz und fragte, ob bis zum Feste die Eltern schon wieder zurück

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 26.08.1920
Umfang: 8
sie »tt weben hatte, waren auch noch nicht zur Hälsie fertist. .Lieber will ich auf der Stelle sterben.' erklärte sie mit Fe« ^tistkeit. „Nein, so ga-zz ohne Vorfreude und kein Willkcmmen kersterichiet und flat nichts — nein. Luise, säst das nicht im Ernst, sonst muß sch wirklich weinen.' Luise nickte. „Es ist auch nichts. Immer denkt man fick sosthe Dinst« au«, und nachher ist e« nicht«. Ich bin PDS tßriji tttstews. ■* — — Unten im Klavierfaal aber trocknete sich Tante Philipps seufzend die Austen

, weil du Kaiserlicher Be amter bist. Ja. sogar damals, als der Kaiser Joses die Drei- faltigkeitskirche schließen ließ ' „Wir wollen das auf sich bertwen lassen. Gnaden Tante. Das sind alte Geschichten. Was uns heut beschäftigt, ist aus anderen Ursachen zu erklären, und wenn es zum Konkurs kommen sollte —' „O Gott, das schreckliche Wort!' „Ev nützt nichts, wie der Bogel Strauß den Kopf in den Land zu stecken. Wir wollen dle Mädchen rufen.' »Die armen Kinder! Erst gestern kabe ich noch mit der Mlama wegen der Luise

hmerzen.' Aber Luise schmiegte sich an den Bruder und sah ihm bittend in die Augen. Wenn er nur reden wolltel Therese zupfte ihn am Kinn: „Hast du uns etwas Schönes mitge- oracht. Bruder Anton?' „Ja. Ein schönes Stück Slesseltuch für jede. Es ist im Mantelsack.' Die Mädchen dankten in überströmenden Worten. Wirk lich? Nesseltuch? Blau? Oder gar in der Farbe der neuen i Kleider? Wie er das nur Erraten hatte! O du Guter — wie schön, daß er in die Sommerfrische gekommen war — Luise otttg an seinen Lippen

einmal die Forellen lobten fiel „Unsere neuen Kleider mußt du sehen. Anton.' sagte sie schließlich bekümmert, iveil keiner sprach. „Freust du dick nicht auf das Schützenfest?' Da brach die Tante plötzlich in Tränen aus. Es war zu viel, sie konnte vicht mehr. Luise schlang erschrocken die Arme uin sie. „Was haben Sie nizr. Gnaden Tante'-' Hat An'.on eine trübe Nachricht von den Eltern gebracht? Ist Papa krank?' Sie sah von einem zum andern. Therese machte nun auch Miene zu weinen, und Anton bliärte so ernst

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Seite 5 von 8
Datum: 15.09.1920
Umfang: 8
gegangen." sagte die stubnerin noch. Und daß er der Luise ein Pulver und etwas mm Schwitzen eingegeben hätte; dann fuhr sie wie ein Blitz aus der Küche, weil es vom Saal her geschellt hatte. Aber der Naz war fertig mit dem Essen, schob die Schüssel zurück, betete und hielt dann eine kurze Rede, ohne daß jedoch die Köchin ihm die Ehre des Zuhörens schenkte. „Meine liebe Jungfer." sagte er bedächtig und zog ein paar Mal an der Peife — «ich bin alleweil ein Lotter ge wesen und bleib ein Lotter mein Lebtag

. Das ist wahr und ausgemacht wie das Amen in der Kirche, indem daß ich mein Luise antwortete nicht. „Ha, die Freunde!" sagte Therese geringschätzig. „Wenn du halt Onkel Franz damit meinst . . . Der aber schceit durchs Haus, daß man sich vor den Domestiken recht genie ren muß." „Ist der Derklagrer fort?" „Ja, in aller Frühe." Darauf legte sich Luise wieder in die Kissen zurück und sann. Nein, es war vergebilich. sich ausdenken zu sollen, was nun alles kommen mußte. Wer konnte wissen, was i h n zurückhielt

. Du und die Gnaden Tante und Anton und noch einer, den ich nicht erkennen konnte — ja. und da habe ich so viele Zähren ver gossen, bis Kaspar Löffler kam und mir eine Sclreibe gab ... und da lachte einer so häßlich zu Mittag stehe ich aber auf. Ach. es wird heiß fein in der Stadt. . ." „Ei. da kommt die Delama ... du. der traue ich zu, daß sie voller Freude ist “ Aber Luise verfolgte hartnäckig ihren trüben Gedanken gang. Ja. es würde recht heiß sein in der Stadt: man müßte sich im Steinsaal halten

des Brunnens noch her auf. und das ferne Kreischen einer Säge. Die Fliegen an /de>/ Zimlmerdeiüile -chwäiin^en um einen dunklen FleÄ. krochen übereinander, fielen gleichsam in das Zimmer hin ab und schwangen sich dann in wirbelndem Durcheinander wieder in die Höhe. Luise sah ihnen gedankenvoll zu und schluckte an den Tränen, die immer wieder aussteigen wollten. (Fortsetzung folgt.)

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Seite 8 von 16
Datum: 12.09.1920
Umfang: 16
Huldfchiner. lNachdruck verboten.) Luise schlüpfte schnell ins Nebenzimmer. Die Tante folgte an Antons Arm nach und bestürmte ihn immer noch mit auf- geregten Worten. Nein, was war es auch. Er vextrat doch den Vater, und nun hatte er sich schon zwei Stunden um nie manden gekümmert. Das Therefl tanzte, aber die Luise — jetzt kam der Leutnant gewiß nicht mehr, das Menuett war ja schon bei der dritten Figur. Et. diese Herrn vom Regi ment Migazzi, man wußte ja. daß es die größten Champag- nerschläuche

waren, mit Reverenz zu vermelden... aber noch war man eine Pilgram und verlangte Ehrerbietung — Luise standen die Augevoller Tränen: wie ging es nur zu. daß er nicht kam! Und oie Tante hatte gewiß nicht r>-'' Aber da fragte Anton, ol sie sehr müde seien. Ja. gewiß, die lern*; war müde, sich mißachtet zu sehen, in allen Fingern zuckte es ihr — ..Nun, dann wollen wir nach Hause.' sagte Anton. Luise erschrak. Jetzt nach Hause? Sie dachte doch — er hatte ja gesagt, wegen des Gnaden Papa — und Therese, die doch tanzte

nur fröhlich sein! Hastig hüllte sie sich in ibr Svitzentuch... nur fort... nur fort! Daß man endlich weinen konnte! M wie das Luise! zitterte! Gott sei Dank, da kam Therese! „Ich sah euch gehn.' sagte sie außer Atem, „und habe dem Hochegg den Abschied gegeben: nun steht er drin und mag offensieret sein, wenn er will. Gott, wir gehn nack Hause? Wie bin ich froh!' Ein Diener kam vorbei, in jeder Hand ein Tablett mit gefüllten Weingläsern. Anton half den Schwestern in ihre Tücher, und Therese küßte

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Seite 5 von 16
Datum: 05.09.1920
Umfang: 16
Bäiz- men war so ein recht behaglicher Schatten, und als es Mittag läutete, dutzte man sich schon allseitig — und während drüben im Schießstand Herrn Geizkoflers Königstum schon lange ein schmähliches Ende bereitet war, stiegen auf der Wtrtswiese Lieder zum blauen Himmel auf, die weder mit den trüben Zeitläuften noch überhaupt mit menschlichen Kümmernissen etwas zu tun hatten. » Es war schon spät am Nachmittag. Luise saß bleich und schön neben Tante und Schwester und starrte auf den bunten Vorhang

, der die Szene noch verhüllte. Herr von Altlechen stand eifrig schwatzend bei den Damen, und jedesmal, wenn er sich mit höflichen Worten an Luise wandte, verbreitete fiel; über ihre Wangen eine leichte, liebliche Röte, wie der Wider schein ferner Abendwolken auf einem Teich im Schutze lang wehender Weiden. Eine dumpfe Angst war in ihr. die mit -einem scheuen Gefühl heimlichen Glücks um 1 die Herrschaft rang. Gott, wie lang war so ein Tag! Was konnte man nicht alles denken und hoffen! Ach. wenn man doch immer

Luise.' Das Mädchen senkte erschreckt die Augenlider, daß die langen Wimpern wie zwei Sammetoorhänge leichte Schatten auf die Wangen warfen, und flehte: „Das darf der Herr Leut nant nicht sagen.' „Es ist die lautere Wahrheit.' Die Delama rauschte auf der Suche nach einem Platz vorüber und schlug scherzend mit ihrem Fächer nach dem jun gen Mann: Ah. das ist ja wohl auch einer von den nächtlichen Seladonenl Wie? Rennt er das Scheibenschießen?' „Ich fürchte,' seufzte er. „der beflügelte Gott

hat mich zu letnem Ziele auserkoren. Und nicht Anton von Pilgram wird heut Schützenkönig, sondern Amor, der Schalk. Fch weiß mich nicht zu retten vor seinen Pfeilen.' Die Delama lachte wohlgefällig und nickte Luise zu. ..Fa. so reden sie. Aber du darfst nicht hinhorchen. Sie sind alle noch von gestern abend betrunken. Kind. Und dazu haben sie heute beim Essen zuviel Muskateller gehabt. Der steigt ihnen in die armen Köpfe, und dann werden sie galant.' „Aber Fmma,' sagte die Tante und sah empört aen Him mel

- men. und Luise sah mit angstvollen Augen zu ihm auf. Wußte er am Ende schon etwas? Um Gottl „«Ich gönne es dem Anton,' sagte die Delama. ..ick ivüßte mir keinen würdigeren Schützenkönig auf der Welt. Man ist ganz enchanttert von seinem ganzenGekaben und der nuten Art, womit er alles zur Raison gebracht hat, Niemals, sagen sie. ist auf einem Schießen so viel weise Ordnung gewesen wie heut. Schade, daß deine Leute heut nicht hier sind liebste Fmma. sie hätten sich an dem Triumph ihres Sohnes reckt

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Seite 5 von 12
Datum: 29.08.1920
Umfang: 12
. Für da« gewesene Plebiszitgedtet Schleswigs waren in letzter Stund« zu der bekannten Ausgabe noch Ergänzungswerte zu 8b Oere, 2, 8 und 10 Kronen er schienen. Es sind dies Freimarken in Schleswigmusier mit dem Aufdruck uer dänischen Wertbezeichnung und „1. Zone. 38 Oere yelloraun, 2 Kronen blau, 6 Kronen grün und 10 Kronen tarmtn. Alle Pletnezitinarten dürfen derzeit aufgebraucht werden. 12 ) Das adlige Schützenfest Erzählung von Richard Huldfchlner. lNachdruck verboten.) „Luise. Luise, was hast

sie bedrückt hinzu: „Ach. wenn es doch immer weiter regnen wollte: dann brauchten wir nicht auf den Ball zu gehen.' Aber Luise weinte nur stärker, und Therese wußte nichts mehr zu sagen. * * * Beim Grafen Mansfeldt war großes Diner an diesem Abend. Nach dem Essen waren die Gäste aus dem Speise- saal in den Park hinausgetreten und standen nun.bald da. bald dort, wie es der Zufall brachte, plaudernd herum. Auf einer kleinen Felsenkanzel, die vom Geländer eingefaßt wie ein Balkon gegen das wett tn der Tiefe

zu — „wir wollen nichts mehr hören vom unholden Krieasband werk. Sag uns lieber, was für ein Kleid die Luise Vilgram beim Ball tragen wird. — Wie? — Das weißt du nickt» Nun mach dich nur auf meine Ungnade gefaßt. Was treibst du denn immer drüben, wenn du nicht einmal da« zu mel- ben weißt?' „Er hört den weisen Moralreden der Tante zu und hält ihr die Arme hin als einen willkommenen Haspel für Garn. Herkules und Omphale.' höhnte Aichach. Aber jetzt fuhr die Delama dazwischen. „Ihr junges Volk, wollt ihr mir wohl meine gute

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 08.09.1920
Umfang: 8
Vorstand. 20 ) Das adlige Schützenfest Erzählung von Richard huldschiner. (Nachdruck verboten.) Nein, sie hörte nichts und sah nichts, und alle die schönen Worte, die er an sie verschwendete: „angebe- teter Engel — seraphisches Mädchen — Luise, meine teuerste Luise, ich beschwöre dich' gingen in der Seligkeit unter, die so unerwartet aus der Nacht tiefsten Kummers sich empor gerungen batte. Und dann auf einmal kam es mit Schrecken über sie: um Gott, in dunkler Nacht — allein mit einem Mann

sich in den Saal zurück, wo die Gäste ihre Plätze wieder einzu- nehmen begannen. Luise saß schon neben der Tante, hatte den Kopf hartnäckig gesenkt und gab auf alle Fragen nach den, Eirund ihres langen Ausbleibens gänzlich verwirrte Antworten. Um nichts in der Welt hätte sie setzt aufzublicken gewagt. Therese langweilte sich. Puh alle diese Menschen, und wie nur Sibylla von Superberg schnippisch gewesen war; wenn die erst wüßte — Ein Glockenzeichen ertönte, und mit einen, Schlag sank das Getöse eines vielfach

und unwahrscheinlich genug benah men. so daß mancher schlecht unterdrückte Ausruf des Ent setzens aus den Reihen der Zuschauer aufstieg. Aber Luise sah und hörte nichts, lächelte vor sich hin. drückte der Schwe ster die Hand und wagte von Zeit zu Zeit unter schattenden Augenbrauen einen scheuen Blick über den Saal. Und Jupiter erbarmte sich der Welt. Er redete viel mit Hephästos, der sehr natürlich zu hinken wußte, und ver zunderte Venus, also, daß sie plötzlich Gefallen an dem rußi gen Schmied fand

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Seite 5 von 8
Datum: 10.09.1920
Umfang: 8
den Mund. Alberner konnte man schon nicht mehr sein als diese Klara. m »Zünd eine an,' sagte sie. „Du kannst es ja einmal mit Bozen versuchen.' «Wie du gottlos bist,' erwiderte Klara. „Meinst du wirk lich, ich würde eine solche Sünde auf mich laden?' ..Du wirst es jedenfalls beichten müssen, denn wenn man dergleichen nur denkt —' . »Ach geh, ich bin dir böse.' _ ti Isabella küßte sie. unb da gab sie sich zufrieden. Luise lächelte nur, ließ die Augen wandern und suchte; aber die weiß». Uniform

zu thr gesprochen hatte. „Seht nur. wie Luise sinniert.' sagte die Kcmtesse Mansfeldt. »Ei. sie ist verliebt,' behauptete Barbara von Gufidaun. «Sie wird sa ganz rot.' ... Aber Therese nahm sich der Schwester an. ..Es lohnt sich ta nicht/ sich zu verlieben. Sie trinken sa immer und riechen dann nach Wein, »venn man mit ihnen den Deutschen tanzt.' «Wird heute wirklich Deutscher getanzt?' fragte die ältere Geizkofler sehr erregt. ..Ich finde es nicht hübsch, daß man so rohe Tänze beim Ade! einaesührt

, meinte Barbara. Gewiß und wahrhaftig. Herr von Aichach hatte gewankt, als er durch den Saal ginn. Was? Aichach? Der Leutnant? Der beste Tänzer! Die Herren von der Kaufmannschaft reichten ihm nickt das Was ser. Ach, überhaupt diel Pst, — leise die drüben können alles hören. Sie sollen nur. man fragte nicht so viel danach — übrigens wißt ibr schon, wer Schützenkönig wird? Der Kreissekretarius Pilgram. Alle sagen es. Der Anlelm Botsck ist ganz wie wild vor Neid. Gott. Luise, du weißt gar

nicht, was für einen Bruder du hast. Ist es wirklich wahr, daß er immer noch an Atta von Glanz denkt? Sie follj etzt bei den Tertianerinnen in Kaltern sein. Mein Gott. Luise wie bist du mif unaufmerksam. Man fragt dich etwas, und du ant wortest etwas ganz Verkehrtes . . .O Gott, die spielt die Musik ja schon wieder Ein paar Herren kamen auf die Mädchen zu. und mit einem Male wurde es grabesstill. Und keine, die.' zum Tanze geholt, mit ihrem Kavalier den Saal durchschritt, konnte es unterlassen, den Zurllckbleibenden

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Seite 6 von 8
Datum: 17.09.1920
Umfang: 8
. Aber n,an wird ihn nicht vermissen.' „Nein, man wird ihn nicht vermissen,' wiederholte Luise mechanisch. Mit den Händen umklammerte sie fest die Armlehnen ihres Sessels; es drehte sich alles vor ihr in rinem tollen Wirbel. ' Sie suchte sich aufzurichten, wie aus weiter Ferne drang die Stimme der zornigen Tante zu ihrem Ohr.'durch einen dichten Nebel sah sie. daß Therese erschrocken voi, den Knien aussprang anb zu ihr eilte. Und die Tante sprach und sprach, klagte alle Welt und seden einzelnen heftig an... nein, mann

war nicht auf der Brennsuppe dahergeschwom- m-'n, und nichts berechtigte so einen armseiigei, Leutnant, sich über den Ansland und glle gute Manier himregzusetzen; Gort sei Dank, man vergaß keinen Tag. was man seinem Namen schuldig war... „Gnaden Tante, der Luise wird schlecht.' schrie Therese auf einmal und sprang der Schwester bei, die mit gläsernen Augen starr ins Zimmer schaute; „um Gott, das Ntechsalz, Tante?' Aber ehe noch die erschrockene Tante den Flacon gefun den hatte, der auf dein Toilettentisch stand

, hatte sich Luise schon wieder erholt, lehnte sich tief ausseufzend in den Sessel zurück, und lächelte matt. „Es ist nichts.' sagte sie dann, „es ist nichts... mir wurde nur übel — von dem — Salbeigeruch... es ist nichts.' » » • Sechstes Kapitel. Herr Dominik Anselnms Weinprechtner trat aus der Tür des Bauernhauses, in dem er seden Sommer ein be scheidenes Stübchen bewohnte, auf die Straße hinaus, ein Perspektiv in der Rocktasche und in der Hand einen langen, unten mit eisertwr Spitze bewehrten Haselnußstock

. Er hatte eigentlich vorgehabt, im Pilgramhaus einen untertäni gen Besuch zu machen und seiner sungen Freundin Maria Luise allerhand Tröstliches zu sagen, wie zum Beispiel, daß der wahre Reichtum nicht in Gold und Edelsteinen, sondern ln einem lauteren Demiit bestehe, als welches köstlicher sei denn Indiens Schätze. Aber da er sich nicht sicher fühlte und eigentlich fürchtete, von Tränen, die etwa geweint würden, selbst zu unziemlichem Jammer mit hingerissen zu werden, so beschloß er. den schweren Gang

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Seite 4 von 8
Datum: 04.05.1921
Umfang: 8
die jenigen, die nach altem, imciusrottbarem Bozner Theaterniisibrauch MXKtr*vufs~s* Goldjäger. Ulomati von Wintij Wvth c. 60 (5fffe Rechte Ootbefiulten- SflatfjbtitJ uerBoteu.) Dolo errötete vor sich selbst. Nein, er kannte Marie- Luise zu gut. Latte sie nicht Doktor Mengler.sehr gart und Msch abgrwiescn, als er einige Tage nach dem Tode der WucNir kam, »mx Mary'lis an-uhaltea? Sehr brav hnlle sie eS mit dem armen Kerl gemc-ichk, Kr4 Knistte Golo zugestrl-en. Mengler selbst war ganz Aes rührt darüber

unverwandt auf die zersplitterte Eiche gerichtet. ,Mary'lis!' rief er fast janchtzend, imd stürzte ihr ent gegen, ,cku lebst, du bist gesund, Gott sei gedankt.' Und er kniete vor ihr nieder und küßte ihre kleinen, vom Regen nassen Hände, nnd preßte sie an seine Sitzen, brennenden! Augen. Und Marie-Luise stand wortlos in ihren nassen, trie fenden Kleidern vor ihm und ließ es gesehen, nur in ihren großen, blauen süßen Augen glänzten schimMemde Tränen. „Du weinst, Mary'lis,' jubelte Golo, „)varum weinst

in Mein jetzt so stilles Haus zu holen. Dem Witwer mit den vier Waisenkindern telegraphieren wir ab. — Was, er ist gar; kein Witwer mid hat gar keine Waisenkinder, na, es ist egal, nicht er, sondern ich heirate dich.' ! „Und die Millionen, wo bekommen wir die her?' fragte Mckne-Luise, innig ihr Köpfchen an Golds Schulter schmie- Ö mtö schelmisch tzu ihm ausblickenb, so daß ihm aus ihren m ein ganzer Himmel von Glück entgeckenlachte: „Tu wePt doch, daß du früher immer erklärt hast, ohne eine Miulion ginge

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Seite 6 von 8
Datum: 27.08.1920
Umfang: 8
nicht weniger eiittcägllch wäre. Das adlige Schützenfest Erzählung von 10) Richard huldjchiner. (Nachdruck verboten.) Er sprach leise und müde, hielt Luise bei der Hand und sah mit [emeit ernsten, guten Augen bald die eine bald die andere an. Die Tante hielt ihr Spihentuch an die Augen gedri.ckt and schluchzte. Liber die Mädchen begriffen nicht. Warum sollte Gnaden Papa nicht bald kommenik Er war doch nicht lnaiik? ' „Seht ihr,' >agle Antotl -- „bis alles geklärt ist. scheint es aus vielen Gründen besser

, daß er iti der Schweiz bei den Verivuiidteil bleibt, welche hellen ivoilen. während er in'Bo zen augenblicklich seinelii eignen Vorteil im Wege wäre. Dtp ! versteht ihr nicht so. Laßt euch damit begnügen.' '\ In Luise erwachte ein dumpfer Scipnerz. Wie dennl ! Und sie hatte sich doch Vorstellungen gemachi. als ob. Ader I Therese war zufrieden, daß wenigstens niemaiid krank ivar. ! fragte, ob sie denn nun ganz arm seien, arid legte ell!schlt4,en ! die Arme aus den Niiäteii. Sie dachte an eine bettelnde

! Und Kein Heiratsgut! Bah. -ras machte sie sich aus dei> jüngeren Herren.' Ja. wenn einer so u-tiee tvic vimon! 'Aber sie toareii alle gleici, dumm tmb gezi -rt. llnb wnhrhchiig, der Sohn vom Äteclianlilcaiicelliere VoJch fti sich die Au.icubrnw'n ... Aber Luise, war vor der Taute i'.iedergekuiei und vergrub das BesiäK in 'hreut Schoß. Ii,re Schauern züchten schmerz- lich' es war eine so vollkowinene Hingabe, daß das alte Fräulein zu tveinen aushörte. rmd ff» stürmisch zu liebkosen begann, „jju armer. .Kind

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