hatte der deutsche Abgeordnete im italienischen Parlament, Baron Paul Sternbach, versucht, die Frage der deutschen Minder heiten in Südtirol auf die Tagesordnung der Union für Völkerbundsligen zu bringen. Nachdem dieser Versuch meh- reremale durch den Widerstand der Italiener gescheitert war, beschloß die Salzburger Tagung der Union im Ok tober 1926, daß die betreffende Frage in der ständigen Minoritätenkommission im Februar 1927 besprochen werden sollte. Nachdem es sich aber als ungewiß herausstellte
, ob die deutschen Delegierten die Reisebewilligung nach Brüssel, wo die Tagung stattfinden sollte, bekommen wür den, forderte Baron Sternbach mich aus, die Sache der Tiroler vor der Kommission zu vertreten. Ich lehnte diese Aufforderung ab, weil ich mir durchaus einen objektiven und unparteiischen Standpunkt bewahren wollte. Von einer Winterreise in die Schweiz, die ich schon lange mit meinem Mann geplant hatte, machte ich dann aber Gebrauch, um einen kurzen Abstecher nach Südtirol zu machen. - An maßgebender
Terrorismus vorüber war, glaubte ich dieser Warnung keinen allzu hohen Wert beilegen zu müssen, und, wie der Erfolg erwiesen hat, mit Recht. Heimlich wollte ich jedoch nicht hingehen. Ich schrieb einen Brief an den Vizepräsidenten der Union, Prof. Gannini, wobei ich ihn von dem Zweck meiner Reise in Kenntnis setzte und ihn bat, mich beim Präfekten von Bozen, an den ich mich in erster Linie zu wenden dachte, einzuführen. Das Berbannungsgefetz. Ich kam am Abend des 25. Januar nach Bozen, nachdem Baron
in die Verbannung geschickt werden kann. Der betreffende Beschluß wird gefaßt von einer administra tiven Kommission, der der Präfekt der betreffenden Provinz vorsitzt und deren weitere Mitglieder der Quästor, der Staatsanwalt, der Präsekt der Gendarmerie und der Prä fekt der Miliz sind. Damals war das Verbannungsdekret Noldins noch nicht erlassen; die Freunde des Verhafteten machten sich aber wenig Hoffnung. Baron Sternbach er zählte mir, wie er mit seinem Kollegen, dem Abgeordneten Dr. Tinzl, beim Präfekten
und — belohnt. Nachdem auf der Salz-?; ; burger Tagung der Union der Völkerbundsligen auch die ‘ öffentliche Behandlung der Südtiroler Frage beschlossen war, wurde auf die deutschen Delegierten, insbesondere ; auf Baron Sternbach, ein gewisser Druck ausgeübt, daß er ' auf die Diskussion verzichten sollte. Es wurde dies verlangt als ein erster Beweis einer loyaleren Gesinnung der Süd- tiroler, wovon sie an und für sich noch keine Erwartungen auf eine Besserung ihrer Lage erhoffen dürften