worden sein. Feuilleton. Ritter Oswald von Wolkenstein, Abenteurer und letzter Minnesänger. Als in Deutschlands flachen Gauen die edlere Dichtkunst bereits verblüht hatte, daS Helden- und Minnelied sinniger Ritter verhallt war, und in deren Fußstapfen tretend großen- theilS nur mehr Handwerker unter dem Namen Meistersänger, welche die Dichtkunst nun ebenfalls als Handwerk: trieben, auf den Bänken der Kneipen und Schankstuben ihre Volksweisen und gemeinen Reimstrophen sangen; blühte die edle Blume
ihnen in diesem Zeiträume noch ol5 Pfleger» jener Alpenblume und als Minnesänger voran: Ftiederich von Sonnenburg, ein geistlicher Dichter um 1273 und Hartmann von Starkenberg um 1290. — Alle bisherigen übertraf aber, obgleich der spakste unter ihnen, Ritter OSwald von Wolkenstein, ein Zeitgenosse und- Geaner Herzog Friedrichs mit der leeren Tasche. Er war ein jugendlicher Abenteurer, und zugleich der letzte deutsche rit terliche Minnesänger, welcher dem von Friedrich gedemüthigten Ritterthume in Tirol gleichsam raS
. Seine Stimme war klangvoll und rein. Allein die in den Ritter-Romanen herumschwärmende Phantasie machte ihn selbst zu einem Abenteurer, und brachte ihn schon in einem Alter von zehn Jahren auf den Einfall in die weite Welt zu wan dern und kühne Abenteuer zu bestehen. So zog er im Jahre 137? auf eine Kreuzfahrt mit mehreren Tirolern gegen die heidnischen Preußen und Lithauer. „Drei Pfennige und ein Stücklein Brod im Sacke, daS man dem Knaben als Wegzeh rung auS dem Vaterhause mitgegeben, lies er zu Fuße
machen, warf aber schon in Genua den Pil» gerrock weg, segelte mit Kauffahrern nach Egypten, wanderte durch Arabien in'S gUobte Land, wo er zum Ritter deS heil. GrabeS geschlagen wurde. Auf dem Rückwege besuchte er Rom, Florenz Und andere Städte Italiens. AlS er wieder heimkam, fand er sei» nen Vater Friedrich auf dem Todbette.- Nach dessen Ableben bekam Oswald als väterliches Erbtbeil Hauenstein und Kastel- rutt, während sein Bruder Michael Trostburg, VillanderS und Wolkenstein, Leonhaev, der dritte